Dienstag, 28. Januar 2014

Wann sind wir endlich da?

Um halb sieben rumort es drüben im anderen Zelt. Eigentlich habe ich auch ausgeschlafen, also stehe ich auf. Pavel hat schon wieder fast alles eingepackt, aber ich darf trotzdem gemütlich machen und auch noch frühstücken. Um 8 Uhr sind wir schon unterwegs. Der Wind läßt heute nicht lange auf sich warten und auch verkehrstechnisch ist einiges los. Lange Zeit fährt ein Bus ganz dicht hinter mir her, bis er endlich überholt; Pavel überholt er dann bei Gegenverkehr. Blöder Bus!
Kurz darauf ist Polizeikontrolle. Wir verlassen einen Bundesstaat. Allerdings wurden wir als Touristen noch nie in Argentinien nach Papieren gefragt. Vielleicht sieht Pavel so gefährlich aus? Auf jeden Fall werden wir beide herausgewunken und müssen samt Papieren in die Station gehen. Erst nach 2 Minuten erscheint dort ein junger Mann. Peinlichst genau schaut er die Pässe und Fahrzeugpapiere an, dann klopft er schrecklich viele Daten in seinen Computer. Lust hat er gar keine! Sonst wollen sie nichts von uns. Das war's.

Es ist noch viel langweiliger als gestern! Was war in Nordamerika auf den langen einsamen Straßen, z.B. der "einsamsten Straße der Welt" anders als hier? Es ist nicht die Landschaft, nicht die Vegetation, nicht das Wetter, nicht die An- oder Abwesenheit von Zäunen. Ich glaube, es war einfach die Zeit bzw. meine Einstellung. Am Anfang der Reise war ich noch auf der Flucht. Ich hatte das Gefühl von Freiheit auf diesen einsamen Straßen. Keine Zwänge, kein Alltagsstreß. Jetzt hab ich genug davon. Wenn wir nicht ab und zu Tankstops einlegen müßten oder dürften...Pavel muß alle 150 +/- 20 km tanken. Oft genug passiert das mitten in der Pampa am Straßenrand (er hat Flaschen mit Benzin und Öl dabei). Jede Tankstelle wird angefahren. Mitten am Vormittag erwischen wir eine große Tankstelle. Kurze Pause. Ich teste mal das WiFi - gut. Also machen wir eine Pause. Pavel lädt etwas Größeres herunter, also wird die Pause lang. Da bekomme ich Hunger auf das Mittagsmenü, das mittlerweile gereicht wird. So  wird die Pause eben gaaaaanz lang! Jetzt werde ich auch noch müde! Mittagsschlaf?

Auf Pavel, in den Kampf! Laß uns ein paar Guanacos scheuchen und Busfahrer ärgern.Erst mitten am Nachmittag steigen wir unlustig wieder auf die Bikes. Wir fechten mit dem Wind, der uns beim Bergauffahren von vorne erwischt und manchmal einen ordentlichen Seitenhieb verpaßt. Aber wir bleiben trotzdem Sieger! Er fegt uns nicht von der Straße; und das LKW-tauchen kann sogar richtig lustig sein.
Guanacos scheuchen gelingt uns leider nicht - es gibt nämlich keine! Selbst denen scheint es hier zu langweilig zu sein, sie haben sich anscheinend einen anderen Spielplatz gesucht. Dann müssen halt ein paar Nandu-Familien herhalten und auf der Fl.ucht vor uns Federn lassen. Wie die sich aufplustern und mit den Flügeln schlagen! Lustig.
Aber Busfährer ärgern, das klappt. Allerdings erst, als endlich einer aufgelaufen ist und ewig nicht überholen kann, weil er nur unwesentlich schneller ist als wir.

Im linken Straßengraben grasen 3 Tiere, sehen aus wie halbwüchsige Wildschweine. Wirklich? Das muß ich genauer sehen - Umkehr. Als wir näher kommen, heben sie die Köpfe, stellen die Ohren auf und mustern uns neugierig. Jetzt sehen sie aus wie große Hasen! Wir halten an, ich zücke den Foto - das ist das Zeichen für Flucht! Die hüpfen ja davon wie Känguruhs?! Wir müssen laut lachen. Ich weiß nicht, wie diese Schweine-Hasen-Känguruh-Viecher heißen, aber ich werde es schon noch herausbekommen.

Es gibt noch mehr neue Tiere (abgesehen von den vielen unindentifizierbaren Kadavern). Zuerst nur eines, dann immer mehr - eine Art Hühner. Sehen ein bischen wie Fasanen aus, sind aber grau und haben ein Federkrönchen auf dem Kopf. Und dumme Hühner sind es - laufen einfach ganz gemütlich über die Straße. Zu spät kann ich reagieren, ich versuche noch, zwischen den beiden letzten durchzufahren, aber anscheinend habe ich eines erwischt. Tod in der Abendstunde!

Zelten wollen wir. Es gab schon zwei Tankstellen, die einen schönen großen Platz direkt nebenan hatten. Bei der nächsten wollen wir übernachten. Natürlich kommt jetzt keine mehr! Nächste Tankstelle ist in Trelew, noch ca. 70 km - sagt mein Navi. Und neben der Straße gibt es ja bekanntlicherweise nichts! Keine Estanzia in Sicht. Keine Nebenstraße zweigt ab. Zu guter letzt landen wir direkt neben der befahrenen Hauptstraße in einer kleinen Sandgrube. Von der Straße nicht einsehbar. Runter komme ich ja (mit Mühe) - aber ob und wie wir morgen wieder rauskommen, davon habe ich keine Ahnung! Pavel, der Enduro-Rennfahrer, hat uns hier reingelotst, er muß uns morgen auch wieder befreien. Unter der dünnen Geröllschicht lauert nämlich bodenlos tiefer mehliger Feinsand! Kaum haben wir abgepackt hat uns der Wind schon wieder entdeckt! Mist, war unser Versteck doch nicht so gut?

Die Route will heut mal wieder nicht geladen werden.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mupdxuxcagmaszxb

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