Die Übernachtung am Bahndamm war ok. Nur hatte ich
beim Zeltaufbau ein größeres Loch übersehen - es hat eine Weile gedauert, bis
ich die richtige Position dazu gefunden hatte - dann war's aber
richtig lustig.
Gleich am Morgen führt mich ein mittelguter Schotterweg ca. 30
km kurvenreich steil hinauf und später natürlich auch wieder hinunter Richtung
Lilloet. Auch hier sind die Auswirkungen des gestrigen Gewitters deutlich zu
sehen - umgestürzte Bäume und Auswaschungen am Boden. Aber es macht Spaß. Später führt eine Asphaltstraße durch ein enges Tal
mit tollen Ausblicken auf den Fluss, der sich hier eine steile Schlucht gegraben
hat.
In Lilloet finde ich eine Bücherei mit freiem und schnellem Internet. Das
verlockt, Bilder nach Hause zu schicken - da hab ich mich schon zum ersten Mal
vertan, denn als ich die Bücherei verlasse ist es schon 3 Uhr nachmittags. Ich
will heute noch die von Peter beschriebene Tour zu Werner und Renate machen -
allerdings sieht es auf der Karte aus, als ob das in 2-3 Stunden zu machen wäre.
Vorsichtshalber gönne ich der Lisl noch einen Schluck Sprit und mir ein Eis,
dann geht's los. Die Straße wechselt bald zu Schotter und bietet atemberaubende
und ständig wechselnde Anblicke. Ich könnte immerzu stehen bleiben und
fotografieren! Eine tolle kurvenreiche Motorradstrecke! Der Belag wechselt
allerdings ständig in allen Schattierungen zwischen gutem Asphalt bis hin zu
Schotter mit Löchern und Waschbrett - ich muss also beim Fahren gut
aufpassen. Bei Temperaturen zwischen 26 und 31 Grad schlängelt sich das
Sträßchen ein verwunschenes Tal mit senkrechten Felswänden und riesigen
Geröllfeldern entlang, bis es nach einem Staudamm am Ufer des riesigen Carpenter
Lake entlangführt.
Es ist kaum Verkehr; in einer Kurve begegnet mir
ein Truck mit Bootsanhänger, der wirklich das einzige Schlammloch auf der 70 km
langen Strecke erwischt. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als wir auf gleicher
Höhe sind. Eine Schlammflut bricht über mich herein und ich bin augenblicklich
blind. Der Schlamm dringt in den Mund und unter die Brille sowie in den Kragen.
Pfui Teufel!!!
Ich fahre bis Bralorne um dort nach dem weiteren
Weg zu fragen - aber so wie ich Peters Wegbeschreibung verstanden hatte, scheint
das nicht zu funktionieren. Es gibt keine Straße nach D'Arcy. Ja, nach Pemberton
gibt es einen Weg, das ist etwa gleichweit wie zurückzufahren. Bereits nach
wenigen Kilometern steht da ein Schild, das mitteilt, die Straße würde nicht
gewartet werden. Nach weiteren 2 km gibt es eine unbeschilderte Abzweigung - die passende Richtung ist völlig unklar, auch meinem Navi. Bald wird der Weg richtig
schlecht, da beschließe ich, umzudrehen (Gruß an
den Hasenfuß. Oder war es ein Anflug von Vernunft?). Jetzt wird es zeitlich
ziemlich eng. Mein Navi meint, um 1/2 10 Uhr könnte ich am Ziel sein - ziedmlich spät. Auf dem
Rückweg am See entlang lasse ich es richtig laufen, ohne Rücksicht auf
Schlaglöcher oder Waschbrett.
Am Staudamm geht eine Straße Richtung Seton Portage
ab, die muß ich nehmen. Wahrscheinlich hat Peter auch genau diese gemeint. 2 1/2
Stunden hat mich der Ausflug gekostet. Es ist schon gegen 6 Uhr abends,
normalerweise würde ich jetzt einen Campingplatz ansteuern. Aber es ist ja nicht
mehr weit und die Schotterstraße läßt sich gut fahren. Seton Portage ist als
solches gar nicht zu erkennen. Ein Kraftwerk und weinige km weiter 3 weit
auseinanderliegende Häuser. Kein Wegweiser. Ein alter Mann zeigt mir den Weg
über die Eisenbahn und dann "immer dem See entlang". Der Weg wird immer
abenteuerlicher - ja auch er wird nicht gewartet. Jetzt muß ich überlegen, ob
ich so kurz vor dem Ziel aufgebe, denn in der Dunkelheit kann ich hier nicht
weiterfahren. In der Dämmerung komme ich an 2 kleinen Geländefahrzeugen vorbei -
wer die wohl hier in der Wildnis stehen läßt? Kurz darauf sehe ich im
Rückspiegel Licht und möchte das Fahrzeug vorbeilassen. Cooter - so heißt der
Fahrer - fragt micht, ob ich von zu Hause ausgerissen wäre (wegen dem Gepäck)
und was ich hier oben wolle. Er beschreibt mir den weiteren Weg - kommt mir
ziemlich kompliziert vor. Aus Spaß sage ich, ich würde ihm einfach
hinterherfahren und er solle auf mich aufpassen. Letztendlich führt er, der
Indianerführer, mich den ganzen Weg nach D'Arcy, was fast nochmal eine ganze
Stunde ausmacht. Es wird dunkel und ich folge einfach nur den Rücklichtern. Der
Weg ist teilweise richtig schwierig, ausgewaschen, steinig oder sandig und führt
oft steil bergauf oder bergab. Ich vertraue einfach darauf, daß die Lisl in
keine Falle tappt. Die Motorradbrille muss ich abnehmen, weil ich in der
Dunkelheit damit zu wenig sehe, dafür treiben Staub und Fahrtwind mir jetzt die
Tränen in die Augen.
An der Tankstelle in D'Arcy erzählt Cooter, wie er mich gefunden und "gerettet" hat, er hat
dort oben auch frische Grizzlyspuren gesehen. Es wird beratschlagt, wen ich wohl
suchen könnte. Als sich das geklärt hat,bringt
Cooter mich auch noch bis zum Haus von Werner und Renate, die aber anscheinend
nicht da sind, obwohl überall Licht brennt. Es ist 1/2 10 Uhr und
stockdunkel!
Beim Zeltaufbau im Vorgarten vermisse ich den
Hammer um die Häringe einzuklopfen. Aha, das war also das seltsame Geräusch und
der Schlag an die Motorradunterseite vorhin auf der Schotterstraße.
Mama! Wasch dich mal...
AntwortenLöschenWas sollen denn die Kanadier von dir denken wenn du da ankommst, als hättest du mit einer Wildsau gekämpft? :-D
Wir denken an dich & haben dich lieb!
Kathi und Papi
Hi hi, im Prinzip hab ich das ja auch ;-)
LöschenAber der Hintergrund ist doch herrlich - oder???
Hallo Susanne,
AntwortenLöschenklasse Stories und Fotos, besonders das mit der Schmuddel-Webcam (grins), dann können wir dich ja direkt zum RK-TE zuschalten via iPhone und facetime :-)).
Alles Gute für dich von
Gabi und Frank
vom sauberen (hi-hi) Schreibtisch (ist aber nicht so spannend wie bei dir!)