Samstag, 8. Februar 2014

Buenos Aires - Tag 5

"Guten Morgen" - Petrus weckt mich um sieben mit einem grellen Blitz und sakrischen Donnerschlag! Dann dreht er die Dusche auf - und die hat hier reichlich Wasser!
Das ist echt zum verrückt werden. Jetzt bin ich zwar nicht im Zelt, dafür aber im Hotel gefangen. Viel trockener ist es allerdings auch nicht, das Unwetter drückt die Wassermassen über den Balkon unter der Tür durch - mein Zimmer im ersten Stock steht unter Wasser. Ja, ich kann im Zimmer aufrecht herumlaufen, das ist mehr Freiheit als im Zelt. Aber vor die Tür kann ich bei diesem Wetter wirklich nicht. Für die nächsten Tage ist wechselweise Regen und Gewitter angesagt, also keinerlei Besserung in Sicht. Für die Einheimischen scheint das nicht ganz fremd zu sein, denn die Mopedfahrere haben außer guten Regenkombis meist elegante Gummistiefel an. Sie haben also ausreichend Erfahrung mit Wasser von oben.

Vor lauter Langeweile und Verzweiflung sortiere ich jetzt mein Gepäck, Benzin aus dem Kocher, Feuerzeuge entsorgen, Klebstoffe in's Handgepäck usw. Damit kann man schon ein Stück Zeit totschlagen.
Am frühen Nachmittag halte ich es nicht mehr aus, ich hole Arun ab und wir gehen in die Stadt. Die Kunsthandwerker, bei denen ich noch Souvenirs kaufen wollte, sind wegen Regen verschwunden. Den Nachmittag verbringe ich mit Fernsehen. Dann kommt Arun vorbei, wir sitzen auf dem Balkon und beobachten die Straße. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen. Unterhaltung ist kaum möglich, der Verkehr ist zu laut. Am Abend  machen wir uns nochmal so einen leckeren "Salat mit allem drin" und dann ist Abschied angesagt. Arun fliegt morgen mittag.
Jeremias hat sich leider nicht gemeldet....

Freitag, 7. Februar 2014

Buenos Aires - Tag 4


Noch ein Tag mit dem Touristenbus. Aber jetzt weiß ich ja, was ich mir noch genauer anschauen will. Die ganze Nacht hat es geschüttet - die Lisl würde heute sicher nicht anspringen! Auch jetzt regnet es noch - ich nehme dafür natürlich die Jacke vom Regenkombi mit (ohne Kapuze). An allen Ecken werden Regenschirme verkauft, aber dazu bin ich zu stolz.

Diesmal will ich an Haltestelle Nr 1 einsteigen. Nach langer Zeit nähert sich ein Bus, er biegt einen Block vor der Haltestelle ab. Sie wurde einfach mal verlegt - pfui! Das einfachste wird jetzt sein, zur Haltestelle 0 zu gehen. Dort muß ich auch wieder sehr lange warten, bis ein Bus kommt. Gestern war es heiß und sonnig, die meisten Busse hatten eine Plane über dem offenen Deck. Das hat zwar die Sonne, aber auch die frische Luft abgehalten. Heute sind sie schlauer, die Busse fahren heute "oben ohne"! Der Fahrer will niemanden einsteigen lassen, weil die Sitze unten alle belegt sind und oben alles naß ist. Wir bestehen aber darauf, und schließlich läßt er uns "auf eigenes Risiko" hinauf.

In dem Stadtteil, aus dem der Tango stammt, gibt es nichts zu sehen und insbesondere nichts zu hören. Nur ein netter überdachter Markt mit einigen schönen Antiquitäten. Das Künstlerviertel enttäuscht mich, keine der erwarteten Kunsthandwerke. Nur große Souvenirläden mit dem üblichen Ramsch. Das "Viertel" besteht aus 2 Straßen und ist eine reine Touristenecke. Restaurant an Restaurant. Immerhin entkomme ich hier dem Tango nicht - mit live Vorführungen zum Anlocken der Touris. Man kann sich dann (mit eigenem Foto) mit dem Tänzer oder der Tänzerin fotografieren lassen - für 5 $. Ne mein Freund, so haben wir nicht gewettet! Bei den Vorführungen halte ich mich eine ganze Zeitlang auf. Dann will ich mir noch die "Floralis Generica" aus der Nähe anschauen. Die Verbindung von Natur und Technik - müßte eigentlich genau meinen Geschmack treffen. Es ist eine riesige Blüte aus Stahl mit einer Mechanik, die sonnenabhängig die Blütenblätter öffnet und schließt. Drumherum ist ein Teich angelegt, der mit duftendem Grünzeug umrandet ist. Sehr interessant.
Aus Langeweile schaue ich mir noch 2 angeblich "tolle" Malls an, aber das ist nichts für mich - Designermöbel und Markenklamotten. Gelaufen bin ich heute auch schon genug, die Knie schmerzen. Auf dem Heimweg tue ich mir im Cafe wieder mal was Gutes

Kurzbesuch bei Arun - er schläft. Ja, er will heute abend kochen - er komm tspäter in mein Hotel (wir haben eine Küche). Und er erzählt mir, meine Walkingstöcke wären gestohlen worden. Stimmt! Inklusive meinem Campinghocker - die Sachen ware zusammengebunden und dann nur in einen Behälter gestellt. Also leicht zu klauen. Trotzdem mache ich meinem Rezeptionisten Vorwürfe, er hat schließlich behauptet, hier wäre alles sicher und er hätte die Lisl ständig im Auge! Soll ich die Lisl jetzt doch noch in eine bewachte Garage stellen? Die sind aber ganz schön teuer und vor allem haben sie am Sonntag - wenn ich umziehen will - geschlossen. Geht also nicht....

Die Verabredung mit Pavel hat auch geklappt - so treffen wir uns alle (inklusive Pavels Gastgeber Javier). Ein netter Abend mit Austausch diverser Abenteuer. Dann verabschiedet sich Arun - er bekommt heute noch eine Privat-Tango-Vorstellung. Wir drei anderen gehen noch auf einen Drink aus, aber das angebliche Nachtleben gibt es überhaupt nicht. Um 10 schließen die Lokale, die U-Bahn stellt den Betrieb ein. Was ist das bloß für eine Stadt!?

Ob meine Lisl wohl auch mal so ein Denkmal bekommt wie Don Quichotes Rosinante?

Donnerstag, 6. Februar 2014

Buenos Aires - Tag 3



Arun durfte gratis übernachten, man bezahlt pro Zimmer, nicht pro Person. Eine nette Überraschung am Morgen! Dann wandert er einen Block weiter in ein billiges Hostel, wo er bis zu seinem Flug am Freitag bleiben wird. Ich marschiere in die andere Richtung, dort ist angebich die nächste Haltestelle des Touristenbusses.

Ich habe gestern abend online ein Zweitages-Ticket gekauft. Damit kann man entlang von 2 Routen die Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires kennenlernen. An jeder Station kann man aus- oder einsteigen, die Busse fahren im 20 Minuten-Takt. An Bord bekommt man per Kopfhörer die Tour erklärt.
Die Haltestelle ist nicht zu finden. Aber sie muß hier írgendwo sein, der Bus ist gerade an mir vorbeigefahren. Im Gemüseladen sind sich Mann und Frau nicht einige, ob sie die Haltestelle kennen. Letztendlich ist sie mindestens die doppelte erwartete Strecke vom Hotel entfernt in einer Nebenstraße versteckt. Ich halte der Reiseleiterin mein Handy mit der Bestätigungsmail unter die Nase - sie wirft mich wieder aus dem Bus. Ohne Papier geht da gar nix! Aber wenn man doch schon alles elektronisch macht...und außerdem, wie soll ausdrucken vom Handy funktionieren? Ist ihr egal! Sie verweist mich um die Ecke zu einem Telefonladen, aber der ist geschlossen. Weiß auch nicht, was der hätte helfen können! Direkt neben der Haltestelle entdecke ich einen Copyshop - wir versuchen, das Handy auf den Kopierer zu legen. Ha ha! Ergibt leider nur einen schwarzen Fleck. Aber der alte Herr hat einen Computer - da darf ich mich einloggen und kann dann die Mail ausdrucken. 2 Pesos. Im nächsten Bus sitzt ein junger Mann. Ich versuche es spaßhalber nochmal mit dem Handy - er ruft in der Zentrale an und nach einigen Nachfragen und Rückversicherungen kann er mir ein Ticket ausstellen. Ohne Papier! Geht doch!?

So, jetzt laß ich mich oben auf dem Doppelstöckerbus durch die Stadt kutschieren. Oh, ein Künstlerviertel! Am einen Ende der Tour. zu spät, ich verpasse die Haltestelle. Macht nix, ich glaube, es lohnt sich, morgen nochmal hierher zu kommen!
An der nächsten Station "Hafen" steige ich aus. Von einem Hafen selbst ist nicht viel zu sehen - jede Menge Hochhäuser mit Büros für Im- und Export. Ein bischen Wasser unter einer Brücke und dann viel Park. Hier gibt es ein Reservat - die ursprünglichen Sümpfe des Rio de la Plata, auf denen Buenos Aires erbaut ist, werden hier erhalten. Ich entschließe mich für den gut halbstündigen Fußmarsch durch die Natur. Der Weg ist sandig und noch naß vom vergangenen Regen. Ein bischen kommt das Urwaldfeeling aus Mittelamerika zurück. Andererseits scheint das hier auch der Fitnesspark zu sein. Besonders amüsant finde ich die älteren gut bespeckten Herren, die mit entblößtem Oberkörper durch die Hitze wanken - ziemlich sicher auf Befehl ihres Arztes.
Ein kleiner Waran lockt mich - aber er mag sich nicht fotografieren lassen. So ein Schlingel, er hält immer genügend Abstand! Das schönste sind noch die Ausblicke aus dem Dschungel auf die Skyline.

Obwohl ich jetzt einen Stadtplan mit Haltestellen habe, ist die nächste Haltestelle ebenso schwer zu finden. Der Plan ist sehr ungenau und eigentlich eher malerisch als praktisch. Erstmal ausruhen und fahren lassen. Planetarium - nett, aber nix Besonderes. Ein paar Meteoritenstückchen und ein altes, mechanisches, deutsches Planetenmodell. Chinatown verpasse ich wieder, aber das was ich davon sehe lockt mich eh nicht besonders. Das Feinschmeckerviertel? Ja, da steige ich aus. Aber wo ist es? Ich muß wieder kilometerweit laufen, vor ich es finde. Dieser Stadtplan lügt echt! Hunger habe ich keinen, es ist früher Nachmittag und eigentlich sind die Lokale auch leer. Trotzdem: anschauen und wirken lassen. Oldtimer stehen da herum!!! Ein sehr gepflegter alter Lastwagen und ein ziemlich vergammelter alter Ford. Hat zwar nichts mit Essen zu tun, erfreut aber das Technikerherz. Aber ein Milkshake und ein Zitronencremetörtchen müssen dann doch noch dran glauben!

Die nächste Haltestelle? Die gibt es nicht! Nur in der Gegenrichtung. Mann, ist das nervig. Dann fahre ich halt noch eine Ehrenrunde! Ich bin kaputt - es ist sehr heiß bis schwül. Die Füße brennen. Nach Hause. Zwei Haltestellen zu früh werde ich wieder aus dem Bus geworfen. Endstation. Was, man hat mir nicht gesagt, daß die letzten 2 Busse des Fahrplans nicht mehr fahren? Das tut dem Reiseführer leid - aber mir hilft's nix. Jetzt muß ich doch wieder laufen!

Endlich im Hotel - mit einer riesigen Flasche kaltem Zitronenwasser! Die Lisl steht noch an ihrem Platz - unversehrt! Arun war vor 10 min da. Per E-Mail entscheiden wir: er ißt noch was und geht dann schlafen, ich ruhe mich aus. Bis morgen...vielleicht auch mit Pavel? Der will morgen eine Stadttour machen.

Das geht wohl nur mit drugs!

Mittwoch, 5. Februar 2014

Buenos Aires - Zeitvertreib

So ein Bett ist schon was anderes als unterm Tanklaster zu schlafen! Und niemand macht es mir streitig. Dafür ist es heute schwül - aber man lernt ja auf Reisen, mit allem fertig zu werden. Wärmer als in Mittelamerika ist es auch nicht.
Frühstück inklusive, stand in der Hotelbeschreibung. Es gibt Kaffee oder heiße Milch aus einer großen Kanne und kleine süße Croissants. Sonst nix. Na ja, immerhin - gelogen haben sie nicht. Man kann es frühstücken, wenn es auch spartanisch ist.

Lust zum aufräumen hab ich ja nicht, aber ich fang trotzdem mal an. Zelt und Schlafsack sind jetzt trocken und können wieder eingepackt werden. Den Wasserkanister muß ich reinigen, ich möchte ihn als weiteren Behälter für meine Sachen nutzen. Sehr weit komme ich nicht, aber im Zimmer sieht's etwas ordentlicher aus. Dann wollen wir mal in die Stadt. Ziemlich planlos...an der Rezeption bekomme ich einen Stadtplan und ein paar Infos, in welcher Ecke man am besten Geld wechseln kann oder verschiedene Sachen bekommt. Klappt alles wunderbar. Ich schlendere durch die Fußgängerzone, historische Gebäude und moderne Einkaufspassagen mischen sich. Ja, es gibt auch ein paar Andenkenläden. Aber irgendwie finde ich keinen Draht zu der Stadt.

Zurück in's Hotel. Arun war da, ich habe ihn um 5 min verpaßt! Aber er will wiederkommen. Also warte ich. Mittagsschlaf. Gegen Abend taucht er auf, mit seinem Gepäck. Das Moped ist versorgt und verpackt. Er muß noch 4 Tage auf seinen Flug warten. Mein Hotel ist heute ausgebucht, ab morgen haben sie ein Zimmer für ihn. Mein Angebot, hier auf dem Fußboden zu schlafen nimmt er gerne an. Na gut, ich habe ja auch noch die Isomatte für ihn. Wir tauschen noch unsere Erlebnisse aus und "kochen" uns einen feinen Salat.

Mehr gibt's heut nicht zu erzählen.

Dienstag, 4. Februar 2014

Mein hoffentlich letztes Abenteuer


Das war eine schlimme Nacht! Ich habe nur in Etappen geruht - immer wieder hat es auf dem Blechdach geprasselt und rund um mich herum geplatscht. Auf dem gesamten Tankstellengelände steht das Wasser zentimeterhoch! Von den Nachbargrundstücken sprudeln dicke Fontänen in den Straßengraben, der sich in einen Fluß verwandelt hat. Ein Hund schleicht herum - hau ab, das ist MEIN Platz! Es wird stockdunkel - der Strom ist wieder ausgefallen. Und das Notstromaggregat hat wohl keinen Sprit mehr. Ein Blitz zerreißt die Dunkelheit und sofort danach kracht es wie 2 Böllerschüsse. Das war hier! Direkt bei mir! Gruselig. Jetzt springt das Aggregat wieder an, es dröhnt in einem kleinen Häuschen neben der Garage. Immer mehr Autos und LKW sammeln sich an. Die LKW umlagern meine Garage und lassen die Motoren die ganze Nacht laufen. Die anderen gestrandeten Menschen suchen einen Unterstand und telefonieren. Es ist laut! Die Tanke scheint die sagenhafte "einsame Insel" zu sein, auf der die ganzen Schiffbrüchigen zusammenkommen. Fehlt nur eine Palme.
Dann dreht der Wind, er bläst die Wasserfontänen direkt zu mir. Die Zeltplane hält nichts ab, sie wedelt im Wind. Ich muß sie irgendwie befestigen. Meine Isomatte steht unter Wasser, der Daunenschlafsack saugt alles auf. Das ist gar nicht gut! So viel Wasser gibt es doch gar nicht! Wo kommt das alles nur her???

Als es hell wird verschwinde ich von hier. Im Moment regnet es nicht, über den Wiesen hängt der Nebel nur ziemlich tief. Die Straßenpatrouille erklärt mir, daß von den 4 Richtungen, in die man fahren könnte, nur eine befahrbar ist - zurück nach Pergamino. Und von dort aus? Nach San Pedro gibt es keine anderen Straßen; aber nach Buenos Aires kann ich von dort aus auf einer Hauptstraße fahren. Zum Glück springt die Lisl auf Anhieb an, aber natürlich läuft sie wieder mal wasserscheu nur auf 1 1/2 Zylindern. Ich muß sie auf Touren halten, unterhalb von 3000 Umdrehungen hustet sie und verschluckt sich.
Direkt ab der Tankstelle ist die Straße gesperrt. Die Fahrzeuge stauen sich kilometerlang zurück. Es gibt keine Standspur oder befestigtes Bankett, so stehen die LKW zweispurig auf der Straße. Wir müssen uns durchschlängeln. Mancher Fahrer hat se in Fahrzeug etwas auf die Seite gelenkt, auf den Grünstreifen. Der Preis dafür ist grundlos tiefer Schlamm. Die kommen hier nie mehr wieder raus! Ich sehe halbe Meter tiefe Reifenspuren; LKW, die sich gegenseitig versuchen zu befreien und große Eisenstangen als Hebel.
Der Wasserstand hat sich deutlich erhöht, von den Weidezäunen schauen teilweise nur die Pfostenspitzen heraus. Die Alleen stehen unter Wasser, wenn ich so wie die letzten 2 Tage gezeltet hätte, wäre ich fortgeschwommen! Da hab ich gestern ja nochmal wahnsinniges Glück gehabt!

Die Straße ist naß, wird aber zunehmend trockener. Frisch ist es trotzdem, so daß ich mit Pullover und Regenkombi gut gerüstet bin. Mit 70-80 km/h brummt die Lisl fast ohne zu stottern dahin. Nur anhalten (zum fotografieren) darf ich nicht, dann mag sie nicht mehr. Auf halbem Weg nach Buenos Aires gibt es an einer Esso-Tankstelle nach größeren Bemühungen tatsächlich Internet. Keine Meldung von Jeremias - vermutlich ist San Pedro total abgesoffen; mitsamt Internet. Dann muß ich halt seine Wohnung in der Stadt einfach so aufsuchen, immerhin hat er mir den Namen seines Nachbarn hinterlassen. Es wird langsam trockener.

In die Stadt hinein fahren wir fast wie nach München - mehrspurige Autobahn, zivilisierter Verkehr. Kein Stau, aber ich muß achtgeben. Die Stadtautobahn führt uns zusammen mit dem Navi mitten in's Zentrum und von dort zügig an das (vermeintliche) Ziel. Aber die Hausnummern stimmen nicht. Hier haben wir Nummer 316. Ich brauche aber 3174! Ich frage einen Passanten - der gibt sich redlich Mühe, ist aber auch überfordert. 50 m weiter (Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung) gibt es einen Polizeicontainer - der nette Kollege durchsucht den Stadtplan, fragt Kollegen und ruft sogar in der Zentrale an. Die Adresse kennt keiner. Aber die Straße geht noch lange weiter - am Hafen entlang und weiter.... Mein Navi findet allerdings zweitausend-nochetwas als höchste Hausnummer. Probieren wir's. Mittlerweile ist es sehr warm geworden - ich muß auf Sommerbetrieb umrüsten. Weitersuchen. Dort wo das Navi den Straßennamen wechselt frage ich nochmal nach. Nein, die Hausnummer kennt man nicht, und die Straße ist hier zu Ende. Schade. Da muß ein Fehler in der Adresse sein.
So, dann muß ich mir jetzt ein Hotel suchen. Ein preiswertes Hotel - immerhin werde ich dort 6 Tage bleiben (müssen). "Booking.com" hilft mal wieder. Es gibt eine ganze Menge Hotels mitten in der Stadt! Die Qual der Wahl...ich entscheide mich für "Hotel Parada" und buche dort eine Suite. Für umgerechnet 125 €! (aber für die ganzen 6 Tage...) Das Zimmer ist geräumig und hat einen Balkon! Ich muß ja auch mein ganzes Gepäck aus- und umpacken und erstmal meine Ausrüstung trocknen. Klilmaanlage gibt es nicht, aber einen Ventilator. Der brummt wie ein Flugzeug-Propeller - wenn ich ihn ausschalte wird es furchtbar schwül. Heute mach ich nix mehr! Nur noch duschen und schlafen. Morgen wird wieder gearbeitet: Gepäck sortieren, Geld besorgen, Stadt besichtigen...und Arun treffen.

Bin ich froh, daß ich die Unwetter so gut überstanden habe!!! Das hätte auch ganz anders verlaufen können! Und die Lisl lebt auch noch - jetzt schaffen wir es auch noch bis nach Hause!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tbukotbqttogoagr

Montag, 3. Februar 2014

Wasser! Oder gestrandet?

Ein Wetterleuchten ist das! so was habe ich noch nie erlebt! Stundenlang sehe ich die Blitze zucken, mehrere pro Sekunde. Und es hört einfach nicht auf. Irgendwann schlafe ich ein. Um halb fünf ist die Gewitterfront bei mir. Bitz und Donner, aber es ist kein heftiger, lauter Donner, sondern eher ein unentwegtes dunkles Grollen. Ein paar Tropfen prasseln auf's Zelt, aber ich fürchte, es wird noch viel schlimmer kommen. Und morgen? Im schlimmsten Fall werde ich halt den ganzen Tag im Zelt sitzen und auf das Ende warten müssen. Im Vertrauen auf ein dichtes Zelt schlafe ich nochmal ein. Als ich wieder aufwache ist das Zelt ordentlich naß, ich habe davon nichts mitbekommen. Petrus hat meine Worte erhört - die schwarze Wolkenfront ist über mich hinweggezogen und treibt ihr Unwesen jetzt hinter mir. Vor mir sieht es gemischt bis gut aus.

Ich trödle vor mich hin, bis San Pedro ist es nicht so weit. Dort möchte ich Jeremias besuchen, den ich in Peru kennengelernt habe. Seine Eltern haben dort ein Grundstück und es sind nur 140 km bis Buenos Aires. Ich möchte bis Sonntag in San Pedro bleiben. Flache Tümpel auf den Feldern beherbergen Unmengen von Vögeln. Ja, sogar Flamingos gibt es hier noch! Den argentinischen Rindern scheint das Bad auch zu gefallen - scharenweise rennen sie in die Fluten. Und die Zweibeiner? Die haben heute Sonntagsausflug. An jedem See, Bach oder Pfütze stehen oder sitzen die Angler. Ob die da wirklich was fangen können, ist allerdings fraglich. Aber sie haben ihren Spaß beim Picknick.

Die Internetpause mache ich heute schon sehr bald. Anfrage an Jeremias, wie und wo ich ihn wohl finden könnte? Und ein Blick auf die Wettervorhersage für Buenos Aires! Das hätte ich wohl besser bleiben lassen...die nächsten drei Tage gibt es nur Gewitter und Regen! Als ob ich davon nicht schon genug gehabt hätte.
An den nächsten 3 Tanken möchte ich nachschauen, ob Jeremias sich gemeldet hat, aber es gibt kein Internet. In's Wasser gefallen.

San Pedro rückt näher, ja, das kann ich heute noch schaffen. Ich freu mich schon auf ein schönes Plätzchen im Garten, auch wenn es spät wird. Irgendwie werde ich Jeremias schon finden, hoffe ich. Von Pergamino sind es keine 100 km mehr! Vor mir herrscht höllische Schwärze - diesmal bin ich schlau und ziehe die Regensachen rechtzeitig an. Vorsichtshalber mache ich gleich alles dicht, also auch Tankrucksack einpacken und Lenkerstulpen montieren. Keine 100 m weiter fallen schon die ersten Tropfen, die allerdings gleich wieder aufhören. Mein Weg führt auf die Hölle zu. Eine Mautstation! Bei den letzten beiden Stationen heute habe ich gelernt, daß wir Mopedfahrer wieder mal nichts zahlen müssen und rechts vorbeifahren dürfen. Das tu ich auch hier, aber ein Polizist hält mich an. Was ist? Irgendein Problem auf der Straße. Es dauert ein bischen, bis ich verstehe. Die Straße ist überflutet, ein Leuchtschild sagt "von km 16 bis 33". Ein Angestellter meint, mit dem Moped könnte ich vielleicht durchfahren? Aber nein, wenn die Polizei die Straße sperrt, muß ich keine Experimente machen. Ich frage nach einer Alternativroute - so etwas gibt es ja hier eigentlich nicht. Die Umleitung führt über Rosario, was in einer völlig falschen Richtung liegt und über 100 km Umweg bedeutet. Aber ich muß ja nicht unbedingt heute ankommen. Ich gewöhne mich schon an den Gedanken, einen Schlafplatz zu suchen.
Zuerst sieht es so aus, als ob wir das Gewitter weiträumig umfahren können. Aber dann bricht der Regen los. Es gießt mal wieder! Die Pfützen und überfluteten Wiesen, die ich heute morgen noch lustig gefunden habe, machen mir jetzt Sorgen. Ich denke an das Hochwasser in Deutschland im letzten Jahr. Fühlt sich so ähnlich an. Ich fühle mich keineswegs besser, als ich den überfluteten Hof einer Estanzia sehe. Auf der Straße steht das Wasser, schnelleren Fahrzeugen lasse ich gerne den Vortritt. Zwei Brücken muß ich queren; kleine, asphaltierte Brücken, die eigentlich nur über einen kleinen Bach führen. Bis zur Asphaltkante steht das Wasser! Jetzt wird mir schon ziemlich mulmig.
Das Navi bietet mir ein ganzes Stück vor Rosario schon eine Abzweigung an - aber ich habe ja keine Ahnung, wie die Straße sein wird. Weiß  nichtmal, ob sie asphaltiert ist. Es blitzt! Und jetzt donnert es auch direkt neben mir. Ich bekomme Angst. Schlafplatz? Hier, wo hundert Kilometer kein Ort mehr kommt? Da taucht ein Hinweis auf eine Shellstation auf. Die werde ich aufsuchen und heute nicht mehr verlassen!!! Wenn die Lisl es bis dahin schafft! Sie fängt nämlich schon wieder an zu stottern - trotz abgedichteter und getauschter Zündspule! Ich möchte echt wissen, an welcher Krankheit sie leidet! Ich verspreche ihr einen trockenen Platz an der Station, wenn sie durchält. Auf einem Zylinder müssen wir vor der Tanke noch einen kleinen See umrunden, dann sind wir da. Es gibt überdachte Parkplätze - Klasse! Aber bei genauerem Hinsehen, erweist sich das Dach als wasserdurchlässiger Sonnenschutz. Also nochmal umparken. Ich fahre ganz frech an die Dieselzapfsäule, da parkt schon ein Auto. Und es ist überdacht.

Ich selbst trage große Pfützen in den kleinen Shop. Ich habe beschlossen, heute hier nicht mehr wegzugehen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Die ganze Nacht im Shop sitzen? Nicht schlafen? Keine Ahnung, mal schauen. In der Ferne kann ich blauen Himmel schimmern sehen, hier regnet und schüttet es abwechselnd. Immer wieder fällt der Strom an der ganzen Station aus. Internet gibt es natürlich bei diesem Wetter nicht! So erfahre ich auch nichts von Jeremias. Aufgeregt unterhalten sich Passanten und Patrouillenfahrer über "das Wasser" - scheint also auch hier nichts alltägliches zu sein. Dann gibt es mal wieder 10 min Platzregen.
Ich suche mir ein lauschiges Plätzchen unter einem Tanklastwagen, der in der offenen Werkstatt steht. Da dürfte es einigermaßen trocken sein. Im Verlaufe des Abends erfahre ich, daß alle Straßen Richtung Fluß (Rio Parana) überflutet und gesperrt sind. Also muß San Pedro wohl ausfallen; ich muß wieder zurück nach Pergamo. Ich werde mir einen anderen Weg nach Buenos Aires (vielleicht über Ushuaia?) suchen müssen und sehen, wie und wo ich dort preisgünstig die Zeit bis zum Abflug verbringen kann. Also, Hochwasserkatastrophen scheinen mich überall zu finden!

Morgen ist ein neuer Tag - und hoffentlich ist das Gewitter dann mal vorüber!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vtezokehztluuegb

Sonntag, 2. Februar 2014

Weiter, dem Ende zu...

Die Nacht habe ich kaum geschlafen. Kaum war es dunkel hat der Verkehr immens zugenommen, die Scheinwerfer sind durch's Zelt gestreift, die Fahrzeuge knapp an mir vorbeigeröhrt. Am Morgen genieße ich trotzdem die weitere Fahrt durch die schöne, kühle, schattige Allee aus Pinien, Eukalyptus und Akazien. Dennoch bevorzuge ich Nebenstraßen. Die Straßen verlaufen hier wie mit dem Lineal gezogen in gehörigem Abstand entweder nord-südlich oder ost-westlich. Sehr spannend! Ein bischen weniger Verkehr, ein bischen mehr Bodenwellen, aber ansonsten genauso eintönig. Na ja, es ist schon besser geworden! Ab und zu zweigt ein Weg zu einer Estanzia ab, ein Raktenversuchsgelände, eine argentinische Fleischfabrik, Genversuch-Maisfelder, Rinderweiden, Eukalyptushaine, Lehmböden ausgetrockneter Teiche...ist doch ganz schön abwechslungsreich, oder? Ein bischen wie zu Hause, aber eben viel größer - think big! Die Eukalyptusbäume sind richtig groß und alt und haben phantastische Formen. Wunderschön!

Wieder schweifen meine Gedanken zum letztjährigen Irlandaufenthalt meiner Tochter. Ich versuche zu verstehen und bedauere erneut, was sie dort erlebt hat. Werde ich in einer ähnlichen Sitaution jetzt schlauer sein?
Dann steigt mir ein angenehmer Duft in die Nase. Ich rätsle, was es wohl sein könnte. Erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Es dauert lange, bis ich drauf komme - nasses Stroh! Ja, hier hat's geregnet. Am Straßenrand glänzen Pfützen. Das ganze Land riecht intensiv. Ich mag das!

Während ich meine Internetpause an der Tankstelle mache, holen mich die dunklen Wolken ein und es fängt an zu regnen. Heftig. Große Tropfen. Ich muß einfach bleiben, bis es wieder aufhört. Eine Nachricht von Arun (Crewmitglied der Stahlratte): obwohl er einige Tage nach uns Ushuaia erreicht hat, ist der jetzt schon fast in Buenos Aires, von wo er am 8. nach Spanien fliegen wird. Ist halt ein rasanter Fahrer, der Arun! Einer nach dem anderen beendet jetzt die Reise und kehrt nach Hause zurück. Das Ende naht...
So, das Warten war erfolgreich. Allerdings bin ich doch schneller als die Wolken, so habe ich sie bald eingeholt. In der Ferne sehe ich schon wieder blauen Himmel, also bleibt der Regenkombi vergraben - auf den hab ich überhaupt keine Lust! Lieber werde ich naß! Zum Glück nur ein bischen, der Anzug ist halt jetzt feucht. Bis morgen wird er schon trocknen.
Als es wieder zuzieht und vor mir immer dunkler wird, beschließe ich, zu zelten. Vor und hinter uns Regen, ich bleibe da, wo es zumindest jetzt und von oben trocken ist. Meinetwegen könnt ihr blöden Wolken nachher oder heute nacht regnen, aber morgen früh habt ihr euch gefälligst verzogen!

Direkt neben der Straße ist wieder ein breiter Grasstreifen, aber ich würde lieber in der Nähe von Bäumen und etwas abseits bleiben. Tatsächlich biegen gelegentlich Erdwege ab. Nix wie rein - aber o Schreck! Der Untergrund ist purer Lehm, glitschig wie ich es bisher nur in der Ukraine erlebt habe. Schon auf dem ersten Meter neben dem Asphalt rutscht die Lisl schrecklich aus, ich kann sie gerade noch auf ein Grasfleckchen retten. Wie komme ich jetzt wieder hinauf auf den Asphalt? Ganz langsam und mit Unterstützung beider Beine eiern wir hinauf, dann ein kurzer Schwung - geschafft. Nie wieder Abwege! Also bleibt doch wieder der Grünstreifen, diesmal unter Eukalyptusbäumen. Direkt nebendran hat Gauchito Gil sein Häuschen, da kann mir ja nichts passieren.
Der Untergrund ist etwas abschüssig, so daß ich die Isomatte wieder gegen abrutschen unterfüttern muss - ein Wall aus Klamotten. Und dann muß ich nochmal ganz unter das Zelt und die Unterlage krabbeln - ein Ast sticht in den Zeltboden. Um 19 hat mich der Regen dann erreicht - mein Zelt hält mich hoffentlich trocken. Zum Abendessen gibt es Reste: eine Mischung aus Leberwurst, Tomaten und Zwiebeln auf Brot. Mmmh. Eigentlich geht's mir doch richtig gut!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vuwxvtzmkfmeqoei