Samstag, 24. August 2013

Dawson


 
Am Morgen, so gegen 5 Uhr hat es wieder angefangen zu regnen. Die Plätze für Zelte sind meist unter Bäumen, wo zwar der Boden schön weich ist, aber auch nach Ende des Regens weiterhin Wasser von den Bäumen tropft. So weiß man nie genau, wann es Zeit ist aufzubrechen. Nachdem es aber Bindfäden regnet und draußen alles grau in grau ist, beschließe ich, heute einfach so lange im Zelt zu bleiben, bis der Regen aufhört. In der Zwischenzeit studiere ich intensiv die Hinweise zum Verhalten in der Wildnis, besonders bei Begegnungen mit Bären. Hoffentlich muss ich die nie anwenden! Gegen Mittag halte ich es nicht mehr aus und packe trotz strömendem Regen zusammen. Das Überzelt kommt in einen Eimer, damit das Wasser nicht überall herumläuft - hilft allerdings wenig. Um 13 Uhr gehts dann tatsächlich los - ob sich das überhaupt lohnt?
Zuerst fahre ich nochmal zurück nach Dawson City. Eigentlich wollte ich dort einiges anschauen. Die Straßen sind ein einziger Schlamm und meine Regenklamotten sind steif und warm. So schlittere ich einfach alle Straßen im Schritttempo ab und schaue mir die Häuser an. Kaum etwas wurde renoviert oder modernisiert. Läden und Hotels sind fast noch im Originalzustand - das hat Flair. Ich glaube, hier könnte man schon ein paar Tage aushalten.
Ich suche Internet. Auf dem Campingplatz hätte es angeblich welches geben sollen. Aber den billigeren Campingplatz habe ich gestern verschmäht, weil das Internet nur für die Wohnmobile verfügbar gewesen wäre. Beim teureren Platz, auf dem ich genächtigt habe, war gestern abend das Büro schon geschlossen, so konnte ich nix bezahlen und auch kein Internet anmelden. An der Tankstelle empfhiehlt man mir das Down Town Hotel. In der Bar frage ich nach, aber die schicken mich zum College. Die Bar ist ja heiß - duster, düstere Gesalten mit Bärten bis zur Brust, ein Billardtisch... Mit dem Bart dauert es bei mir sicher noch ein paar Jahre, aber bei der wilden Frisur kann ich schon mithalten.
Das College hat geschlossen. Ich finde aber ein Netz des Midnight Hotels. Auf Nachfrage verkaufen sie mir für 7 $ ein Tagesticket. Die Bar ist mir zu düster und so setze ich mich in der Lobby auf ein ausgeleiertes Sofa. Endlich kann ich wieder einen Blog hochladen! Die Dame am Tresen erklärt mir, daß sie zwar Glasfaserinternet haben (also schnell und wettersicher), aber nur einen Anbieter und der zockt die Leute halt ab. Trotzdem funktionieren meine Mails nur rein, nicht raus.
Als ich endlich zurück on the road bin, ist es schon 16 Uhr. Na ja, ein paar Kilometer kann ich schon noch schruppen (Gruß an den Hasenfußmopedfahrer). Halt, stopp - die Dredge #4 muß ich mir schon noch anschauen. Das ist Nordamerikas größte schwimmende (ehemals) Goldwaschmaschine. Das ganze Gebilde ist - ohne Schwimmer - mindestens 8 Stockwerke hoch!
Kurz hinter Dawson ist Baustelle - eigentlich muss man sagen, daß es einfach keine Asphaltstraße mehr gibt. Nur haufenweise frisch aufgeschütteten groben Split uaf dunklem sandigem Boden. Dazu die nötige Menge Wasser - das ist ein Spaß! Die Lisl sieht aus wie eine Wildsau nach dem Suhlen.
Den Tombstone-Nationalpark schenke ich mir, die Straße dorthin ist defrinitiv eine dirt road und die Wolken hängen so niedrig, daß man von der schönen Landschaft nichts sehen kann - schade. Nach etwa 100 km gibt es einen "Rastplatz" - eine geräumige Ausweichstelle mit Klohäuschen. Die nächsten sind in 87 km angekündigt. Dazwischen gibt es nichts! Übrigens ist es auch trotz meines großen Benzinfasses angesagt, jede Tankmöglichkeit zu nutzen. Auf der Strecke zwischen Tok am Ende von Alaska und Dawson am Beginn von Kanada gab es keinerlei Versorgungsmöglichkeit; das dürften gut 300 km gewesen sein.
Am Moose Creek schaue ich mir den staatlichen Campingplatz an und bleibe dort. Er ist riesig und außer mir campt nur am anderen Ende noch 1 Auto. Ich finde eine große offene Hütte, die als Aufenthaltsplatz für Gruppen gedacht ist. Natürlich darf man nicht darinnen zelten...aber es ist ja keiner da und das Zelt ist so patschnass, daß ich wenigstens versuche, es darin zu trocknen. Ich selbst werde auf dem Fußboden schlafen - brrr.

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Freitag, 23. August 2013

Natur und Technik

  

Heute mittag habe ich noch geglaubt, es gäbe nichts zu erzählen und habe mir ein paar allgemeine Dinge zurechtgelegt. Am späten Nachmittag hatte ich so viele Gedanken im Kopf, daß ich sie sofort hätte diktieren müssen - und jetzt, nachdem das Zelt steht und das Abendessen vorbei ist, habe ich schon wieder alles vergessen....
Zuerst zur Technik:
Abenteuerurlaub und Elektrik, das passt nicht ganz zusammen. Ständig wollen irgendwelche Geräte geladen werden, Kamera, Foto, Handy, Laptop...nachts soll das Zelt beleuchtet sein und für alles wird die Lisl gemolken. Kriseln tuts aber an den Ladekabeln - es sind zwar lauter verschiedene Kabel und Anschlüsse, aber bei allen scheint der Stecker für die 12 V-Steckdose das kritische Teil zu sein. Kein Kabel, das keinen Wackler hat!
Meiner mechanischen Technik, der Lisl selbst, scheint der Wildnissprit sehr gut zu schmecken, sie säuft etwa 1 l mehr als sonst. Na gut, sie muss ja auch fast 400 kg schleppen und ich gönne ihr nur den billigen 87-Oktan-Fusel.
Auf dem Taylor Hwy geht es Richtung NO nach Kanada - Ziel ist heute Dawson City. Die Straße wird jetzt interessanter, sie hat manchmal sogar schöne Kürvlein. Ich darf trotzdem nicht übermütig werden, denn jederzeit kann hier unangekündigt Rollsplit auf der Straße liegen oder ein ganzer Schotterabschnitt beginnen. Und dann treffe ich Rentiere - aber die sind hier ja schwarz! Oder muss man politisch korrekt sagen "maximal pigmentiert"?
In Chicken halte ich an einem Goldgräbercamp still und bestaune die stillgelegte Fördermaschine. Auf modern funktioniert Goldsuche anders: man läßt Touristen für Geld Gold waschen, bewirtet sie fürstlich und verkauft ihnen für teures Geld goldige Andenken. Ich bestelle mir eine Goldgäber-Tagessuppe. Sie wird serviert auf einem (nachgemachten) Zeitungsblatt von 1903 - von Hawai! 15 min freiese Internet sind inklusive. Das sollte reichen, den gestrigen Blog hochzuladen. Fehlanzeige. Das Internet läuft hier über Mobilfunknetz und das ist wetterabhängig. Auch für 2 $ Verlängerung kann daran leider nichts ändern. Ein Blick nach draußen erklärt die Sache: Wind und Regen haben das Internet gelöscht. Nochb regenet es nicht, aber von Westen eilen rabenschwarze Wolken heran. Komm Lisl, wir geben Fersengeld! Insbesondere als die Wirtin uns mit auf den Weg gibt, die Straße nach Dawson könne bei Regen ganz schön glitschig werden. Wie wahr - ab hier fahren wir nur "dirt road". Die Lisl lässt trotzdem die Reifen wirbeln; wir lassen uns kaum Zeit zum genießen oder fotografieren. Bislang haben uns die Wolken noch nicht eingeholt, aber sie sitzen uns knapp im Nacken.
Die Grenze nach Kanada liegt auf etwa 1300 m - ab jetzt sind wir on "top of the world"...zumindest nennt sich der Highway bis Dawson so. Im Grenzhäuschen wartet eine einsamer attraktiver bärtiger Zöllner auf Kundschaft. Außer den üblichen Fragen nach Alkohol, Drogen oder Waffen will er nur wissen, ob ich in Kanada etwas verkaufen wollte. Nein, ich brauche alles. Er ist sich sicher, daß wir bei flotter Fahrweise trocken bleiben. Keine weiteren Papiere oder Untersuchungen und schon geht's weiter. Auf ca. 1200 m verläuft die Straße (weiterhin ordentlich geschottert) über die Berge - wirklich top. Macht richtig Laune. Und die Regenwolken scheinen an der Grenze hängengeblieben zu sein - vermutlich waren sie alkoholgetränkt.
Um nach Dawson zu kommen, muss man mit einer staatlichen Fähre (gratis) den Yukon überqueren. Ein stattlicher Fluß! Im Besucherzentrum stelle ich fest, daß ich kurz vor Torschluß noch hereingekommen bin. Um 8 Uhr abends ist Schluss - und wir haben jetzt 1 h Zeitverschiebung nach hinten. Die Häuser sind meist noch im Originalzustand - ein tolles Flair. Nur gelegentlich sind neue Schilder angebracht, z.B. an der Bank, an der ich jetzt kanadische Dollar erstehen kann. Schließlich kosten ja die Campingplätze Geld. Zwei gibt es angeblich, die WiFi haben. Der erste verlangt dafür aber extra Geld, wenn man nicht mit dem Wohnmobil kommt und beim zweiten ist das Büro leider schon geschlossen. Ich fahre trotzdem drauf und suche mir ein Plätzchen direkt am Bonanza Creek.
Und jetzt sitze ich im Zelt, ohne Internet oder Handyempfang - es regnet.....

Donnerstag, 22. August 2013

Romantik

 
Romantisch war mein Schlafplätzchen hinter Knottys Mülltonnen ja nicht, aber so herrlich trocken mit Sand unter und Wellblech über mir. Als Luxuszugabe hatte ich sogar noch Tisch und Bank unter meinem Dach. Ich hab gut geschlafen und sogar der Hund hat irgendwann Ruhe gegeben, das Zelt ist trocken und Jacke, Helm und Handschuhe werden beim Fahren vollends trocknen - es scheint nämlich die Sonne! So macht das Fahren Spaß! So hab ich mir auch Alaska immer vorgestellt: lange kerzengerade Straßen, rechts und links fast immer Bäume, machmal etwas Sumpflandschaft. Gelegentlich ein Bach oder ein breiter sandiger flacher Fluß. Fahren! Lange, ungehindert, gemütlich aber zügig - Freude pur. An einer schönen Stelle über dem weitläufigen Tanana River schieße ich ein paar Fotos. Als ich wieder zusammenpacke, hält eine kleine Honda neben mir. Die Beifahrerin springt ab und begrüßt mich gleich aufs herzlichste. Melissa heißt sie, wohnt in England, ist aber Malaysierin wie ihr Fahrer. Wir wechseln ein paar Worte und ich bekomme eine Adresse in der Nähe von Vancouver - Peter ist Deutscher und soll rund ums Motorrad alles organisieren können; gut zu wissen. Trotz Sonne ist es ziemlich frisch, ich habe die Temperaturen wohl überschätzt. An "Rikas old roadhose" kann man sich anschauen, wie eine Truckerstation (inklusive uraltem kaputtem Truck) vor etwa 80 Jahren ausgesehen hat. Und ein schönes Plätzchen am Fluss hatte sich die Rika damals ausgesucht! Es steht dort ein großes Holzhaus und mehrere kleine Blockhütten für alles Mögliche: Vieh, Kühlhaus, Zollstation, Fährmannshütte... Aber ganz ehrlich, ich denke, das war sehr viel Arbeit, alles so toll hinzubekommen, da haben wir das bei uns zu Hause doch gemütlicher. So ein wildes Trapperleben hört sich romatisch an, aber in echt geht es sicher ordentlich an die Substanz. Ich gönne mir ein Sandwich, genieße die Romantik und tanke noch etwas Wärme in der Sonne. Stunden später fahre ich fast an Dot Lake vorbei, bemerke aber gerade noch, daß es an diesem Parkplatz was zu sehen geben muss. Keine Menschenseele weit und breit, kein Auto oder Wohnmobil. Eine kleine Kirche steht hier am See. Sie ist offen und ich gönne mir einen Blick in das zweckmäßig aber wenig schmuckvoll eingerichtete Kirchlein. Nebenan liegt der kleine Dot lake, ein herrlicher mittelgroßer See - bestimmt phantastisch zum Schwimmen, wenn es nicht so kalt wäre. Ich packe jetzt doch den dicken Pullover aus und schaue mich noch etwas um. Jemand hat wohl vor langer Zeit einen Metallstuhl einsam am Ufer stehen lassen, da steht er heute noch und wartet auf Gäste. Die begegnen mir auch - Schwoben (!). Sie sind schätzungsweise Ende Sechzig - vermutlich Ehepaar mit Schwägerin - und mit dem Wohnmobil auf einer geführten Tour unterwegs. Was es nicht alles gibt. Tok ist die nächste größere Ortschaft. Aber außer einer (oder 2?) Tankstellen, einem Besucherzentrum und 2-3 Andenkenläden findet man hier nichts. Oder doch: luxuriöse Campingplätze für die Wohnmobile; da will ich aber nicht hin. Etwas außerhalb findet sich das "Naherholungsgebiet". Dort darf man für 15 $ im Wald am Flussufer zelten. Das kann ich auch billiger haben, bin ich der Meinung - und was soll ich sagen? Kurz darauf finde ich einen neu angelgten Parkplatz mit Toilettenhäuschen neben dem Highway - direkt am Fluß. Eigentlich ist das hier ein Platz zum Boote einsetzen, aber die Wiese oberhalb des Steinufers ruft danach, bezeltet zu werden! Ein herrliches Plätzchen! Es ist kaum Verkehr und so habe ich meine Ruhe. So lange, bis jemand harsch an meinem Zelt rüttelt. Ich erschrecke ordentlich, ich habe ja niemand kommen hören. Aber mein Rufen hat den Schüttler wohl auch erschreckt und die Krähe fliegt gleich weiter - so ein Viech.... http://connect.garmin.com/activity/363835919

Mittwoch, 21. August 2013

Highlights bei Hochwasser


Die Nacht war abwechslungsreich. Nein, Besuch habe ich nicht bekommen, aber der Trommelwirbel auf dem Zeltdach wechselte ständig zwischen fortissimo und piano. An einen Zeltabbau ist vorerst nicht zu denken. Als ich jedoch erst einmal gemütlich frühstücken möchte, stelle ich fest, daß das Wasser für den Kakao ja noch draußen ist - und da möchte ich lieber nicht rausgehen.
Nach 2 h habe ich endlich alles zusammengeräumt und patschnaß eingepackt. Die Reiseplanung sieht noch die "hot springs" vor, aber nur, um das Eismuseum zu besichtigen. Von hier aus muss ich wieder zurück nach Fairbanks - einen weiteren Abstecher nach Norden, um den Polarkreis zu erbeuten werde ich mir schenken. Erstens habe ich diese Marke in Skandinavien schon mehrfach erreicht und zweitens lädt das Wetter nicht wirklich dazu ein. Obwohl: wenn ich "on the road" bin, ist eigentlich alles in Ordnung. Schuhe und Anzug sind schön dicht - zumindest bislang. Nur etwas kalt wird mir nach einiger Zeit, beim zusammenpacken kommt man ganz schön in's Schwitzen und die Verdunstung zeigt nun ihre Wirkung. Bestimmt hat Marcus von "Spätzünder" das Wetter als Test für mich bestellt!
Der Dichtheitstest hat sich im Lauf des Tages zum Dauertest entwickeklt - es geht weiter wie in der Nacht. Eigentlich ist der Anzug dicht - zumindest hatte ich noch nie einen so dichten Regenkombi; trotzdem fühlen sich die Klamotten irgendwie klamm und feucht an.
Das Eismuseum ist phantastisch!!! In dem halbrunden Hangar herrschen dauerhaft minus 6,6 Grad, die Beuscher bekommen Parkas und ich kann meine nasse Jacke draußen lassen (sonst wäre ich bestimmt steif gefroren). Außer phantastischen, riesigen und wunderschönen Figuren aus kristallklarem Eis gibt es hier eine Eisbar mit Barhockern aus Eis (mit Rentierfell belegt). Außerdem eine kleine Hochzeitskapelle - die Führerin erklärt, daß der Pfarrer hier ohne lange Umschweife auf den Punkt kommt. In einem kleinen Iglu steht ein Xylophon aus blankem Eis - einer der Besucher bringt es herrlich zum Klingen! Nicht zu vergessen die Schlafzimmer (2 von 4 sind bereits fertig), in denen man für 600 $ pro Nacht zum Beispiel auf einem Eisbärenbauch liegen kann.
Nächste Station ist North Pole - eine kleine Stadt wenig südlich von Fairbanks. Alles ist dort auch Weihnachten getrimmt - an den Laternenmasten hängen Weihnachtsglückwünsche und "Zuckerstangen"; die Straßennamen heißen z.B. Schneemannweg, Nikolausstraße usw. Natürlich besuche ich dem Nikolaus sein Haus! Das ist ein mittelgroßer Laden, in dem immer Weihnachten ist und der Weihnachtsschmuck, Spielzeug und natürlich alaskanische Andenken verkauft. Selbst ein echter Weihnachtsmann tut dort seinen Dienst und fragt Groß und Klein nach woher, wohin und seinen Wünschen. Schon verrückt...
"Knottys shop" hat man mir empfohlen. Schon wieder ein Laden - natürlich mit Souvenirs. Aber die Empfehlung lohnt sich trotzdem. "Knotty" steht für Knoten; das bedeutet, hier werden Holzkunstwerke und -skulpturen ausgestellt und verkauft, die aus knotigem Holz hergestellt sind. Woher diese Knoten im Holz allerdings kommen weiß der Himmel - oder der Förster. In dem Laden kann man wirklich schwelgen. Außerdem gibt es Kaffee oder in meinem Fall Kakao und Internet. Und als es draußen wieder fürchterlich anfängt zu schütten, frage ich, ob ich nebenan unterm Wellblechdach mein Zelt aufbauen darf. Wird mir gestattet! Da bin ich aber erleichtert - hoffentlich kann jetzt einiges etwas trockener werden.

Dienstag, 20. August 2013

Wildnis

Es gab mal wieder Verzögerung am Morgen - 2 h - weil es natürlich grade angefangen hat zu regnen, als ich das Zelt abbauen wollte. Die freundliche Stopschildhalterin an einer Baustelle freute sich jedoch über den Regen "der ganze Sommer war so sonnig, wir brauchen den Regen". Da war ich also wieder willkommen, die Regenmacherin. Der Wetterbericht ist hier übrigens einfach und sehr leicht zu merken, denn er ist jeden Tag identisch: heute und morgen Regen, übermorgen Sonne...und täglich grüßt das Murmeltier...
Ich fuhr ein Stück zurück in den Denali-Park. Eine Straße führt etwa 20 km in den Park hinein. Weiter darf man nur mit dem Bus. Der fährt allerdings jeweils 3 h hin und zurück und kostet Minimum 33 $. Da es schon Mittag war und außerdem die tiefhängenden Wolken kaum einen Blick freigaben, genügte mir die Fahrt mit der Lisl-Biene.
Mein erster Bär! In freier Wildbahn. Allerdings so weit weg, daß man ihn nur mit dem Fernglas vernünftig beim Beeren fressen erkennen konnte. Eigentlich bin ich gar nicht so unglücklich über die große Entfernung, er war doch ziemlich groß.
Der Ausflug hat noch mehr Ausbeute ergeben, zwei Elchbullen lagen etwa 100 m neben der Straße im Heidekraut und machten ein Nickerchen. Man konnte zwar nur die Schaufeln erkennen, aber die waren ziemlich groß. Als ich 1/2 h später wieder zurückfuhr lagen sie immer noch da - ich glaube, die Ranger haben die beiden engagiert. Etwas weiter gab es noch ein kleines Versteckspiel mit einer Elchkuh, die immer wieder ein Stückchen von sich zeigte um sich dann elegant hinter einen Busch oder Baum zu verziehen.
Auf dem Weg nach Fairbanks gibt es nicht viel Interessantes zu sehen. Großenteils stehen von den Wäldern nur noch Skelette da, vermutlich haben hier Brände gewütet. Die Tannen sind schwarz, die Birken oft auf etwa 4 m Höhe abgebrochen. Aber von unten treibt schon wieder neue Vegetation nach.
So kann ich es gemütlich laufen lassen und vor mich hindösen. Gute kerzengerade Straße und kein Verkehr, nur die Lisl und ich; eigentlich könnte das ewig so weitergehen. Es ist wie atmen - es geht automatisch und eigentlich tut man dabei gar nichts. Aber wehe, man läßt es ausfallen...! Bei meinen sonstigen Reisen wäre das die Zeit zum singen und ausgelassen sein. Aber diesmal bin ich erstaunlich gleichgültig.
Eine interessante Beobachtung: man fährt hier gleichmäßig, nicht agressiv und hält ausreichenden Abstand. Dennoch kann ich gelegentlich einen kleineren Van oder Geländewagen beobachten, der extrem nah auf das vorausfahrende Wohnmobil auffährt, ohne es zu überholen. Das Rätsel löst sich später, man nimmt seinen "normalen" Wagen in Schlepptau! Think big...
Ach, eine Einladung habe ich heute bekommen: der reiselustige John, der mein Motorrad bewundert, bietet mir freie Übernachtung an, falls ich morgen noch in Fairbanks sein sollte. Er ist gerade mit seiner Familie im VW-Bus auf Tour, ein bischen Boot- und Radfahren. Aber morgen wird er wieder zu Hause sein. Er dürfte Ende 50 sein und sieht so aus, wie man sich einen echten Trapper vorstellt - wilde graue Haare und einen langen Vollbart!
In Fairbanks genieße ich einen kleinen Künstlermarkt mit Livemusik und gönne mir dann einen Abstecher Richtung Chena-River im Osten. Da es mittlerweile schon 8 Uhr abends ist, suche ich mir unterwegs einen Zeltplatz. Ist gar nicht so einfach, ein passendes gebührenfreies Plätzchen zu finden. Der Highway bietet keine Ausweich- oder Anhaltemöglichkeit, alle Straßenabzweige sind privat und führen zu Wohnhäusern. Zum ersten Mal zelte ich jetzt trotzdem alleine in der Wildnis - an einer Stelle am Fluss, wo Boote eingesetzt werden können. Ein bischen mulmnig ist mir nach dem heutigen Bärentreffen aber schon.
Übrigens an alle Kommentatoren und Facebooker: ich freue mich über Eure Beteiligung und lese alles! Bitte verzeiht mir, Petra&Thomas, Heinz, Stefan, Kirsten&Dieter, Jürgen, B&R&S, Theo, Eggord..., wenn ich Euch nicht einzeln  antworte.

Montag, 19. August 2013

Bäume ausreißen?

So naß und dreckig habe ich mein Zelt noch nie eigepackt. In der Nacht haben sich Pfützen rings ums und unter dem Zelt gebildet. Die schweren Regentropfen haben dann das Wasser mitsamt Schlamm gegen das Zelt hochspritzen lassen. Trotz stundenlangen Wartens hat der Regen auch morgens nicht nachgelassen, so daß ich alles naß einpacken musste. Reinigen war da nicht drin, der Sand haftet am Zelt wie festgeklebt.
Der Magen grimmt, die Beine schmerzen, der Kopf ist unendlich müde und der ganze Körper schlaff. So läßt es sich keine Bäume ausreißen!
Eigentlich wollte ich von Palmer über den Hatchers Paß fahren, das ist eine eingezeichntete Alternativroute zum Highway. Ein Motorradfahrer aus Texas, den ich getroffen habe, hat mir auch den Weg beschrieben, das Tor an der Brücke, das man öffnen muss und die ca. 50 Meilen guten Schotterweg. Ich hab die Straße nicht gefunden. Aber ganzh ehrlich? Heut hab ich das überhaupt nicht bedauert, bei DEN weichen Knien.
Am Nachmittag kommt sogar die Sonne raus und ich fahre einen Abstecher nach Talkeetna, das sehenswert sein soll. Es ist eine Ansammlung an Andenkenläden und Cafes oder Bistros, die von allen Touristen besucht wird. Die wissen schon, wie man die Leute in Kauflaune versetzt - zum Glück bin ich ja länger als 4 Wochen unterwegs, so daß ich leider nichts mitnehmen kann. Allerdings genieße ich die Geschäfte. Manche Häuser scheinen noch ganz original zu sein, der Anstrich ist marode und die Fenster oft ebenso. Andere Häuser wurden vermutlich später für die Touristen gebaut, im Blockhausstil. Auf jeden Fall kann ich am Ufer der Flusses ein kleines Nickerchen in der Sonne machen.
Heute abend möchte ich nördlich vom Denalipark übernachten, das sind noch knapp 200 km. Es ist schon 5 Uhr nachmittags, da muss ich es jetzt laufen lassen. Eigentlich ist das auf den kerzengeraden Highways, die nur selten eine Biegung aufweisen, ganz gut möglich. Keine Langsamfahrer oder dichter Verkehr, jeoch sind über viele Kilometer hinweg Straßenarbeiten. Das bedeutet anhalten und warten, bis der follow-me die Schlange anführt. Die Wartezeiten können durchaus bis zu 20 min dauern.
Der Mt McKinley soll ja meist von Wolken verdeckt sein. Ausgerechnet heute, wo es die meiste Zeit regnet, kann ich ihn jdoch sehen! Eine besondere Ehre für mich (seit Georgien) anerkannte Regenmacherin! Ich genieße die wechselhafte Landschaft und die immer näher rückenden Berge bis mir kurz nach dem Park das Benzin ausgeht. Genau dort ist eine Tankstelle mit Campingplatz (10$). Ok - mal sehen, ob ich morgen nochmal ein Stück zurückfahre, um den Park anzuschauen.

Sonntag, 18. August 2013

Think big

Es hat die ganze Nacht durch Bindfäden geregnet. Jetzt läßt es etwas nach - anscheinend sind die Wolken nun ganz zu Boden gesunken und ich befinde mich mitten im Nebel.
Punkt 6 Uhr morgens fahren die ersten Autos vom Campingplatz. Man hört sie kaum, so leise startet der Motor. Ein herrlich sonores Blubbern geben besonders die Pickups von sich mit ihren riesiegen Motoren. Die Trucks sind so groß, daß ich kaum über die Ladekante schauen kann. Wenn sie auf dem Highway neben mir auftauchen und langsam vorbeiziehen, sieht das Klasse aus und hört sich phantastisch an. Sie ziehen so "gemütlich" dahin - man ist sich praktisch nie im Weg; es ist viel Platz auf den Straßen man hält großen Abstand und Staus habe ich bislang noch nicht gesehen. Übrigens: wenn ein Langsamfahrer (die es allerdings nicht gibt) 5 Fahrzeuge auflaufen lassen hat, muss er in eine Überholbucht ausweichen um alle vorbeizulassen - eine gute Idee!
Auch die Entfernungen sind groß, nicht nur weil die Angaben in Meilen sind, was ich zu Anfang nicht wirklich registriert hatte. Von Anchorage nach Seward sind es gut 200 km und dazwischen gibt es so gut wie nichts - eine Abzweigung und gelegentlich ein paar versteckte Häuser. Auf der Karte ist dazu übrigens ein großmächtiger Ortsname zu sehen.
Groß sind auch die Kosten - der Campingplatz hält sich zwar mit 10 $ im Rahmen, aber auf Dauer will ich mir das nicht leisten. Es gibt dort immerhin 2 Dixiklos und ziemlich weit weg einen Duschraum. Im Ort möchte ich noch etwas einkaufen und finde zuerst eine Bäckerei neben dem Internetcafe. Brot gibt es allerdings nur zufällig und auf Nachfrage. Der Kakao, eine Nußecke und eine große Semmel kosten mich immerhin stolze 7,75 $. In einem Lebensmittelgeschäft suche ich nach Wurst und Käse. Alles ist riesig! Es gibt nur 20er-Packs Würstchen und kiloweise Käse - das bekomme ich ja auf meiner Lisl gar nicht unter! Aber es bleibt mir nichts anderes übrig - für ca. 20 $ nehme ich die beiden Packungen mit.
In Anchorage wage ich mich downtown. Man lernt schnell die Systematik der Straßenbezeichnungen, da allkerdings die Hälfte Einbahnstraßen und die andere Hälfte gerade gesperrt ist, ist die Navigation dennoch schwierig. Ich gondle einmal durch die Hauptstraßen und genieße den Anblick der Andenkenläden. In der 3rd Av ist jedes Wochenende Markt - den schaue ich mir allerdings nur von außen an. Es gibt dort viel Andenken, Schmuck, Socken und frisches Gemüse - eben wie bei uns auf dem Krämermarkt. Ich muss mich schon beherrschen, bei den Andenken nicht zuzulangen. Aber erstens kann ich ja nicht alles was mir gefällt kaufen und zweitens ist das mit dem Transport so eine Sache...
Am späten Nachmittag breche ich Richtung Norden auf; bis Palmer werde ich heute kommen. Unterwegs gibt es noch einen kleinen Halt mit 2x20 min Wanderung - dummerweise habe ich die Regenhose nicht ausgezogen und so komme ich ordentlich ins Schwitzen. Am Ende des Wegs erhebt sich eine Aussichtsplattformn über die Thunderbid-Falls. Leider habe ich in Norwegen schon so phantastische Wasserfälle gesehen, daß mich dieser etwas enttäuscht.
Kurz vor Palmer gibt es die "Knik River public area", ein sehr weitläufiges Ufergebiet am breiten Knik-River. Viele Wohnmobile, meist mit einem Anhänger voller Quads stehen hier und auch ich suche mir ein schönes Plätzchen zwischen 2 Bäumen. Rings um mich rum toben die Quads mit großen und kleinen Fahrern, im Wald hinter mir findet ein fröhliches Schießen statt. Männerspiele!

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