Sonntag, 12. Januar 2014

Ab in die Pampa

Es ist warm heute! Die Jungs machen Frühsport - Lennart ist der Vorturner, die beiden Anderen müssen alles nachmachen. Sieht gut aus, wie die Zwanzigjährigen in der Sporthose gymnastizieren!
Meine Reparaturen scheinen erfolglos gewesen zu sein, die Lisl hustet weiter. Mit stotterndem Motor den etwas schwierigen Pfad von meinem Zeltplatz wegzufahren ist eine ganz schöne Herausforderung! Am Tankrucksack versagt ein Reißverschluß nach dem anderen. Ich gehe noch hoch zum Haus um zu zahlen, mich in's Gästebuch einzutragen und Auf Wiedersehen zu sagen. Claudia wird den Tag zu Hause ohne Trubel genießen, alle anderen sind im Aufbruch mit Pferden und Quad zu einem Badesee.

Erstes Ziel ist heute das nahe El Bolson. Tanken, Internet, Geld besorgen. Einkaufen? Die drei ersten Dinge klappen wie am Schnürchen, außer daß ich nicht so viel Geld bekomme, wie ich gerne hätte. Als ich losfahren möchte, spricht mich ein älterer Österreicher an - das übliche "woher, wohin". Ob ich immer auf der Piste bleiben würde, oder hier die Asphaltstraße nehme? Ob ich Probleme hätte? Ja, die Lisl läuft nicht ordentlich. Der Sprit hier enthält fast immer Wasser, meint er. Kann schon sein - die Lisl spuckt und hustet sich schrecklich durch die Ortschaft. Ich kann aber nichts machen - in den Vergasern war gestern kein Wasser zu sehen. Einzige Maßnahme ist, außerorts mal richtig Gas geben! Durchputzen. Die hohen Drehzahlen mag die Lisl - sie schluckt nur noch selten und hört schließlich ganz auf damit. Lisl rennt wie ein Wiesel! Lediglich im Stand oder bei niedrigen Drehzahlen ist sie noch ruppig - dann soll sie eben rennen, wenn ihr das lieber ist. Die Ladespannung scheint ok zu sein, zwar niedriger als bisher, dafür aber konstanter.

Die Seen- und Flußlandschaft weicht breiten Tälern. Die umsäumenden Berge sind oft noch schneebedeckt - ein wunderschöner Anblick. Die Lisl rollt und rennt - hier scheint es ihr gut zu gehen. So fressen wir Kilometer um Kilometer. Immer wieder erklärt ein großes Schild, daß die Falklandinseln (Malvinas) für immer zu Argentinien gehören! Hartnäckig. Von der Sierra kommen wir in die Pampa - die Berge werden flacher, hügeliger und verschwinden schließlich ganz. Bäume werden seltener, dann gibt es noch Büsche und schließlich nur noch ganz niedere Sträucher und Gräser. Kein Mensch, kein Tier sind zu sehen. Nur Straße und Autos.
Immerhin sind die Autofahrer hier erfreut über unseren Anblick. Sie geben Lichthupe, winken und zeigen den Daumen nach oben. Ganz das Gegenteil von Peru!
Viele "Amaroks" (geländegängiger Pickup von VW) gibt es hier! Mit diesem Fahrzeug liebäugle ich schon lange! Ob ich mir wohl einen mitnehme - so als Andenken?
Ach, und hordenweise begenen uns heute Motorradfahrer! Gut bepackt, große Maschinen. Ob die wohl einen Wochenendausflug in die Berge machen? Oder ob die alle zum Ziel der PD (Paris-Dakar) fahren wollen? Das müßte in etwa einer Woche oben im Norden von Argentinien sein.

Ich schaue schon eine ganze Zeit nach einem Nachtlager ohne etwas zu finden. Neben der Straße ist ein breites Kiesbett, dann beginnt die Pampa mit festen hügeligen Pflanzenpolstern. Und nach 20 m begleitet ein Zaun rechts und links die Straße - also keine Chance. Keine Nebenstraße, kein Feldweg...doch, hier geht es hinunter zu einem Gatter und der Sandweg ist eben und scheint nicht befahren zu sein. Das könnte brauchbar sein. Kaum hab ich den Helm abgenommen, da überfallen mich die Bremsen - riesige, bissige Viecher! Die haben mich bestimmt aufgefressen, noch bevor das Zelt steht - hier kann ich nicht bleiben!
Auf der Karte zweigt in wenigen km eine Nebenstraße ab, vielleicht ist dort ja was zu finden? Grober Kieselschotter empfängt mich. Und Lucas. Ein Motorradfahrer aus Kanada, der froh ist, daß diese Piste endlich ein Ende hat! In 160 km käme ein schöner Platz!! Es ist halb sieben abends und die Piste will ich ja gar nicht fahren! Also zurück auf den Highway. Ich fahre. Und fahre. Ich weiß gar nicht, was ich hier eigentlich tue oder erwarte, aber ich kann ja nichts anderes tun als weiterfahren. Vielleicht verschwinden die Flugviecher ja in der Nacht? Aber die Tage sind hier mittlerweile seeeeehr lang; so lang kann und will ich nicht mehr fahren. Zwei Ortschaften - sind auf meiner Karte verzeichnet. Keine Ahnung, was ich mir davon erwarte, aber bis dahin will ich durchhalten. Die Ortschaft besteht aus EINEM Haus, eingezäunt. Weiter.
Die Straße wird schlechter und zu guter Letzt ist eine Baustelle angekündigt. Direkt am Beginn steht eine verlassene Tankstelle (übrigens - mein Sprit wird ganz schön knapp!) mit großem ebenem Vorplatz. Egal, da bleibe ich jetzt!

Es ist eigentlich kein besonders attraktiver Platz. Genauer gesagt ist er scheußlich, vermüllt und stinkt! Auch hier fressen mich die Fliegen auf. Also, Mund und Augen zu und nur das Nötigste getan - Innenzelt ohne Unterlage! Das ganze Gepäck hineinwerfen und hinterherhechten! Aber diese Mistinsekten sind schneller - im Zelt ist es kaum besser als draußen. Immerhin habe ich jetzt meinen Waschbeutel mit dem Mückenspray; wollen doch mal sehen, wie das den Viechern schmeckt. Ich sprühe schnell das ganze Zelt von innen ein - wenige Minuten später habe ich Ruhe. Ich finde ein paar abgestürzte Mücken - also scheint das Zeug nachhaltig zu wirken. Vielleicht kann ich mich ja bei Dunkelheit wieder raustrauen?





http://www.gpsies.com/map.do?fileId=epblmzhiqnpvrynp

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