Sonntag, 20. Oktober 2013

Nicht mein Tag!

Gestern Abend hat es abwechselnd gewindet, gedonnert und geblitzt. Dunkle Wolken sind über mich hinweggezogen, aber von echtem Regen bin ich - toi toi toi - verschont geblieben. Nach fast 12 Stunden tiefem Schlaf beginnt der Tag mit Nebel. Der Boden ist vom Regen der vergangenen Tage noch ziemlich naß.

Die Nase läuft, die Augen tränen, Niesanfälle schütteln mich, ich kann kaum aus den Augen schauen. Ich muß mich einfach darauf verlassen, daß mein Schutzengel den Überblick behält. Es macht nicht wirklich Spaß! Die Stimmung legt sich auf's Gemüt, melancholische Gedanken begleiten mich...

In Dolores Hidalgo bekomme ich immerhin mit, daß hier anscheinend eine Töpferhochburg ist. Ganze Straßenzüge nur mit Töpferware! Oh, sogar Blumenläden gibt es hier? Das hätte ich ja nicht erwartet. Ich halte die Augen nach etwas offen, wo ich Internet bekommen könnte und frage auch ein paar mal. Fehlanzeige! Die Nebenstraßen, die ich laut Karte auswähle, erweisen sich als öde Autobahnen, aber auch hier keine Raststätte oder Ähnliches was internetverdächtig aussieht. Selbst mein Mittagessen - 1/2 Hähnchen (das ich mit 1000 Moskitos teilen muss) an einer Schnellimbisskette - hilft da nicht weiter. Das hat bisher immer geklappt. Anscheinend, je näher man der Zivilisation kommt, umso schwieriger ist das mit dem Internet.

Mein liebes Navi, das heute morgen so brav angesprungen ist, hat sich aufgehängt. Es reagiert auf gar nichts mehr und läßt sich auch nicht ausschalten. Lediglich Strom und Batterien klauen hilft. Mit Strom schaltet es sich zwar wieder ein, reagiert aber nicht mehr. Ich lasse es einfach brummen, hoffentlich zeichnet es wenigstens den Track auf. Nach einiger Zeit reagiert es sogar wieder! Also, so ganz zuverlässig gesund ist es wohl noch nicht. Ich muss es halt noch ein wenig streicheln.

Im nächsten Ort - San Miguel de Allende - ist was los. Alle Straßen sind verstopft, ich fahre einfach gradeaus rein, bis es nicht mehr weitergeht. Da stehe ich oben auf dem Berg vor einer Kirche mit schönem Vorplatz im Stau. Keine Zeit zum fotografieren. Irgendwas hat der Ort, auf jeden Fall viele Kirchen. Außerdem eine Kunstschule. Und jede Menge Andenkenläden, die so religiöses Zeugs verkaufen.

Ich wollte Euch noch was Allgemeines zum Verkehr erzählen. Die Fahrerei hier ist deutlich anstrengender als in den Staaten. Dort fahren alle etwa das gleiche Tempo und man schwimmt einfach mit. Hier hast Du eine Spannweite an Geschwindigkeiten, die der unterschiedlichen Qualität der Autos entpsricht. Vom nagelneuen Luxusgeländewagen, der einfach an Dir vorbeirauscht bis zum anscheinend nur mit Öl fahrendem klapprigen Daihatsu, der im Schneckentempo dahinkriecht. Und Du mußt rechtzeitig erkennen, das das Fahrzeug vor Dir praktisch steht und beim Ausscheren niemand in Deinem toten Winkel übersehen. Streß. Außerdem gibt es da noch die "Topes". Das sind die Geschwindigkeitsbarrieren, die den Verkehr an kritischen Stellen bremsen (sollen). Das sind Nägel oder Asphalthuppel bis zu 20 cm hoch und gelegentlich gar nicht zu erkennen. Arme Lisl!

Um halb 3 mache ich mich in der Ortschaft, die gerade vorbeikommt (Tarimoro) doch noch einmal intensiv auf die Suche nach Internet. 2 Internetcafes gibt es, aber die bieten kein WLAN an - macht ja ihr Geschäft kaputt. Daher frage ich bei einigen kleinen Restaurants und tatsächlich rückt "Garys Pizza" den Schlüssel raus - dafür trinke ich dort für 9 Pesos eine Cola. Als ich eine Stunde später fertig bin zieht es ringsum etwas zu und der Wetterbericht für Mexico City meldet Gewitter - ich beschließe, wieder als Weichei ein Zimmer zu suchen. Das nächste, das mein Navi kennt ist 15 km weg - das ist ja ok. Aber nach kaum 5 km fängt es so schnell an zu schütten, daß ich den Regenkombi gar nicht schnell genug rauskramen und anziehen kann. Schnell das Navi in den Tankrucksack und die Regenhaube obendrüber, Lisl im Regen stehen lassen und in ein leerstehendes Gebäude gegenüber geflüchtet. Dort Regenkombi zusammengebaut und angezogen. 2 Senoras mit Roller haben sich ebenfalls hierher geflüchtet. Es ist dunkler als heute nacht im Mondschein! Sieht nicht so aus, als ob es bald aufhört. Die beiden Damen sagen mir, im Ort zuvor (wo ich herkomme) gäbe es gegenüber der Tankstelle ein billiges Hotel, ca. 100 Pesos. Obwohl ich keine 10 min untergestanden bin, steht die Lisl schon knöcheltief im Wasser an der Bushaltestelle. Ich fahre im Schritttempo zurück - das Wasser quillt aus Löchern in der Straße und schießt von Vordächern oder in hohem Bogen aus Regenrohren. So was hab ich (fast) noch nicht gesehen. Am rechten Knie läßt der Kombi schon wieder durch!

Nach 3 km hört es auf, aber der Regen folgt mir auf dem Fuß - also schnell das Hotel gesucht. Da sind 2 nebeneinander - das erste sieht abenteurlich nach abgewracktem Stundenhotel aus und kostet 200 Pesos, das andere wirkt kahl und verlassen aber sauber. Es kostet 250 Pesos und ist so neu, daß noch gar nicht alles fertig ist. Die Lisl hat wieder eine Garage unter meinem Zimmer, nur das Tor noch nicht elektrisch - die Kabel sind noch nicht angeschlossen. Es gibt noch auch kein WiFi - behauptet zumindest das wenig verstehende Mädchen an der Rezeption. Später am Abend frage ich doch nochmal nach, denn mein Laptop findet ein gutes Signal. Natürlich gibt es Internet - der Besitzer gibt mir den Schlüssel gerne. Mit einem Stückchen Kuchen. Das Duschwasser ist lauwarm aber sonst ist alles ok. Hoffentlich werden meine Sachen bis morgen wieder trocken. Draußen gießt es! Ich habe noch nie den Monsun erlebt - aber den gibt es hier doch noch gar nicht, oder? Das kann ja heiter werden...

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yyhfruvpfhmdrglp

1 Kommentar:

  1. Hallo Susi, ich hoffe Du konntest gut schlafen und Dich ein wenig auskurieren. Das waren ja wirklich ganz schöne Strapazen in den letzten Tagen und ich bewundere Dein Durchhaltevermögen. Ich wünsch Dir gute Weiterfahrt bei schönem und trockenem Wetter und gute Besserung !! Ich begleite Dich weiter hier am Bildschirm .... Lg. Claudi

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