Bis Mitternacht hat es fürchterlich geregnet - das hätte ich im Zelt sicher nicht überlebt, ich wäre garantiert weggeschwommen.
Ich habe immer gedacht, saunieren wäre gesund. Aber die Temperatur- und Feuchtigkeitswechsel, die ich hier erlebe bringen mir nur eine ausgewachsene Erkältung ein. Die versuche ich jetzt mit Kamillentee und Honig zu bekämpfen. Mich hat's richtig erwischt mit Fieber, Kopfweh und Schwäche. Und trotz Luxuszimmer habe ich kaum geschlafen. Keiner ist da um mich zu bedauern. In Selbstmittleid versunken sattle ich die Lisl, um einfach nur zu fahren. Ich bin nicht wirklich aufnahmefähig - so rollen wir also dahin, von Stadt zu Städtchen. Überall scheint Markt zu sein. Nichts interessiert oder fesselt mich so richtig. Aber vielleicht gibt es auch gar nichts zu sehen? Oder ich bin einfach schon voll mit Eindrücken.
Es ist nicht übermäßig warm, so kann ich den Regenkombi und die warmen Socken anlassen - vielleicht hilft das auch gegen Erkältung? Immerhin bewegen wir uns den ganzen Tag über 2000 m Höhe, manchmal steigen wir sogar auf 2500 m. Wirklich bemerken tun wir das aber nicht. Ab und zu gibt es riesige Kakteenfelder - das sieht schon lustig aus. Zwischendrin weiden immer mal wieder Viebeiner, heute hauptsächlich Esel und ein paar Pferde. Esel werden wohl noch erstaunlich viel für die Fortbewegung benutzt. Die andere Transportart kenne ich schon aus Afrika, ist aber in Europa auch selten gesehen: Pickups, vollgeladen mit Menschen, die auf der Ladefläche sitzen oder stehen.
Durango ist eine häßliche Gegend, dreckig und stinkend - nach allen möglichen Abgasen und Unrat. Da ist es gut, daß eine Autobahn außen herum führt. Irgendwann ist wieder eine Gebühr fällig. Aber da stehen hunderte von Menschen und Fahrzeugen herum, sie protestieren wohl gegen Autobahngebühren. Auf jeden Fall winken sie alle Fahrzeuge durch und die armen Kassierer sitzen machtlos in ihren Häuschen. Hab nix dagegen.
Plötzlich erwacht mein Navi wieder aus dem Koma!!! Der Bildschirm spricht mit mir und auf manche Knöpfe reagiert es schon. Es versteht mich noch nicht ganz, aber ich bin guter Hoffnung! Die Touratech-Leute haben es schon abgeschrieben und mir geraten, ein neues zu kaufen. Hier unterwegs? Ne, nicht mit mir! Dafür zeigt der IMO (Bordcomputer) jetzt Spätfolgen der Wasserschlacht - die Zeit ist stehengeblieben und folglich stimmen auch die "Tageskilometer" nicht mehr.
Ich bin sehr müde und suche schon bald ein Plätzchen. Von der Hauptstraße weg, nach wenigen hundert Metern geht ein Feldweg an einer Mauer entlang - auf der anderen Seite ein Feldrand mit einem ebenen sandigen oder begrasten Fleckchen - ideal für mich. Nah an der Straße aber etwas abseits und versteckt. Im Osten wird der Himmel grau und der Donner grollt schon wieder. Also schnell schnell. Hoffentlich wird's nicht so schlimm!
Heut kommt doch tatsächlich ein Auto zu mir. 2 Jungs wollen wissen (einer ist Texaner und spricht englisch), was ich hier treibe - Leute hätten Angst, ich würde ihre Bohnen klauen. Ich versichere ihnen, daß ich alles hätte und nur hier übernachten wolle, das ist dann in Ordnung. Ach ja, ob ich trinken würde? Nein, nur Wasser. Ok, dann ist ja alles gut.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jfqzcodyveeybhnw
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