Samstag, 2. November 2013

Schon wieder Lehrgeld!

 Puh, war das ein Tag! Ich erinnere mich schon gar nicht mehr an den Morgen - wo bin ich eigentlich losgefahren? Und wie hat das Hotel ausgesehen? Zum Glück hab ich mir unterwegs ein paar Notizen gemacht, so werdet Ihr doch das Meiste noch erfahren.

Anscheinend habe ich diesmal ein "vernünftiges" Hotel erwischt. Auf jeden Fall sieht man außer mir auch noch andere Gäste - und nicht wenige davon sprechen deutsch. Am Morgen bekomme ich von einem deutschen Renterpärchen, das auf zeitloser Weltumsegelung unterwegs sind, noch eine Adresse von einem Deutschen in Carthagena (Columbien) - man kann ja nie wissen. Die beiden schauen sich heute in Antigua das Drachenfest an, weswegen die ganze Stadt in Aufruhr ist. Ich muß weiter, bis Panama sind es noch ca. 2000 km, etliche Grenzübergänge und die Lisl soll am 14. November früh verladen werden - da müssen wir noch ordentlich Gas geben.
Ich bitte die Damen an der Rezeption, das Tor wieder zu öffnen, aber sie behaupten das ginge nicht. Erst als ich erkläre, daß ich nur so gestern auch hereingekommen bin, treten sie in Aktion. Es wird lange gesucht und telefoniert - das Tor öffnet sich just-in-time! Aber bis dahin dauert es eine ganze Zeit, weil - ja weil die Lisl schon wieder nicht will. Sie stand zwar unterm Dach, aber die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Anscheinend hat so eine Wiederbelebung nach dem Ertrinkungstod doch noch langwierigere Folgen. Das zeigt sie mir auch während der Fahrt; solidarisch mit mir hustet sie ab und zu - wie bei einem alten Ehepaar. Ein Zeichen, daß sie noch sehr feuchtigkeitsempfindlich ist. Da muß ich heute abend nochmal eine Nachbehandlung starten. Ich nehme mir vor, rechtzeitig Schluß zu machen, damit ich die Lisl noch ein wenig pflegen kann.

Wir müssen noch an Guatemala Stadt vorbei, oder besser gesagt, durch. Trotz fehlendem Navi klappt das auf der Autobahn erstaunlich gut. Nur ein einziges Mal habe ich mich ferfranzt, hab's zwar sofort gemerkt, mußte aber ziemlich weit zurückfahren, bis ich wieder wenden konnte. Die ersten 100 km heute sind Autobahn mit mittlerem Verkehr, da kommen wir recht gut voran. Irgendwann kapiere ich auch, daß die Mopedfahrer mit der roten Warnweste und einer Nummer auf dem Rücken nicht zu dem selben Club gehören, sondern daß die Weste hier anscheinend Vorschrift und die Nummer das Kennzeichen vom Moped ist!

Irgendwann ist Schluß mit Autobahn. Ohne Vorwarnung. Und natürlich mitten in der Kurve während neben mir ein dicker Bus fährt. Und natürlich beginnt die einspurige Strecke mit einem riesigen Schlagloch! Es wechselt noch ein paarmal zwischen ein- und zweispurig, aber die Verhältnisse sind immer gleich. Und irgendwann auf einspuriger Strecke - Stau. Gefühlte 20 km lang. Irgendwann fange ich auch an, mich vorzudrängeln. Der Gegenverkehr kommt immer stoßweise, da kann ich zwischendrin mal überholen. Bestimmt habe ich auf diese Art über 1 Stunde gut gemacht! Und was war der Grund? Die nächste Ortschaft - Barberena - hat ihre Schatten wahrlich vorausgeworfen. Auf der einzigen Kreuzung im Ort steht ein einzelner Polizist und pfeift sich die Lunge aus dem Hals - der ist an allem schuld!
Einen Vorteil hat der Stau, ich kann von den herrlichen Bussen noch ein paar fotografieren. Die sind wirklich prächtig! Die meisten Busse haben einfach nur tolle Farben und ein wenig Schmuck an der Front. Am schönsten sind aber die blauen - da gibt es welche, die haben irre viel Chrom dran und jede Menge Lichterzeugs - sieht echt imposant aus. Und die Hupen! Wenn Du nebendran stehst, wenn sie loslegen, dann fliegt Dir das Trommelfell weg. Und die hupen oft. Übrigens war das mit der Christbaumbeleuchtung auch schon in Mexiko wichtig - viele Fahrzeuge haben z.B. zusätzliche Leuchten, die beim Bremsen polizeiblau blinken. Das sieht immer sehr gefährlich aus und verfehlt seine Wirkung sicher nicht.
An den Anblick von Schußwaffen habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt. An jeder Behörde oder Bank stehen bewaffnete Sicherheitsleute. Aber an einer Tankstelle war mir das bisher neu. Zum Glück verwendet der Mann sein Gewehr nur als Luftgitarre zu den Klängen aus dem Radio.
Auf einer Brücke über eine interessante Schlucht halte ich an um zu fotografieren. Die Freiheit nehm ich mir einfach. Aber plötzlich spüre ich ein Schwingen der ganzen Brücke, dabei ist nur ein kleiner Laster drübergefahren. Das ist schon ein seltsames, ein wenig unheimliches Gefühl!

Kaum dem Stau entkommen, wird schon die Grenze zu El Salvador angekündigt! Da bin ich sehr überrascht, ich habe gedacht, ich brauche noch einen Tag. Die Autobahn ist anscheinend doch nicht ganz so kurvig wie meine Strecke gestern. Und außerdem ordentlich schnell befahrbar, da hab ich mich ganz schön verschätzt. Ich bin wieder mal nicht richtig vorbereitet.
Immerhin habe ich gestern noch gelernt, daß El Salvador keine eigene Währung mehr hat, sondern US-Dollar verwendet. Den Wechselkurs von Qutzales in Euro und Euro in Dollar habe ich im Kopf, also kann ich den Kurs ausrechnen. Für 100 Qutzales müßte ich 12 Dollar bekommen (laut Währunsrechner sind es 12,5). Die Grenze ist hier nicht so wahnsinnig verstopft wie bei der Einreise, als ich anrolle stürmen mir schon 2-3 Geldwechsler von links entgegen. Von rechts drückt mir einer eine "Registrierungsmarke" in die Hand, die nehmen ich aber nicht an. Er will vermutlich seine Dienste beim Grenzübertritt damit anbieten, aber ich trau mir die Formalitäten selbst zu. Ein Geldwechsler bietet mir einen sletsamen Kurs von 76 (?) an! Als ich nicht akzeptiere fragt er mich nach meinen Wünschen - 12 $ für 100 Quetzales. Seltsamerweise akzeptiert er sofort. BBin nur nicht hellhörig genug geworden. Mittlerweile scharen sich mindestens 5 oder noch mehr Männer um uns und quasseln durcheinander. Sie wollen wissen, wieviel Geld ich wechseln will - wir zählen gemeinsam mein Geld: 1174 Quetzales. Mir wird ein Taschenrechner unter die Nase gehalten, die beiden Zahlen werden eingegeben - es kommt 96 $ heraus. Irgendwas war da falsch. Mein Geld ist schon in den Händen des Wechslers verschwunden. Es wird erneut gerechnet - wieder kommt 96 heraus. Ich hab den Überblick verloren - noch mehr Hilfsangebote. Ok 96 (erst viel später fällt mir auf, daß sie mich da um über 40 $ betrogen haben. Ich zähle das Geld nach, das ich bekomme. Es fehlen 10 $, was der rechts von mir Stehende genau in dem Moment anmerkt, als ich es feststelle. Der andere Typ rückt noch einen Zehner heraus. Ich stecke alles ein - nur weg hier. 100 m weiter sind die offiziellen Gebäude. Ich werde von einem freundlichen englisch sprechenden Herrn in eine Spur gewunken. Er will eine Menge Kopien von mir haben - noch ein "Helfer"? Als ich absteige, bemerke ich, daß mein Foto fehlt!!! Der war im Tankrucksack in der rechten Seitentasche - zugegebenermaßen in der offenen Tasche (der Reißverschluß ist kaputt) und das lädt sicher zum Klauen ein. Ich fluche laut und schimpfe über die bösen Menschen hier. Schnell Das Navi und die Helmkamera im Tankrucksack versteckt, den vom Moped abgenommen, Zündschlüssel abziehen und dann laufe ich zurück zu den Geldwechslern. "Meine" sind nicht mehr da!! Die anderen sind natürlich alle unschuldig und wissen von nichts. Der Unschuldigsten von allen ("Schau in mein Gesicht! Sieht das nicht unschuldig aus?") möchte sich nicht beschimpfen lassen. Er fragt mich beiläufig, was ich für die Kamera bezahlt hätte - aha, der will also sicher einen anteiligen "Finderlohn". Ein anderer fragt, ob er sich auf die Suche machen soll? Natürlich!!! Mittlerweile ist auch der englischsprachige Herr eingetroffen und versucht zu helfen. Wenn ich meine Kamera wiederbekomme, ist alles in Ordnung. Ansonsten gehe ich zur Polizei! Auf einmal taucht jemand mit meinem Foto in der Hand auf und fragt arglos, ob das mein Foto wäre??? Diebe!!! Pfui! Aber ich verlasse sie mit der Bemerkung, daß für mich jetzt alles wieder in Ordnung wäre. Der englischsprechende Herr erwartet natürlich eine Belohnung, indem er mir bei den Zollformalitäten hilft. Ich höre jetzt einfach weg und ignoriere ihn unhöflich. Bei der Einwanderungsbehörde und beim Zoll bekomme ich alles super einfach hin! Die sind sehr freundlich, genau und schnell! Dem Mädel am Zoll erzähle ich von dem Diebstanl, sie bietet an, die Lisl direkt vor ihrem Büro zu parken und bedauert zum Schluß noch, daß hier so schlimme Leute unterwegs sind. Ob ich gesehen hätte, wer es war? Das war kein netter Äbschied!

Nach El Salvador geht es über die Brücke. Beamte lassen die Fahrzeuge nur einzeln bzw. schubweise durch und obwohl ich mich vordrängle muß ich lange warten. Dafür ist der Beamte sehr freundlich und jovial. Auf der anderen Seite ist es ziemlich einfach. Der Paß wird nur kontrolliert, kein Einreisestempel. Der Ausreisestempel von Gautemala gilt auch als Einreisestempel. Dann bitte rechts parken und ein Zollformular für die Lisl ausfüllen. Ich habe bestimmt die Hälfte vergessen - damit schlägt sich der Beamte jetzt herum, indem er versucht alle Daten aus dem deutschen Fahrzeugschein herauszulesen. Aber er ist freundlich und hilfsbereit. Zusammen bekommen wir alles hin. Jetzt brauche ich noch ein "Pickerl" auf dem Schein. Dazu muß ich ins Zollbüro ein paar Meter weiter. Man wird nur einzeln vorgelassen, aber ich muß noch keine Minute warten. Drin ist es angenehm kühl. Der Zollbeamte sieht meinem Diplomarbeitsbetreuer extrem ähnlich. Ansonsten ist er fleißig und freundlich - er versucht sogar, in englisch mit mir zu kommunizieren; dabei tut er sich genauso schwer, wie ich mit spanisch. Aber der Computer! Der ist echt a...langsam! Auch mein Streicheln hilft da nix. Ich glaube, er stürzt sogar 2 mal ab. Die Temperatur ist angenehm, keine Menschentrauben vor oder hinter mir, nur der freundliche Herr - und so geben wir dem System halt die Zeit, die es braucht. Das sind gefühlte 2 Stunden! Ich hab ja nicht genau aufgepaßt, aber insgesamt hat der Grenzübertritt auch nur etwa 2 Stunden gedauert - und das ohne Helfer! Kopien habe ich nur in Es Salvador gebaucht, nicht in Guatemala. Und gekostet hat es diesmal überhaupt nichts! Also echt, bis jetzt hab ich nur freundliche, hilfsbereite und korrekte Beamte kennengelernt. Sind ja auch nur Menschen, die ihren Job tun!

Ich muß den Diebstahl und Betrug noch verdauen. Aber irgendwann bemerke ich den Unterschied zu Guatemala: Dieselruß und Gestank sind noch viel schlimmer geworden, die Luft ist voller Staub und Sand, die Augen brennen und der Verkehr ist schrecklich. So dicht. Kaum hast Du auf einer 3-spurigen Straße 4 nebeneinander her schleichende Dieselstinker hinter Dir gelassen, sind schon die nächsten vor Dir. Es gibt kein "vorn"! Die Fahrerei ist total anstrengend und macht keinen Spaß. Es gibt auch nicht wirklich "Landschaft". Wir hangeln uns von Stadt zu Stadt - oft mitten durch. Und mitten durch heißt - inklusive aller Bushaltestellen, Marktstände, Einbahnstraßen usw. - eben mitten durch! Es gibt nur Geschäfte, Tankstellen und Industrie. Kein Hotel weit und breit zu sehen! Auf einmal bin ich schon in San Salvador - zumindest am Stadtrand.

Da läuft mir doch ein Burger King über den Weg - nix wie rein und in's Internet geschaut. Ich finde eine preiswerte Herberge in 11 km Entfernung. Alles genau aufschreiben und den Zielpunkt im Handy markieren. Ich hab da zum Glück so eine App, die Karten offline vorhält. Allerdings kann die halt nicht navigieren - aber wenn ich sehe wo ich bin, hilft das schon immens! PPlötzlich ist es schon nch 5 Uhr! Und ich wollte doch spätestens um 4 Uhr ein Hotel haben?! Ich komme mit der Handy-Navigation ziemlich gut in die Nähe des Hotels - allerdings im ständigen Stau. ABer irgendwann muß ich mich mal links halten und das geht mal wieder nicht. Entweder Einbahnstraße oder gesperrt oder Autobahn ohne Ausfahrt!!! Als ich fast aus der Stadt draußen bin, frage ich einfach mal einen Polizisten. Irgendwie auf der anderen Seite ein Stück in die Stadt hinein soll etwas sein - ok. Es dauert lange bis ich wenden kann und fast hätte ich die Ausfahrt wieder übersehen, denn es ist jetzt stockfinster und ich stehe eingekeilt zwischen hausgroßen LKW und Bussen. Dort wo es in die Stadt gehen soll ist Markt, kaum ein Durchkommen. Und als die Straße wieder mal abbiegt, weil gradeaus gesperrt ist, frage ich den nächsten Polizisten. Ja, ich soll einfach grade aus rein fahren. Wie das Hotel heißt oder wie es aussieht verstehe ich nicht - da schnappt er kurzerhand sein Dienstfahrrad und fährt voraus. Ist doch klasse, so ein Polizeiführer! Das "Hotel" hätte ich nie gefunden. Es steht nichts dran, der Innenhof ist mit ein paar Stofffetzen zugehängt. 6 $ soll es kosten. Heut ist mir alles vollends egal. Nehm ich. Die Lisl steht im Innenhof - angeblich sicher. Na ich weiß nicht... Als ich grade mein Gepäck ablader und der junge Rezeptionist mir die Fernsehfernbedienung und 2 Beutel Trinkwasser überreicht, kommt der freundliche Polizist mit seinem Partner nochmal vorbei umd zu schauen ob alles in Ordnung ist. Ich bin zufrieden. Was sie nun besprechen verstehe ich nicht, aber ich gehe davon aus, daß der junge Mann den polizeilichen Auftrag bekommt, auf mein Moped aufzupassen.

Das Zimmer ist ein gefließtes fensterloses Loch, in das gerade mal ein Bett reinpaßt. Im Bad stinkt es und aus der Dusche kommt einfach EIN Wasserstrahl. Eigentlich ist es eine Zelle, nur der Riegel ist auf der falschen Seite. Internet gibt es sebstverständlich nicht, das stört mich jetzt weniger, aber es gibt nichtmal eine Steckdose für mein Laptop! Aber mal ehrlich - was wäre beim Campen anders??? Ich habe ein Laken bekommen, das ich lieber auf das Bett lege, zudecken werde ich mich mit einem Handtuch. Es ist wahnsinnig schwül, so wie ich das bischen Wasser trinke, so schwitze ich es sofort wieder raus - zum Glück gibt es wenigstens einen Ventilator. Na, das wird eine Nacht...
Leider muß die Lisl jetzt noch einen Tag mit der versprochenen Nachbehandlung warten. Heute wird das nix mehr, und morgen früh möchte ich das hier nicht unbedingt machen.

Die Meisten haben sicher schon herausbekommen, daß man hier meine Tagesroute sehen kann. Aber in Blick auf das Höhenprofil dazu kann auch manchmal ganz spannend sein.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ffoqhhrrmhyonenj

Freitag, 1. November 2013

Ich habe vergessen, von einem kleinen Abentuer zu erzählen - mein Gedächtnis ist halt auch schon im gualtemaltekischen Straßenzustand (löchrig).

Die "Straße" vom Atitlansee nach Antigua war an einer Stelle einfach mal weg - d.h. eigentlich war eine Brücke weg. Die Umleitung ging über einen schlechten Erdweg und dann mußte ich suchen. Anscheinend sollte ich jetzt durch eine Furt fahren. Aber das Wasser war nicht wenig, große Steine - und ich alleine! Das Herz schlug mir bis zum Hals. Zum Glück kam hinter mir gleich ein großer Geländewagen. Der Fahrer hat behauptet, daß Wasser sei ja nicht tief - ich hab ihn gern vorausfahren lassen. Seine großen Räder sind bis zur Mitte im Wasser verschwunden. Jetzt ist keine Zeit zum Zögern! Also, sofort hinterher. Bis auf einen kleinen Wassereinbruch im linken Stiefel ist alles gut gegangen - puh!!! Der Geländewagenfahrer zeigt den Daumen nach oben und ich verdaue so langsam...

Guatemala - Land der Berge


Ich habe wenig geschlafen, in der Nacht habe ich Durchfall bekommen. Drum stehe ich auch schon gegen 7 Uhr auf. Alles wird gepackt - fertig. Lisl? Lisl?? Nein, sie mag nicht richtig! Sie hat in der Nacht ja auch wieder Regen abbekommen. Bitte, liebe Lisl, spring an! Ja - sie macht's! Der Drehzahlmesser zeigt zwar abenteuerliche Zahlen an, die sicher nichts mit der Realität zu tun haben, aber das ist jetzt Luxus.

Kurvig und mit viel Transportverkehr schraubt sich die Straße auf über 3000 m hoch. Eigentlich macht sie richtig Spaß, wenn da nicht der unausweichliche Dieselruß überall wäre. In den Ortschaften herrscht immer Hoch- und Marktbetrieb, man kann eigentlich nicht erkennen, wohin die Straße führt und ob man noch richtig ist. Einfach immer mehr oder weniger grade aus! Die Sonne scheint und die Bäume werfen löchrige Schatten auf die Straße. Das ist gefährlich, denn so kann ich die Poller und Schlaglöcher kaum erkennen, es ist also eine Fahrt mit viel Vertrauen. Tanken! Die meisten Tankstellen akzeptieren keine Kreditkarten, aber man kann welche finden, die VISA akzeptieren. Glück gehabt, die Karte ist noch nicht gesperrt. An den Preisen - 33 Quetzales (3 €) - habe ich gestern schon rumgeraten. Beim Tanken löst sich dann das Rätsel - die rechnen hier wieder in Gallonen!
Die Busse hier sind herrlich - abgesehen von ihrem Gestank. Sie sind schrecklich bunt und sehen einfach fröhlich aus. Die meisten sind randvoll besetzt. Das Dach ist oft vollgeladen mit allem möglichen Gepäck - einmal habe ich sogar beobachtet, die ein Mann während der Fahrt da oben das Gepäck sortiert hat. Die Reisewilligen müssen sehr schnell sein, der Bus hält nicht lang!

Wir kommen nach San Chiristobal nochirgendetwas - und ab da beginnt ein Schmankerl! Die Straße ist autobahnähnlich ausgebaut, der Verkehr ist mäßig, der Asphalt vom Feinsten und es gibt zuverlässig keine Schlaglöcher! Und das Beste sind natürlich die Kurven: mit 70 kommt man schon in den Grenzbereich der Schräglage! Und das geht ewig so - bis ich zum Atitlansee abbiege. Diese Straße ist das totale Gegenteil. Sie ist in jeder Beziehung abenteuerlich: abenteuerlich kurivg, abenteuerlich steil auf- oder abwärts, abenteuerlich schlecht! Hier definiert sich "Ideallinie" ganz neu. Um die Ideallinie zu treffen mußt Du zuerst die Kurve abschätzen - am Besten um die Ecke schauen können. Dann visierst Du alle Löcher an. Die Ideallinie ist dann der schmale Asphaltsteg, der Dich irgendwie da durch führt. Fast schon Trial.

Der Atitlansee ist riesig und natürlich sehr schön vor der Kulisse von Vulkanen! Mit dem Fotrografieren klappt das aber leider nicht so, denn entweder kann man grade anhalten, dann ist die Sicht zugewachsen, oder es gibt eine herrliche Aussicht, dann ist aber grad keine Chance zum Anhalten! Das Hotel, das ich eigentlich besuchen wollte, finde ich nicht. Bis hierher waren es jetzt nochmal gut 3 Stunden Fahrt - war meine Entscheidung gestern also doch richtig! Heute möchte ich noch bis Guatemala Stadt, um Internet zu bekommen.

Die Landschaft ist grandios, die Bergdörfer spartanisch. Die Frauen sind möglichst bunt gekleidet - das sieht schön aus. Oft tragen sie eine Last auf dem Kopf und in ihrem Umhängetuch versteckt sich nicht selten ein Kindchen. Heute ist anscheinend überall Waschtag. Egal ob Bach, Quelle oder Brunnen, überall wird gewaschen und die Wäsche dann in die kalte Sonne gelegt.
Und dann war da noch die Episode mit der Pinkelpause. eine ebene Stelle zum die Lisl abstellen gab es nur an einer Brücke. Diese hat sich dann aber als sehr belebt herausgestellt. Im Wald wurde gearbeitet, frußabwärts und unter der Brücke wurde geschaufelt und oberhalb haben Mädchen gebadet. Eigentlich haben sie mit Zweigen einen Damm gebaut. Und auf einmal hat die ganze Männerschar von der Brücke aus zugeschaut. Im Bikini hätten sie sich die Mädels gewünscht...

Ich folge der Beschilderung nach Antigua; aber anscheinend habe ich irgendeine Abzweigung verpaßt. Mein Navi kann mir nicht helfen, das besitzt keine Karten von Mittelamerika - da muß ich alleine durch! Als die eigentlich ganz gute Straße plötzlich in einer schlechten Schotterstraße endet und links unter mir ein Hexenkessel an Wolken brodelt, frage ich zur Sicherheit zwei Jungs. Ne, hier bin ich falsch. Also wieder ca. 20 km zurück. Aber letztendlich finde ich Antigua. Es ist ein wenig anders als ich mir das vorgestellt habe. Eigentlich gibt es nur enge Gässchen mit viel Verkehr. Fast alles sind Einbahnstraßen und so ist eine Navigation kaum möglich. Zufällig sehe ich ein Hotelschild - 40 $ wollen sie, Bad ist gemeinschaftlich. Kein WiFi. Ne, das ist mir zu teuer. Die Dame empfiehlt mir ein anderes für 28 $. Aber direkt vor der Tür spricht mich ein Herr auf englisch an, gleich um die Ecke wäre eine billige Herberge für 10 $ mit eigenem Bad und WiFi und einem Innenhof für die Lisl. Wegen der Einbahnstraßen kann ich aber nicht direkt hinfahren. Wir verabreden uns an der übernächsten Ecke, aber da komme ich nie an - alles ist gesperrt! Ein Feiertag! Niemand kennt die Herberge. Ein Schuhputzer weist mir mit seinem Fahrrad den Weg zu einem Hotel - nix frei. Dann zum nächsten - für knapp 30 € bekomme ich ein Zimmer nach meinem Geschmack. Die Lisl darf in den Innenhof - aber die Rezeptionistinnen können sich nicht vorstellen, daß sie nicht durch die Tür paßt. Ich muß es beweisen. Mühsam wird die Türöffnung etwas vergrößert und wir schängeln uns durch. Wenden, um morgen wieder rauszukommen ist Millimeterarbeit - vor, zurück, vor, zurück juckeln wir im Kreis. Geschafft!

Das WiFi geht nicht so wie es soll. Mal sehen, ob ich etwas tricksen kann...

Ich hab den ganzen Tag noch nichts gegessen und natürlich einen Riesenhunger. Daher stürze ich mich bei Dunkelheit nochmal in die Stadt um ein Restaurant zu suchen. Selbst zu Fuß muß ich höllisch aufpassen, die Bürgersteige sind sehr hoch,m die Straßenpflaster bestehen aus großen Kieselsteinen und die Straße ist sehr wellig. Überall drohen Löcher und Hindernisse. Das war schon auf dem Moped echt schwierig! Es gibt hier viele europäische Toursten, darauf sind auch die Restaurants eingerichtet. Für 7 € speise ich hervorragend! Ihr glaubt gar nicht, wie lecker geschortes Genmüse nach 11 Wochen Abstinenz schmeckt!!! Und vor allem ist es unglaublich, wie schnell ich satt bin - ich schaffe gar nicht alles. Auf dem Heimweg sehe ich die Gewitter in den Bergen ringsum. Heut bin ich sehr müde! Aber Euren Blog bekommt ihr noch!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yogqgtvssmkaugnd

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Hasta la vista Mexico. Auf Wiedersehn.

Hast Dir ja keine besondere Mühe gegeben, mir zu gefallen! Deine Behörden haben mich gefoppt, Deine Moskitos haben mich zerfleischt. Hast mich gebraten bei 43,7 Grad, hast mich tiefgefroren bei -3,5 Grad. Hast mich stürmisch behandelt und mich mit Deinen Wassermassen mehr als eingeweicht. Hast meiner Lisl, meinem Navi und mir schlimmen Schaden zugefügt. Hast mich mit Deinen "Straßen" in die Verzweiflung getrieben. Deine schönsten Strecken hast Du mir verwehrt, hast mich auf löchrige Autobahnen gezwungen. Hast mir keine Zeltplätze angeboten und mit Deinen Hotels das Geld aus der Tasche gezogen. Hast mir all meinen Mut und Elan geraubt. Ob wir uns jemals wiedersehen???



Aber der Reihe nach...
Am Morgen habe ich ganz schön Wackelpudding in den Knien, ich bin nervös und hoffe, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Schließlich habt ihr mir mitgeteilt, daß ihr den Blog gerne weiter verfolgen würdet. Daß ihr gerne weitere "Heldengeschichten" hören würdet. Aber ich möchte keine Heldin sein. Helden sind dumm. Sie begeben sich absichtlich in gefährliche Situationen, nur um anschließend gefeiert zu werden. Ein bischen dumm (oder verrückt) bin ich ja auch, so wie ich diese Reise mache. Aber gefeiert werden will ich wirklich nicht! Ich bin schon froh, wenn ich heil wieder nach Hause komme.

Der Touratech-Service hat mir noch einen Tip gegeben, wie ich den IMO vielleicht retten könnte - ich muß ihn zurücksetzen. Dabei gehen alle meine Reisedaten verloren, aber die kann ich ja vorher aufschreiben. Es funktioniert! Fast. Den Tacho konnte ich zum Leben erwecken, der Drehzalmesser hat nur einmal kurz gezuckt, dann war er wieder tot. Aber wer braucht schon einen Drehzalmesser! Ist eh "nice to have". Und die Vergaser sind nach Gehör und Gefühl eingestellt. Übrigens der ausgefallene rechte Zylinder war der, an dem der stolze Mechaniker die Vergaserreinigung vorgenommen hatte. Die Lisl springt einwandfrei an, die Batteriespannung liegt über 13 V - das ist perfekt! Die Batterie hat sich also gut erholt. Die Lisl schnurrt wie ein zufriedenes Kätzchen und nimmt in allen Bereichen das Gas super an! Hoffentlich bleibt das so. Immerhin sind die Zündkabel (nur) eine Spezial-Susanne-Benzinkocher-Löt-Improvistation. Ob die Lisl damit dauerhaft leben kann, so wie ich mit meinen Zahnschmerzen, das wird sich zeigen. So haben wir halt unsere Blessuren.

Mein Helm ist innen immer noch naß. Aber jetzt muß er trocknen getreu dem Slogan "trocknet am Kopf, nicht im Zimmer"!
Die Luft ist herrlich; es ist schön, wieder im Sattel zu sitzen und eine zufriedene gesunde (?) Kuh zu reiten.
Vor uns hängen schwarze Wolken - gibt es denn gar keinen Ausweg? Gestern hatte es nicht geregnet - und heute fahren wir wieder... Wir haben aber ein Riesen-Glück. Gelegentlich nieselt es ein wenig, eigentlich müßte man eher sagen "sehr hohe Luftfeuchtigkeit bei guter Sicht". Und als wir Richtung Guatemala kommen geht es mit der Höhe bergab und mit der Temperatur bergauf (100 m = 1 Grad). An der Grenze kann ich die Regenkombi ausziehen.

Eine kleine Episode hat sich noch beim Verlassen von San Christobal ereignet - eine Menge Männer hat eine Seil-Straßensperre errichtet und es gibt einen langen Stau. Sie wollen 200 Pesos Straßengebühr, können mir aber nicht sagen warum. Genau an der Sperre biegt auch eine Straße nach links ab, die nicht betroffen ist. So nehme ich einfach diese Spur und passiere die Sperre unter lautem Gejohle und Pfiffen. Kratzt mich nicht.

An der mexikanischen Grenze mußte ich nochmal 295 Pesos "Ausreisegebühr" bezahlen, beim Zoll lief alles glatt. Es gibt übrigens auch hier keine Schranken oder Zollhäuschen wie wir sie kennen. Du mußt einfach wissen was Du für Papiere brauchst und die jeweiligen Stationen dazu suchen. Den Abstand zur Guatemala-Grenze habe ich unterschätzt, das waren doch mehrere Kilometer - ich hatte die Jacke ausgelassen.
Beim Geld wechslen an der Grenze war ich nicht ganz auf Zack und hab einen schlechten Kurs akzeptiert. Im Endeffekt hat mich das ca. 13 € gekostet. Aber unsere Banken verlangen viel mehr, und der Junge hat halt heut gut verdient. Dafür hab ich diesmal sonst glaube ich alles richtig gemacht. Zuerst Moped besprühen - kostet 91 Quetzal. Dann Immigration - kostet nichts und geht schnell. Dann zum Zoll und die Lisl anmelden. Sie bekommt ein "Pickerl" - der freundliche Herr ist sehr genau und muß 1000 Papiere in 3-facher Ausführung drucken. Immer wieder muß er was wissen, aber er arbeitet fleißig voran. Kostet 160 Quetzal (ca. 15 €). Alles ist in etwa 2 Stunden geschafft - das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Eine Kontrolle gibt es nicht, erst nach vielen Kilometern passiere ich einen Militärposten. Die Jungs lungern nur so rum und habe auf gar nichts Lust, die wolle einfach ihre Ruhe haben.

An der Grenze selbst ist wahnsinnig viel los, Händler, Verkaufsbuden, Geldwechsler, Besoffene, Rikschas und und und...ich habe einfach versucht, alles auszublenden und nur die nötigen Stationen und dann die richtige Straße zu finden. Es ist hier sehr bergig und in den Gipfeln hängen die Regenwolken - aber sie lassen mich trocken. Die Straße führt durch eine enge Schlucht, aber entlang der Straße hören die Häuserzeilen kaum auf. Wir müssen also ständig mit Barrieren, Menschen, Hunden und Querverkehr rechnen. Zelten wäre hier sowieso unmöglich. Irgendwann hören aber auch die Siedlungen auf und nun können wir  eine ziemlich gute Straße mit herrlichen Kurven genießen. So könnte es bleiben! Das Erlebnis wird etwas getrübt durch die oft sehr langsamen LKW oder Lieferwagen, die schrecklich viel Ruß von sich geben - man riecht sie schon kilometerweit. Und dann kommt eine kleine Einlage: in der nächsten Ortschaft ist die Brücke kaputt. Die Umleitung ist schlecht ausgeschilder und ich vermute bald das Ende der Straße. Da gibt es einen Knick nach rechts unten und auf Schotter geht es steil bergab. Unten läuft ein bischen Wasser über die Straße und drüben geht es wieder steil nach oben. Kurz darauf treffen wir wieder auf die Hauptstraße.

Eigentlich möchte ich ein Hotel am Atitlansee nehmen. Mein Navi hat anscheinend keine Karte von Guatemala und navigiert daher nach Luftlinie. Um 15 Uhr sagt es mir, daß es bis zum See noch 3 Stunden Fahrt wären - ne, heute muß ich nicht schon wieder so spinnen! Ich nehme das nächste Hotel das mir begegnet. Es kostet 100 Quetzal (9 €), die Lisl steht vor dem Zimmer im Freien; Wasser und Strom gibt es erst ab 17 Uhr. Internet gibts gar nicht. Aber das Mädel an der Rezeption ist sehr nett. Als ich ihr erkläre, daß ich nichts verstehe, spricht sie extrem langsam - und, hei, ich verstehe viel mehr!!
Ups, die haben hier jetzt erst 3 Uhr? Wieder eine Stunde gewonnen - ich springe wirklich zwischen den Zeitzonen hin und her. Egal. Jetzt bleib ich da! Ich bin doch auch Selbstversorger: Brot, Gurke und Käse gibt es jetzt. Und Wasser zum Abwaschen hab ich auch im Kanister.
Apropos Brot: das habe ich gestern auf dem Markt einer am Boden sitzenden Frau abgekauft. Als ich mich verabschiedet habe, hat sie sich auf englisch bedankt. Ich hab mich zu ihr umgedreht und den Daumen nach oben gezeigt - da hat sie gelacht und sich sehr gefreut!
Und apropos Käse: damit der mir nicht immer davonläuft habe ich letztes Mal Scheibletten gekauft. Die müßten sich doch super auspacken lassen? Falsch - von einer Seite kann man die Folie vorsichtig abziehen, dann muß man den Käse mit einem scharfen Messer abschaben. Ist eine ziemliche Sauerei; schmeckt aber.

So, an der Lisl ist noch was zu machen - ein Blinker ist locker. Außerdem ist mir bezüglich des Drehzalmessers noch eine Idee gekommen. Bei der Erstmontage mußte man da mittels einer kleinen Schraube die Spannung einstellen und die Schraube dann versiegeln. Da dreh ich nochmal dran - und? Der Drehzahlmesser geht!!! Welche Kraft doch Wasser hat - kann eine versiegelte Schraube verstellen?! Übrigens, die "gefühlt" eingestellte Drehzahl ist genau da, wo sie sein soll - 900 U/min.
Ich hab doch nicht viel zu früh aufgehört. Um 18 Uhr ist es stockfinster. Ich muß lernen, wann hier der Tag beginnt oder endet - das läuft ganz anders als bei uns. Und um halb acht abends kommt der Regen - die arme Lisl muß wieder draußen stehen.

Was geschieht wohl, wenn hier ein Kind geboren wird?



http://www.gpsies.com/map.do?fileId=csohpgwvuwppmtvt

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Die Entscheidung

Über Nacht habe ich beschlossen, den mexikanischen Pannendienst einzubeziehen. Die Nummer hatte mir der AVD mitgeteilt. Aber die scheint nicht zu stimmen. Es gibt keine Verbindung. Ich finde die Nummer auch nicht anders heraus. Vielleicht gibt es im Stadtzentrum ja deutsch- oder englischsprechende Menschen? Oder eine Touristeninfo? Ich werde schon an der Hotelrezeption festgehalten. Sie versuchen mehrfach, die Nummer anzurufen. Nach dem fünften Mal und 3-maligem Telefonwechsel klappt es. Und die Dame am anderen Ende spricht sogar englisch - die Verständigung ist dennoch schwierig, da an der Rezeption viel Verkehr ist und draußen grad gebaut und gehämmert wird. Dennoch...sie will wissen, welche Art Versicherung ich bei ihr hab. Hä? Nach viel hin und her erklärt sie mir dann, daß sie mir kostenpflichtig einen Mechaniker schicken kann - ja bitte! Kennzeichen, Fahrzeugmarke und Fahrgestellnummer will sie noch wissen. Dann will sie mit dem Mechaniker Kontakt aufnehmen, ich soll in der Leitung bleiben. Nach 10 min nuschelt jemand etwas auf spanisch, es gibt noch eine Warteschleife, dann wird die Verbindung unterbrochen. Und jetzt? Ich warte einfach mal...

In der Zwischenzeit erfahre ich von meiner Tochter, daß sich meine Kreditkarte nicht mehr entsperren läßt, ich bekomme eine neue zugeschickt. Natürlich nach Hause! Warum verstehen die nicht, daß mir das überhaupt nichts bringt???

An der Pannenhilfefront tut sich nichts. Ein junger Mann, der an der Telefoniererei schon beteiligt war, will sich das Motorrad einmal anschauen. Er deutet auf alles Mögliche und ich versuche zu erklären, daß ich das schon geprüft hätte bzw. daß jenes nichts mit dem Schaden zu tun hätte. Widerwillig muß ich schon wieder den Tank abbauen. Er wackelt an allen Kabeln - die Lisl springt an. Er freut sich. Ja, soweit war ich auch schon mal...aber wo wir schon mal da sind werden einfach alle Steckverbindungen auf- und zugemacht und hier und da gewackelt. Mal brennen die Kontrolllampen nicht, mal geht der IMO nicht, mal geht der Anlasser nicht, mal geht fast alles - irgendwie wackelig. Aber eines ist sicher - alle Kontakte sehen übel aus. Der junge Mann murmelt was von einem Elektriker und verschwindet, ich beschließe, Kontaktspray zu besorgen.

Ich habe gestern am anderen Ende der Stadt einen großen Autozubehörhandel gesehen. Da laß ich mich wieder hinfahren. Die haben Kontaktspray. Und auch ein Spray zum Trocknen und versiegeln von Hochvolt-Leitungen. Wußte gar nicht, daß es sowas gibt - aber das muß natürlich mit! Ein kleiner Schraubenzieher muß auch noch mit - meiner ist in die ewigen Jagdgründe entschwunden. Taxi zurück. Niemand da. Aber ich habe ja jetzt etwas zu tun - das bringt mich auf andere Gedanken. Also nochmal - alle Stecker die es gibt öffnen, einsprühen, reinigen, zusammenbauen. Alle evt. blanken Stellen isolieren, beschädigte Isolierungen erneuern - wirklich alles was ich finde wird kontrolliert! Auch das Cockpit muß ich nochmal öffnen. Zu guter Letzt funktioniert alles wieder soweit: die Lisl springt (in der Garage) zuverlässig an und läuft auch einigermaßen rund. Synchronisieren kann ich hier nicht ohne passendes Werkzeug. Beleuchtung geht. Nur der IMO spinnt noch - alles außer Geschwindigkeit und Drehzahl funktioniert. Die wichtigsten Anzeigen! Aber immerhin kann man damit fahren.
Ich weiß noch nicht, ob ich mich weitertrauen soll. Vertrauen in die Elektrik habe ich immer noch nicht. Aber jetzt kann ich nicht mehr tun. Eine Probefahrt wäre sinnvoll - einfach irgendwo in die Stadt hinein. Die Klamotten - besonders die Handschuhe - sind nach 2 Tagen im trockenen Zimmer immer noch ziemlich naß!!!
Ich brauche noch ein kleines Schräubchen für die Fernbedienung des IMO. Und was Eßbares. Obwohl ich eigentlich immer nur ein paar hundert Meter weit komme bis ich wieder anhalte um in einen Laden zu gehen, springt die Lisl jedesmal brav an. Na ja, der Kupplungsschalter geht nicht, aber das ist nicht so schlimm - Leerlauf rein, dann braucht man diesen Schalter nicht. Außerdem hat der eh schon eine Weile gesponnen. Probefahrt erfolgreich beendet - im Zentrum hab ich nichts Spannendes zum anschauen gefunden.

Ich könnte nochmal in Ruhe den Markt genießen - das freut mich. Aber als ich den Rucksack packe, vermisse ich mein Navi. Ich durchsuche das ganze Zimmer mehrfach, die Lisl, ihre Taschen und Kisten, den Weg vom Zimmer zur Garage, alles! Unauffindbar. An der Rezeption wurde auch nichts abgegeben und das Zimmermädchen hat auch nichts gesehen. Zu dritt suchen wir nochmal das Zimmer ab. Da fällt es aus dem Helm - obwohl ich vorher schon reingeschaut hatte. Das hat sich aber verdammt gut versteckt! Eine ganze Stunde hat die Sucherei gedauert und hat meine Stimmung nicht gerade verbessert. Als ich alles wieder zusammenpacke fällt mir das Mückenspray in die Hände - davon hab ich ziemlich viel mitgenommen. Wozu???

So, aber jetzt ist der Markt dran! Ich bekomme Pflaster (hab mich bei der Bastelei sakrisch geschnitten und mein mitgebrachtes Pflaster klebt nicht mehr), Zahnpasta, Brot und Saft - alles was ich will. Und dann locken wieder die Essensständchen. Ein Tako mit verschiedenen Fleischsorten für 3 Pesos! Und später 5 fritierte Takos mit Salat. Und dazu die erste Kokosmilch meines Lebens! Für zusammen 20 Pesos (1,10 €). Jetzt geht's mir wieder gut.

Als ich zurück im Hotel bin, bemerke ich, daß mein Bauch die Entscheidung anscheinend schon gefällt hat. Denn ich haber unmerklich die Vorräte für die Weiterfahrt aufgefüllt und meine Taschen wieder gepackt. Je länger der Abend, umso stabiler die Entscheidung und umso geringer die Furcht vor dem was vor mir liegt. Der Wetterbericht ist zwar nicht optimal, aber je nachdem wohin ich schaue wird von "bewölkt" bis "Nieselregen" gesprochen. Immerhin kein Gewitter. Außerdem habe ich beschlossen, zumindest in nächster Zeit weiterhin Hotels zu nutzen, wenn möglich mit Dach für die Lisl - sie soll es möglichst trocken haben!

Einen ganz riesengroßen Dank an Euch - an Eure Anteilnahme und Eure Hilfe oder moralische Unterstützung!!! Das hat mir wirklich gut getan und mir über die Abgründe hinweggeholfen! Vermutlich hätte ich ohne Euch aufgegeben.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Ist das das Ende?

Meine Kreditkarte ist gesperrt, man konnte mir am Telefon nicht sagen warum. Per E-Mail lassen sie sich Zeit - heute habe ich noch keine Antwort bekommen! Sinnlose Kontaktversuche wegen Unterstützung nach Deutschland - was könnten die schon tun. Da fällt mir der AVD ein, bin ja extra bei denen Mitglied geworden, weil die anders als der ADAC "weltweit" helfen. Ein teurer Anruf in Deutschland, der nette Herr erklärt mir, daß man Mexiko ja nicht mit dem Auto erreichen könne, daher seien sie auch nicht zuständig. Dagegen widerspreche ich natürlich heftig - er nimmt meinen Fall auf und ich bekomme eine Vorgangsnummer - immerhin. Erinnert mich irgendwie an die mexikanische Einwanderungsbehörde... Der Herr vom AVD ruft mich sogar kurz darauf zurück und gibt mir die Nummer des mexikanischen Automobilclubs - die würden helfen. Die Rechnung könne ich dann einreichen. Da die Telfoniererei auf spanisch nicht wirklich funktionieren wird, versuche ich erst noch meine eigenen Ideen. Ich mache mich auf die Suche nach Zündkabeln. An der Tanke erklären sie mir, wo eine Mopedwerkstatt ist - dahin wandere ich nun. Nein, Zündkabel haben sie natürlich nicht. Am anderen Ende der Stadt gäbe es so ein Motorradgeschäft, das die Kabel sicher hat. Ein Taxi bringt mich für 30 Pesos hin. Fehlanzeige. Ich bleibe hartnäckig, aber es hilft nichts. Ich werde weitergeschickt. In diesem Stadtteil lerne ich jetzt etwa 6 bis 8 Werkstätten und Ersatzteilläden kennen. Jeder wimmelt erstmal ab. Schließlich kaufe ich 4 Kabelstecker, um sie irgendwie am Kabelende zur die Zündspule zu befestigen. Ob die Stecker die richtige Größe für meine Zündspule haben, weiß ich nicht. Im Elektroladen erklärt mir der Kollege mit dem Lötkolben, daß er das Kabel nur außen drauf löten könne, weil sein Lötkolben nicht innen rein paßt. Aber außen muß das Kabel in die Zündspule gesteckt werden, das würde dann sicher nicht mehr passen. Ich lasse mir 5 cm Lötzinn mitgeben. Mit meiner mageren Beute habe ich mich jetzt genug gesammelt, um mich ans Werk zu machen. Mit dem Benzinkocher löte ich die Stecker an die Zündkabel. Beim Ausbau des von mir verdächtigten Kabels ist dieses ebenfalls abgerissen und das Ende steckt unlösbar in der Zündspule. Also Zündspule und beide Zündkabel wechseln. Dann mache ich mich über die Vergaser her. Sie werden komplett ausgebaut und peinlichst gereinigt, obwohl keinerlei Dreck oder Wasser zu sehen ist. Test: die Lisl springt an, läuft aber sehr schlecht. Jetzt kommen sicherheitshalber nochmal die neuen Zündkerzen rein. Läuft! Juhu! Ich möchte die Vergaser noch richtig einstellen - aber der Imo zeigt keine Drehzahl mehr an!? Und die Batteriekontrolllampe leuchtet auch nicht. Das muß sie aber, sonst wird die Batterie nicht mehr geladen. Nachdem ich vorgestern schon mal seltsame Elektrikprobleme hatte, vermute ich Wasser im Cockpit. Es ist eh sinnvoll, das zu öffnen, weil mein Licht mittlerweile fast nicht mehr durch das Klebeband scheint - ein neues Klebeband muß drauf. Das alte läßt sich nicht mehr abziehen, ich kann es nur herunterkratzen, es hat sich schon zersetzt. Am Zündschloß ist nichts zu sehen, alle Kabel sitzen gut und sind trocken. Die Kontrolllampe ist auch in Ordnung. Wo ist der Fehler in der Elektrik??? Cockpit wieder zusammenbauen, Tank runter und die Kabel kontrollieren - auch die zentralen Stecker unterm Tank. Ein bischen hier wackeln, ein bischen da wackeln. Jetzt funktioniert auch der Anlasser nicht mehr. Weiter wackeln. Auf einmal läuftg der Anlasser, obwohl ich ihn gar nicht betägtige! Und der Imo geht jetzt überhaupt nicht mehr! Aber anspringen und ziemlich rund laufen tut sie ja jetzt. Aber mit so einem Elektrikzustand traue ich mich glaube ich nicht in die Tropen oder gar noch weiter. Ich baue die Lisl zusammen und überlege, ob ich abbrechden soll. Warum eigentlich nicht? Viele Expeditionen sind schon wegen widriger Umstände abgebrochen worden, das ist keine Schande! Aber ich, die ich bisher alles durchgezogen habe, was ich mir vorgenommen hatte, ich, die Bullfighterin, soll aufgeben?!? Nein, das geht doch nicht! Auf jeden Fall ist jetzt erstmal Schluß für heute. Weiter gären lassen und nachdenken. Und noch was zu essen kaufen gehen. Als ich lostigere fängt es an zu regnen - es ist 16 Uhr. Ich glaube, das ist der Tropenregen, nach dem kann man die Uhr stellen. Das hab ich noch nicht drauf. Na ja, dann werd ich halt ein bischen oder ein bischen mehr naß. Dafür entdecke ich einen Markt! Herrlich! Überdacht und innen drin das feinste Gemüse und Obst, dazwischen Schuhe, Kleider usw. so wie ich es eben von vielen anderen Ländern auch kenne. Ich liebe solche Märkte! An einem Imbissstand kaufe ich einen Becher Mais - der wird hier mit Streich- und Raspelkäse vermischt und gewürzt. Schmeckt fein! Dann finde ich noch eine Schale geschnittener gemischter Früchte, die nehme ich mit ins Hotel. Dann gehts mir wieder gut. Nur muß ich mich jetzt entscheiden, was ich mache. Aufhören oder weitermachen? Ich darf nur noch ca. 10 Tage in Mexico bleiben, dann ist mein Visum abgelaufen. Ich könnte ja heimkehren, den Urlaub abbrechen und ein andermal nur Südamerika machen? Also ehrlich, meiner Lisl trau ich nicht mehr... Will ich mit dem Kopf durch die Wand und trotz aller Schwierigkeiten weitermachen? Weiter kämpfen und vielleicht doch verlieren? Oder bin ich endlich alt genug um vernünftig zu sein und auch mal nachzugeben? Ich hadere noch mit mir.

Montag, 28. Oktober 2013

San Christobal

In der Nacht habe ich kaum geschlafen. Alle 1-2 Stunden bin ich wach geworden. Die immer noch undichte Isomatte hat ein Übriges dazu gegeben. Heute muß es einfach weitergehen, also packe ich meine Sachen zusammen. Der letzte Sack bleibt noch unten, damit ich notfalls an die Batterie rankomme. Mein Motorradfreund von gestern - der Papa vom GS-Fahrer - verabschiedet sich. Als es soweit ist...die Lisl springt natürlich nicht an! Ich erkundige mich nach dem Kollegen mit dem Starthilfekabel, er hat versprochen heute hier zu sein. Ja, aber er kommt erst um 12 Uhr - jetzt ist es ca. 8. Also setze mich ins Restaurant und warte einfach! Nach etwa 1/4 Stunde sehe ich Roberto (GS-Papa) zurückkommen - sofort laufe ich rüber. Er hat Starthilfekabel geholt und ist extra für mich nochmal zurückgekommen! Die Lisl mag nicht. Wir laden sie ein paar Minuten auf, dann noch ein Versuch. Ein paar Patscher. Da kommt die Chefin und verjagt uns, denn hier wolle ja Leute schlafen, im Zimmer nebenan. Am Eingang des Zeltplatzes dürfen wir es weiter versuchen - allerdings nieselt es ein wenig und dort ist kein Dach. Komm, liebe Lisl, gib Dir einen Ruck! Ja! Sie läuft!!!! Nicht mehr ausmachen! Danke Roberto - Du bist mein Retter! Er freut sich, daß er mir helfen konnte; nennt mich "bullfighter" und gibt mir noch ein paar Tips auf den Weg. Die Straße ist glitschig, holprig und bergig. Und ich soll möglichst bis San Christobal fahren, bevor ich anhalte. Leider muß ich vorher tanken. Ja, ich kann vom Hof fahren und ich halte mein Mädchen auf Drehzahl.

Der nächste Wasserfall, Agua Azul und die Sumidero-Schlucht fallen den aktuellen Problemen zum Opfer. Der Plan ist, heute bis san Christobal in ein Hotel zu kommen und morgen nach Guatemala einzureisen. Noch etwa eine Tagestour weiter soll es einen BMW-Händler geben. Ob das gut geht? Ich bin mitten im tropischen Regenwald, es gibt herrliche An- und Ausblicke, aber ich habe dafür heute kein Gespür.
Ab und zu regnet es, aber ich kann den Regenkombi nicht anziehen, sonst geht die Lisl aus. Ich höre immer nur auf den unrunden Lauf der Lisl und kontrolliere die Batteriespannung. Ja, die steigt etwas. Gut. Als es wieder anfängt zu regnen, spuckt auch die Lisl wieder. Außerdem wird der Sprit jetzt sehr knapp. Auf den letzten Tropfen erreiche ich eine Tanstelle in Ocosingo. Hier taucht das nächste Problem auf. Heute ist Sonntag, da nehmen sie keine Kreditkarten. Für meine allerletzten 20 Pesos bekomme ich 1,6 l Sprit. Damit fahre ich in die Stadt. 2 Bankautomaten spucken heute nichts aus. Am Sonntag geht nichts! Ja, bei der Kirche ist eine besetzte Bank. Die würden auch Dollar wechseln. Ich finde die Bank an der Ecke. Nein, Kreditkarten nehmen sie nicht. Und wechseln tun sie auch nicht. Eine andere Filiale im Großmarkt auf der anderen Stadtseite könnte helfen.
Ich stelle mich in der Schlange an. Als ich dran komme läuft folgende Geschichte ab, sie dauert bestimmt 2 Stunden!

Kreditkarten? Nein die nehmen sie nicht. Ich soll an den Automaten gehen. 30 Dollar wechseln? Ja, das tun sie. Bitte den Ausweis. 3 mal wird mein Personalausweis von allen Seiten besichtigt, gescannt und in das System eingegeben. Der junge Mann tut sich sehr schwer, die richtigen Angaben zu finden. Dann die Bitte nach dem Pass. Der ist am Motorrad - gut vergraben. Ich hole ihn, dafür will ich dann 80 Dollar wechseln. Die gleiche Prozedur mit Paß. Eine zweite Angestellte hilft dem jungen Mann mittlerweile beim Abschreiben meiner Personalien. Vor der Kasse haben sich inzwischen 3 Helfer (Bankangestellte) zu mir gesellt. Nach dem dritten Paßdurchlauf werde ich um die Idendität einer weiteren Person gebeten, die mich identifizieren kann. Ein Witz? Nein! Einer der Angestellten holt jetzt seinen Ausweis und wir sind ab sofort Freunde. 3 maliger Durchlauf. Jetzt nennt mir der junge Mann den Wechselkurs - übrigens hat er die Dollarnaoten inzwischen aufs Peinlichste überprüft - und zählt die Pesos ab. Ja! Ich öffne meinen Geldbeutel. Ich werde zur Nachbarkasse gebeten. Das Spiel beginnt von vorn. Noch ein weiterer Angestellter mnuß seinen Ausweis herausrücken, bevor das System befriedigt ist. Aber das GEld kann ich noch nicht bekommen, denn das System hat sich aufghängt und die Dame hinter der Kasse kann den Wechselkurs nicht anzeigen lassen. Ja ist das denn die Möglichkeit!!?? Aber - irgendwann - es ist soweit. Ich bekomme 900 Pesos!!! Bar!
Damit eile ich zur Tankstelle - und bekomme mein Benzin! Jetzt regnet es.

Die schwarzen Wolken haben mich eingeholt - Regenmacherin! Es dauert nicht lange und es gießt, schüttet, kübelt! In kürzester Zeit fühlen sich Klamotten und Schuhe durchnäßt an. Ich taste mich die Straße entlang. Die Lisl stottert - irgendwann läuft sie tatsächlich nur noch auf einem Zylinder. Aber hier ist nichts und hier kommt nichts. Ein paar Bergdörfer. An den Geschwindigkeitsbarrieren muß ich immer sehr abbremsen, noch schlimmer, wenn ein Bus vorausfährt, der bleibt fast stehen. Das ist nichts für die Lisl, sie geht dann immer fast aus. Ich muß die Drehzahl hochschrauben und immer am Gas bleiben, zum Anfahren oder Gang hochschalten muß ich die Kupplung lange schleifen lassen. Und nun machen sich Einheimische das Vergnügen, Seile über die Straße zu spannen, um mich zum anhalten zu zwingen, damit ich ihre Waren kaufe. Das ist soooo schlimm! Ich bin wütend, schreie und hupe; aber nach 500 m kommt schon der Nächste. Und bis San Christobal sind es noch über 70 km!!!
Enge Kurven, Schlamm und Sand auf der Straße, oder Straße weg und steile Auffahrten müssen wir auf einem Zylinder und halb blind meistern. Irgendwann ist die Brille so beschlagen, daß ich gar nichts mehr sehe und sie einfach abnehme. Hoffentlich geht das gut. Jede Menge Stoßgebete wandern zum Himmel - kein Wunder, die sind hier alle so gläubig!

So stottern wir mit 20 bis 40 km/h voran. Natürlich dauert die Strecke so viel länger. Und ich hab nicht aufgepaßt. Als wir in Ocosingo weitergefahren sind, war es schon 16 Uhr. Und jetzt wird es schon dunkel. Naße Brille, dichter Verkehr mit Licht, die Lisl mühsam am Laufen haltend, so erreichen wir tatsächlich irgendwann San Christobal. Das erste Hotel wird genommen habe ich mir geschworen.
Gesagt, getan. Alles paßt. Sie nehmen auch Karten. Nur meine Beiden anscheinend nicht. Ich kann sogar in Dollar zahlen. Aber: keine Garage für die Lisl. Und ich hab's ihr versprochen! Also weiter in die Stadt mit ihrem chaotischen Verkehr. Aber die Lisl will nicht mehr. Sie geht immer aus. Und springt kaum noch an. Sieht auch nicht vielversprechend aus, was da vor mir liegt. Also wenden und zurückfahren. An der gleichen Ecke liegt noch ein Hotel - ja, sie haben Garage, WiFi und akzeptieren Karten. Die eine geht schon wieder nicht - ob die gesperrt ist? Die ander geht - zum Glück!
Die Garage stellt sich als überdachter Innenhof heraus - auch gut. Das Zimmer ist klein aber trocken, und kostet nur 250 Pesos. An der Ecke ist noch ein geöffneter Supermarkt - es gibt allerdings nur "gesunde" Sachen: Orangesaft, Chips, Kuchen, Joghurt. Aber wenn Du den ganzen Tag noch nichts gegessen und getrunken hast, ist alles gut!

Jetzt wird erstmal geschlafen und dann nachgedacht. So kann das nicht weitergehen! Der Plan mit Guatemala und der BMW-Werkstatt ist auf jeden Fall gestorben.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=prsanewvauqieahg



Sonntag, 27. Oktober 2013

Alles läuft schief!

Es hat die ganze Nacht gewittert und immer wieder hat Petrus die Schleusen weit geöffnet. Aber zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich in meinem Zelt sicher gefühlt. Draußen sind Sturzbäche vorbeigelaufen und das Wasser ist in Strömen vom Zelt geschossen, aber drin ist (fast) alles trocken geblieben. Also hab ich mich in den Schlaf trommeln lassen. Und? Was passiert? Kaum eingeschlafen werde ich von einem sakrischen Schlag und einem Rütteln am Zelt wachgeschreckt! Was ist passiert? Nein, es ist nichts umgefallen. Auch im vorzelt ist alles in Ordnung. Die Lisl steht auch noch. Aber das Fußende vom Zelt ist eingedrückt - draußen läuft die Dusche...die Erklärung kommt also erst später. Es ist ein großer Ast auf mich gefallen! Das Zelt hat ihn zum Glück von mir ferngehalten und die Zeltstangen scheinen auch heil geblieben zu sein. Wieder mal Glück im Pech.
Natürlich ist nichts getrocknet - auch nicht die Sachen, die ich im Waschraum aufgehängt hatte.

Ich möchte mir die Ruinen anschauen, die sind etwa 5 km von hier. Dann möchte ich noch einen weiter weg liegenden Wasserfall anschauen und in der Stadt einkaufen und GEld vom Automaten holen - ich bin pleite. Also packe ich das Nötigste auf die Lisl und bin startklar. Aber die Lisl will heute nicht! Stufe um Stufe packe ich mich wieder aus - die L:sl will nicht. Also die Zündspule wieder zurückbauen? Oder vielleicht ist es die Zündbox? Kein Zündfunke zu sehen. Die Sachen liegen um mich verstreut - es fängt an zu regnen und ich versuche alles möglichst schnell irgendwie abzudecken. Die Jacke habe ich vergessen, die liegt mitten im Regen! Als es nachläßt hole ich sie und hänge sie in den Waschraum - aber bei diesem Wetter wird überhaupt nichts trockener. Die Zündspule wird zurückgebaut, dabei geht ein Zünkabel kaputt. Die sitzen so fest in der Spule, daß beim Rausziehen die angelöteten Kontaktkappen abreißen. Am anderen Kabel sitzt es schon locker, ist aber noch dran. Die abgerissene Kappe verliere ich auch noch! Ein einziges Erstatzkabel habe ich! Irgendwann gibt es eine Fehlzündung. Ich orgle weiter - sie läuft für 4 Züge, dann geht sie wieder aus. Die Batterie ist mittlerweile auch leer. Nach 1 kommt Hilfe in Form eines Autos mit Starthilfekabel. Es regnet. Die Lisl will nicht anspringen. Jetzt geht auch der Anlasser nicht mehr - gar nicht mehr. Dann doch irgendwann wieder. Aber was noch tun? Der Autofahrer will einen Mechaniker organisieren. Solange setze ich mich verzweifelt ins Restaurant und tue einfach gar nichts. Da sprechen mich 2 Männer vom Nachbartisch an, sie sind beim Frühstück. Sie wollen alles wissen - sind auch Motorradfahrer. Später stellt sich heraus, daß der Sohn vom Älteren eine 91er Paris Dakar fährt, also kennt er sich ziemlich gut mit dem Modell aus.
Die Lisl wird jetzt wenigstens mal unter ein Dach geschoben - es regenet. Die Beiden wollen mir helfen und ich erzähle, was ich schon alles gemacht habe. Wir machen nochmal alles. Sie bestehen darauf, den Elektrodenabstand der nagelneuen Original-Zündkerzen zu verringern. Quatsch. Bringt natürlich nix. Aber sie haben etwas getan. Übrigens, Oktoberund November sind die besten Reisemonate hier - dieser Regen ist nicht normal.

Seltsamerweise brennt auf einmal das Licht, obwohl es nicht eingeschaltet ist. Das übersehen wir mal geflissentlich.

Schließlich organisieren sie einen Mechaniker aus Palenque. Der kommt mit seinem Lehrling. Jetzt läuft die gleiche Prozedur zu fünft! Diesmal sind sicher die Vergaser schuld. Sie müssen gereinigt werden. Dabei wird der Schwimmer kaputtrepariert, weil der Mechaniker nicht auf die Schwimmernadel achtet. Ich machs lieber selbst wieder zusammen. Und die andere Seite müßte man ja auch reinigen!? Gut, ich bau die beiden Düsen aus. Nebenbei gibt es grade einen Kabelbrand an der Steckdose, den wir einfach durch entfernen der Sicherungen beheben. Es liegt bestimmt an den Vergasern! Man müßte sie ausbauen und total zerlegen - ohne natürlich Ersatzdichtungen parat zu haben. Selbst die Unterdruckmembranen werden verdächtigt.
Mit einer Fremdbatterie hat die Lisl jetzt tatsächlich ein paar Fehlzündungen. Irgendwann springt sie sogar an. Sie steht jetzt schon stundenlang im Trockenen. Der Mechaniker ist seelig und sieht sich bestätigt, es waren die Vergaser! Aber die Lisl springt nicht nochmal an, bzw. irgendwann doch, läuft aber unrund (was sie eigentlich im Standgas schon immer tut). Das liegt nur daran, daß wir den zweiten Vergaser nicht "richtig" gereinigt haben. Was aber noch fehlt, kann er auch nicht sagen. Irgendwann läuft sie und ich halte sie auf Drehzahlen. Ein Ladegerät gibt es nicht, er bringt auch keines her. Ich könnte ihm die Batterie zum laden mitgeben - aber da hab ich kein Vertrauen.
Alle verschwinden jetzt -sie läuft ja grade. Der Mechaniker bekommt 100 Pesos. Jetzt reicht mein Bargeld grade noch, um den Zeltplatz für diese Nacht zu bezahlen. Ich mach wieder die alten Kernzen rein und lasse die Lisl eine Zeitlang it erhöhter Drehzahl laufen, in der Hoffnung, daß das bis morgen für die Batterie reicht. Alle Werkzeuge und Ersatzteile werden wieder eingeräumt. Nix ist wirklich passiert - vielleicht hat sich ein wenige Wassern verflüchtigt.

Ich hab gefragt, ich darf mein Zelt auch unter das Dach stellen. Eigentlich ist das ein Haus, das vermutlich noch nicht fertig ist. Also werden die Sachen unter Dach gebracht - die Sonne scheint! Das Überzelt wird fast trocken. Die Unterlegmatte ist voller Drekc von den Wolkenbrüchen. Ich möchte sie waschen, aber Wasser gibt es erst am Nachmittag wieder. Also werfe ich sie kurzerhand in den Bach. Trocknen? Ist nicht. Muß jetzt auf Betonboden unterm Zelt trocken werden - in Sauna-Feuichtigkeit.

Jetzt ist erst noch die Isomatte dran, die ist seit gestern auch undicht. Das ist schon die Zweite! Im Pool suche ich lange nach einem Loch. Zu guter Letzt finde ich etwas an einer Naht. Wird sich heute Nacht zeigen, ob diese Reparatur erfolgreich war.

Es ist halb vier. Jetzt kann ich ja zu den Ruinen. Es gibt Sammeltaxis - eines nimmt mich mit. Um kurz vor 4 komme ich hin, um halb fünf schließen sie. Wirklich. Da kommen Angestellte und komplimentieren Dich hinaus. Der Versuch, einige wengie Fotos zu schießen ist auch nicht besonders erfolgreich - die Linse ist von innen beschlagen. Und dann ist die Batterie leer. Einige hundert Meter weiter ist noch ein Wasserfall, den nehme ich noch mit. Einheimische haben ihr Bad dort eben beendet. Ein Sammeltaxi bringt mich wieder zurück. Nichts ist irgendwie trockener geworden. Mein weißes T-shirt habe ich heut schwarz-repariert.
Während ich meine Sachen verräume, startet der nächste Wolkenbruch! Und bei der ganzen Räumerei ist eine Ladeschale für einen Foto verlorengegangen. Jetzt kann ich diese Batterien auch nicht mehr laden! DAs mit dem Bargeldmangel hat eine junge Engländerin mitbekommen, sie lädt mich zum Abendessen ein. Nett! Sie lebt im Himalaya und ist Autorin. Sie war schon mal in Mexiko - auch sie bestätigt, daß es total ungewöhnlich schlechtes Wetter ist!

Ob die Lisl morgen anspringt steht in den (unsichtbaren) Sternen - und ich habe keine Ahnung, wie ich weitermachen soll. Ratlos. Oder Radlos?