Samstag, 1. Februar 2014

La Pampa


Morgens knallt die Sonne vor mir vom blauen Himmel. Hinter mir lauern schwarze Gewitterwolken. Die kann ich ja gar nicht brauchen! Zum Glück nivelliert sich das tagsüber aus auf "bewölkt bei angenehmen 27 Grad".

Ein Mitarbeiter der Staustufe besucht mich, aber nur, um die Wasserqualität zu prüfen. Der Fluß ist türkisblau und ich vermute, sehr sauber; er führt lediglich ein bischen Sediment mit sich. Was soll auch hier schon in den Fluß gelangen? Es gibt ja nichts.
Punkt 10 Uhr bin ich auf der Straße. Wie erwartet geht es genauso langweilig weiter, auch in "La Pampa". Man möchte einerseits schon ganz schnell am Ziel sein, um diese Öde nicht ertragen zu müssen, andereseits aber auch die letzten Tage noch genießen und nicht absitzen müssen. Nicht einmal mehr dumme Gedanken fallen mir ein!

Irgendwann wache ich aus meiner Trance auf - was war das? Bäume? Wirklich? Tatsächlich. Die Landschaft ist nicht mehr gelb-braun sondern gelb-grün. Es gibt richtige Büsche und auch ab und zu ein paar Bäume. Die großen Rinderherden vermisse ich allerdings immer noch. Immer häufiger tauchen auch Estanzias, also Bauernhöfe, auf. Zu sehen ist davon allerdings nur ein Gatter und ein Schild darüber. Die Gebäude selbst bleiben in der Ferne versteckt.

Die Suche nach WiFi verschlägt mich in ein Restaurant an der Tankstelle. Ein feines argentinisches Rindersteak bekomme ich dort. WiFi haben sie auch ein gutes, leider hat es keine Verbindung zum Internet. "Das Wetter" ist die erste Ausrede des Besitzers. Später behauptet er, so ein kleines Dorf wie General Acha (viele Ortschaften hier heißen "Commandante -" oder "General Nochirgendwas") würde eben schlecht mit Internet versorgt werden. Frech lügen kann der Kerl schon, denn draußen gibt es offenes WiFi (allerdings mit schlechtem Signal) und das ist mit dem Internet verbunden. 100 km weiter an der nächsten Tankstelle kennt die Verkäuferin angeblich das Passwort nicht, weil seit 3 Tagen ein Kabel gebrochen ist. Hä? Die spinnen, die Argentinier. Erst in Santa Rosa werde ich später fündig.

Das Steak hat mir wohl die Augen geöffnet? Plötzlich sind sie da, die argentinischen Rinder! Keine riesigen Herden, aber doch einige Rindviecher. Und es werden mehr und mehr. Endlich scheint die Einöde ein Ende zu nehmen.

Am Straßenrand gibt es hier in Argentinien außer den üblichen Gedenkstätten für Verkehrsopfer noch kleine rote Häuschen mit Fahnen. Ich habe erfahren, daß diese dem "Gauchito Gil" gewidmet sind. Er wird in Argentinien als Heiliger für Autofahrer verehrt, ist aber von der Kirche nicht amtlich anerkannt. Er hat wohl früher als eine Art Robin Hood fungiert, geht die Sage. Die Schreine sehen allerdings oft eher wie eine Müllhalde aus, jede Menge leere Flaschen liegen als "Opfer" dort herum.

Da ich mich lange in Santa Rosa aufhalte muß ich dahinter schnell nach einem Zeltplatz suchen. Zum Glück sind hier die Ortschaften am Ortsende auch wirklich zu Ende, es gibt nicht noch 100 kleine Vororte oder Häuser. Die vielbefahrene Straße ist auf beiden Seiten hinter einem breiten Grasstreifen mit 2 Baumreihen gesäumt. An der Einfahrt zu einer Estanzia biege ich ein und suche mir ein pinienbenadeltes Plätzchen zwischen den Bäumen. Ist zwar nicht besonders romantisch, aber in den Staaten habe ich für einen ähnlichen, "offiziellen" Platz schon sehr viel Geld bezahlt.


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fymmsxtnwyqivxyw

Freitag, 31. Januar 2014

Süßwasser!

Der Hitzerekord aus der Bahija California ist gebrochen! Für gestern abend in San Antonio zeigt mein Thermometer 44 Grad an! Wow!
Nur weg von diesem Campingplatz - Pavel hat wohl kaum geschlafen. Die ganze Nacht war was los: Feuerwerk, Live-Disco, Campingfußball...ich habe davon nichts mehr mitbekommen. Die einzige Tankstelle in diesem Vorort ist groß, hat viele Zapfsäulen und große Schilder "kein Benzin"! Die nächsten Tankstellen liegen 20 km nördlich, kein Problem. Oder doch? Pavel muß aus dem Kanister nachtanken. Die große Schelltankstelle am Kreisel hat kein Benzin. Diesel schon, aber das hilft uns nicht. Gegenüber ist noch eine Tankstelle mit langen Schlangen, da gibt es tatsächlich was zu saufen für die Mopeds. Aber es dauert...ein einziger Tankwart muß 8 Zapfsäulen bedienen. Das dauert! Selbsbedienung ist verboten. Trotzdem tun es manche, weil es ja gar nicht vorangeht.
Abschied nehmen - für 10 Tage. Wir und unsere Bikes fliegen ja zusammen nach Hause.

Ich biege nach Westen ab, ich muß ja die Zeit noch irgendwie totschlagen. Ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man den Urlaub  "irgendwie" und ziellos absitzen muß. Bisher hatte ich ja immer ein Ziel - das Ende der Welt! Jetzt bin ich wieder alleine auf weiter Flur. Einsam? Nein, nicht auf dieser Straße. Es ist reger Verkehr. Und Langeweile. Meine Theorie von "kein Wind im Landesinneren" ist wohl Käse - es geht weiter wie gewohnt.

Kurz nach Mittag erreiche ich das Tal des Rio Negro. Das Gras hat tatsächlich einen etwas grüneren Schimmer bekommen und die krautigen Büsche sind etwas größer geworden. Und dann sichte ich Pappeln! Und Zitrusplantagen! Wow - Abwechslung! Eine Brücke führt über endlich mal wieder einen Fluß. Heiß ist es trotzdem. Wir fahren jetzt eine ganze Zeitlang im Flußtal entlang, es gibt sogar ab und zu eine Ortschaft. Ich sichte ein paar wenige Gemüsehändler an der Straße - ist dieser Anblick wieder eine Wohltat! Die Lisl brummt herrlich gleichmäßig und kräftig vor sich hin - vor 2 Tagen hat sie morgens noch gehustet, als sie mit niedrigen Drehzahlen den Berg hochmarschieren sollte. Wie ein Uhrwerk läuft sie! An den Benzingeruch, dessen Quelle ich nicht ausfindig machen kann, hab ich mich mittlerweile gewöhnt. Die Ladespannung macht mir leichte Sorgen, aber die Batterie scheint ausreichend geladen zu werden, auf jeden Fall springt die Lisl zur Zeit gut an.

In General Roca mache ich Pause. Wir sind jetzt schon lange genug unterwegs. Der Hintern tut weh, ich kann nicht mehr sitzen. Außerdem muß ich irgendwo noch meine chilenischen Pesos wechseln. Ich finde eine Bank - die hat geschlossen. Die Öffnungszeiten sind leider nirgends zu finden. Die Geldautomaten im Vorraum helfen mir da auch nicht weiter. Aber vielleicht der Kunde, der eben Geld abhebt? Ich frage ihn mal, ob es hier eine Wechselstube gibt. Oh, sagt er, das ist schwierig. Was ich denn wechseln möchte? Leider kennt er den Kurs für chilenische Pesos nicht, aber vielleicht habe ich ja auch US $? Er selbst kann mir wechseln. Und er bietet mir auf Anhieb einen Kurs von 12:1 an!!! Normalerweise bekommen Touristen 9:1 auf dem Schwarzmarkt. Auf offener Straße, direkt vor der Bank wechsle meine restlichen Dollar alle ein. Eine Info für Interessenten: "blue Dollar" ist der Slang für schwarzes wechseln. Der aktuelle Kurs ist im Internet zu finden. Und die meisten Tanken bevorzugen Bargeld oder nehmen Kreditkarten überhaupt nicht an. So, das war gut! Irgendwo werde ich meine CPS wohl doch noch wechseln können.

An einer klimatisierten Tankstelle verbringe ich die heißesten Nachmittagsstunden mit der üblichen Erholungs-, Nachdenk- und Internet-Pause. Mist! Das Laptop fällt herunter und das Gehäuse bricht. Das hätte jetzt nicht sein müssen! Wir haben heute eigentlich schon genügend km auf dem Buckel, aber in der Stadt bleiben will ich nicht. Und außerhalb lauert wieder das Nichts. Meine Route führt nach Norden in die Pampa! Bis Casa de Piedra sind es noch 100 km. Dort beginnt die Provinz "La Pampa" und zumindest auf der Karte ist ein See eingezeichnet, was aber nichts heißen will. Außerdem kreuzen wir dort den Rio Colorado. Das sieht nach der einzigen Chance auf Abwechslung aus.

In den frühen Abendstunden fährt es sich ganz angenehm. Der Verkehr hält sich in Grenzen und die hitze ist etwas abgeklungen. Ohne wirklich bei der Sache zu sein rollen wir dahin. Um halb acht naht der verzeichnete See. Auch ein Naturschutzgebiet soll dort sein. Polizeikontrolle. Sie wollen nichts von mir. Und dann sehe ich einen See! Wirklich! Mit Wasser! Und einen großen Staudamm. Der See ist flach und das Ufer zerfranst, so daß eine Menge kleinerer Seen oder Inseln entstanden sind. Das ist bestimmt ein Paradies für Vögel. Jetzt müßte ich nur noch eine Zeltmöglchkeit hier finden. Die Erfahrung lehrt, daß das meist nicht klappt. Während ich auf dem Damm anhalte und fotografiere überholt mich ein Lieferwagen, der auf einmal mitten auf dem Damm verschwindet. Ich sehe ihn auf der Ablaufseite ein ganzes Stück unterhalb wieder. Na, dem folge ich doch! Vermutlich ist das eine Servicestraße für die Angestellten des Stauwerks. Die Schranke ist offen und ich fahre unbehelligt an den Fuß des Staudamms. Dort sind ein paar Gebäude - ich drehe schnell um und verschwinde hinter einem Felsen. Ein fahrbarer Weg führt bis ans Ufer des Colorado und am Ende findet sich sogar ein kleiner Sandplatz für das Zelt. Das ist perfekt!!! Wer hätte das gedacht. Sind meine Erwartungen heute einmal erfüllt, nein übererfüllt worden!
Klar, daß es hier Mücken gibt. Diese kleinen bissigen Mistviecher! Es weht eine leichte kühle Brise, so werden sie nicht allzu aufdringlich. Ich kann mich sogar eine Zeit lang ans Ufer setzen und den Fluß genießen. Auf der anderen Seite kommen ein paar Pferde an die Tränke und Kormorane kann ich beim fischen beobachten. Um halb zehn ist es dunkel, eine Fledermaus schaut kurz noch vorbei. Als ich im Zelt das Licht anknipse, prasseln die Insekten nur so gegen die Zeltplane. Ätsch, ihr kommt hier nicht rein!

Wow - ist das eine herrliche Nacht! Ein lauwarmer Wind und ein Himmel voller Sterne!!!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=btypeaqkhjkiqshq

Donnerstag, 30. Januar 2014

Brummmmmmmmmmmmmmm

Jetzt sind wir schon mal hier auf der (Halb-)Insel, dann wollen wir auch die Pinguine sehen! Auch wenn wir dafür 150 km Piste vor uns haben - eigentlich eine ganze Tagestour. Ich möchte gerne ganz früh losfahren, das Zelt stehen und das Gepäck darin lassen. Gegen Mittag zurückkommen, Zelt abbauen und weiterfahren. Pavel hat mich jedoch überredet, das Gepäck an der Rezeption abzugeben, damit wir nach der Rückkehr schnell weiterkönnen.
So verlieren wir am Morgen etwas Zeit, bis alles gepackt ist. Und natürlich - ist die Rezeption geschlossen. Also muß ich jetzt doch das ganze Gepäck mitschleppen - ich bin stinkig. Pavel wird im Waschraum die Toilettentasche gestohlen - auch er ist stinkig. Der Campingplatz war einfach schlecht und teuer. Kein guter Start für den Tag.

Die Piste ist breit und fest; oft Waschbrett; gut geschottert und manchmal sandig. 60-70 km/h sind angesagt. Ich fühle mich dabei ein wenig unsicher, aber der Lisl bekommt die Geschwindigkeit ganz gut. Ab und zu rutscht das Vorderrad etwas weg aber zum Glück fängt sich die Lisl immer wieder. Schon früh um halb zehn sind wir so die ersten Besucher an der Pinguinkolonie. Diesmal kann man sogar bis direkt dorthin fahren. Die Pinguine bevölkern den Strand und die ganze Klippe dahinter bis hinauf zu unserem Aussichtspunkt. Sie haben sich viele Höhlen und Kuhlen in den Sand gegraben, um sich vor dem Wind zu schützen. Am Strand und im Wasser tummeln sich ganz viele von ihnen- sie haben ihren Spaß! Ganz sportliche wandern im Eilschritt die Klippe hoch, um dann plötzlich stehen zu bleiben und in der Sonne zu erstarren. Ein Krawall herrscht hier, sie schreien etwa so wie Esel, etwas asthmatisch.
Nach einer halben Stunde haben wir genug gesehen, jetzt geht es noch 5 km weiter zu den See-Elefanten. Am Aussichtspunkt gibt es eine Rangerstation, ein Restaurant und noch ein paar Gebäude. Alles geschlossen und verriegelt. Auch hier sind wir die ersten. Ein Weg führt ein Stück die Klippe hinunter, weiter darf man nicht. Unter uns lümmeln nur wenige Tiere am Strand herum, ein einziger Elefant treibt sich im Meer herum. Er dümpelt hierhin und dorthin, dann spielt er etwas, winkt mit den Flossen, sonnt seinen Bauch. Viel können wir von hier aus allerdings nicht erkennen. Die anderen Tiere liegen wie Steine oder totes Holz am Strand. Kein Geschrei oder Getümmel. Es ist etwas enttäuschend im Vergleich zu den Seelöwen gestern.

Ok, das war's. Zurück und tanken - Pavels Java schafft nur kurze Strecken. Mittlerweile sind die anderen Touristen aufgewacht und kommen uns scharenweise entgegen. Wo möglich, nutzen wir die ganze Fahrbahn und fahren versetzt, damit der Hintermann nicht den ganzen Staub schlucken muß. Aber manche von diesen Touris sind echt blöd! Obwohl sie komfortable und leicht beherrschbare Autos fahren, kommen sie uns auf unserer Seite entgegen und zwingen uns in den tiefen Schotter. Auf ihrer Seite ist noch massenhaft Platz! Die Guanacos haben sich mittlerweile verzogen, dafür kreuzen 2 Pferdeherden unseren Weg.
Puerto Piramides ist ein Touristendorf mit vielen Unterkünften und Restaurants. Was Ordentliches einkaufen kann man hier nicht, ganz besonders keine neue Zahnbürste!

Die Ruta 3 ist soooo öde! Wie schon die letzten Tage gibt es NICHTS zu sehen! Keinerlei Abwechslung. LKW-tauchen. Der Wind ist heute stärker und kommt von vorne, was besonders unangenehm ist. Er rüttelt und schüttelt an allem was er greifen kann, ich werde ordentlich gebeutelt. Pavel läßt einmal absichtlich einen LKW überholen und klemmt sich dann in seinen Windschatten. Für mich ist das nichts. Es ist zum Einschlafen! In Sierra Grande steuern wir die nächste Tankstelle an. Literweise kippen wir Cola gegen austrocknen und einschlafen in uns hinein. Jacke, Helm, Handschuhe und Brille hängen wie üblich an der Lisl. Plötzlich wird es trüb, nichts ist mehr zu sehen. Die Ladentür springt auf und eine dichte Staubwolke drückt herein! Ein Sandsturm. Der ganze Raum ist staubgefüllt - wie wohl der Helm aussieht? (kann man sich ja denken)
Das Thermometer klettert über 41 Grad! Vor wenigen Tagen hatten wir noch Frost!

Wir beschließen, bis San Antonio zu fahren, dort gibt es sicher neue Toilettenartikel für Pavel. Außerdem ist dort ein Strand eingezeichnet, mal schauen, ob wir dort einen hübschen Platz zum zelten finden. Morgen werden sich unsere Wege trennen - Pavel wird an der Küste bleiben, ich möchte direkt nach Norden fahren, um erst weiter oben Richtung Osten abzubiegen. Die Straße verläuft kerzengerade, also wird mich weiterhin Langeweile erwarten. Aber vielleicht ist ja im Inland dafür nicht so viel Wind?

In Las Grutas, dem Strandort von San Antonio, schwanken wir zwischen "günstig zelten" und "staubfreiem Hostel". Zuerst wollen wir den Zeltplatz begutachten. Ich verstehe, daß wir für einen Platz (auch wenn wir 2 Zelte draufstellen" 55 Pesos bezahlen. Das klingt sehr gut. Pavel versteht, daß jeder von uns 55 Pesos zahlen muß, auch das ist für ihn in Ordnung. Dusche und WiFi inbegriffen. So bleiben wir einfach. Auf einer winzigen staubigen Parzelle quetschen wir unsere Zelte zwischen ein schon vorhandenesFamilienzelt und ein Wohnmobil. Die Mopeds müssen mit dem Einparken warten, bis sich das Wohnmobil wegbequemt. Als wir zum zahlen wieder an die Rezeption kommen, lautet der Preis: 55 Pesos pro Zelt und zusätzlich 55 Pesos pro Person!! Nein mein Freund, so haben wir nicht gewettet! Irgendwann wird es dem Kerl zu dumm, mit Händen und Füßen mit uns rumzustreiten, jeder zahlt 55 und wir beschließen, daß das reicht. So eingeklemmt zelten - das hasse ich! Genau vor dieser Enge bin ich doch jetzt fast 6 Monate davongelaufen! Die Nachbarn sitzen praktisch mit im Zelt und musikberieseln uns von allen Seiten. Als Sichtschutz muß ich jetzt trotz Hitze das Überzelt aufziehen.

Einkaufen? Ja, aber keine Zahnbürste. Die gibt es nur in der "Farmacia". 4 Mädels versuchen, herauszubekommen, was Pavel mit Zeichensprache erklärt. Es kommt richtig Stimmung auf! Wir lachen alle bis er alles zusammenhat. Die Drogerie ist in der "Einkaufsmeile" - das sind etwa 100 m Fußgängerzone, wo das Kaff  "große Welt" spielt. Direkt dahinter ist der Strand. Aber das ist ja schlimmer als die Seelöwenkolonie! Total übervölkert ist das hier! Genau wie auf dem Campingplatz. Als ob es hier nicht genügend Platz gäbe!!!

Jetzt kommt doch tatsächlich noch ein Kontrolleur, der an jedem Zelt ein Märkchen sehen will! Bezahlt haben wir ja, aber keinerlei Quittung oder Nummer bekommen. Bin mal gespannt, was noch alles passiert hier!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ulpyfqngbcbxyflj

Mittwoch, 29. Januar 2014

Es wird nicht besser...

Aufstehen kurz nach 7 Uhr - Pavel etwas später. Er frühstückt nicht, so ist er schneller fertig. Wie wir hier raus kommen? Keine Ahnung, ich lasse Pavel den Vortritt. An 3 Stellen versucht er es, immer gräbt sich seine leichte 350er ein. Dann in eine andere Himmelsrichtung - nix. Den Weg zurück, den wir gekommen sind - aber in einer großen Schleife. Ja, das geht, aber er schlenkert ordentlich. Und er schnauft schwer! Ohne Gepäck versuche ich es. Erst oben auf der Kante gräbt sich die Lisl an einer Mulde ein. Nix geht weiter - Pavel hilft ziehen und jetzt kommt die Lisl langsam frei. Geschafft! Gepäck hochtragen, aufpacken, fertig! Muß man auch wieder so einen Blödsinn anstellen?

Auf nach Trelew - dort möchte ich ein Sauriermuseum besichtigen. Elli und Benedikt haben gesagt, das wäre seehr schön und vielleicht das Größte auf der Welt. Pavel hat sich entschlossen, doch nicht vorauszufahren, sondern mir weiterhin Gesellschaft zu leisten. Mein Navi findet das Museum leicht, allerdings verliere ich Pavel mal kurz - er hat Probleme mit der Batterie. Das Museum ist hübsch gemacht und zeigt viele Skelette. Allerdings sind sie nicht echt, sondern aus Kunststoff. Auch ist es nicht groß, nach einer Stunde haben wir schon alles intensiv gesehen. Wir setzen uns noch ein wenig in die Cafeteria. Aber heute bitte nicht so lange! Schwungvoll stehe ich auf. Doing!!! Autsch, was war das? Ein Fernseher hängt direkt über mir - seine Ecke hat ein blutendes Loch in meinem Kopf hinterlassen. Wenn man einmal keinen Helm aufhat! Ich muß mich kurz auf den Boden legen, bis der Kreislauf wieder funktioniert, Pavel besorgt einen nassen Lappen zum kühlen. Ok, geht wieder.

Nächste Station - tanken. Der Tankwart mag Pavels Ölflasche nicht mit Sprit füllen, aus Sicherheitsgründen darf er das nicht. Pavel regt sich schrecklich auf - ich schnappe mir die Flasche kurzerhand und fülle sie an der Lisl. Danach tanken wir halt die Lisl auf. Durchlauf-Kuh!

Nächstes Ziel ist die Halbinsel Valdes. Nationalpark mit Seelöwen, See-Elefanten und Pinguinen. Ab Trelew ist die Straße vierspurig, eine Autobahn. Allerdings in desolatem Zustand. Und auch nur ein kurzes Stück. Dann ist Stau. Viel bewaffnete Polizei steht herum - was ist da los? Wir müssen lange warten, da hilft es auch nicht, wenn Pavel mit dem Polizisten streitet. Dann werden alle mittlerweile aufgelaufenen PKW von der Polizei eskortiert und an einer ewig langen LKW-Schlange vorbeigeleitet. Was war das? Vermutlich irgendeine Demonstration, die LKWs haben die einzige Straße hier blockiert. Allerdings bleibt die Botschaft unsichtbar. Zur Insel hinaus sind es nochmal 80 km, die wir später wieder zurückfahren müssen. Eintritt 130 Pesos. Und dann sehen wir  - nichts! So wie die letzten Tage. Gras, Büsche, Zaun, Straße - nichts!
Puerto Piramides ist die einzige Ortschaft und auch nur hier darf man campen auf dem städtischen Campingplatz. Aber was sie uns hier anbieten ist echt eine Frechheit: 80 Pesos und dann ein tiefsandiger riesiger Platz in der prallen Sonne! Duschen sind im Preis inbegriffen aber nur von 7-9 Uhr offen. Bis wir einen genehmen Platz gefunden haben, hat sich meine Lisl 3 mal eingegraben und ein paar mal fast auf die Nase gelegt.

Um zu den Tieren zu gelangen muß man die Halbinsel abfahren - mindestens 150 bis 220 km auf Piste. Und vermutlich sandig. Mir graut! Aber wenn ich schon mal hier bin, dann gehört das dazu! Nach einem frühen Abendessen (Tomaten- und Gurkensalat) fahre ich noch 5 km zum nächsten Platz, an dem man Seelöwen beobachten kann. Die machen vielleicht ein Gebrüll! Die Machos bellen einmal kräftig, dann ist Ruhe im Karton! Die Kleinen, die in diesen Wochen gerade zur Welt kommen, blöken wie Lämmchen. Und der Rest brüllt irgendwas dazwischen. Ich verweile ein Stündchen dort, dann ist Duschzeit. An der Tankstelle versuchen wir anschließend noch vergeblich, Internet zu bekommen, der Router ist kaputt. Tja...

Ach ja, die seltsamen Schweine-Hasen-Känguhruh-Tiere heißen Mara. Und es gibt sie nur hier in Patagonien.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nicvdlfrepigqner

Dienstag, 28. Januar 2014

Wann sind wir endlich da?

Um halb sieben rumort es drüben im anderen Zelt. Eigentlich habe ich auch ausgeschlafen, also stehe ich auf. Pavel hat schon wieder fast alles eingepackt, aber ich darf trotzdem gemütlich machen und auch noch frühstücken. Um 8 Uhr sind wir schon unterwegs. Der Wind läßt heute nicht lange auf sich warten und auch verkehrstechnisch ist einiges los. Lange Zeit fährt ein Bus ganz dicht hinter mir her, bis er endlich überholt; Pavel überholt er dann bei Gegenverkehr. Blöder Bus!
Kurz darauf ist Polizeikontrolle. Wir verlassen einen Bundesstaat. Allerdings wurden wir als Touristen noch nie in Argentinien nach Papieren gefragt. Vielleicht sieht Pavel so gefährlich aus? Auf jeden Fall werden wir beide herausgewunken und müssen samt Papieren in die Station gehen. Erst nach 2 Minuten erscheint dort ein junger Mann. Peinlichst genau schaut er die Pässe und Fahrzeugpapiere an, dann klopft er schrecklich viele Daten in seinen Computer. Lust hat er gar keine! Sonst wollen sie nichts von uns. Das war's.

Es ist noch viel langweiliger als gestern! Was war in Nordamerika auf den langen einsamen Straßen, z.B. der "einsamsten Straße der Welt" anders als hier? Es ist nicht die Landschaft, nicht die Vegetation, nicht das Wetter, nicht die An- oder Abwesenheit von Zäunen. Ich glaube, es war einfach die Zeit bzw. meine Einstellung. Am Anfang der Reise war ich noch auf der Flucht. Ich hatte das Gefühl von Freiheit auf diesen einsamen Straßen. Keine Zwänge, kein Alltagsstreß. Jetzt hab ich genug davon. Wenn wir nicht ab und zu Tankstops einlegen müßten oder dürften...Pavel muß alle 150 +/- 20 km tanken. Oft genug passiert das mitten in der Pampa am Straßenrand (er hat Flaschen mit Benzin und Öl dabei). Jede Tankstelle wird angefahren. Mitten am Vormittag erwischen wir eine große Tankstelle. Kurze Pause. Ich teste mal das WiFi - gut. Also machen wir eine Pause. Pavel lädt etwas Größeres herunter, also wird die Pause lang. Da bekomme ich Hunger auf das Mittagsmenü, das mittlerweile gereicht wird. So  wird die Pause eben gaaaaanz lang! Jetzt werde ich auch noch müde! Mittagsschlaf?

Auf Pavel, in den Kampf! Laß uns ein paar Guanacos scheuchen und Busfahrer ärgern.Erst mitten am Nachmittag steigen wir unlustig wieder auf die Bikes. Wir fechten mit dem Wind, der uns beim Bergauffahren von vorne erwischt und manchmal einen ordentlichen Seitenhieb verpaßt. Aber wir bleiben trotzdem Sieger! Er fegt uns nicht von der Straße; und das LKW-tauchen kann sogar richtig lustig sein.
Guanacos scheuchen gelingt uns leider nicht - es gibt nämlich keine! Selbst denen scheint es hier zu langweilig zu sein, sie haben sich anscheinend einen anderen Spielplatz gesucht. Dann müssen halt ein paar Nandu-Familien herhalten und auf der Fl.ucht vor uns Federn lassen. Wie die sich aufplustern und mit den Flügeln schlagen! Lustig.
Aber Busfährer ärgern, das klappt. Allerdings erst, als endlich einer aufgelaufen ist und ewig nicht überholen kann, weil er nur unwesentlich schneller ist als wir.

Im linken Straßengraben grasen 3 Tiere, sehen aus wie halbwüchsige Wildschweine. Wirklich? Das muß ich genauer sehen - Umkehr. Als wir näher kommen, heben sie die Köpfe, stellen die Ohren auf und mustern uns neugierig. Jetzt sehen sie aus wie große Hasen! Wir halten an, ich zücke den Foto - das ist das Zeichen für Flucht! Die hüpfen ja davon wie Känguruhs?! Wir müssen laut lachen. Ich weiß nicht, wie diese Schweine-Hasen-Känguruh-Viecher heißen, aber ich werde es schon noch herausbekommen.

Es gibt noch mehr neue Tiere (abgesehen von den vielen unindentifizierbaren Kadavern). Zuerst nur eines, dann immer mehr - eine Art Hühner. Sehen ein bischen wie Fasanen aus, sind aber grau und haben ein Federkrönchen auf dem Kopf. Und dumme Hühner sind es - laufen einfach ganz gemütlich über die Straße. Zu spät kann ich reagieren, ich versuche noch, zwischen den beiden letzten durchzufahren, aber anscheinend habe ich eines erwischt. Tod in der Abendstunde!

Zelten wollen wir. Es gab schon zwei Tankstellen, die einen schönen großen Platz direkt nebenan hatten. Bei der nächsten wollen wir übernachten. Natürlich kommt jetzt keine mehr! Nächste Tankstelle ist in Trelew, noch ca. 70 km - sagt mein Navi. Und neben der Straße gibt es ja bekanntlicherweise nichts! Keine Estanzia in Sicht. Keine Nebenstraße zweigt ab. Zu guter letzt landen wir direkt neben der befahrenen Hauptstraße in einer kleinen Sandgrube. Von der Straße nicht einsehbar. Runter komme ich ja (mit Mühe) - aber ob und wie wir morgen wieder rauskommen, davon habe ich keine Ahnung! Pavel, der Enduro-Rennfahrer, hat uns hier reingelotst, er muß uns morgen auch wieder befreien. Unter der dünnen Geröllschicht lauert nämlich bodenlos tiefer mehliger Feinsand! Kaum haben wir abgepackt hat uns der Wind schon wieder entdeckt! Mist, war unser Versteck doch nicht so gut?

Die Route will heut mal wieder nicht geladen werden.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mupdxuxcagmaszxb

Montag, 27. Januar 2014

Asphaltsurfing

Wir haben uns gestern abend verabschiedet, weil Pavel früh weg und ich ausschlafen wollte. Wie immer, kommt es anders... Als ich um halb neun Uhr aufstehe, ist bei Pavel noch alles still. Auf dem Campingplatz sind sogar die Toiletten noch verschlossen! Gemütlich beginne ich, meine Sachen zu packen und genieße ein Frühstück - der letzte Honig geht dabei drauf. Pavel hat verschlafen! Aber macht nix. Wir sind fast zusammen fertig mit packen und Pavel will sich wieder verabschieden, weil er meint, sein Tempo sei mir zu langsam - ist es aber nicht. So fahren wir halt noch einen Tag zusammen.

Auf dem Campingplatz hört man zwar Wind, aber zwischen den Bäumen spürt man ihn kaum. Draußen auf der Straße bemerken wir ihn vorerst auch wenig, denn erstens ist er nicht so schrecklich stark und zweitens kommt er meist von schräg hinten. Im Verlauf des Tages nimmt er allerdings kräftig zu - was wäre Patagonien ohne Wind?! Meist bläst er konstant von Westen oder Südwesten, wenn die Straße eine Biegung macht und wir Seitenwind bekommen, können wir unsere Schräglage immerhin ganz gut darauf einstellen. Am späten Nachmittag allerdings wird es etwas hügeliger und da dreht der Wind ständig und wird böig. Das ist ganz schön ansgtrengend. Wie gesagt, meist können wir ganz gut mit Rückenwind segeln. Entgegenkommende Lastwagen allerdings müssen wir angehen, wie eintgegenkommende Wellen beim surfen - durchtauchen! Wenn ich den Kopf senke und den Windschild nach unten nehme, dann tun uns die Luftwirbel nicht viel. Auch die Lisl spielt mit, sie geht die LKWs etwas schräg an und behält ihre Spur ganz gut dabei. Pavel macht es ähnlich - es sieht lustig aus, wenn der "taucht".

Um uns herum ist es mindestens so spannend wie gestern! Gelbes Gras, schwarze Büsche, grauer Sand, Kieselsteine, Zaun, jede Menge totes Getier und Geflügel... So legen wir heute immerhin 450 km zurück! Außer zwei Tankstellenstops bei denen wir aus lauter Langeweile Sandwiches oder Eis essen, gibt es doch 2, nein 3 Hihghlights zu erzählen. Das erste war sicher auch das schönste - ein Gürteltier irrt auf der Straße umher. Ich halte an, um es endlich mal genauer anschauen zu können, auch Pavel dreht um. Es scheint noch jung zu sein, ich glaube zumindest, daß diese Tiere ausgewachsen ein ganzes Stück größer sind. Es sieht ein wenig aus und benimmt sich wie ein Igel, rennt von hier nach da, schnüffelt und schnuppert herum und läßt sich nur schwer fotografieren. Meist zeigt es mir nur sein Hinterteil. Ein bischen dumm ist es auch, weil es immer wieder auf die Straße rennt, umdreht und wieder zurückkommt. Irgendwann verzieht es sich in den Graben.
Das zweite Erlebnis ist eines der vielen Guanacos. Vor einem entgegenkommenden LKW flüchtet es in Richtung Steppe, dreht aber dann um und als es Pavel sieht, nimmt es Fahrt auf und rennt direkt vor ihm über die Straße. Dummes Viech. Wie kritisch es genau ist, kann ich nicht sehen, weil ich genau in diesem Moment durch den LKW tauchen muß.
Die dritte Abwechslung erfahre ich, als wir einen kurzen Stop am Straßenrand beenden. Ich warte noch kurz um einen Bus vorbeizulassen. Der erzeugt aber dermaßen starke Wirbel, daß ich fast die Lisl umschmeiße - meine Beine sind so kurz und ich kann nicht fest genug auf dem Boden stehen. Der Wind ist auch ohne Störungen schon schlimm genug!

Etwas sonderbar finde ich, daß es täglich wärmer wird, je weiter wir nach Norden kommen. Ja, ist klar, wir sind auf der Südhalbkugel, aber trotzdem irgendwie fremd. Jeden Tag entfällt eine Schicht Kleidung - heute der dicke Pullover und die lange Unterhose.
Mittlerweile habe ich auch herausbekommen, was die gelben Sterne auf der Straße bedeuten. Ab und zu sieht man einen, oder mehrere davon, die auf die Straße aufgemalt sind. Das sind Verkehrstote! Tragisch. An einer Stelle habe ich mal 5 Sterne gesehen. Dabei ist die Straße eigentlich ziemlich kerzengerade! Aber es herrscht doch recht reger Verkehr.

Die Gedanken haben weiter nichts zu tun. Also fällt ihnen ein, was ich zu Hause alles für Projekte starten könnte. Ich glaube, ich bin gerade mal wieder dabei, mir viel zu viel vorzunehmen. Drechseln, radeln, Möbel zimmern. Und vor allem natürlich die Lisl pflegen. Was mir da alles einfällt! Dinge, die getan werden müssen, wie Licht, Schwingenlager, IMO-Fernbedienung und Lenkkopflager reparieren. Andere, die nicht zwingend nötig sind, die ich aber gerne tun würde wie z.B. die komplette Verkabelung selbst neu herstellen. Und Sachen, die "nice to have" wären, wie: alle gelben Teile pulverbeschichten oder die Sitzbank mit Echtleder selber aufpolstern (und dafür vorher einen Tag bei Franz in die Sattlerlehre gehen). Lauter dummes Zeug fällt mir ein!

Pavel und ich sind uns einig, daß wir einfach weiterfahren - wir können ja nichts anderes tun. Es gibt keine Stadt, keine schönen Plätze, nur Wind und Steppe. Können wir fahren, bis der Wind abflaut? Oder bis ein schönes Plätzchen kommt? Oder bis wir todmüde von den Mopeds fallen? Gegen sieben Uhr abends ist es dann soweit, in der Ferne ist das Meer zu sehen und es biegt auch eine Schotterstraße ab. Natürlich haben wir beide den gleichen Gedanken! Das Ergebnis ist zwar nicht das allerbeste, aber wir nehmen es. Zwischen Strand und Böschung führt die Schotterstraße noch ca. 100 m entlang. Sie ist zugeparkt mit Autos, Zelten und Grills. Wir reihen uns ein und warten, bis die Sonntagsausflügler verschwinden. Am schlimmsten ist aber der Wind, der die Küste entlangpfeift und furchtbar viel Staub und feinen Sand mitbringt. Es knirscht schon zwischen den Zähnen, bevor wir richtig abgestiegen sind. Zelt aufstellen geht jetzt noch nicht, windstärke "kein Zelt"! Nach einer Stunde ist es mir allerdings zu dumm und ich mach das trotzdem, schließlich will ich mich vor Luft und Staub darin verstecken! Zwischen Pavels Moped, einem Mülleimer und 2 großen Traktorreifen quetsche ich mein Zelt rein - paßt grade so. Drin ist es angenehm!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=lcfudmenldemkcua

Sonntag, 26. Januar 2014

Der Weg ist das Ziel

Ausschlafen! In einem gemütlichen, warmen und sauberen Bett. Dann heiß duschen! Frühstück. Carlos ist genauso eifrig wie gestern. Was uns wohl schmecken könnte? Vor lauter Eifer vergißt er die Brötchen auf dem Herd, sie brennen an - aber das kann ich ja schließlich auch. Jeder sortiert noch Bilder und wir tauschen einige aus. Dann macht Carlos noch eine Menge neuer Bilder - mit und ohne Mopeds, beim Teetrinken usw. Ich bin gespannt, ob wir welche davon bekommen. Es kommt Besuch - eine Karamik-Künstlerin. Weiterhin geht es gesellig zu, bis wir dann doch langsam aufbrechen wollen. Das Abholen der Mopeds dauert ebenfalls seine Zeit, die netten "Garageneltern" wollen auch noch mit uns reden und ein paar Bilder schießen. Aber es eilt ja nicht. Gegen Mittag sind wir dann auf der Straße.

Hier können wir nichts anderes tun als fahren. Es gibt nichts, aber auch gar nichts zum anhalten oder anschauen. Mit viel gutem Willen und Phantasie kann man der Landschaft etwas Abwechslung abgewinnen. Es ist ziemlich flach, aber ab und zu gibt es dann doch eine kleine Anhöhe oder Niederung. Dort kann es sogar passieren, daß die Straße eine Biegung macht. An manchen Steigungen gibt es eine SChleichspur - auch mal was anderes. Meist ist das Land mit ockergelben steppengrasbüscheln bewachsen, dann wechselt es zu krautigem, dunkelgrauem Buschwerk. Den Straßenrand säumt ein helles gelbgrünes Band von Blumen. Wenige Pfützen zeugen vom letzten Regen. Ein kleiner Tümpel bildet beim verdunsten eine helle Salzkruste. Aber mehr Farbenspiel ist heute wirklich nicht drin. Aber ich habe ja ganz mein Motto vergessen "Der Weg ist das Ziel" (nicht Ushuaia) - so gesehen bin ich ja auf der Zielgeraden!
Tiere? Ja, auf der heutigen Liste stehen außer den unumgänglichen Guanacos ein Fuchs und ein Gürteltier, die die Straße kreuzen, ein paar Schwarzhals-Schwäne, Flamingos und Seelöwen in der Ferne.

Nach ca. 200 km kommen wir am Monte Leon-Nationalpark vorbei. Dorthin wollte ich unbedingt einen Abstecher machen. Durch ein Gatter kann man einfach hineinfahren, auch wenn ein Schild darum bittet, sich 6 km weiter zu registrieren (was wir nicht tun). Ein Schotterweg führt die etwa 30 km nach Osten zur Küste. Es gibt eine Pinguinkolonie, aber dorthin muß man noch 2 Stunden bei mittlerem Schwierigkeitsgrad laufen - darauf hat keiner von uns mit Motorradstiefeln Lust. Wir hoffen darauf, noch eine andere Chance auf Pinguine zu bekommen. An 2 weiteren Stellen kommen wir bis an die Küste. Ja, es gibt schöne Ausblicke, aber so schrecklich umwerfend sind die auch nicht. Am Ende des Weges gibt es einen kleinen Strand und einen Campingplatz. Eigentlich ganz einladend - nach 4 Uhr nachmittags ist es auch schon. Aber Pavel rümpft die Nase. Er hat ein Problem mit Benzin, seinen Ersatzkanister hat er nicht gefüllt, der Gegenwind kostet viel Sprit und die Tankstellen sind wehr weit auseinander. Er hat jetzt kein Benzin mehr und wird vermutlich nicht bis zur nächsten Tankstelle kommen. Daher ist er unruhig. Na gut, fahren wir erst bis zur Tankstelle und sehen dann weiter. Die ist noch ca. 50 km entfernt. Bereits als wir wieder zur Hauptstraße kommen ist es soweit - Pavel packt die 2-l-Colaflasche aus und wir melken die Lisl ein wenig. Das muß jetzt reichen. Tut es auch. Im nächsten Ort erwartet uns ein breiter Fluß und kurz danach die Tankstelle. Auf der Brücke habe ich eine Abzweigung und ein Schild mit irgendwas touristischem gesehen, auf jeden Fall hat der Fluß schöne grüne Ufer. Mal schauen, ob wir dort ein Plätzchen finden. Pavel ist einverstanden, nachdem wir getankt und eingekauft haben.

Der Weg führt auf eine große Insel mitten im Fluß. Sie beherbergt einen Campingplatz und einen Bootsclub. Wir beschließen, hier zu bleiben, obwohl wir in freier Wildbahn für weniger Geld mehr Ruhe haben! Die Alternative ist heute vermutlich nur, direkt neben der Hauptstraße vor dem Zaun das Zelt aufzuschlagen. Und das ist ja auch nicht gerade romantisch. Es ist nur schade, daß Campingplätze immer als Disco und Müllhalde mißbraucht werden.

Pavel hat die Reste vom gestrigen Huhn mitgenommen. So kochen wir heute abend Suppe mit Nudeln und Huhn. Dazu werden die Tomaten und Gurke als Salat angemacht - frisches Brot von der Tanke haben wir auch. Boah - sind wir jetzt vollgestopft! Vermutlich fährt Pavel morgen früher los als ich, er will schnell nach Buenos Aires und dort noch Bekannte besuchen. Ich möchte so lange wie möglich von der Stadt fernbleiben und werde also ein wenig trödeln.

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