Wie die Umstände einen doch beeinflussen! Tagsüber
spechte ich nach Bären und bin enttäuscht, wenn ich keinen erwische, nachts
liege ich wach, lausche und bin sehr froh, wenn mich keiner erwischt. Als Bär
würde ich sicher auch lieber nachts durch den Wald streunen statt tags auf der
Autobahn zu spazieren.
Ich habe mich gestern wohl richtig entschieden, das
Zelt ist über Nacht in der Hütte getrocknet. Ich konnte noch ein Feuer im Ofen
entfachen und habe dann meine Schlaflager dahinter verlegt - es war kuschelig
warm und das Knistern des brennenden Holzes war herrlich. Immerhin ist die
Temperatur inb der Nacht auf 6 Grad gesunken. Was heißt gesunken - tags hat es
auch nicht viel mehr; na ja immerhin 10-13 Grad.
Das Wetter kommt von Nordwesten und zieht mit der
gleichen Geschwindigkeit wie ich, d.h. die Wolken bleiben mir treu.
Bei Pelly Crossing gibt es eine Versorgungsstation
für alles - die Lisl bekommt "Totem Oil", ich ein paar Nudeln, Chips und einen
gratis Kakao. Ich hab zwar nicht ganz verstanden warum, aber er hat besonders
gut geschmeckt. Da kommt doch glatt ein Tandem angeradelt - ein Pärchen in
meiner Altersklasse, Engländer, die von Whitehorse her kommen. Sie wollen noch
über den Top of the World Hwy. Am Tag schaffen sie so etwa 60 km. Es sieht zu
lustig aus, wie die Mutti hinten drauf thront und mitradeln muß. Wir wechseln
ein paar nette Worte und dann stürze ich mich wieder in die Fluten. Etwas weiter
lohnt ein kurzer Stop für ein Foto auf den Yukon. Und schon wieder werde ich
angesprochen...Erich (70) aus Vaihingen/Enz begrüßt mich. Mir schwätzet a bisle
schwäbisch ond genieße des. Er hat eine Schreinerei bei Vancouver aber den
Dialekt kein bischen verloren. Er freut sich so sehr über das Treffen, daß er
unbedingt ein Foto mit mir und der Lisl haben möchte - sein Kumpel, der ihn
gerade aus der Heimat besucht, natürlich auch!
In Carmacks oder Carcrossing (was von Caribou
crossing kommt) muss ich mich entscheiden, ob ich über Whitehorse fahren will
oder die Nebenstraße nach Watson Lake einschlage. Ich hab - wie meist - Lust auf
Nebenstraße. Bis Faro soll sie asphaltiert sein, dann nicht mehr.
Genau so weit fahre ich heute auch - bis Faro, dem
"bestgehüteten Geheimnis des Yukon". Die Ortschaft liegt 10 km abseits der
Straße, aber aus Langeweile fahr ich einfach mal hin. Vor dem Ort ist ein
öffentlicher Campingplatz (Einheitspreis 12 $ mit Plumpsklo, Bänkchen pro
Zeltplatz und Feuerholz). Er liegt sehr schön direkt am See und theoretisch
könnte ich mein Zelt sogar am Strand aufschlagen, obwohl dort nur "day use"
zulässig ist. Aber die Ranger sind da und kündigen umfangreiche Holzfällarbeiten
an, d.h. viel Lärm. Also weiter bis zum Ort, zurückkommen kann ich ja immer
noch.
Das Touristenbüro erreiche ich grade mal wieder 10
min vor Schließung. Die Dame erklärt mir, was es hier zu sehen gibt und daß der
Campingplatz direkt gegenüber nur 8 $ kostet. Und das inklusive heißer Dusche -
das ist die ja schon alleine wert! Hier hat es seit Mittag nicht mehr geregnet
und für morgen ist 40% Regenwahrscheinlichkeit angesagt, was auch immer das
heißen mag. Zahlen kann ich auch erst morgen früh, wenn ich möchte; dann bekomme
ich auch noch einen Kaffee, Tee oder Kakao. Sie hat einen leichten Akzent - auf
meine Frage, woher sie stamme antwortet sie "aus Deutschland - Bayrischer Wald".
Und drum herum gibt's plötzlich noch eine ganze Menge Deutsche. Einige wohnen
ganz hier, andere nur im Sommer. Eine kurze Rundfahrt durch das Dorf zeigt mir
bewohnbare und nicht mehr bewohnbare Häuser. Alle sind Bretterbauten mit
einfachen Fenstern und wirken ziemlich zugig. Außerdem sind die Häuser relativ
dicht aneinander gebaut - ganz anders als ich das von Alaska her kenne. Richtig
attraktiv sieht das hier nicht aus.
Eine heiße Dusche und danach Nudeln mit Tomatensoße
und Käse!!! Geht's mir so gut! Wer braucht schon Internet oder
Handy...
Die Landschaft hier ist sicherlich herrlich - wenn
man sie sehen könnte. Ein paar Schnappschüsse konnte ich dennoch landen. Es gibt
tolle Ausblicke auf Flüsse und Seen und langsam beginnen auch ein paar Berge.
Aber direkt neben der Straße ist einfach nur Urwald. Eigentlich schon so, wie
ich mir das als Kind erträumt habe. Da ich mich aber im Laufe meines Lebens
nicht zum "Gehmenschen" entwickelt habe, ist das Trapperleben hier wohl doch
nichts (mehr) für mich.
http://connect.garmin.com/activity/365043387
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Hi susi, da dachte ich immer nur die Sachsen sind überall zu finden, aber die Schwaben sind ähnliche Weltenbummler !Danke für Deine unterhaltsamen Berichte und weiter gute Fahrt ! Claudi
AntwortenLöschenLiebe Liesl Susi , es ist ganz schön spannend deine Reise zu verfolgen aber cool bist du wie du das alles um die Kurve kriegst und das alles ohne uns und ohne" Hornisse",hahaha!!! Gut daß dich kein Bär erwischt hat und du immer wieder trocken wirst "wow"!!!Also liebe Susn weiter hin Kopf hoch , wenn der Hals auch nanana du weßt schon. Bleib behütet !!!! Gruuß von B. R. und SHIBA
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