Zwischen den Geröllfeldern am Strand gibt es glatte Sandabschnitte. Ich dachte gestern, da könne man bei Ebbe shön spazierengehen. Aber es WAR Ebbe. In großen schäumenden Wellen kommt der Pazifik jetzt immer näher. Ich liege im Zelt, das Rauschen des Meeres beruhigt mich gar nicht! Meer bleib weg! Es tost und grollt. Ich kann die Kieselsteine rollen hören - die sind zwischen faust- und kopfgroß! Mein lieber Scholli, muß das Wasser Kraft haben! Die Tsunamischilder fallen mir ein, die hier überall aufgestellt sind. Ich plane schon eine Strategie für eine schnelle Flucht. Meer bleib weg! Irgendwann bin ich eingeschlafen.
Am Morgen - Nebel und dichte Wolken. Aber es ist Salznebel. Der legt sich auf die Brille und die Rückspiegel - nur nicht abwischen, das macht die Schmiererei nur noch schlimmer. Nach einigen hundert Metern zweigt tatsächlich eine Piste ab, genau dahin, wohin ich wollte. Auf der Karte war nichts verzeichnet. Man muß ja auch mal Glück haben. Der Belag ist wie gewohnt aus lehmig-rotem Sand, festgefahren und mit Gummiabrieb geschwärzt. Aber heute glänzt er. Ich mache die Stiefelprobe - ja, die oberste Schicht ist ganz glitschig! Hola Lisl, gaanz laangsaam! Auf diese Weise (langsam - aber stetig) sind wir mittlerweile allen anderen Karibik-Kreuzfahrern ein ganzes Stück voraus. Die meisten treiben sich noch in Peru herum. Aber hier in Chile kann man ja auch nichts anderes tun als fahren, immer in eine Richtung (Süden); so kommen wir ein großes Stück voran!
La Serena ist heute die einzige Abwechslung auf meiner Fahrt. Dort will ich auch die Internetarbeiten erledigen. Es gibt eine Küstenstraße, die wir entlangtingeln. Langsam und genüßlich. Der Sandstrand ist zig km lang! Eine breite Promenade lädt zum joggen, rollebladen, radfahren...ein. Am Vormittag tummeln sich nur wenige Menschen am Strand, überall sind noch die Überreste der Silvesterparty zu sehen. Ein Hotel reiht sich an das andere, die meisten als Hochhäuser mit Swimingpoo, aber auch ein paar wohnlich aussehende Bungalows. Hier müßte es ja jede Menge Strandrestaurants geben? Ja, aber die machen alle erst um 1 Uhr auf - und außerdem hat fast keines WIFI. So muß ich warten, bis die einzige Pizzeria mit Internet öffnet. Ich parke die Lisl. Als ich den Helm abnehme, fällt mir eine große Spinne vom Kopf - die habe ich doch heute morgen aus dem Zelt geworfen??? Ist die doch glatt per Anhalter im Helm mitgefahren!
Ich setze mich noch ein wenig an den Strand. Vor mir wird eine kleine Hütte (ca. 2,5 x 2,5 m) gebaut. In der guten halben Stunde, in der ich dort sitze, schaufeln 2 Männer Sand wie verrückt. Aber die 4. Seite des hölzernen Fundaments ist dann immer noch nicht gesetzt.
In der Pizzeria suche ich mir einen Platz am Fenster dirket hinter der Lisl, so habe ich sie immer im Auge. Das Internet ist denkbar schlecht. Ein "Parkplatzwächter" schiebt die Lisl zur Seite, ich will schon aufstehen, aber erst beobachte ich, ob er ihr was antut. Nein, alles gut gegangen. Als ich später hinausgehe, werde ich von ihm mit einem Wortschwall empfangen. Ich verstehe gar nichts, aber es klingt ziemlich vorwurfsvoll - da will ich auch nichts verstehen. Ich zucke mit den Schultern und sattle die Lisl. Ich höre was von "Gringo" und als ich davonfahre ruft der Kerl mit wütend nach "Was ist der Dank?". Tja, wofür, guter Mann???
Die Autobahn ist so eintönig. Und keine Chance, ihr zu entkommen. Es gibt keine andere Straße. Ca. alle 20 km kommt eine Ausfahrt, die - mal oben drüber, mal unten durch - auf die andere Seite führt, um zurückzufahren. Nicht einmal hier gibt es ein Entrinnen! Und so fahren wir und fahren... Einen Kampf müssen wir allerdings dabei bestehen - den gegen den Wind. Meist kommt er von rechts vorn, greift unter den Windschild vom Helm und reißt ihn nach hinten. Plötzlich greift er aber voll von links an und wirft die Lisl aus der Bahn. Da zwischen uns und dem Meer ein Bergrücken ist (und ich dachte, die Autobahn führt schön ander Küste entlang...), sucht sich der Wind alle möglichen Bahnen. Mitten auf einer Brücke wechselt der Wind plötzlich von rechts nach links - wir fahren schon nicht schnell, aber das ist tückisch!
Obwohl die Sonne sengt, ist die Luft ziemlich kühl, kaum daß das Thermometer über 20 Grad ansteigt. So werde ich den ganzen Tag den Pullover nicht los, ich schalte sogar gelegntlich die Griffheizung ein!
Wo soll ich übernachten? Auf der Autobahn geht das wirklich nicht - es gibt nicht einmal Rastplätze, die man notfalls mißbrauchen könnte. Bis nach Villos ist es mir zu weit, zumal ich dort weder Zeltmöglichkeit noch ein vernünftiges Hotel erwarte. Eine einzige Straße zweigt hier ab - die führt kostenpflichtig und ebenfalls stacheldrahtbewehert in's Landesinnere. Also auch nix. Gerade als ich wieder auf die Autobahn will, sehe ich in der Einfahrt ein SChild "Camping" und ein geöffnetes Gatter. Steil und abenteuerlich führt ein Sandweg auf die Hügel hinauf. 2 mal dort abbiegen und es ist kein Campingplatz in Sicht. Ich beschließe, umzukehren und eine kleine Ausweichbucht oberhalb der Autobahn zu nutzen. Es zieht schrecklich!
Mein Laptop macht seit 2 Tagen wieder Zicken, es will nicht mehr geladen werden! Hoffentlich besinnt es sich wieder.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=eepdtfboiwdcmyzc
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