Samstag, 21. September 2013

Monument Valley

Gänsehals
Welcher Finger ist das wohl???
Mexican Hat


Kollegen und Chefs - bitte mal kurz wegschauen...
Arbeit macht krank! Jetzt bin ich sicher. Seit ich unterwegs bin, befreit sich mein Kopf, ich habe ein paar Gramm abgenommen und mein Körper fühlt sich wohl. Der Pseudo-Hunger aus dem Büro ist verschwunden! Die Beine finden Ihren Weg zum Einstieg auf die Lisl immer leichter. Ich muß nicht kämpfen, muß nichts und niemand was beweisen. Muß nicht um Rangordnung, einen guten Büroplatz, Anerkennung oder kleine Vorteile fechten. Bin einfach nur da, tue was ich mir vorgenommen habe und genieße die Schönheiten dieser Welt - ganz besonders die unbekannten Naturwunder! Den Wind und das Wetter...  

Zu den bekannteren Naturwundern - so stellt sich Klein-Susi die Weltgeschichte vor: gestern bin ich von den Ebenen hinabgefahren auf den Grund eines Canons. Das Wasser gräbt sich dort durch die Felsen seinen Weg. Wenn man ihm noch ein paar Tage Zeit läßt, hat es soviel Felsen gefressen, daß das Bachbett ganz ganz breit wird - wie eine Ebene. Und dann bleiben nur noch ein paar wenige harte Felsnüsse übrig, die das Flüsslein nicht geknackt hat - so sieht dann ein Monument Valley aus! 

Monument Valley. Kann abgehakt werden. Ist erobert, kommt auf die Beuteliste. Einen 4-Meilen-Abstecher zum Besucherzentrum hat sich dann doch nicht gelohnt - 100 m vor dem riesigen Flachbau  mit hunderten von Bussen davor wollten sie schon 5 $ Eintritt kassieren. Vermutlich hätte es dort überteuertes Essen und Trinken, sowie jede Menge Andenken gegeben. Vielleicht auch eine Ausstellung mit vielen Erklärungstafeln über Geologie, Fauna und Flora. Auf jeden Fall (vermutlich extra zu bezahlen) hätte man eine geführte Tour machen können, bei der man mit 50 Touristen zusammengepfercht in einem offenen Bus noch ein paar hunder Meter näher an die ohnehin schon von allen Seiten fotografierten Felsen gekarrt worden wäre. Nein danke! Nicht mit mir. 

Die "Coyote Butts" hätte ich noch auf dem Programm. Werden gestrichen. Wäre ein weiterer Zick-zack-Schlenker von vermutlich wieder 3 oder 4 Tagen. Und außerdem ist die Rundtour gesperrt - da hat es letzte Woche die Straße komplett weggespült. Gute Ausrede... 

Wir haben's heute immer noch nicht bis zum Grand Canon geschafft, von dem mein Luxus-Dreibein-Stühlchen seinen Namen hat! Ist doch alles verdammt weit auseinander - und die Meilenangaben führen mich immer wieder in die Irre. Außerdem sind wir heute sehr spät gestartet, da die Befestigung von Lisls Namens-Windschild doch ein wenig knifflig war. Dafür ist auch der gestrige Blog schon erledigt. 

Wer (außer Mutz) würde mich nicht um dieses geniale Schlafplätzchen beneiden? Wenige km vor Beginn des Grand Canon Nationaparks finde ich ein ebenes Plätzchen an der Kante eines Canons - ist zwar (noch) nicht der "Grand", aber einer der vielen Nebencanons, die sicher nicht minder schön sind. Noch scheint die Abendsonne knapp über den Berg hinter mir und erzeugt ein wunderbares Licht- und Schattenspiel an den Wänden  der Schlucht. 
Gut, der Hwy ist nur 200 m hinter mir, aber gestern hat er für 15 $ praktisch durch mein Zelt geführt. Und auf diesem hier ist kein gewerblicher Verkehr zugelassen, also keine donnernden Trucks. Und der PKW-Verkehr hört in der Nacht auf, da bin ich mir sicher. Übrigens, die Info, in den Staaten wäre wild campen streng verboten und die Polizei würde einen zu einem offiziellen Campingplatz eskortieren, scheint ein Gerücht zu sein. Bis jetzt wollte noch nie (außer IM Nationalpark) jemand was von mir. 

Ach ja, seit 3 Tagen schlafe ich wieder weich. Die neue Isomatte hat 2 Nachteile: sie braucht zusammengerollt doppelt so viel Platz wie die alte und sie hat eine rutschige Oberfläche. Aber sie ist (noch) dicht!!!!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=elspiwcioxfdtccg 

Freitag, 20. September 2013

Verpeilt...

...habe ich mich heute ziemlich - zumindest, was die Zeit angeht und suche erst einen Zeltplatz als es schon dunkel ist. Da ist es am Besten, einen "richtigen" Campingplatz zu nehmen - die sind zwar meist nicht so schön romantisch und auch nicht so preiswert, dafür hat dieser aber WiFi und Dusche! Wann hatte ich die Letzte? Ich glaube, das war in Portland - schon ein paar Tage her. Das tut gut (auch meinen Nachbarn)!!! Uups, da taucht unter dem Dreck ein großer blauer Fleck auf, vermutlich von unserem gestrigen Umfaller.
 
Verpeilt habe ich mich auch mit den Entfernungen, das hab ich immer noch nicht drauf. Richtig vorstellen kann ich mir das nur, wenn ich feststelle, daß ein einziger Bundesstaat hier etwa die Größe unserer BRD hat. Eines unserer Bundesländer ist etwa so groß, wie hier ein Regierungsbezirk - das ist "think big".
Die ersten 10.000 km sind schon voll! Wenn das so weitergeht, werden aus den geplanten 35 Tkm an die 50 Tkm. Da muss ich ordentlich auf die Tube drücken.
Und noch ein bischen Statistik: heute fahren wir auf einer Durschnittshöhe von 2000 m (+/- 1000m)! Wir sind den ganzen langen Tag gefahren und habe auch die Mittagspause ausfallen lassen. Dafür bin ich randvoll mit Eindrücken...
Die Landschaft wechselt plötzlich ihre Farbe und wird ganz rot. Die Felsformationen sind eine schöner als die andere. Ich kann gar nicht so viel Bilder machen, wie ich möchte - muß alles im Gehirn speichern. Aber selbst dort reicht der Speicherplatz nicht aus.
 
Mesa Arches habe ich verpaßt, eigentlich wollte ich dahin. Aber in Hanksville mußte ich mich für Nord oder Süd entscheiden. Nach ausführlicher Besprechung mit einem Tankwart habe ich mich für Süd entschieden. Zum Arches Nationalpark müßte ich 9 h langweilige Fahrerei ertragen, nach Süden fahre ich die vermutlich schönste Straße der Staaten erklärt er mir. Außerdem gibt es hier auch ein paar Arches. Ein Abwägen von Zeit und Entfernung läßt mich die Entscheidung für die Südroute treffen - ich habe es nicht bereut.
 
Vor 5 Tagen hat es hier geregnet - ne, geschüttet. Allenthalben sind noch große Pfützen vorhanden, man sieht die Spuren von Sturzbächen, die sich Minicanons gegraben haben, an vielen Stellen liegt noch überspülter Sand auf der Straße oder die Straße ist fortgewaschen. Muß ziemlich hoch hergegangen sein - und ich bin zu spät; diesmal bin nicht ich der Regenmacher!
Wir fahren durch den "White Canon" und über den Colorado. Hier gibt es so viele Haupt- und Nebencanons und angeblich gehören alle zum sogenannten Grand Canon. Der Grand Canon Nationalpark ist aber erst morgen dran.
Im groß angekündigten "Natural Bridges Monument National Park" freue ich mich auf tolle Natursteinbrücken und bin dann ziemlich enttäuscht. Für die erschwinglichen 3 $ kann man eine 15 km lange Straße fahren, von der aus man die Natursteinbrücken im Canon sehen kann. Allerdings kann man sie oft nicht erkennen und eigentlich müßte man stundenlang hinwandern, um ihre Größe richtig spüren zu können. Im visitor center erklärt man  mir, daß "arch" eine von Wind und Wetter geformte Felsbrücke, "natural bridge" eine von einem Fluß gegrabene Naturbrücke ist - das Ergbebnis sieht aber gleich aus.
Jetzt möchte ich noch bis nach Mexican Hat, um das Internet zu bedienen. Außerdem soll dies auch eine sehr schöne Straße sein. Als nach wenigen Metern angekündigt wird, daß nach 25 Meilen die Straße unbefestigt, steil, serpentinenreich und schlecht befahrbar wird, ändere ich kurzerhand meine Pläne. Ich bin ziemlich müde und kraftlos - da riskieren wir nichts mehr. Der Tag endet also etwas weiter östlich auf dem Campingplatz in Blanding. Ich bin enttäuscht von meinen Fotos - in Wirklichkeit waren die Farben soooo prächtig rot!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qborxqdvcmyeukjt

Donnerstag, 19. September 2013

Glück gehabt

Wheeler Peak

Das erste und vermutlich einzige Highlight gibt es gleich am Morgen. Bei frostigen 11 Grad klettern wir zum Wheeler Peak auf 3000 m hoch. Herrlich klare Luft, die Birken haben sich in rotgoldene Christbäume verwandelt und es gibt phantastische Ausblicke auf das Great Basin.
Dann steuern wir unser nächstes Ziel "Mesa Arch" an, ob wir es hete noch erreichen ist fraglich. Die Karte zeigt eine kleine Straße durch die Wüste und auch mein Navi schlägt mir diese Route vor - einverstanden. Wir werden in Utah mit einer nagelneuen Asphaltstraße begrüßt, die allerdings schon bald in eine Schotterstraße übergeht. Auch recht - hatten wir ja in Yukon schon einige. Aber diese hier sieht wirklich nicht viel befahren aus und außerdem ist hier Wüste - mir ist etwas mulmig. Als mir na  1/2 h 4 Enduristen begegnen bin ich etwas beruhigt. Bis plötzlich der Untergrund tief und weich wird. Die Lisl schlackert wie verrückt mit den Ohren - ich habe sie nicht mehr unter Kontrolle und sehe mich schon auf der Nase liegen! Da hat uns der San fest im Griff, die Lisl stoppt und ich habe beide Füße fest auf dem Boden - Glück gehabt, puh!!! Mit weichen Knien und deutlich vorsichtiger geht's weiter bis zur nächsten Abzweigung. Geplant war "Black rock", was noch 38 Meilen wären und dann mitten in der Wüste liegt, alternativ wird angeboten, 18 Mielen zum nächsten Hwy zu fahren. Nach dem Erlebnis klüger geworden, gebe ich nach und ziehe Richtung Hwy.
Hinter einer der nächsten Hügel liegt auf einmal ein See vor uns - oder ist es eine Fata Morgana? Sieht auf jeden Fall sandig und gefährlich aus; aber was hilft's, da müssen wir jetzt durch. Zum Glück erweist sich die Angst als unbegründet, die Straße bleibt fest geschottert, neben uns ersreckt sich Sandwüste, die allerdings teilweise von Wasser bedeckt ist - ein Gelegeneheits-See. Sieht interessant aus und riecht seltsamerweise sogar etwas fischig.
Wieder zurück auf Asphalt auf dem Hwy 21 geht es nach Osten bis Beaver, von wo aus mich das Navi unbedingt auf die Interstate 70 locken will - ich mag aber nicht. Jetzt wird erst mal Mittagspause gemacht und das Internet bedient. 2 Harleyfahrer schleichen um mein Moped. Nach ein paar Worten fachsimple ich mit der Beifahrerin über den besten Weg in's Canonland. Ja, es gibt eine Alternative, auf meiner Karte nicht als niedrigste Kategorie eingezeichnet - den Hwy 153, den sind sie vor 4 Jahren schon mal gefahren. Erwartungsfroh machen wir uns auf den Weg, Hinweise erklären, daß der Paß offen ist und täglich Schnee geräumt wird. Aber sicher nicht heute... Für den Wildbach neben mir habe ich kaum Augen, die peilen nämlich immer die nächste Kurve an - Klasse. Allerdings wird der Spaß etwas dadurch getrübt, daß die Lisl in den Kurven häufig über die Kanten ihrer auf kerzengeraden Straßen abgefahrenen Sohlen kippt.
Kurz hinter dem Skigebiet hört der Asphalt unerwartet auf und geht in eine mehr oder weniger schlechte Schotterstraße über. Große Steine, Auswaschungen und viel Waschbrett. Auf über 3000 m fahren wir längere Zeit über die Hochebene. Hier grasen gesunde, fette Rinder; ab und zu kreuzt ein Reh meinen Weg. Gerade als ich mich auf der steilen Bergabfahrt freue, daß hier nicht so viel Verkehr ist und ich die Fahrbahn ausnützen kann, kommt mir ein Jeep entgegengedonnert - die Jungs schreien etwas Unverständliches, aber freundlich hat das nicht geklungen. Kurz vor Kingston beginnt der Asphalt wieder und nach Kingston fahren wir durch den Kingston Canon. Sicher nicht so berühmt wie der Grand Canon, aber die Felsen sehen großartig aus und lassen schon ahnen, was wir in den nächsten Tagen noch mehr sehen wollen.
Also, in Nevada hätte ich nicht um ein Stück Land gekämpft - diese Wüste; hier in Utah schon!
An der nächsten Abzweigung liegt ein See, das Otter Creek Reservoir. Da such ich nach einem hübschen Plätzchen. Hab's schon fast gefunden und möchte noch 100 m weiter fahren, da stolpert die Lisl über einen spitzen Stein und legt sich auf die Seite. Na gut, dann bleiben wir halt hier - der weitere Weg wäre sicher nicht gut für uns gewesen. Auf die Beine bekomme ich die Lisl allerdings erst, nachdem ich sie total abgepackt habe. Passiert ist anscheinend nichts, aber beim genauen Hinsehen  sehe ich Öl an der Vorderradgabel. Die genauere Diagnose lautet: Gabeldichtung links defekt. Also mit den Öldichtringen haben wir's diesmal!!!

Mittwoch, 18. September 2013

Endlich bei mir


Auf Amerikas einsamstem Hwy ist zwar nicht die Hölle los, aber "einsam" habe ich im Norden anders erlebt. Hier begegnen mir fast minütlich Fahrzeuge - dort war's ein pro Viertelstunde. Dennoch ist es ein entspanntes Dahinrollen. Zu sehen gibt es so gut wie nichts - die Landschaft ändert sich nur ganz allmählich. Die Great Plains - ja, das sind sie. Riesige Ebenen, von Bergketten umrandet, auf 1300 bis 2000 m Höhe. Von einer Ebene in die Nächste überquert die Straße manchmal einen kleinen Kamm, da dürfen wir dann auch mal leicht kurven. Der ständige Wind, der uns ab nachmittags begleitet pfeift uns in den Bergen manchmal ganz gehörig um die Ohren. Hier ist der rieseige Windpark sicher optimal aufgehoben.
Zwischen dem Kraut lugen öfters kleine Sandfelder hervor. Aber was ist das? Der Sand sieht aber komisch aus - ja, es ist eine sandfarbene Schlammpfütze! Davon gibt es auf einmal einige. Wie man sich nur so über eine dreckige Pfütze freuen kann! Nicht daß ich Wasser gebraucht hätte, aber es ist jedenfalls mal eine Abwechslung.
So wie ich mir die Great Plains in der Schulzeit immer vorgestellt habe sind sie allerdings nicht. Keine wogenden Getreide- oder Maisfdelder, keine Bisons; höchstens gelegentlich mal ein paar magere Kühe. Langsam wird es grüner, es gibt sogar ab und zu mal eine Farm, kleine Büsche siedeln sich an und sogar ein paar niedrige Bäume tauchen auf. Diese werden natürlich sofort geschützt und als "National Forest" bezeichnet.
Wie aus dem Nichts begleiten auf einmal Eisenbahnschienen die Straße - anscheinend wird oder wurde hier Bergbau betrieben. Davon zeugen auch große Abraumhalden.
Meine Gedanken sind bei mir, im Hier und Jetzt. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft, nicht an einem anderen Ort - endlich!!! Der Kopf gibt Ruhe! Ich bin wunschlos glücklich!
Den Abend möchte ich auf einem Campingplatz im Nationalpark verbringen und mich nochmal etwas um die Lisl kümmern. Am Besucherzentrum informiere ich mich über die lokalen Sehenswürdigkeiten - und da kommt Joyce aus Massachusets dahergestiefelt. Ich habe sie gestern an der Pony-Express-Station kennengelernt. Sie ist schätzungweise um die 60 und fährt alleine in ihrem kleinen Wohnmobil spazieren. Sie war in San Fancisco bei den Segelmeisterschaften, da sie selbst aktiv segelt, hat ein Fahrrad dabei, aber den Fuß im Gehgips. Lustige Frau.

Dienstag, 17. September 2013

Lonely Rider



Der Sandsturm hat bis tief in die Nacht am Zelt gerüttelt - erst als die Berge hinter mir blank und das Zelt randvoll Sand waren, hat er aufgehört. Der Schlaf wird dennoch von den regelmäßigen Aufblaspausen für die Isomatte unterbrochen.

Am Morgen ist es bereits bei Sonnenaufgang gut warm, ja ich bin wirklich mitten in der Wüste. Ehrlich gesagt bin ich geistig darauf überhaupt nicht eingestellt. Ich suche diesen Fly Geysir! An 2 Stellen, auf die die die Beschreibung passen könnte, versuche ich vergeblich mein Glück. Schließlich frage ich einen passierenden Truck nochmal - jetzt habe ich mehr Erfolg. Nach Ingnorieren der heftigsten "keep out"-Anweisungen, Stacheldraht und Überwachungsandrohungen geht es in sengender Hitze ca. 15 min durch die Wüste - ich wollte kein Cowboy gewesen sein - aber dann werde ich herrlich belohnt!!
Der Fly-Geysir schillert in orange und grün und spritzt kontinuierlich etwa 38 Grad warmes Wasser in die Luft. Unterhalb des Düsenkegels haben sich unterschiedlich große Becken gebildet in denen glasklares, geschmackfreies Wasser glitztert! Dafür bin ich hergefahren! Einige Meter weiter steht noch ein Kegel - der alte Geysir. Er tröpfelt nur noch, das Wasser ist kalt. Und auf dem Rückweg entdecke ich noch einen kleinen, ganz neuen Kegel - hier entsteht gerade ein neuer Geysir. Das Wasser bluubert siedend heiß heraus und richt nach Schwefel. Sehr interessante Gegend!
Zurück in Gerlach treffe ich an der Tankstelle den Herrn wieder, der mir verraten hat, wie ich zum Geysir komme. Ich bedanke mich nochmal und verrate ihm, daß mich keiner erwischt hat.

Fallon zeigt sich großspurig mit vielen riesigen Reklameschildern, jeder Menge Casinos, Schnellimbissen und Motels. Eine Bücherei suche ich allerdings vergeblich. Hier beginnt der Hwy 50, die "einsamste Straße Amerikas". Verständlich - mein Navi zeigt 3 h 44 min bis zur nächsten Abzweigung an. So lange möchte ich auch nicht alleine sein! Bin ich ja auch nicht, ich hab meine Lisl und die hat mich. Die Arme muss sich heute ziemlich plagen, sie kocht bis auf 160 Grad! Und dann erfahren wir auch noch an einer historischen Pony-Express-Station, daß die Reiter vor 150 Jahren am Tag 200 Meilen zurückgelegt haben - gerade mal soviel schaffen wir heute mit dem Kuh-Express. Die Reiter damals hatten keine Zukunft, weil die Telegrafenleitung gelegt wurde, sozusagen das damalige Internet. Ist ja heut auch nicht viel anders - das Internet macht viele physische Dinge (Geschäfte, Reisen) überflüssig. Die nächste Pionierleistung wäre dann wieder das Beamen! Übrigens ist das (Beemer) der Spitzname für BMWs hier in Amerika. Kommt wohl von Be-eM-er (das W ist zu umständlich).

Viel zu sehen? Ja schon, aber es sieht alles gleich aus. Schrecklich viel Landschaft aus Sand, Steinen und niedrigsten Dornenbüschen. Und Straße - einsame Straße - Hwy 50! Außer einer kleinen Infohütte zum Pony-Express gibt es nur noch 1-2 m tiefe Erdbebengräben zu sehen, die aber schlecht ausgeschildert und leicht zu übersehen sind.

Übrigens - auf unserem Programm standen bislang schon folgende Staaten: Alaska, Yukon, British Columbia, Washington, Oregon, Kalifornien und jetzt Nevada. Jedesmal wenn ich erzähle, daß ich "mal schnell zum Grand Canon und dann wieder nach San Francisco" will, lacht mich aus. Na ja, ist ja nichts Neues, daß ich verrückt bin.
Heute habe ich Scott erreicht, den ich in Kanada kennengelernt habe. Er wohnt in LA und hilft mir mit Ersatzteilen, Werkstatt und was man sonst noch brauchen kann. Er und seine Frau Patsy freuen sich auf meinen Besuch.

Am Hang oberhalb der wüsten Ebene erlebe ich einen schönen Sonnenuntergang während sich die Lisl leise in den Schlaf weint.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zjlxtcrlfdczgaem

Montag, 16. September 2013

Echt - in der Wüste gelandet!

          
Am Tag gehen mir die schönsten Worte durch den Kopf und am Abend, wenn ich sie dann niederschreiben will, sind sie alle weg...
Bei Sonnenaufgang bekomme ich Besuch - von den Schritten im raschelnden trockenen Eichenlaub werde ich wacht. Als ich mich umschaue sehe ich einen Sprung Rehe, die mit mir entweder nichts anfangen können oder mich übersehen haben. Zwei von Ihnen nähern sich neugierig bis auf 5 m!
Die Landschaft bietet heute viel Abwechslung. Am Vormittag singt sie: von den blauen Bergen kommen wir, in die gelben Täler reiten wir... Vor 100 Jahren wär ich hier wohl hoch zu Roß entlanggekommen, heute eben auf meiner Kuh.
Nachdem wir zwei Bergkämme (ca. 1800 m) überquert haben öffnet sich eine weite Hochebene durch die eine endlos lange gerade Straße führt. Zuerst breitet sich das Steppengraß zwischen den Bäumen aus, dann verdrängt es sie vollständig. Cattle Grids und endlose Zäune lassen vermuten, daß hier Rinder weiden sollten. Turmhoch stapeln die Farmer daraus goldgelbe, fein duftende gepresste Heuballen für den Winter. Zwischendurch versuchen sie, mit riesigen Bewässerunsanlagen dem Land etwas Grün abzutrotzen.
Ja, so stelle ich mir Indianerland vor - ich kann direkt sehen, wo sie auf der Lauer lagen, wo sie gewohnt und gejagt haben. Oder Harley-Land - das sind ideale Straßen zum geradeauscruisen und gelegentlich mal einen leichten Bogen zu fahren.
Den ganzen Tag begleitet mich eine stark böige Brise. Sie erzeugt ein herrliches Fahrklima, bringt aber auch Staub mit, der mich zwingt, die Motorradbrille anzuziehen. Beim Fahren hält sie mich von zu viel Langeweile ab und beim Anhalten muß ich aufpassen, daß wir nicht aus dem Gleichgewicht kommen.
Auf einem der Bergrücken mache ich am späten Nachmittag eine Pause. Mangels Schatten setze ich mich in die pralle Sonne - ist aber nicht schlimm, der Wind kühlt herrlich.
Neben mir zieht ein Sandsturm über graslose Wüstenstriche, allmählich weicht das Steppengras niedrigem Gestrüpp und statt Erde machen sich Steine, Sand und Geröll breit. Ich bin in der Wüste angekommen! Wieviel Tagesritte das wohl für die Pioniere waren, was ich am Nachmittag gefahren bin? Und wie viele dabei wohl verdurstet sind?
Amtlich erfahre ich an meinem heutigen Ziel - Gerlach - daß ich hier mitten in der Black Rock Wüste bin. In dem Ort mit vielleicht 50 Häusern liegen Broschüren über das Verhalten in der Wüste aus.
Eigentlich wollte ich hier einen Geysir finden, der ist aber auf Privatgrund und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Kurz vor Gerlach lockt mich der Spruch "Planet X - visit him before he visits you" in eine einsame Töpferei mitten im Nichts. Das Ehepaar ist autark - sie haben eine Quelle und Sonnenenergie. Ihre Töpferwaren sind sehr teuer, verkaufen sich aber anscheinend (obwohl nicht im Internet vertreten) sehr gut! Ich bekomme den Tip, in Brunos Restaurant mit ein paar Leuten zu sprechen.
10 $ investiere ich in ein Abendessen (lieblose Wüstenversorgung, aber nicht schlecht) und gelange tatsächlich ins Gespräch. Man verrät mir, wo der Geysir sein soll - jwd! Und ganz schwer zu finden. Ich möchte trotzdem versuchen, einen Blick darauf zu erhaschen und mache mich auf den Weg. Da es schon spät ist verzichte ich auf lange Suche und stelle stattdessen in der Nähe mein Nachtlager auf.
Ich versuche heute mal das Sonnensegel. Der Wind bläst ordentlich - das Segel bietet eine große Angriffsfläche, knattert schrecklich und der feine Staub wird überhaupt nicht abgehalten. Er krabbelt in das Laptop und das mag ich gar nicht. Also entscheide ich, jetzt in der Nacht trotzdem noch das Zelt aufzustellen - allerdings ohne Überzelt. Typisch Susi - Nachtkrapp!
Auf den langen Strecken habe ich Muse, die Gedanken nochmal zurückscheifen zu lassen. Was mir auffällt ist, daß es zumindest hier in Nordamerika krasse Gegensätze zwischen Stadt und Land, aber nicht zwischen Nord und Süd gibt. Egal ob im naßkalten Norden oder staubtrockenen Süden, die ländlichen Häuser sind ungepflegt und scheinen den Bewohnern lediglich einen groben Wetterschutz bieten zu müssen. Die Grundstücke sind vollgepfropft mit Gerätschaften, die anscheinend nur der Ersatzteilversorgung dienen. Die Entfernungen zwischen den Farmen sind immens, wobei man das im Norden der Bäume wegen schlecht erkennt, hier hat man einen tollen Blick auf die einzelnen Gehöfte. Statt Bäumen gibt es hier das "Nichts"!
Das andere Extrem sind die Metropolen. Eigentlich sind das ganz viele kleinere Ortschaften die dicht gepackt und zusammengewachsen sind. Der Übergang der Ortschaften ist nicht mehr erkennbar, riesige Straßenungetüme sind darüber hinweg gebaut. Je näher man einem Ballungsgebiet kommt, umso gepflegter und adretter sind die Häuser und umso schmucker die Gärten. Allerdings auch viel kleiner. Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings: think big!

Sonntag, 15. September 2013

Heiß

Der Abend (gestern) ist so schön, daß ich beide Zelteingänge offen lasse und der Mond mir noch lange ins Gesicht scheinen kann. Die Nacht ist sternklar aber am Morgen haben die Wolken mich eingeholt. Vielleicht schaffe ich es ja doch, den Regen ins Death Valley zu bringen? Aber während des Frühstücks verjagt die Sonne innerhalb weniger Minuten alle Wolken und brennt jetzt gnadenlos herunter.
Mit gemütlichen 80 km/h cruisen wir den Trinity River entlang, der nicht nur uns sondern auch einer ganzen Menge Kanuten großen Spaß macht. Hab ich wohl zufällig mal wieder eine tolle Straße (Hwy 299) erwischt. Es duftet nach heißem Asphalt gemischt mit Pinien. Ich möchte um nichts in der Welt in einem klimatisierten Auto sitzen - auch nicht gestern. Genau das Spüren von Nässe und Kälte, Hitze und Staub macht ja das Motorradfahren aus! Um die Mittagszeit haben wir auf 850 m Höhe schon 34 Grad - der Backofen ist an. Das fühlt sich schon eher nach Kalifornien an! Am Nachmittag fallen die Temperaturen nicht unter 38 Grad - das ist schon ein extremer Wechsel zwischen gestern und heute. Und: das Schulbuch hatte recht. Der Wind treibt die Feuchtigkeit vom Meer bis an die Berge, wo die dicken Wolken hängenbleiben. Direkt hinter den Bergen dann Trockenheit...
Ich tausche die Endurobrille gegen Sonnenbrille und komme mir natürlich voll cool vor. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich kein Windschild hätte? Haben wir doch! Steht sogar Lisls Name drauf. Aber da lachen die Amis nur drüber, sie verstecken sich ja hinter quadratmetergroßen Scheiben auf ihren Harleys.
Kurvenreich machen wir heute Kilometer um Kilometer, heute wird nicht so getrödelt! Außerdem ist es zu heiß, um irgendwohin zu wandern. Ein großer See, der Whiskeytown Lake erfrischt die Luft kurzfristig, um sie, kaum am See vorbei, umso trockener und heißer erscheinen zu lassen. Etwas Interessantes gibt es aber schon an diesem See: am Einlauf hängen große Gummibahnen im Wasser, die das kalte Wasser aus dem Zulauf auf den Grund des Sees zwingt. Dort können dann die Lachse, die kein warmes Wasser vertragen, den See durchschwimmen um in ihre Laichgebiete zu kommen. Trickreich!
Beim Tankstop möchte ich auch gerne den Wasserkanister füllen und frage, ob das Wasser aus dem Schlauch Trinkwasser wäre. Der Tankwart winkt ab und schenkt mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Als er versteht, daß ich trotzdem den Kanister füllen will, macht er ihn selbst mit Trinkwasser voll. Die Leute sind alle so freundlich zu mir! Er rätselt kurz, ob Putin unser Präsident und Kohl unser Kanzler wäre...
Auch hier in Kalifornien sind weite Landstriche Nationalpark. Um also ein kostenfreies Lagerplätzchen zu finden muss ich gut Ausschau halten. Was ich finde ist ein lichter Hain aus Kiefern und Eichen. Kein Zelt aufstellen, das ist der Plan. Zum Abendessen gibt es eine interessante Kombination aus Zwiebeln, Tomaten, Zuccini, Käse und Erdnüssen, gewürzt mit Suppenwürfel und Knoblauchbutter - mmmh. Dazu gibt es "französiches" Brot, das kaum bißfester ist als die übliche Pampe. Die Grillen zirpen und über mir streicht ein Schwarm Wildgänse laut schnatternd dahin.