Samstag, 14. September 2013

Alice im Wunderland - oder Susanne im Redwoodland

        
Heute möchte ich unbedingt das ultimative Foto beim Durchfahren eines Mammutbaumes machen. Bis zum Redwood-Park sind es noch knapp 50 km. Kalvin weiß zwar nichts von den sagenhaften Baum, aber er legt mir dringend nahe, zum Stout Grove zu fahren. Die Zeichnung, die er gestern abend gemacht hat, ist etwas verworren und klingt kompliziert, mein Navi kennt diese Sehenswürdigkeit nicht. Zusammen finden wir aber im Navi ein Sträßchen, das dort ganz in der Nähe sein müßte. Zum Abschied dankt Kalvin mir noch für den mitgebrachten Regen - Regenmacherin.
Dank Navi finde ich bis zu einem Schild, das Stout Grove als "sehenswürdige Straße" ausweist. Also ganz ehrlich - das ist untertrieben. Wir wollen gar nicht schneller fahren als erlaubt oder möglich ist - wir sind Zwerge zwischen Urwaldriesen! Und wir genießen es! Ich kann gar nicht so viel anhalten wie ich möchte - man kann doch nicht jeden Baum fotografieren? Es gibt dann noch einen kleinen Rundwanderweg, der einfach unglaublich ist. Solche riesigen hölzernen Gebilde; Knoten, Wurzelstöcke, Baumhöhlen, von innen ausgebrannte Skelette...eine Baumwarze sieht tatsächlich wie eine Indinanermaske aus! Zwei von diesen Bäumen übereinander gelegt, ein Dach drauf, und das Blockhaus wäre fertig. Oder: einen Baustamm halbiert und ausgehölt - fertig ist das Ehebett.
Alles Kommende nichts mehr gegen dieses Wunderland. Ich hatte im "echten" Park noch mehr erwartet, aber selbst der befahrbare Baum (Gebühr 3$) ist jetzt keine Sensation mehr. Obwohl der Hwy direkt durch den Nationalpark führt, ist er langweilig und unspektakulär. Gerne suche ich mir wieder "Abkürzungen" oder Alternativen. Leider enden diese oft an der Küste oder in den Bergen als Sackgasse, dennoch bieten sie ein herrliches Erlebnis. Im Wald bildet sich auf einer Küstenstraße sogar eine Moosschicht auf der Fahrbahn, ich glaube, hier trocknet die Straße nie.
Richtung Osten zum Grand Canon ist ab sofort angesagt. Natürlich wieder möglichst direkt und auf Nebenstraßen. So finde ich ein herrlich kurviges Sträßchen das in die Berge der Redwoods hinaufführt. Es ist saukalt (13 Grad) und neblig oder nieselig - nicht umsonst ist das hier ja der Regenwald. Bei einer kurzen Pause an einem Aussichtspunkt - an dem man nichts als Wolken sieht - spreche ich mit einer jungen Familie, die von der anderen Seite kommen. Sie ziehen ihrem Baby was warmes an, angeblich wäre es in Hoopa (ca. 30 km von hier) schrekcklich heiß. Hätte ich nichts dagegen.
Keine 5 min später öffnet sich der Wald, die Straße führt nun geschottert auf einem Bergkamm entlang. Auf der einen Seite Wald, auf der anderen Seite einen weiten Blick über die Berge - ich komme schlagartig aus den Wolken heraus - und schon ist es 10 Grad wärmer. So gefällt mir das: goldgelb glänzende Grashänge, einige Felsen, duftende Kiefernwälder und wunderschöne Eichen.
Etwas später freut sich die Lisl wieder über Asphalt unter den Rädern, der viele enge Kurven mitbringt. Der Weg führt uns ins Tal des Klamath River zu einem Indianerreservat.
Eigentlich möchte ich gar nicht aufhören zu fahren. Aber es ist schon 17 Uhr - wir haben 33 Grad! Das Zelt, das ich heute morgen klatschnaß eingepackt habe, ist trocken bevor es fertig aufgebaut ist. Ich lege mich ein Weilchen in den Halbschatten und lasse den lauen Wind am Körper vorbei und durch Gesicht und Haare streichen. Köstlich!
Später gehe ich ein paar hundert Meter zum Fluß hinunter um Wasser zu holen - wie bei den alten Indianern; nur daß mein Eimer nicht Marke "Hirschhaut" sondern "Ortlieb" ist...
Ich habe das Gefühl, daß wir heute zwar lange und viel gefahen, aber überhaupt nicht weit gekommen sind. Dennoch - ein Tag voller Fahrspaß!

Freitag, 13. September 2013

See-Tiere

         
So ein Blödsinn...
Wie Ihr seht, kann ich noch bzw. wieder schreiben. Das Laptop hat eine Wunderheilung erfahren! Aku raus und wieder rein, ein wenig klopfen und streicheln - und es ließ sich wieder laden. Ich wünschte, die Lisl würde auch so ein Wunder erfahren. Vielleicht muss ich sie einfach ein wenig mehr streicheln und loben? Schließlich hat sie mich jetzt schon über 7000 km unter Schmerzen in den Federbeinen und mit Tränen in den Wellendichtringen durch Amerika getragen - heute sind wir schon in Kalifornien angekommen!
Ich glaube, mit der Kleidungswahl habe ich heute gut getroffen - kein Pullover aber dafür die Regenjacke. Bei 17 Grad haben wir ein Zwischending zwischen Nieselregen und Nebel. Nicht naß und nicht trocken.
Die Dünen begleiten mich noch eine ganze Weile, auch wenn ich sie manchmal zwischen den Bäumen nur ahnen kann. Langsam zeigen sich aber auch wieder mehr Felsen, teilweise auch ins Meer vorgelagert. Ein strammer Wind läßt die Brandung ordentlich brechen. Auf dem Highway geht es zwar voran, aber eigentlich ist es ein wenig langweilig und der Verkehr macht auch nicht unbedingt Spaß. Also suche ich mir alle möglichen Alternativen - kostet zwar Zeit, ist aber allemal schöner. So einen kleinen Umweg suche ich mir bei Coos Bay. Mmm, Fahrspaß! Da scheine ich doch glatt eine Abzweigung verpaßt zu haben und merke es nicht. Wunderschöne Buchten, goldene Sandstrände und viele Aussichtspunkte gibt es hier. Ich kann gar nicht jedesmal anhalten. Warum ich ausgerechnet an DIESEM Punkt halte ist mir schleierhaft. Aber von hier aus kann man vor der Küste auf einigen Felsen Kolonien von See-hunden, -löwen und -elefanten beobachten. Zum Fotografieren ist mein Kompaktfoto hier wohl etwas zu schwach aber mit dem Fernglas kann ich die Tiere sehen. Von hell bis dunkel, grau über oliv bis braun finden sich alle Farben. Wenn ich auch mit dem bloßen Auge nicht viel sehen kann, hören (und riechen) kann ich sie bestens! Sie haben wohl gerade "Sprechstunde"...
Kurz darauf stelle ich fest, daß dies eine Sackgasse ist - aber die hat sich allemal gelohnt!
Kurz darauf möchte ich den Erfolg wiederholen und eine Nebenstraße nehmen "Sandy Coast Drive". Nach wenigen hundert Metern gibt der Name seine Bedeutung preis - ich glaube, das tue ich mir mit 380 kg Gewicht nicht an! Aber ohne Gepäck und in Begleitung könnte der Dünenweg sicher Spaß machen.
Ortschaften lassen sich mittlerweile als solche ganz gut erkennen, sie bestehen jetzt nicht mehr nur aus wenigen Häusern. Meist gibt es auch ein Zentrum und ein Gewerbegebiet. Die Zentren sind teilweise sogar richtig hübsch, oft im alten Westernstil. In so einem kleinen Städtchen - Bandon - stellt sich mir doch ganz frech eine echte Bäckerei mitten in den Weg. Sie läßt mich erst weiterfahren, nachdem ich einen Kakao, Croissant und Kuchen zu mir genommen habe.
Ich möchte noch vor dem Nationalpark irgendwo kostenlos zelten. Der Lake Earl sieht auf der Karte vielversprechend aus. Die Realität enttäuscht mich - über eine Sackgasse finde ich bis zu einem Sumpf. Einiger Müll liegt herum. Eine Frau spricht mich an und meint, ich solle lieber in ihrer Nähe auf einem Privatgrundstück zelten. Sie will das abklären und zurückkommen. Die Zeit vertreibe ich mit umschauen und Blog schreiben. Nach einer Stunde ist sie noch nicht zurück, dafür taucht ein junger Mann, Kalvin, mit seinem Hund auf. Er hat schon ziemlich viel getrunken, trotzdem nehme ich sein Angebot an, in seinem Garten zu zelten. Der Garten ist ein Hinterhof, der schon mehrfach von Hunden umgegraben wurde; es ist kaum ein ebenes Fleckchen zu finden. Aber im Haus möchte ich wirklich nicht sein...
Kalvin ist frisch verheiratet und das Haus ist vollgestopft mit den Musikinstrumenten seiner Frau, die gerade ein Musical aufführt. Kalvin kann Gitarre und spielt mir ein paar Stücke vor.

Donnerstag, 12. September 2013

Ein seltsamer Tag...

...war das heute.
Mit einer schönen heißen Dusche fängt der Tag gut an. Ich trödle vor mich hin mit Frühstück und zusammenpacken, halte noch ein Pläuschen mit Nachbar Toni und Fastnachbar Walli. Eigentlich falle ich überall auf. Und ich wundere mich immer wieder, wie oft mein Gestottere gelobt wird.
Das Laptop wurde heute nacht nicht aufgeladen und auch die Helmkamera akzeptiert keinen Strom mehr. Ich versuche, das Laptop im Waschraum mit 110 V aufzuladen, aber auch hier ist die Batterie nach 2 h nicht voller als vorher. Angeblich soll es heute ja noch heißer werden als gestern, trotzdem ziehe ich zumindest am Vormittag noch einen Pullover an. Ich suche den nächsten Computershop und finde ein Elektrogeschäft. Meine Ladegeräte sind in Ordnung - mehr kann der gute Mann nicht tun. Er empfiehlt mir in der nächsten Stadt einen Computershop. Jetzt bin ich schon mal in der "Stadt", da kann ich gleich noch weiter einkaufen. Außer Obst & Gemüse gibt es hier auch noch einen Bäcker, der "echtes Brot" bäckt - zumindest eine Semmel finde ich - auf die freue ich mich morgen zum Frühstück! Außerdem bekomme ich einen Schraubenzieher für die vielen defekten Stecker, Ersatz für eine ausgefallene Taschenlampe und eine Stirnlampe leiste ich mir auch noch. Auf dem Parkplatz empfiehlt mir ein alter Biker, mein Internet in der Bücherei zu erledigen, die haben mehrere öffentliche Computer. Schon wieder was erledigt!
Mittlwerweile hat mein Laptop anscheinend eine wundersame Heilung erfahren - zumindest zeigt der Akku mehr an als vorher. Also lasse ich den Computerdoktor aus.
Bei mittlerem Verkehr geht es auf dem Hwy 101 gen Süden - allerdings bei eher nördlichen Temperaturen unter 20 Grad. Nix Hitzewelle! Stattdessen weht vom Pazifik her eine steife Brise, teilweise ist es ordentlich zugig, was auch manche Bäume beweisen. Die sind echt lustig nach "Windstoßfrisur" gewachsen! Die Straße führt teilweise direkt an der Küste entlang, allerdings ist die an den schönen Stellen, ebenso wie in Europa, zugebaut. Dennoch gibt es genügend Aussichtspunkte. Meist ist die Küste steil und felsig, oft gibt es felsige Vorposten im Meer. Dazwischen erstrecken sich aber auch des Öfteren endlos lange Sandstrände. An einer Bucht halte ich an um alles etwas aus der Nähe anzuschauen. Weit draußen im Meer scheinen größere Tiere zu sein - ob das vielleicht Seelöwen sind? Ein Blick durch's Fernglas überrascht mich - hier stehen sich graue/schwarze Pelikane die Stelzen im Wasser kalt!
Bei Florence und weiter südlich türmen sich riesige Dünen auf. Teilweise weht der Sand weit bis in die Stadt hinein. Es gibt sowohl herrliche Flüße auf denen sich Fischer, Angler und Bootssportler tummeln, als auch klare Tümpel oder Sümpfe auf der einen Straßenseite und Dünen auf der anderen Straßenseite. Oft ist unklar, ob das Wasser neben uns Fluss, See oder Meer ist.
Das Wetter ist heute echt unentschlossen. Es ist schwül, ein kalter Wind weht, vom Meer her zieht Nebel auf und bleibt an der Küste hängen. Es wird feucht, ist aber nicht erkennbar, ob es sich um Gischt oder Nieselregen handelt. Das färbt anscheinend auf micht ab. Ich weiß gar nicht, nach welcher Art Nachtlager ich heute Ausschau halten soll: alleine in der Wildnis habe ich heute keine Lust. Nachbarn gerne, aber keine Gesellschaft. Zahlen - nein. Da gibt nicht viel - eigentlich keine Lösung. Und so zockle ich unentschlossen von Platz zu Plätzchen und streune in Winchester Bay, einem kleinen Hafenstädtchen, durch den Hafen. Mein Navi findet hier einen Campingplatz, der mir aber nicht besonders gefällt und auch zu teuer ist. Zum Glück ist die Campingwächterin freundlich und gibt mir den Tip mit dem Wohnmobilplatz direkt an der Hafenmole. Dort soll es nur 11 $ kosten, allerdings ist es ein asphaltierter Parkplatz mit aneinandergereihten Plätzen. Nicht zum Zelten geeignet. Einen Aufseher gibt es - aber zum nachfragen ist er leider nicht auffindbar. Ich beschließe, auf dem Grünstreifen zwischen Parkplatz und Hafen mein Zelt aufzuschlagen und bleibe unbehelligt. Diese Lösung paßt perfekt zu meiner Stimmung! Direkt neben mir liegen Fischerboote und gelegentlich platscht ein Fisch im Hafenbecken. Ein netter kleiner Plausch mit 2 älteren Ehepaaren nebenan ist auch noch drin.
Ach - und ich versuche mein Glück nochmal an Lisls Dichtring....

Mittwoch, 11. September 2013

Alles kaputt

So liebe Blogger-Leser, falls Ihr nix mehr von mir hört, dann liegt das daran, daß auch das Laptop kaputtgegangen ist. Es läßt sich nicht mehr laden.

Ebenso die Video-Kamera - lädt nicht mehr.

Die Isoimatte verliert Luft aber ich kann kein Loch finden.

Und die Lisl süfft.....

"Drive safe" - wie man hier sagt.

Urwaldfeeling

So, dann wollen wir mal auflisten oder zusammenfassen...
Nach einem feinen Frühstück habe ich Sandy verlassen - Nick war schon in der Arbeit. Nochmal zurück zum BMW-Händler, in der Hoffnung, einen Simmerring zu bekommen. Der Verkehr ist zwar dicht, fließt aber meist; nur an manchen Ampeln muss man als Abbieger sehr lange warten. Aber - ohne mein Navi wäre ich hier total verloren!!! Mittlerweile haben wir beide /Navi & ich) uns gut zusammengerauft, was allerdings 3 Jahre gedauert hat. Es zeigt mir (fast immer) die richtigen Abzweigungen an, findet Campingplätze, Tankstellen oder Sehenswürdigkeiten und ist in Ballungsgebieten wie hier um Portland einfach unverzichtbar.
Der BMW-Händler sieht aus, als ob er nur verkaufen würde. Ersatzteilverkauf und Werkstatt sind gut versteckt, aber Rainer (dt.) am Empfang schickt mich zu den richtigen Kollegen. Ja, der Simmerring ist da - und ich darf sogar in der Werkstatt auf einer Hebebühne selbst basteln. Bevor ich den Simmerring ausbaue schaue ich mir die Schaltwelle mal genauer an - kein Wunder daß hier undicht ist. Sie ist eingelaufen, rauh und an manchen Stellen verrostet. Ich versuche mein Glück ohne Wechsel des Rings, nur durch glätten der Welle. Sieht erstmal gut aus - aber nur bis das Getriebe wieder heiß wird. Es trielt weiterhin herrlich... Ich glaube, jetzt muss das "homeoffice Fritz" mit Ersatzteilen helfen - einen neuen Schalthebel gibt es hier nicht, der müßte aus Deutschland geschickt werden.
Als nächstes Ziel steht Florence an der Küste auf dem Programm - ich suche mir also die kürzeste Strecke nach Westen, zurück zum Hwy 101. Auf meiner Karte - die aber sehr unzuverlässig ist, finde ich eine Straße der kleinsten Kategorie von Carlton nach Beaver, ca. 60 km. Die Karte gibt außer Verdacht auf Kurven keine weiteren Hinweise. Wer hätte das gedacht, daß die Amis soooo tolle Sträßchen haben? Meist gut asphaltiert schlängelt sich einen phantastische Motorradstrecke durch dichten Urwald ein Tälchen entlang. Bei 42 Grad in der Sonne ist es hier angenehm kühl. Und es duftet wieder so herrlich nach allen möglichen Waldgerüchen! Die Bäume sind dicht mit Moos und Flechten bewachsen und bilden abenteuerliche Gestalten. Der heftige Wechsel zwischen Licht und Schatten macht es schwer die Fahrbahn zu lesen; außerdem liegt unvermutet manchmal Rinde, Splitt, ein Schlagloch oder ein Hund in oder hinter einer Kurve, streckenweise ist der Weg auch überhaupt nicht befestigt. So fährt Mutter Vorsicht immer mit.
Als sich das Tal nach einer langen, herrlich genüßlichen Fahrt weitet, erwischt mich sofort die Backofenhitze wieder und Farmen machen sich breit. Das war Klasse!
An der Einmündung zum Hwy 101 wird getankt, auch mein Magen wird bedient und selbst der Geldbeutel wird gefüttert. Denn hier gibt es einen Geldautomaten, wie so häufig an Tankstellen. Bei mäßigem Verkehr radeln wir die Küste entlang - allerdings tut sich nur selten ein Anblick auf den Sandstrand auf. Da hier mal wieder Nationalpark ist, muss ich mir einen Campingplatz suchen - die sind aber nicht so dicht gesät. In Lincoln City am Devils Lake werde ich fündig - stolze 21 $ soll es kosten.
Zum Tagesabschluss mache ich mich nochmal über diverse Reparaturen her. Mal schauen, ob meine Idee zur Abdichtung der Schaltwelle funktioniert...außerdem ist schon wieder mal ein Stecker für die 12 V-Dose verschmurgelt; da hab ich einen ziemlichen Verschleiß. Ein Waschbär sagt mir gute Nacht.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=cdyjsjjkwfdvclry 

Dienstag, 10. September 2013

Mount St.Helens

Trübe Aussichten heute. Alles ist grau in grau und ziemlich kalt. Da hilft auch die heiße Dusche am Morgen nicht allzuviel. Auf jeden Fall bin ich gut gewappnet für den Tag - frisch gemacht, Wasser aufgefüllt. Für heute abend habe ich mich bei Nick und Sandy in Portland eingeladen.
Auf dem Weg möchte ich noch einen Abstecher zum Mt.St.Helens machen. Nachdem ich ca. 1 h gefroren habe und es immernoch ziemlich eklig aussieht, krame ich schließlich beim Tankstopp die Regenjacke heraus. Was soll ich sagen? Nicht mal 10 min später scheint die Sonne! Blauer Himmel! Eine breite Asphaltstraße führt den Touristenstrom durchs Toutle-Tal über mehere Aussichtspunkte bis zum letzten Touristenzentrum unterhalb des Berges. Dort ist noch eine kleine Plattform, von der aus man den selben Ausblick hat, wie 100 vorher auf einem Parkplatz. hier darf man 8 $ dafür zahlen - ich aber nicht: Man kann dann noch einem Ranger zuhören, der das erzählt, was vorher auf vielen Tafeln zu lesen ist. Ich glaube, es wäre sehr spannend, zu sehen, wie sich die Landschaft in den vergangenen 30 Jahren seit dem Ausbruch verändert hat. Z.B. sieht man schon einen ca. 60 m tiefen Abbruch, wo sich der Toutle River sein Bett gegraben hat. Am Anfang war hier nur Asche zu sehen. Entsprechend scharf sind die Kanten des Bachbetts. Weiter unten im Tal wachsen Moos, Flechten und niedrige Vegetation. An den Hängen liegen umgestürzte Bäume, teilweise sind sie entwurzelt, teilweise von der Druckwelle einfach abgeknickt oder abgerissen worden - Wahnsinn.
Ich genieße einen forschen Ritt zurück durch das kurvenreiche Tal. Um nach Portland zu kommen muss ich jetzt auf eine häßliche stark befahrene 3-spurige Autobahn - öde. Ich versuche, in Portland eine neue Dichtung für mein Getriebe zu bekommen - enen Händler habe ich im Internet schon herausgesucht. Leider bin ich um 10 min zu spät - geschlossen. Muß ich halt morgen wiederkommen.
Bei Sandy und Nick angekommen werde ich sehr freundlich aufgenommen, bekomme ein Bett, leckeres Essen und einen gemütlichen Abend mit interessanten Gesprächen.

Montag, 9. September 2013

Dinosaurier im Regenwald

      
    
Der erste Campingplatz, den ich in der Nacht ansteuere entpuppt sich als Schrottplatz für Camper und Wohnwagen. Mein Navi zeigt einen weiteren Platz ca. 30 km außerhalb an.
Am Rande des kostenpflichtigen Nationalparks finde ich einen Parkplatz mit Tischen und Bänken. Damit ich nicht sofort gesehen werde verziehe ich mich hinter und unterein paar Bäume. Durch den riesigen teilweise schon entblätterten Ahorn kann ich bei angenehmen Temperaturen wieder mal einen herrlichen Sternenhimmel genießen.
Ich hab's schon geahnt, daß mein Zeltplatz nicht ganz genehmigungsfähig ist, daher stehe ich am Morgen früh auf. Mitten im Zusammenpacken kommt natürlich der Ranger, der mir kopfschüttelnd erklärt, was ich eh schon weiß: hier darf man nicht zelten. Aber das war's dann auch schon - ich tue schuldbewußt und habe die Dunkelheit als Ausrede. Er gibt mir noch einen Plan des Nationalparks, damit es mir nicht wieder passiert "aus Versehen" im Nationalpark zu zelten. Jetzt wird aber erst mal gemütlich gefrühstückt und die Aussicht genossen! Es ist schon sonderbar - aus irgendeinem unersichtlichen Grund hat sich in mein Gehirn ein Bild der Staaten eingebrannt, das weite wellige Gras- und Steppenlandschaft zeigt. Und jetzt sehe ich hier am Morgen die gleichen schneebedeckten Berge, dichten Wälder und reißenden Flüsse wie in Kanada - durch den Grenzübertritt hat sich die Landschaft nicht plötzlich verändert!
Der Olympic-Nationalpark ist riesig, teilweise führt der Highway direkt hindurch. Ein phantastisch kurvenreiches Sträßchen führt am Lake Crescent entlang, der mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser in der Morgensonne glitzert. Das macht Spaß! An einem Aussichtspunkt treffe ich Aaron & Mandy, die mit dem Motorrad aus Phoenix hier sind. Wir freuen uns gemeinsam an der wunderbaren Natur, ich bekomme noch ein paar Tips für den Grand Canon bevor jeder wieder seiner Wege fährt.
Rechterhand liegt eine Bergkette zwischen mir und dem Pazifik; es ist äußerst spannend, wie sich die Wolken darin fangen und als graue Watte-Walze vor strahlend blaumeHimmel dirket auf dem Kamm liegenbleiben. "Regenwald" ist hier ausgeschildert - wäre schon vermessen von mir, wenn ausgerechnet ich trocken hier durchkommen sollte. Prompt finde ich mich nicht mehr neben, sondern mittendrin in den Wolken; Nebelfetzen rings um mich herum, es wird ungemütlich. Zum Regenwald muß man ein Stück in den Park hineinfahren, genau dorthin, wo die Wolen am schwärzesten sind - das spar ich mir dann lieber. Gesagt, getan - und schon scheint die Sonne wieder! Allerding kann ich selbst entlang der Hauptstraße sehen, was hier mit Regenwald gemeint ist: hohe Baumriesen, große Farne, und dichtes Unterholz. Wurzelstöcke, abgebrochene Äste oder ganze umgestürzte Bäume sind dicht mit Moos bewachsen und bilden seltsame Skulpturen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich direkt die Dinosaurier hier schlemmend durchziehen. Als ich kurz darauf den Ruby-Strand besuche, glaube ich mich auf dem Saurierfriedhof wiederzufinden. Der ganze Strand ist von Treibholz mit immensen Ausmaßen übersät. Die Holzstücke bilden die seltsamsten Formen und nicht selten könnte man riesige Knochen darin erkennen. Es ist herrlich hier!
Das scheint auch die junge Frau zu finden, die mit ihrer Teekanne auf einem der Stämme sitzt, auf's Meer schaut und so was von zufrieden wirkt, daß ich sie direkt darauf ansprechen muss. Sie findet es hier ebenso schön, ist mit sich und der Welt im Reinen und genießt das Leben. Nebenbei gibt sie mir noch ein paar Tips, was ich auf meiner Reise nicht verpassen sollte.
Während ich diese Zeilen im Internetcafe schreibe brüllt aus dem Fernseher die Werbung, die Angestellte versucht  ihn ausdauernd mit ihrem Staubsauger zu übertönen. Dahin ist die Euphorie über die herrlichen Naturerlebnisse... Ein wenig kommt mir die Zivilisation am Abend dafür wieder entgegen, als ich einen regulären Campingplatz aufsuche - ich finde momentan keine schönen Alternativen. Die angeschriebenen 15 $ reduzieren sich für mich auf 10 $, die Dusche wird gratis obendrauf gelegt und ich finde ein schönes Plätzchen mit Blick auf's Meer.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vyatnksctyivpgfv 

Sonntag, 8. September 2013

Kanada ade


Gestern war der "Vancouver-Tag" mit Reparaturen und etwas sightseeing. Man fährt "mal schnell" für solche Kleinigkeiten nach Vancouver ca. 140 km (einfach). Die Reparatur hat über 3 h gedauert und war entsprechend teuer (über 500 $!); anschließend ist noch etwas Zeit, durch die Stadt zu gondeln. Die Straße zieht sich ewig hin, das Umfeld wechselt von Industriegebiet über Armutsviertel, Businessgegend, shopping-Straße bis hin zum feinsten Wohngebiet.
Wie immer habe ich mich natürlich etwas vertrödelt und bin erst spät wieder bei Allmuth und Peter angekommen, wo ich köstlich verpflegt werde. Mittlerweile ist auch meine Wäsche gemacht - ich werde ja wie im Luxushotel behandelt! Vielen lieben Dank nochmal an die Beiden!
Nach einem gemütlichen Abend ist dann am anderen Morgen Aufbruch Richtung Staaten. Es geht langsam voran, denn heute findet in der Gegenrichtung ein Radrennen (für jedermann?) statt - einer fährt sogar mit einem großen Einrad mit! Alle Ampelkreuzungen sind außer Kraft gesetzt, d.h. sie blinken rot. Zur Verkehrsregelung stehen ladies mit "stop/slow"-Täfelchen auf der Kreuzung. Sie sind meist blond und lächeln freundlich, ihre Anweisungen zeigen alle Schattierungen von wild-mit-den-Armen-fuchteln bis anmutig-mit-2-Fingern-schwingen.
Da ich keine Lust auf Autobahn habe, nehme ich die Fähren über Vancouver Island, dort allerdings muss ich auch den Highway nehmen, der autobahnähnlich und langweilig ist. Wo es geht, mache ich einen kleinen Ausflug auf Nebenstraßen - da gibt es wohlgepflegte Häuschen und Gärtchen zu sehen. Ansonsten vergeht der Tag mit Warten auf die Fähren, was aber mit Benzingesprächen zwischen Bikern gefüllt wird.
In Victoria kann ich mir noch einen kleinen angenehmen Hafenrundgang leisten: Straßenkünstler, Andenkenbuden, Sonnenschein, viktrorianische Häuser, Luxushotels, Wal-Safari-Boote, alte Segelschiffe, Yachten und sogar Wasserflugzeuge tummeln sich hier. Es wird sehr spät und ist schon dunkel bis wir in Port Angeles ankommen.

Übrigens - das teure Getriebe ist nicht dicht...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=olzuxqbydgyuftnp