Samstag, 28. September 2013

San Francisco - oder auch nicht

Eigentlich kann man sagen, daß ich heute Geburtstag gefeiert habe, denn heute war ein gemütlicher, schöner, entspannter Tag. Am Morgen habe ich ganz gemütlich gefrühstückt (ja,ich habe wieder Brot und kann Allmuths leckere Marmelade genießen!) und mein Geraffel zusammengepackt. 
Das scheint hier der Naherholungspark zu sein, jede Menge Jogger und Radler kommen vorbei. Ein etwas älterer Jogger kommt nach seiner Tour zu mir und ratscht - über's Reisen hauptsächlich. Am Ende fragt er mich, ob ich meinen Zeltplatz schon bezahlt habe - es wäre ja unfair teuer hier und sie hätten zu wenig Leute, um am Ausgang zu kontrollieren, ich solle einfach nichts bezahlen. Ha, das muß man mir ja nicht zweimal sagen - hat funktioniert. 

San Francisco: über die Golden Gate Bridge geht es eigentlich ziemlich entspannt in Richtung Stadt. Obwohl die Brücke kostenpflichtig ist, steht am Kassenhäuschen "nicht anhalten!", was ich auch brav und prompt befolge. Auf der anderen Seite finde ich sogar eine passende Abfahrt vom Freeway, die mich zum Pier 39 an der San Francisco Bay führt. Dort ist die Touristenhölle los - jede Menge Läden und Buden - eigentlich zum Bummeln gut geeignet. Aber ich habe Angst um meine Habseligkeiten - erstens bin ich gewarnt worden und zweitens laufen hier schon einige etwas abgehalfterte Gestalten rum (wahrscheinlich mache ich kaum einen besseren Eindruck). So schaue ich nur mal kurz am Pier vorbei, werfe einen Blick nach Alcatraz und ergötze mich ein paar Minuten an den Seelöwen, die den Pier besetzt halten. Beim Wegfahren schneidet m ichein flotter Radler und ruft mir laut zu "nice bike, nice bike!"... 

Ich versuche, mich in die Stadtmitte vorzukämpfen, ich möchte diese steilen Straßen mit Kuppen und die Cable Cars sehen. Aber ich bleibe hoffnungslos im Stau stecken. Von den lustigen Straßen habe ich ein wenig mitbekommen, aber vom Cable Car hab ich nur die Schienen gesehen. So steuere ich jetzt meinen letzten Punkt "Point Lobos" an. Ein hübscher Park und ein schöner Ausblick am NW-Ende der Stadt. Und nicht viel los. 
Hier beginnt die herrliche Küstenstraße No 1, ein mittelgroßer Hwy mit nicht allzu dichtem Verkehr. So können wir auch gelegntlich einen Blick auf andere Biker oder auf die herrliche Küste werfen. Einen wunderbaren Ausblick bietet die Durchfahrt zwischen zwei von hohem Dünengras bewachsenen Böschungen, hinter denen der Pazifik strahlt. Leider kein Foto möglich (wie auch in der Stadt) - wegen Verkehr. Aber darum bin ich ja selbst hier, um alles zu erfahren, zu  sehen und in mich aufzunehmen, nicht nur, um Fotos zu schießen. 

An einem der "Staats-Strände" möchte ich kurz anhalten, um ein Foto zu machen. Es kostet Eintritt. Ich überlege grade, wieder wegzufahren, als mich der Ranger freundlich anspricht. Er schert sich gar nicht ums Geld, er will einfach nur mit mir reden. Ach ist das schön! Mit netten Menschen über das Reisen, das Leben, streßfreie Arbeit und einfach alles Mögliche zu reden. Zwischendrin muss er ein paar Autos abkassieren, aber dann möchte er weiter klönen. Natürlich sagt er mir, welches die schönsten Stellen hier sind - und wie ich hinter Santa Cruz am besten den Freeway umgehe. Als ich so nbebenbei erwähne, wie und wo ich ein Plätzchen für die Nacht suche, gibt er mir 2 Tips zum wild zelten. Dem zweiten, hinter Pigeon Point einen der Feldwege zur Küste zu nehmen, folge ich. Da steht zwar, daß man sich hier nur am Tag aufhalten und nicht campen darf...aber wenn ich quasi schon die Erlaubnis eines Rangers habe?! Vielleicht geht's ja gut. 

Pigeon Point ist ein alter Leuchtturm mit ein paar Nebengebäuden, in denen ein Hostel untergebracht ist. Man erfährt was über den mehr als 100 Jahre alten Leuchtturm, aber man kann leider nicht rein. Also genieße ich nur die Ausblicke. Zurück bei der Lisl werde ich wieder mal um Fotoerlaubnis gebeten - ein Harleyfahrer (heute hier mit Auto), der trotz vieler Koffer und Topcases nicht so viel verstauen kann wie ich und ganz neidisch ist. 

Ich bin früh dran, etwa 1/2 5 Uhr und möchte das Zelt noch nicht so offensichtlich aufstellen. Also genieße ich erst ein wenig den Blick auf's Meer und die Küste. Direkt vor mir ragt ein großer Felsen aus dem Meer. Möwen, Kormorane und Pelikane halten ihn besetzt. Im ruhigen Wasser dahinter entdecke ich eine Handvoll Robben, die mich foppen. Ich beobachte sie mit meinem kleinen Fernglas und weil sie immer wieder abtauchen und woanders wieder erscheien muss ich sie ständig suchen! Sie spielen und aalen sich im spätnachmittäglichen Sonnenschein, als ob sie sich die Sonne nochmal so richtig auf den Pelz brennen lassen wollten. Meist zeigen sie nur ihre Nase, manchmal taucht der ganze Kopf zum Gähnen auf, gelegentlich zeigen sie auch ihren Rücken. Sind ganz schön groß, die Viecher. Am lustigsten ist es, wenn sie auf dem Rücken schwimmen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Und dann beobachte ich eine Reihe Möwen, die genau dem Kamm einer einlaufenden Welle folgen. Als die Welle bricht, ziehen sie entlang der Gischt zur Seite ab - das ist ein ganz lustiges Bild, diese Formation! 

Habe mich für Sonntag abend in LA bei Sandee und Scott angemeldet und werde da vermutlich 2-3 Tage bleiben (müssen), weil einige Ersatzteile für die Lisl erst am Dienstag ankommen. Vielleicht kann ich mich ja in diesen Tagen wieder etwas zivilisierter hinbekommen? 

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=irbiqysesimgixfd

Freitag, 27. September 2013

Happy birthday to me!

Mein Lapi macht mal wieder Ladezicken - also Aufmerksamkeit widmen und streicheln - na bitte, geht doch! Dafür versagt jetzt das Handy-Ladekabel Nr. 2.
Den Blog lade ich am Morgen im McDonalds hoch. Während ich da sitze werde ich mindestens 3 mal auf mein Moped angesprochen - die Lisl bekommt ständig Komplimente. Auch sonst ziemlich häufig. "Hübsches Motorrad, abenteuerliches Motorrad, ich liebe solche Motorräder, ein tolles Bike, genau das richtige Motorrad für so eine Tour, der Dreck drauf ist besonders cool..." ich glaube, kein anderes Motorrad hat je so viele Komplimente kassiert. Dafür bekommt die Lisl heute auch mein Geburtstagsgeschenk - kurzterhand spendiere ich ihr alle beide Reifen (der vordere hätte sicher nur noch 2-3 Tkm gehalten). Die bekommt sie am frühen Nachmittag in Modesto bei "BMW specialities" von Dirk.
Abwechslungsreich geht es Richtung Westen; zu Beginn noch gebirgige Kiefernwälder, dann weites vergilbtes Grasland mit verstreuten alten Bäumen, gelegentlich ein See oder gemächlicher Fluss, schließlich grüßen mich alles überragende Palmen und Zypressen zwischen Plantagen. Scheinen Pfirsiche und Nüsse angebaut zu werden. Ganz lusitg sind die Berge kurz vor San Francisco, das sind wellige, ganz kahle aber erstaunlich hohe Hügel, die lediglich von gelbem Gras bedeckt sind.
Die morgendliche Straße ist eigentlich ein Traum! Wunderschöne Kurven, ein Asphaltband vom Allerfeinsten, herrliche Landschaften - eigentlich müßte ich nur so jubeln. Aber meine Gedanken sind nicht bei mir - weiß der Teufel, wo die sich heute rumtreiben. Und die Lisl hoppelt mühsam auf ihren abgefahrenen Schlappen dahin. Schade!
Als am Nachmittag um 4 Uhr die neuen Reifen drauf sind, frage ich mich doch tatsächlich, ob ich nochmal zurückfahren soll?! Ha ha ha... Ne, fahren wir lieber noch ein bischen Richtung Frisco, damit wir das morgen ausführlich genießen können. Das "bischen" wird ungewollt doch ein wenig länglich, denn schon bald beginnt der Freeway.
Freeway ist wie Ghetto - wenn Du drauf bist, bist Du gefangen. Gefangen in 4 Spuren hundsmiserabler Fahrbahn. Gefangen zwischen tausenden von gleichschnell dahinrauschenden Fahrzeugen. Gefangen in einem Kanal ohne Ausgang. Du kommst hier nicht raus! Natürlich gibt es Kreuzungen und Abzweigungen  - Brückenschlangen winden sich über- und durcheinander - wehe, Du bist der falschen Schlange auf den Leim gegangen! Du kommst hier nicht raus... Da, eine Ausfahrt! Keine Ahnung, wohin die führt. Es steht zwar ein Straßennamen dort, aber der hilft mir nicht weiter, denn die Ortsnamen stehen nicht dran. Irgendwie schaffe ich es dann doch, in Berkeley dem Freeway zu entkommen. Endlich mal anhalten (auch schwierig) und das Navi fragen können. Wo es hier einen Campingplatz gibt? Ja, ganz viele...ich lasse mich leiten und lande zuerst mitten einer Fußgängerzone und dann in einem wenig vertrauenerweckenden Wohnviertel. Nix Campingplatz. Fragen wir mal die Karte - die zeigt nördlich von Frisco tatsächlich einen Campinplatz an. Es ist Nacht und ich muss wieder auf den Freeway - die Einfahrt zu finden ist mindestens genauso schwierig wie umgekehrt. Wie auch immer - ich finde im China Camp State Park tatsächlich einen Platz - für 35 $! Stadtpreise eben. Und kaum bin ich angekommen, fährt auch schon der Ranger durch, um zu sgen, daß das Tor jetzt bis morgen früh geschlossen wird.
Zum Abendessen gibt es dann doch kein Luxusessen sondern klare Brühe, Brot und Käse und ein Stückchen krachsauren Apfel. Allerdings findet das Mahl in lauer Nacht unter klarem Sternenhimmel statt. Ein Stern schnuppt vorbei...
Und noch was: ganz ganz lieben und herzlichen Dank an alle vorschnellen, pünktlichen und nachträglichen Gratulanten. Auf allen Kanälen - Kommentare im Blog, E-Mail, Facebook - habt Ihr an mich gedacht! Hat mich sehr gefreut!

Donnerstag, 26. September 2013

Kontrastprogramm

Ich komme mir blöd vor, als ich am frühen Morgen den Pullover anziehe - aber bei 20 Grad wird's unterm Fahren doch ganz frisch. Als ich etwa 1 h später den Winterpullover anziehe, komme ich mir nicht mehr blöd vor, sondern bin froh, daß ich nicht so friere wie die anderen, z.B. die drei Ösis in Jeans auf ihren gemieteten Harleys, die von einem Bein auf das andere hüpfen und die Hände zusammenschlagen. Die Temperatur ist auf 6 Grad gefallen - vor gut 12 h waren's noch 40 Grad!
Über den 3000 m hohen Tioga-Pass geht es in den Yosamite-Nationalpark. Der Aufstieg ist ein Abenteuer: es weht der übliche böige Wind, es gibt wunderschöne Ausblicke und geschotterte Ausweichplätze zum fotografieren. Der Wind nimmt zu, ich muß deshalb sogar einen Gang runter schalten und beim fahren ordentlich aufpassen. Ausgerechnet an dem Platz, an dem ich anhalte ist es so zugig, daß ich die Lisl kaum mehr aufrecht halten kann - und dazu rutschiger Untergrund. Ein Foto machen? Keine Chance - ich habe alle Hände voll zu tun, die Lisl im Gleichgewicht zu halten und komme nur mit Hilfe eines Stoßgebets wieder auf die Straße zurück! Den Iren, die ich später treffe, ist es kaum besser ergangen - so etwas haben sie auch noch nie erlebt.
Für Mopedfahrer kostet der Eintritt in den Park 10 $. Ich frage die Ticketverkäuferin, von wann denn all der Schnee ist, der hier rumliegt - vor 3 Tagen hat's zum ersten Mal geschneit und heute nacht erwarten sie wieder Schnee!
Es sind schrecklich viele Touristen unterwegs, darunter auch viele Motorradfahrer. Ich vermute, daß kaum Amis dabei sind - das merkt man an der Fahrweise. Die ist auf einmal wieder sehr anstrengend geworden.
Ich will ja dem Yosemite-Park nicht unrecht tun. Ja, es ist schon schön hier. Felsig, moorige Wiesen, Kiefern - auf jeden Fall das Gegenteil vom Death Valley. Die Felsblöcke die hier rumliegen sind echt gigantisch - auch die Berge scheinen nur aus einem einzigen Block zu sein (heißt dann wohl Monolith?). An einem der Berge fehlt ein Stück, das sieht aus, wie wenn ein Zahn abgebrochen wäre; muß ordentlich gepoltert haben, als das heruntergefallen ist. Aber irgendwie erfüllt der Park nicht meine Erwartungen. Oder ich bin heute nur schlecht drauf? Oder ich hab schon zu viel gesehen.
Beim Abstieg auf der Westseite riecht es nach Geräuchertem und Holzfeuer - eigentlich ein angenehmer Geruch in meiner Nase. Irgendwo sehe ich dann Waldarbeiter, die noch Wasserschläuche wegräumen, einige Waldgegenden sind gesperrt. Da scheint es doch vor Kurzem gebrannt zu haben...
Ich kreuze den Park von Ost nach West und dann von Nord nach Süd, weil dort am Südende riesige Mammutbäume stehen sollen, die möchte ich ganz gerne noch sehen. Als ich dort ankomme bin ich sehr enttäuscht; es gibt ein paar wenige Bäume, die aber lange nicht so groß sind wie die aus "Stouts Grove"; man muß mindestens 1 1/2 Stunden wandern, um noch mehr zu sehen und es ist schon bald 5 Uhr abends - höchste Zeit zum Schlafplatz suchen! Also fallen die Mammutbäume hier aus.
Ich suche mir auf der Karte eine Nebenstraße aus, um einen Zeltplatz zu finden. Aber irgendwie scheinen Karte, Navi und Realität sich nicht einig zu sein - auf jeden Fall bin ich auf einer vielbefahrenen Straße anscheinend in falscher Richtung unterwegs. Das ist mir jetzt zu dumm und ich zelte mitten in einer Ortschaft auf einem etwas versteckten Lagerplatz für Telegrafenmasten. Kurskorrektur morgen! Muß der Lisl in Modesto einen neuen Reifen besorgen - hat mich einige Zeit und Hilfe eines Einheimischen gekostet, etwas hoffentlich Passendes zu finden.

Mittwoch, 25. September 2013

Abgesoffen im Death Valley...

...bin nicht ich, sondern die Straße. Tatsächlich!!! Vor etwa 1 Monat hat es so ein heftiges Gewitter gegeben, daß die komplette Straße weggewaschen wurde! Ob ich mir das auf die Regenmacher-Fahne schreiben darf? Schließlich bin ich um die Zeit gerade nach Amerika gekommen.
Auf jeden Fall will mich das Death Valley nicht so einfach haben. Ich muss von der "wegen Flut geschlossenen" Abzweigung etwa 1 h zurückfahren und kann dann von Norden nach Badwater nur hin und wieder zurück fahren - auch nochmal etwa 1 h. Bis dahin werde ich allerdings noch vor "extrem heißen Temperaturen" und vor "eisigen Straßen" gewarnt! Wie das wohl alles zusammenpaßt am heißesten Punkt Amerikas? Immerhin klettert das Thermometer in Badwater auf 39 und etwas später dann auf knapp über 40 Grad - meinen Rekord vom 10. September mit 42 Grad knackt es jedoch nicht!
Bevor es in das Tal hinuntergeht, machen wir noch den Abstecher zum Dante's View auf 1650 m. Er liegt ziemlich direkt über Badwater, das mein Navi auf -60 m ausweist. Die Straße ist ca. 30 km lang und asphaltiert - aber der Zustand ähnelt eher einem alten Waschbrett.

Nach einem weiteren Aussichtspunkt schließlich ganz unten in Badwater angekommen, ist tatsächlich noch eine Pfütze mieses Wasser zu sehen. Früher - also viiiiel früher - war das alles mal ein riesiger See! Wo ich jetzt hier unten stehe und mir vorstelle, daß das Wasser bis zu den Berggipfeln gereicht hat, da würde ich doch gerne eine meiner nächsten Touren durch den Mariengraben machen. Wer weiß, vielleicht geht da auch mal eine Straße durch...schon beeindruckend!
Hier unten treffe ich Frank wieder, mit dem ich schon kurz am Dante's View gesprochen habe. Wir fotografieren uns gegenseitig und ich erfahre, daß er im Januar / Februar in Patagonien sein wird. Wär ja ein lustiger Zufall, wenn wir uns dort wieder sehen würden.
Um meine Lisl hat sich mittlerweile eine Gruppe dänischer Harleyfahrer geschart. Während wir so über dies und das reden, trinke ich meine Teeflasche leer. Man bietet mir Nachschub an, eisgekühltes Wasser möchten die Jungs für mich organisieren, aber ich lehne dankend ab - im Kanister ist ja noch Wasser. Ciao. Als ich vom stillen Örtchen zurückkomme, stehen in Lisls Schatten 2 eiskalte Flaschen Trinkwasser! Dänen lügen nicht...
Die Lisl avanciert übrigens so langsam zum richtigen Fotomodell. Man fotografiert sie gerne: alleine, mit mir (mit und ohne Helm) aber auch mit Mann oder Frau oder alle zusammen. Nicht daß sie noch Starallüren bekommt!
Ich fahre das ganze Tal Richtung Norden entlang - ewiglange geradeaus, mitten im Backofen. Aber so ist halt Wüste! Irgendwann ist meine Karte zu Ende und ich muß umblättern. Wo wollte ich eigentlich als Nächstes hin? Ah ja, Yosamite-Park. Aber da bin ich ja falsch - viel zu weit nordöstlich! Und nach Westen geht von hier aus keine Straße über die Berge. Schon wieder zurückfahren will ich auch nicht. Also nehme ich halt einen Umweg von zig km in Kauf.
Zum Abschluss gibt's dann noch ein Schmankerl: die kleineren Hwy 266 und 168, auf denen ich nach Westen komme, führen kurven- und steigungsreich über mehrere Pässe bis ca. 2000 m. Dort sind auch die Temperaturen wieder super angenehm. Hier oben gäbe es jede Menge wunderschöne Zeltplätzchen zwischen Kiefern. Aber ich habe den Blog noch nicht eingestellt, den ganzen Tag noch nichts gegessen und die Küchenkiste ist auch leer. So hoffe ich, in der nächsten größeren Ortschaft im Tal etwas Versorgung zu finden, was sich auch bewahrheitet. Der einzige Campingplatz den ich bei Dunkelheit noch finde ist allerdings nicht besonders schön, nur besonders teuer. An Service bietet er rein gar nichts - aber das muß ich halt nun in Kauf nehmen.

Dienstag, 24. September 2013

Kein besonders toller Tag...

    
      
...ist das heute.
Die Lisl baucht neue Gabelsimmerringe und einen Ölwechsel. Neue Schlappen sind auch fällig, aber damit möchte ich noch ein wenig warten. Außerdem möchte ich schauen, ob ich wegen der kaputten Helmkamera etwas unternehmen kann, im Internet habe ich einen Händler ausfindig gemacht.

 Eigentlich beginnt der Tag ganz gut - ein Straßenarbeiter unterhält sich am Morgen sehr nett mit mir über Motorradtouren und ist ganz neidisch auf mich. Er empfiehlt mir, einen kleinen Umweg durch die Berge und 2 Canons nach Vegas zu machen. Ja, das hat sich gelohnt - die haben hier ein hübsches Skigebiet (auf 2500 m Höhe)!
Zurück in Vegas lerne ich, daß mein Navi wohl die Hausnummern nicht richtig kennt und mich an's falsche Ende der richtigen Straße führt. So eine Straße führt immer unter dem gleichen Namen durch die ganze Stadt. Ich suche Hausnummer 6675 - nach einer knappen Stunde bin ich bei 6000 angekommen! Allerdings fahre ich dabei den gesamten Las Vegas Boulevard entlang und bekomme tatsächlich noch etwas von dem "echten" Las Vegas zu Gesicht. Schön angelegte Wasserspiele vor riesigen Hotels, Achterbahnen, eben alles, was man von Vegas so erwartet. Aber nicht mein Fall.

 Der gesuchte Elektronikmarkt bietet zwar Esatz für das defekte Batterieladegerät, aber keine Hilfe für die Helmkamera. Dafür gibt es für günstiges Geld eine andere Kamera - mal schauen, ob ich damit klar komme
Nächste Station ist der BMW-Händler, wieder eine andere Ecke der Stadt, aber genausoweit draußen. Sie haben offen, es stehen Motorräder dort und ich werde sofot freundlich bedient. Die bereits herausgesuchten Teilenummern helfen. Ja, Dichtringe haben sie, allerdings nicht die Staubschutzmanschette - aber die ist auch nicht ganz so wichtig. Leider ist das Lager Montags geschlossen. Schlüssel gibt's keinen, der Lagerist kennt die Kombination - aber der ist ja nicht da. Der Vizechef würde die Kombination auch kennen, der hat aber heute auch frei! Da war die ganze Odysee umsonst!
Dann wenigstens den Blog in's Internet stellen. Ja, WiFi haben sie bei dem Schnellimbiß - aber kein Internet. Da scheint "der Satellit nicht verfügbar" zu sein...

Es ist schon 13 Uhr, als ich praktisch unverrichteter Dinge Las Vegas Richtung Death Valley verlasse. In der dicksten Mittagshitze will ich aber dort nicht mittendrin sein. In Parhump versuche ich daher, um wenigstens noch einen kleinen Erfolg verzeichnen zu können, der Lisl frisches Motoröl zu verschaffen. Man schickt mich zum Reifenservice - die können zwar Öl wechseln, aber nicht bei Motorrädern und sie haben auch kein passendes Öl da. Immerhin darf ich die Werkstatt benutzen, um das schnell an der Tanke gekaufte Öl selbst zu wechseln. Ich checke nochmal das Getriebeöl, weil doch immer mehr heraustropft. Große Überraschung - zur Ölstandskontrollschraube läuft schätzungsweise 1/4 l dünnes Öl heraus! Da sollte gar nichts auslaufen! Wo kommt das alles her? Dünn? Na gut, ist ja auch sehr heiß. Riecht aber schon nach Getriebeöl. Muß ich wohl öfters mal nach dem Rechten schauen. Für's in-Anspruch-nehem der Werkstatt wird mir nichts berechnet - das gefällt mir!
Und der McDonalds nebenan hat sogar funktionierendes Internet. Die gute Nachricht ist, Scott kann die BMW-Teile morgen in LA bestellen - bis ich dort bin sind sie sicher vorhanden!

 Zurückgelegt habe ich heute 300 km, die eigentliche Entfernung sind jedoch nur 180 km. Tja, man kann schon richtig viel km fahren, in Vegas, um Vegas und um Vegas herum, ohne daß man irgendwie weiter kommt. Bis in's Todestal schaffen wir es heute nicht, dafür sind wir morgen früh hoffentlich vor der größten Hitze dort. Aber Wüste ist ja hier auch schon, allerdings flutgefährdet, was man an Schildern und Bachbetten erkennen kann. Die werde ich zum zelten tunlichst meiden! Also nehme ich bei Sonnenuntergang einen Ausweichplatz neben der Straße, der etwas erhöht liegt - unter mir sind sogar noch 3 Pfützen sichtbar. Jetzt aber schnell - Wüstenerfahrene wissen, wie schlagartig es dunkel wird.
Als ich dann im Zelt sitze und ein 5 W-Birnchen sein dürftiges Licht abgibt, fängt es an zu prazeln und rütteln, als ob es regnen würde. In der Wüste? Nein, das sind Motten und ähnliches Getier! Die sollen mal schön draußen bleiben; aber sie belagern mich fast wie Hitchcocks "Vögel".

Heute schmerzen Schultern, Genick und Kopf, an der Gashand löst sich schon die erste Schwielenschicht. Meine nagelneue Textil-Maßanzughose würde mittlerweile - wenn sie aus Leder wäre - wahrscheinlich von alleine stehen. Auch das ist eine Art, Andenken aus aller Welt zu sammeln! Und wenn ich die Hose zu Hause nicht noch auf Gürtelbetrieb umgerüstet hätte, würde ich sie vermutlich drei mal täglich verlieren.
Meinen Ortlieb-Eimer muß ich jetzt mal loben - den lerne ich immer mehr zu schätzen. Sehr gut beim Wasser holen z.B. aus dem Bach. Tagsüber verschwinden darin all die Dinge, die beim Einpacken keinen Platz mehr gefunden haben oder im Laufe des Tages noch hinzugekommen sind. Am Abend kann man - auch mit ganz wenig Wasser - prima die Füße (einer paßt grade rein) darin erfrischen! Dagegen kann ich Lisls Öltemperaturfühler überhaupt nicht loben! Dieser ist jetzt auch schon wieder kaputt - Kontakte abgebrochen. Also, was DIE Dinger kaputtgehen ist schon nicht mehr lustig!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=cgthuucfzhdfemee

Montag, 23. September 2013

Las Vegas


 
Schon kurz nach 6 Uhr morgens bläst mich der Wind aus dem Schlafsack. So früh ist noch Ruhe auf dem Hwy. Aber schon bald hört man es wieder blubbern und röhren. Die Lisl paßt da nicht so ganz in's Bild, aber sie hält sich tapfer. Keine Angst, ich werde sie nicht eintauschen!
In Kingmann muss ich mich entscheiden: direkt Richtung Las Vegas, nochmal Richtung Grand Canon oder noch ein Stückchen auf der 66.
  • Geplant war Richtung Canon, aber davon hat man mir schon lange abgeraten. Es gibt dort den "skywalk" eine durchsichtige Plattform, die über die Canon-Kante hinausragt. Aber es kostet viel Eintritt und sehen tut man nicht viel, da kurz unterhalb der Plattform schon wieder ein Felsvorsprung ist. Ebenfalls dort oben liegt Meadview, eine kleine Ortschaft ohne irgendwas Besonderes. Also nein.
  • Direkt nach Vegas? Dann müßte ich auf den Freeway, also die Autobahn - auch keine Lust.
  • Also weiter (nach Süden) auf der 66. Ja, das macht mich an! Irgendwie möchte ich den Geist dieser Straße noch länger genießen, weiß auch nicht warum. Diese Harleyfahrer, die haben was...spitze Cowboystiefel, fingerlose Handschuhe, muscle-shirts, die die Tatoos auf den Armen sichtbar lassen, und langes wehendes Haar. Hier ist keine Helmpflicht und so sieht man die Haarpracht der oft ergrauten Herren im Wind flattern. Ob Bart- oder Haupthaar ist dabei kaum erkennbar. Die Mädels hintendrauf lassen ebenso ihre Zöpfe wehen. Ist einer der Typen nicht mehr mit Mähne ausgestattet, dann trägt er als Sonnenschutz ein unzerbrechliches Kopftuch. ...und ich komme mir schon cool vor, weil ich Sonnen- statt Motorradbrille trage und die Jacke ein paar Zentimeter offen lasse!
Die Strecke von Kingmann nach Oatman ist total anders als bisher. Die breite Asphaltstraße ist verschwunden, in schlecht ausgebessertem Zustand geht die Strecke durch die Mohave-Wüste. Durch Überschwemmungsgebiete (Sand auf der Straße) und dann serpentinenreich über einen kleinen Paß. Schlagartig ist auch die Vegetation anders geworden -verschiedene Kakteen oder Palmen wachsen verstreut zwischen den Steinen auf Sandgrund. Ich kenn die Pflanzen nicht, aber sie sehen einzigartig aus. Zwischendrin ein Meer an gelben Blümchen, die einen interessanten, süßlich-parfümierten Duft verströmen. Kein Harley-Fahrer begegent mir...
Erst in Oatman selbst sieht man sie wieder. Dieses Dorf lebt wieder im 66er-Stil - allerdings für Touristen hergerichtet. Überall Bars, Cafes, Andenkenläden und mittendrin laufen die Mulis über die Straße. Ich fahre im Schritttempo durch, um alles zu genießen, aber zum Anhalten ist es mir zu heiß.
Kurz hinter Oatman geht's jetzt aber tatsächlich Richtung Vegas, da komme ich um 4-spurige Straßen nicht mehr herum.
Auf dem Weg hält Bullhead City noch eine Überraschung bereit. Mitten in dieser Wüstenstadt werden plötzlich Jetski und Kajaks vermietet. Ich erhasche einen Blick auf einen Sandstrand und etwas Wasser. Ein großes Hotel, das aussieht wie ein Raddampfer, liegt am Fluß - immer noch oder schon wieder der Colorado. Und dann führt eine Brücke darüber - der Fluß ist hier glasklar, türkisblau und ziemlich breit. Anscheinend haben ihn die bis dahin durchflossenen Seen und Staustufen so verändert. Man sieht, wie die Menschen ihren Spaß im Wasser haben!
Weiter auf der vierspurigen Autobahn. Bei einem kurzen Fotostop auf dem Standstreifen bemerke ich auf einmal ein seltsames Gewimmel auf der Fahrbahn. Da krabbeln doch tatsächlich Millionen von Raupen über die Straße - keine Ahnung, woher die kommen und warum die ausgerechnet hier über die Straße wollen. Sie sind ziemlich schnell und überschlagen sich sogar manchmal, aber das hilft ihnen nichts. Sie lassen alle ihr Leben - die meisten schon auf der ersten Fahrspur. Jetzt kann ich auch die dunklen Streifen auf der Straße verstehen - Raupenmatsch!
Die Zeit läuft und bis ich in Vegas ankomme ist es 4 Uhr nachmittags - blöd, wenn man um diese Zeit eigentlich in der Wildnis nach einem Campingplatz suchen sollte. Trotzdem möchte ich herausfinden, was an Las Vegas so Besonderes sein soll. Die Lisl schwitzt im Schneckentempo durch die Straßen - jetzt am Sonntag Nachmittag ist zum Glück nicht viel Verkehr und so können wir uns gemütlich alles anschauen. Wir finden ein paar wenige Straßen, die nach Casinos aussehen, aber so richtig wie ich mir das vorgestellt habe, sieht das alles nicht aus. Lediglich eine Querstraße, die Fußgängerzone ist, sieht ein wenig interessanter aus, aber da können wir nicht anhalten. Ich stelle mir die Straßen bei Nacht und Neonlicht vor, aber umwerfender werden sie dadurch auch nicht.
"Drive thru"-Hochzeitskapellen finde ich allerdings schon. Auch mit den ellenlangen Stretchlimousinen davor. Leider sitzt mein Millionär da nicht drin - dann brauch ich auch keine quick&dirty-Hochzeit.
Auf dem Weg hinaus finden sich noch ein paar noblere Etablissements im neueren Stil - aber auch das beeindruckt mich nicht wirklich. Na ja, man muß halt mal dagewesen sein. Wird abgehakt.
Übrigens, was auf diesem Kontinent bisher extrem auffällt - es liegt so gut wie kein Müll herum! Weder neben den Straßen, noch an Rastplätzen oder in Städten. Ganz selten mal sieht man eine einzelne Flasche, Dose oder Tüte herumliegen. Ok, gut, sie drohen hier ja auch Strafen bis zu 2000 $ an - aber trotzdem: alle Achtung!!!

Sonntag, 22. September 2013

Grand Canon

Keine Bilder? Nein, keine Bilder! Bilder vom Grand Canon kennt jeder und es gibt so viel bessere Aufnahmen als meine. Außerdem finde ich, daß kein Bild das wiedergeben kann, was den Grand Canon ausmacht. Diese Größe, Weite, Gewalt - die muß man spüren! Die kann man kaum beschreiben oder fotografieren.
Schließt die Augen, stellt Euch die heiße Sonne auf der Haut und ein laues Lüftchen im Gesicht vor. Ihr steht unter einer Kiefer auf einem Felsvorsprung. Vor Euren Füßen ist erstmal nichts! In der Ferne kann man den Colorado erkennen, ein ziemlich dürftiger Fluss mit braun-trübem Wasser. Die Kanten des Canons sind steil, oft senkrecht abfallend oder sogar mit Felsüberhängen versehen. Die Nordseite verschwindet fast im Dunst, man kann sie eigentlich nur ahnen. Dazwischen stehen kreisrunde Felsenkegel wie Halmafiguren über das ganze Tal verstreut. Sie haben unterschiedliche Größen und Formen. Oft steht ein Felskopf auf einem kegeligen Fuß aus Geröll und Steinen, oder ein felsiger Unterbau wird terassenförmig immer breiter, andere Figuren haben scharfe Kanten oder Krater. Manche dieser "Hügel" sind begrünt, andere haben ein kleines Plateau. Dazwischen kann man immer wieder mal den Colorado erspähen. Und jetzt stellt Euch vor, wie lange dieses kleine Flüßchen wohl gebraucht hat, um so einen Landschaft zu formen - und vor allem, wie viele verschiedene Wege es in dieser Zeit eingeschlagen haben muß! Und wie wahnsinnig tief dieser Graben ist!

In Klein-Susis Welt paßt der Grand Canon zeitlich genau in die Mitte zwischen White Canon und Monument Valley - es zeigt den Zustand der Landschaft in den "paar Tagen" zwischen Bach-hat-eine-schmale-Schlucht-gegraben und auf-der-Ebene-sind-noch-Felsreste-übrig.

Von Osten kommend fahre ich auf der "south rim" den Canon entlang. Es gibt immer wieder Aussichtspunkte, von denen man Fotos schießen oder einfach nur die Größe des Tals auf sich wirken lassen kann. Obwohl ich ziemlich früh dran bin, sind schon jede Menge Touristen unterwegs. Am Visitors Center angekommen, erschließt sich das ganze Ausmaß: tausende von belegten Parkplätzen, Unmengen von Touristenbussen, lange Schlangen vor allen Schaltern und Einrichtungen. Kein Wunder, das restliche Land ist so menschenleer - hier treten sich dafür alle tot. Es gibt eine "Stadt", die eigentlich nur aus Hotels und Supermarkt besteht. Hier sollen die Besucher wohnen und den Nationalpark erwandern, erradeln oder mit dem Bus erfahren. Es wirkt so künstlich und aufgesetzt, so vermarktet.
Und dabei ist's hier noch nicht mal so schön, wie z.B. im White Canon, den ich schon erfahren habe.

Route 66

In Williams stoße ich auf die historische Route 66. Das ist kaum zu übersehen, denn der ganze Ort ist darauf getrimmt. An jedem Restaruant, Cafe oder Geschäft prangt das "66"-Schild, die Häuser sind im Westernstil gehalten und an jeder Ecke stehen Oldtimer. Auf dem Hwy selbst ist nichts Besonderes zu erkennen. Die Straße führt kerzengerade durch grüne Ebenen. Ja, hier haben sicher früher Büffel gegrast - allerdings mußten die gute Zähne haben, denn das Gras ist schon sehr trocken und hart. Heute sind die Ebenen eingezäunt und lassen keinen Zugang frei. Direkt neben der Straße verläuft die Bahnlinie, auf der die kilometerlangen Züge dahinziehen. Heute sind sie allerdings nicht mit klassischen Güterwaggons und Dampflok unterwegs, sondern mit 4 Dieselloks und hunderten Containerwaggons. Die wenigen Orte, Raststätten oder Handlesposten entlang der Straße spiegeln die 60er Jahre wieder, inklusive jeder Menge Oldtimer und entsprechender Country-Musik. Selbstverständlich dürfen die Harleyfahrer nicht fehlen - sie sind alleine oder in Gruppen jeder Größe unterwegs.
Mein Zelt steht heute direkt neben der Route 66 - hat was... allerdings auf einer kleinen Böschung und von der Straße nur aus der Ferne erkennbar. Ich sitze sozusagen am Straßenrand und boebachte, nein belausche den Verkehr. Es sind tolle sonore Motorradklänge dabei! Und oft genug laute Musik aus den Boxen der Harleys! Auf der anderen Straßenseite erhebt sich ein kleiner Hügel, hinter dem im 10-min-Takt die ewiglangen Züge entlanggrollen.