Samstag, 7. Dezember 2013

Suboptimales Timing

Es ist eine kurze Nacht. Um 4 Uhr morgens beginnt direkt vor meinem Fenster ein Mädel, per Skype lautstark ihre Beziehungskrise zu bearbeiten. Um 6 Uhr ist sie fertig. Ich auch. Der Tag beginnt mit Kopfschmerzen.
Bevor ich losfahre, bringe ich doch noch ein Paket zur Post - es sind nur wenige leichte Sachen darin. Es wiegt trotzdem 1,2 kg und soll 60 $ kosten. Als ich zustimme, sagt der Postbeamte, er müsse sehen, war drin ist. Er öffnet das Paket, sieht die Korallen aus der Karibik und ruft in der Zentrale an. Nein, Korallen dürfen sie nicht verschicken. Dann eben nicht. Aber die Postkarte aus Panama mit den SD-Karten meiner Fotos und Filme, die schicke ich trotzdem fort. Den Rest packe ich wieder ein. Auf dem Rückweg gibt's zum Frühstück eine leckere echte heiße Schokolade.

Mein Kleidersack hat ein Loch bekommen, die Naht reißt auf. Das muß ich unbedingt flicken, sonst werden meine Klamotten naß. Arun und Andre sind beim Frühstücken. Ich packe meine Sachen und verabschiede mich, ich möchte nicht in der Gruppe reisen. Einerseits möchte ich die beiden Jungs mit ihren großen 1200-er-GSen nicht aufhalten und andererseits mag ich meine Freiheit behalten. Man sieht sich auf der Straße...

Viele Argumente haben mich davon überzeugt, ebenfalls die Route über das Amazonasbecken zu nehmen. Allerdings möchte ich Cuenca nicht verpassen, d.h. ich muß frühzeitig wieder nach Westen die Berge erklimmen. Die Straße hinunter hält, was mir versprochen wurde. Ein gutes Asphaltband windet sich mit dem Rio Negro zusammen die Schlucht entlang, der Verkehr ist erträglich. Ein paar Tunnels trennen uns gelegentlich vom Fluß - ich hoffe mal, daß diese Tunnels nicht gerade in Vulkane gehauen sind. Michaela hat mir erzählt, daß ihr Vulkan regelmäßig Asche auswirft, fast monatlich. Einmal wurde sie auch schon evakuiert, als er Lava gespuckt hat.

Nocheinmal Dschungel-Feeling. Ich vermute, das wird das letzte Mal sein. Also genießen und Abschied nehmen. Im Amazonasbecken (auf knapp 1000 m) hustet die Lisl immer noch. Ich fürchte, das wird sie bis zum Ende der Reise behalten - so wie ich mein Zahnweh. So hat halt jeder seine Zipperlein.
Unterwegs gerate ich in eine Poliziekontrolle; diesmal dauert es ziemlich lange und sie sind sehr genau. Sogar den Paß muß ich herauskramen. Die Fahrt durch den Dschungel entlang des Rio Pastaza genieße ich sehr, wo es möglich ist, lege ich einen Fotostop ein. An der nächsten Möglichkeit, an's Flußufer zu gelangen, stehen schon 2 Mopeds - Andre und Arun...wir haben uns gegenseitig ab und zu überholt. Hier sehe ich sie zum letzten Mal, sie werden im Amazonasbecken weiterfahren.

Südöstlich von mir ballen sich jetzt gegen Mittag schwarze Gewitterwolken in den Bergen. Mir graut. Ein paar schwere schmerzhafte Tropfen bekomme ich ab, dann wird es vor mir wieder hell. So tasten wir uns hart an der Regengrenze entlang, bis es vorbei zu sein scheint. Dann  biege ich nach Westen in die Berge Richtung Cuenca ab. Gegen 3 Uhr erwischt es mich dann! Ein Gewitter. Rechtzeitig mache ich alles regendicht und koche in meinem Anzug.

Ich hab mal wieder falsch kalkuliert...15 Uhr ist die Zeit, um an das Tagesende zu denken. Ich habe gerade eine neue Etappe eröffnet! Bis Cuenca liegen jetzt ca. 170 km vor mir - eigentlich eine ganze Tagestour. Vielleicht sind es sogar noch mehr, denn die Straße schlängelt sich in unendlich vielen großen und kleinen Serpentinen durch die Berge.
Das Dumme daran ist, daß es durch einsame Berge geht, ohne Siedlung. Immerhin auf einer neuen Straße - so neu, daß weder Karte noch Navi sie kennen. Und daß kaum Verkehr ist. Es gibt noch ein paar wenige kurze Baustellen. Bis auf eine, die hat es in sich. Genau an der Stelle, wo es rechts von mir ungesichert in den Abgrund geht, wird die Straße eng, einspurig und besteht nur aus lehmigen tiefen Spurrillen. Aber auch das meistert meine Lisl einwandfrei.
Schrecklich viele Hunde gibt es hier und die machen sich einen Spaß daraus, uns zu jagen. Solange sie hinter uns her rennen, oder von der Seite kommen, kann ich das aushalten, aber auf Vorderradhöhe oder gar von vorn nervt es extrem! Bis es einen erwischt - vor lauter Jagdvieber gerät er unter ein entgegenkommendes Auto. Selber schuld!
Zwei Stunden lang erklimmen wir in Gewitter, Regen und dichtem Nebel bei extrem schlechter Sicht große Höhen und tasten uns oft nur die Straße entlang. Zwischen den Regen- und Wolkenschwaden kann ich die phantastische Aussicht nur erahnen. Schade...
Es wird so langsam knapp mit der Übernachtungsplanung. Die Zeit schreitet dahin, kein Hotel weit und breit zu sehen. Es wird ein Wettlauf mit dem Sonnenuntergang - in Dunkelheit möchte ich hier nicht mehr fahren müssen. So langsam komme ich in bewohnte Gebiete, allerdings gibt es hier keine Chance auf Hotel. In einer größeren Ortschaft zeigt man mir dann doch ein Hotel - das ist aber geschlossen. Zum Glück - soweit ich das von außen beurteilen kann. Die Sonne ist gnädig mit mir und geht nur langsam unter. Selbst als sie weg ist, dämmert es noch lange genug, um gegen halb sieben Uhr in Paute, ca. 60 km vor Cuenca ein Hotel zu finden.

Es sieht nach einem sehr noblen Hotel aus, aber ich habe keine Auswahl. Ich bin überrascht - für die 25 $ bekomme ich ein schönes Zimmer, die Lisl steht im gefließten Hof. Der Hotelbesitzer höchstpersönlich kümmert sich um mich - er spricht perfekt englisch. Seine Angestellten stehen reihenweise in feinem Outfit bereit: es finden heute 2 Veranstaltungen statt, mein Zimmer liegt dazwischen. Am Abendessen kann ich teilhaben, allerdings nur auf dem Zimmer. Das bedeutet, daß mir der livrierte Zimmerservice ein 3-Gänge-Menü bringt.
Der Besitzer entschuldigt sich für die Störung und bietet mir bei Bedarf ein anderes Zimmer an. Vor meiner Tür findet (für eine halbe Stunde, aus der mehr als 3 Stunden werden) ein Gottesdienst mit viel Musik statt. Der Sänger und Gitarrist hat eine sehr schöne, klare Stimme. Unter mir wird eine Hochzeit gefeiert. Weh tut es meinen Ohren nur, wenn die Musiker zeitgleich unterschiedliche Tonarten anschlagen. Kann man ein Land und seine Menschen direkter erleben?

Das war ein langer Tag. Ich ärgere mich sehr, denn ich habe mein "Stahlratte"-T-shirt verloren! Am späten Abend gehe ich nochmal vor die Tür - gegenüber dem Hotel liegt ein kleiner Park, eigentlich nur eine Wiese, die sich bis zum Fluß erstreckt. Hier am Flußufer zu stehen, dem Plätschern zu lauschen, ein paar Sterne zu beobachten und die Feiern nur aus der Ferne zu hören tut sehr gut!



http://www.gpsies.com/map.do?fileId=muiwedjovyibpwdd

Was das Stahlratte-Logbuch über unsere Überfahrt schreibt:

24.11.2013
in CARTAGENA next sailing 26TH NOV CARTAGENA TO SAN BLAS
we had a bumpy tour from san blas to cartagena as the trade winds seem to have arrived this year and so the waves from now on are "a bit" bigger as in the passed months;) bad for the small boats...good for stahlratte;)
we are in to preparing the ship for the next more "bumpy" months and leave on tuesday 26th nov to san blas again
17.11.2013
on tour to CARTAGENA....next tour 26th nov cartagena to san blas
since 5am on the way to cartagena... motorsailing in the first tradewinds of this year. a huge orange moon is just rising in the east... BEAUTIFULL will be in cartagena at about 10am tomorrow....
15.11.2013
on tour to cartagena .....NEXT SAILING CARTAGENA TO SAN BLAS 26TH NOV
after a week here relaxing (and reparing generator No1) we are back on tour with 11 motorcycles and 24 souls on board. the BBQ on the beach is over and the bunfire is on and the first bottles of rum are going around...cheers

Freitag, 6. Dezember 2013

Banos

Heute ist so ein Tag, an dem ich nicht aufstehen möchte. Wieder Motorradfahren! Gar keine Lust habe ich darauf, die mittlerweile deutlich zu groß gewordenen Hosen und die schwere Jacke anzuziehen. Aber man tut es dann doch.

Erstes Ziel ist der Bauernmarkt in Saquisili. Dazu muß ich knapp 15 km zurückfahren. Ich bin noch früh dran und der Markt wird gerade erst aufgebaut. Was ich vorfinde ähnelt unserem Bauern- oder Krämermarkt. Viele Stände mit Klamotten, Hüten, Werkzeug. Der Hutstand hat es mir besonders angetan. Eine junge Indianerin probiert einen schwarzen Hut aus. Aus Neugier frage ich nach dem Preis. 70 $. Als ich anmerke, daß dies doch recht teuer ist, bekomme ich die Antwort "der ist ja auch made in Germany"! Verrückte Welt. Ansonsten gibt es hier keine großen Überraschungen; ich kann mich halt etwas unter die Menschen mischen und deren Anblick genießen. Vor der Bank ist eine ewig lange Schlange, alle warten brav, bis sie an der Reihe sind.
Wie ich feststelle, ist Donnerstag überhaupt Markttag. Etwas später fahre ich an einem Gemüse- und Viehmarkt vorbei.

Banos möchte ich unbedingt sehen, eigentlich wollte ich dort übernachten, aber heute bin ich dafür wohl zu früh dran. Laut Karte sind es ca. 80 km, die Panamericana ist eine 3-spurige Autobahn. Aber was geschieht? Mein Navi führt mich auf eine Nebenstrecke. Dabei werde ich fast noch von einem Pickup auf der linken Spur abgeschossen, der eine Ausfahrt früher aus dem Kreisel will und mich einfach ignoriert. Irgendwie habe ich das schon geahnt und kann gerade noch bremsen. Kurz darauf noch ein ähnliches Erlebnis im gleichen Ort - dann habe ich eine Zeitlang Kniezittern. Als am Ortsausgang mein Navi auf eine grob gepflasterte Straße weist, bin ich sehr skeptisch. Ein Einheimischer erklärt mir, daß ich da schon fahren kann, aber es geht auch anders. Nach dem Pflaster käme wieder Asphalt. Ok, probieren wir's.

Abenteuerlich kurvt der Weg einen Steilhang hinunter. Das grobe Pflaster besteht aus großen Kieselsteinen, Sand und Löchern. In den engen Serpentinen kann ich nur im Schritttempo fuhrwerken. Tatsächlich folgt nach einigen Kilometern eine Abzweigung auf eine schmale Asphaltstraße - ich bin erleichtert. Und schon nach der nächsten Brücke weitet sie sich und wir dürfen auf einer breiten neuen Straße dahinkurven. Mein Navi scheint genau zu wissen, wohin es will. Ich verlasse mich voll darauf, ohne es wäre ich hier verloren; auf meiner Karte ist überhaupt keine Straße verzeichnet. Es scheint eine Menge ordentlicher Straßen hier zu geben. Ich komme mir vor, wie wenn ich zu Hause eine Nebenstraßentour unternehme. Landschaftlich gibt es keine besonderen Highlights, es ist einfach ein "Fahrtag".

Banos liegt am Fuße eines Vulkans und besitzt heiße Quellen. Es soll eine Backpacker-Hochburg sein. Mein Navi leitet mich zu den warmen Quellen mitten durch die Stadt. Dort spielt gerade eine Liveband - ich filme sie mal. Plötzlich klopft mir jemand auf die Schulter - parke ich falsch? Nein, es ist Arun (vom Schiff)! Überraschung! Ich dachte, er wäre schon weitergefahren. Er wohnt in einem Hostel hier um die Ecke, André ist auch da aber er wohnt in einem anderen Hostel. Andrés Hostel ist noch billiger (8 $) und bei ihm funktioniert das Internet. Kurzerhand beschließe ich (12 Uhr), auch hier zu bleiben - ist ja wohl keine Frage, welches Hostel ich wähle! Großes helles Zimmer zum Garten mit eigenem Bad, super Internet, Lisl parkt im Garten.

Hunger? Ich entscheide mich für Stadtmitte, Arun wollte um die Ecke nach etwas schauen. Als ich dann in der Stadt unschlüssig vor einem Restaurant stehe, ist Arun schon wieder da - gehen wir halt gemeinsam rein.

Am Nachmittag will ich noch auskundschaften, was man hier sehen muss. Das sind natürlich die heißen Quellen und ein Wasserfall. Wie immer ist alles anders als ich mir das erträume. Vom Hostel aus bis zum Wasserfall sind es nur wenige hundert Meter und am Fuß des Wasserfalls ist die Thermalquelle. Der Wasserfall ist hoch und schmal - aber ich liebe Wasserfälle ja immer. Die Thermalquelle muß man sich wie ein öffentliches Freibad vorstellen, in dem es 3 Becken mit unterschiedlichen Temperaturen  gibt. Das Wasser ist gelb-grau-trüb aber es riecht nicht nach Schwefel.

Am Wochenende wird hier wohl ein Gründungsfest gefeiert. Daher gibt es schon einige Livebands in der Stadt bzw. Kinder oder Kapellen, die für den Umzug üben. Das ist mir ja lieber, als die Vorführung selbst. Allenthalben wird geputzt und dampfgestrahlt. Zebrastreifen und Bordsteinkanten erhalten einen neuen weißen Anstrich, Dachziegel werden frisch getüncht und auf dem Festplatz werden Bodengemälde fertiggestellt. Mein Hostel besteht aus 2 Häusern - am ersten gibt es ein farbenprächtiges Wandgemälde und am zweiten wird gerade daran gearbeitet. Michaela aus Würzburg verdient sich bereits seit 9 Jahren so ihren Lebensunterhalt. Ihre Handschrift kann man hier an vielen Wänden wiederfinden.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zknlkluoofdxmbyy

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Höhenkrank...

...ist meine Lisl, glaube ich. Ihr sonorer Klang wird unterbrochen von heftigem Husten. Hat sie vielleicht zu viel Diesel geraucht? Die Kraft und Stärke, die sie mir immer am Berg gezeigt hat, ist auch verschwunden. Ich muß sie ordentlich auf Drehzahl halten, damit sie überhaupt vorankommt. Anfahren am Berg wird zum Glücksspiel. Das Einzige was mir an Maßnahmen jetzt noch einfallen würde ist, die Düsennadel tiefer zu hängen. Aber das lasse ich schön bleiben, vermutlich würde ich sie nur "kaputtreparieren". Außerdem ist mir die Gefahr, daß dabei etwas verloren geht einfach zu groß. Brave Lisl, mußt halt durchhalten! Immerhin haben ihr zum 4-Tausender nur 30 Meter gefehlt!

Ich bin schon früh auf den Beinen - einerseits wollte ich vor dem Hauptverkehr aus Quito draußen sein, andererseits bin ich nervös. So ganz wohl ist mir nicht bei dem, was ich mir für heute vorgenommen habe. Ich möchte eine Nebenstrecke nach Quilotoa fahren; in welchem Zustand die ist, habe ich nicht genau herausbekommen können. Aus Quito hinaus habe ich mich nur einmal kurz verfranzt, dann bin ich auf der richtigen 3-spurigen Autobahn. Tanken ist gar kein Problem, der Sprit ist sehr billig (ca. 50 Ct US pro Liter)! Scheint so, als ob sie in Grenznähe lediglich den Tanktourismus unterbinden wollen. Hier in Ecuador gibt es deutlich weniger Mopeds als in Kolumbien, genauer gesagt, fast gar keine. Deshalb haben sie auch nicht so edle Umgehungsspuren an den Mautstelle - wir müssen auch berappen. Scheint ein Einheitspreis zu sein: 20 Ct.

Es ist ganz schön frisch mit grade mal 11 Grad. Als es dann nach etwa einer Stunde auch noch anfängt zu regnen, krame ich den  Regenkombi heraus. Ich bin soeben auf die Nebenstraße nach Sigchos abgebogen. Es ist eine ältere Asphaltstraße mit netten Kurven. Aber die Landschaft!!! Die ist einfach so grandios, daß ich gar nicht genug kriegen kann. Ich lasse den "Fahrspaß" wegfallen und sauge stattdessen meine ganze Umgebung auf. Herrliche Hochebenen und krasse Schluchten. Schroffe Berge und liebliche Hügelkuppen. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Ich trage keine Gedanken mit mir rum, ich genieße einfach nur! Ab Sigchos gibt es keinen Asphalt mehr; zuerst ist die Straße grob gepflastert, dann wird daraus ein Waschbrett-Schotterweg. Schwierigkeitsgrad: ok. Bis Chugchilan. Dort gerate ich zuerst fast auf den Wanderweg, dann finde ich aber doch die Fahrstraße. Die fordert jetzt meine ganze Aufmerksamkeit, so daß ich leider nicht mehr weiter schwelgen kann. Bis auf knapp 4000 m führt der manchaml sehr steile Weg hinauf, die Lisl muß schwer kämpfen; manchmal sogar im ersten Gang. Kurz vor Chilotoa, meinem eigentlichen Ziel haben wir uns dann eine nagelneue breite Asphaltstraße erobert.

Chilotoa - hier gibt es einen wunderschönen Kratersee zu sehen. Man kann vom Kraterrand herunterschauen auf den türkisblauen See, der kreisrund unter mir liegt. Man könnte auch hinunterwandern, ja es gibt sogar einen Wanderweg rings herum - aber nicht für mich! Dieser Anblick ist die Krönung der heutigen Tour.
Es scheint so, als ob der Tourismus hier am Erwachen ist, die Ortschaft hat nagelneue schöne Anlagen mit Wegen und Planzen angelegt, eine ganze Menge Hotels und Restaurants sind schon da oder im Bau, auch einige Andenkenläden sind schon da. In einem der Restaurants gönne ich mir einen Fruchtsaft. Der Kellner sieht gut aus in seinem weißen, traditionell besticktem Hemd und einem typischen Indianerhut. Aber der Schnellste ist er nicht. Er geht bestimmt 5 mal an mir vorbei, ohne mir etwas anzubieten, obwohl außer mir nur noch ein Gast anwesend ist. Für den hat er ein Bier gebracht, aber er hat keinen Flaschenöffner. Als er zum fünften Mal ratlos an mir vorbeiläuft, reiche ich ihm den Flaschenöffner meines Schweizer Messers.

Seit ich die Hauptstraße verlassen habe, bin ich anscheinend nur durch Indianergebiet gefahren. Diese Menschen sind so herrlich bunt gekleidet, besonder natürlich die Frauen! Sie faszinieren mich. Ohne daß ich bisher näher mit ihnen in Kontakt gekommen bin, würde ich sagen: sie wirken so in sich ruhend und ausgeglichen. In allem was sie tun. Bei den Frauen und Mädchen ist das Alter sehr schwer einzuschätzen, durch die dunkle Hautfarbe und die traditionelle Kleidung wirken auch die jungen Mädchen schon alt. Und bei den alten Frauen kann man das runzlige Gesicht unter dem Hut kaum erkennen.



Da es noch recht früh ist, beschließe ich, bis Latacunga weiterzufahren. Von dort aus muß ich morgen nocheinmal ein Stück nach Norden zurückfahren, um einen Indianermarkt zu besichtigen. Hinter dem letzten Bergkamm wird es jetzt wieder schwarz - da bin ich auf der Nebenstrecke anscheinend dem bösen Wetter entkommen! Kurz vor Latacunga ist Poliziekontrolle - jeder muß dran glauben. Die Kopie meines Führerscheins und des Fahrzeugscheins sind kein Problem. Woher - wohin? Und dann will er nur noch wissen, was in meiner grauen Futterkiste ist, es genügt ihm aber meine Antwort. Am Ortseingang von Latacunga erwischt mich dann der Regen doch noch - hätte der nicht noch 1/4 Stunde warten können??? Im Internet habe ich mir gestern ein angeblich gutes Hotel herausgesucht. Es ist schwer zu finden, erfüllt aber meine Erwartungen nicht so ganz. Aber klagen darf ich zu dem Preis auch nicht. Immerhin darf die Lisl im Flur stehen. Der Abendspaziergang endet in einer kleinen Pizzeria.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=suofgvxhizrajfkc

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Hoch hinaus

Den Viertausender (Pichincha) habe ich zu Fuß erklommen! So hoch hinaus wollte ich zwar schon immer, habe es aber nie erreicht. Na gut, zugegeben, die ersten 1200 m bis auf 3960 hab ich mit der Seilbahn "teleferico" zurückgelegt (14 km in 20 min). Und ganz oben war ich auch nicht. Aber 100 Höhenmeter bin ich gestiegen! Natürlich bin ich wie immer ziemlich unüberlegt in dieses Abenteuer gestürmt. Meine Gondelgenossen sind mit Anorak, Mütze und Handschuhen ausgestattet. Ich habe einen Pullover an und immerhin die Regenjacke dabei. Aber an meine Stöcke habe ich Dödel nicht gedacht - die ruhen sich bei der Lisl aus. Eigentlich wollte ich mir ja ohnehin wieder ein Pferd nehmen, um in den Bergen über Quito herumzustreunen. Heute sind weit und breit keine Pferde zu sehen, und das liegt nicht nur an dem dichten Nebel. Werktag. Kaum Touristen. Ist auf der anderen Seite auch schön, da hab ich meine Ruhe. Ein paar Bergkuppen packe ich schon. Im Schneckentempo (old lady like) schleiche ich den steilen Pfad bis auf 4062 m entlang. Meine Mutter mit ihren über 80 Jahren würde vermutlich hinaufstürmen und den Weg langweilig finden. Schade daß es heute so bewölkt ist, so kann ich zwar die Berge genießen, nicht aber die Aussicht.

Im Taxifahren bin ich mittlerweile ziemlich gut! Seit Panama habe ich das gelernt. Busfahren kann ich noch nicht, ich bin auch zu faul, das zu lernen. Wäre sicher noch etwas billiger... Als mich das glebe Taxi im Hotel absetzt ist es noch nichtmal Mittag aber ich bin schrecklich müde. Also gönne ich mir einen Mittagschlaf.

Um 2 Uhr sollte ich die Lisl abholen, bis halb 3 hab ich's geschafft. Das Hinterrad ist schon eingebaut, das vordere noch nicht. Außerdem bekommt die Lisl noch eine Wäsche. Bis die Rechnung fertig ist vergeht auch noch etwas Zeit, so daß ich erst eine Stunde später vom Hof fahre. Der Chef wünscht mir persönlich noch eine gute Reise. Die Rechnung beträgt 360 $ für 2 Reifen (Conti Escape; noch nie gehört), 2 Bowdenzüge und etwas Arbeitszeit; der Service und die Freundlichkeit waren grandios! Ich bin sehr zufrieden.

Wieder am Hotel treffe ich Vorbereitungen für morgen - ich will weiter. Also packe ich soweit möglich. Eine heiße Dusche soll meine müden Lebensgeister wieder wecken. Der Wetterbericht für morgen ist nicht freundlich und jetzt gewittert es.

Am Abend treffe ich mich noch mit Pavel und seinen tschechischen freunden. Auf dem Platz ganz in der Nähe meines Hotels ist richtig was los - in 2 Tagen wird hier Gründungsfest gefeiert und da scheinen sie schon mal zu üben. Es gibt Livemusik und Straßenbands sowie Straßenakrobaten. Wir tauschen ein paar Erfahrungen und unsere kommenden Pläne aus. Von Victoria bekomme ich ein paar hilfreiche Tips was meine morgige Tour angeht. War schön, wieder mal einen zu treffen!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nbspjxizkdlebgjc

Dienstag, 3. Dezember 2013

Wartungsarbeiten in Quito

Lecker Frühstück! Dabei lerne ich Thomas (Bolivianer mit Texas- und Costa Rica-Erfahrung) kennen. Er investiert in Wohnprojekte an der Küste und möchte hier ein gebrauchtes Auto kaufen.

Dann geht's zum BMW-Händer. Freundliche Begrüßung, der Motorrad-Chef Gabriel spricht englisch. Alles was ich wünsche ist machbar! Mit Geduld. Ich darf auch selbst schrauben. Die benötigten Teile und Reifen haben sie da. Angeblich. Hier die Realität...
Einen Schlüssel für das Lenkkopflager gibt es nicht. Weil ich darauf bestehe, wird einer organisiert. Ich glaube, sie mußten 30 km dafür fahren, auf jeden Fall hat es Stunden gedauert! Aber dann ist ein passender Schlüssel da und das Lager rasch eingestellt. In der Zwischenzeit mache ich die Lisl bereit zur Vergaser- und Zündungseinstellung. Dabei stelle ich fest, daß ein Chokezug den Geist aufgibt. Kein Problem - haben sie da. Irgendwann erscheint ein Multitester. Da niemand Anstalten macht, an der Lisl etwas zu tun, überprüfe ich nochmal die Ventile, Zündkerzen und Vergasermembranen. Die Membranen sind tip top. Die rechte Kerze ist ziemlich verrußt. Ein Lehrling, der ganz ordentlich englisch spricht, schaut mir interessiert zu und rennt, um Werkzeuge zu organisieren. Eigentlich ist er kein Lehrling. Er studiert Maschinenbau und möchte Hybridfahrzeuge entwickeln. Er muß 9 Monate Praktikum machen. Ich habe den Eindruck, die bringen ihm hier nicht allzuviel bei. Freudig hilft er, als ich ihm erkläre wie man Ventile einstellt. Er gibt auch gerne seine Meinung zum Lenkkopflager ab, als ich ihn frage.
Mittlerweile habe ich auch die Räder ausgebaut - beide wollten sie haben. Die Lisl steht auf dem Hauptständer und einem Wagenheber.

Irgendwann wird ein neuer Chokezug gebracht und der Chefbediener für den Multitester legt los. Sie wissen nicht, wie das Teil anzuschließen ist. Ich zeige, daß wir 2 Unterdruckschläuche brauchen - die kommen auch irgendwann. Anschluß ok, aber das Gerät zeigt keinen Unterdruck an. So langsam sammeln sich alle Mechaniker der BMW-Motorrad, -Auto und Porsche-Werstatt. Sogar der Big Boss schaut vorbei. Eine Stroboskoplampe für die Zündung? Ja, das haben sie. Während der Multitester neu gestartet bzw. vom Computer aus komplett neu gebootet wird,  prüfe ich die Zündung. Ich lasse auch den Werkstattmeister einen Blick darauf werfen - Zündung ist perfekt eingestellt, nix zu ändern. Die Multitester-Gang gibt endgültig auf, das Gerät können wir nicht nutzen um die Vergaser zu synchronisieren. Mittlerweile ist die Lisl warm und läuft rund. Ich bekomme ein Lob vom Mechaniker - ich wäre eine gute Mechanikerin!
Die Reifen haben sie leider nicht da. Aber bis morgen können sie welche besorgen - bin einverstanden. Sie haben nur Conti-Enduro. Was soll's, ich stelle keine Ansprüche. Die werden schon funktionieren.
Ach, und einen neuen Kupplungszug (als Ersatz)? Nein, haben sie leider auch nicht da - habe mich ja schon gewundert. Aber sie können den alten reparieren, er ist dann wie neu! Na ja, probieren wir's halt mal aus. Bis morgen wird das ja auch hinhauen. Also dann, bis morgen mittag!
Der BMW-Service bestellt mir ein Taxi (gratis), das mich nach Hause bringt und bis dahin bekomme ich noch was zu trinken.


Mit dem Nachmittag kann man noch was anfangen! Mit der Seilbahn auf den Vulkan oder ein von Amanda empfohlenes Museum besuchen. Ich entscheide mich für das Museum, den Vulkan will ich morgen früh machen. Ob die Entscheidung gut war? Über dem Vulkan hängen schwarze Wolken und es regnet dort oben. Das Museum ist, als ich es endlich gefunden habe, geschlossen (Monatags)... Bleibt mir nichts anderes übrig, als noch etwas durch die Altstadt zu streunen, in den versteckten kleinen Läden zu stöbern und in den Gerüchen der Straßenküchen zu schwelgen. Ich konnte es mir nicht verkneifen...in einem kleinen Laden sitzen zwei Frauen hinterm Tresen und basteln an Hüten. Es ist ein schöner Hutladen; hier werde ich sicher nicht übers Ohr gehauen...ich kaufe jetzt einen Panamahut! Hoffentlich kommt der einigermaßen heil zu Hause an. Zufällig habe ich eine Post gefunden und nach dem Paketpreis gefragt (ich schleppe mittlerweile eine Menge überflüssiges Zeug mit mir rum): knapp 40 $ pro Kilo. Ich glaub, da frag ich lieber in Peru nochmal nach... Bis zum Ladenschluss ziehe ich durch die Gassen, dann lasse ich mich heim-taxieren. Einmal Wäsche waschen bitte.

Irgendwie fühlt es sich nicht nach "schon Dezmeber" an! Ich erinnere mich an den Beginn der Reise, mindestens die ersten 2 Monate habe ich die Tage gezählt. Jeden Tag habe ich ausbalanciert, ob ich zu schnell oder zu langsam bin, ob ich mir noch einen Umweg erlauben darf oder ob ich mich beeilen muß. Mittlerweile bin ich ziemlich zeitlos geworden und lasse die Tage einfach auf mich zukommen. Ich rechne auch nur selten nach, ob ich mir noch einen Tag in Quito gönnen kann oder nicht. Ein Gefühl der Sicherheit hat sich eingestellt, die Zeitplanung wird schon hinhauen. Ich bin gespannt, wo und mit wem ich Weihnachten verbringen werde. Und dann  recherchiere ich noch, was auf dem kommenden Weg alles zu sehen ist, ich möchte ja nichts verpassen.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=wrewbvcqvoqftlbp

Montag, 2. Dezember 2013

Äquator in Ecuador


Mein Hotel hatte sogar wirklich warmes, ja sogar heißes Wasser, zumindest in der Dusche. Das hat richtig gutgetan, weil es ordentlich kalt wurde im Zimmer. Am Morgen haben sich eine ganze Menge Indianer vor dem Hotel versammelt und die tragen alle ihre warmen Ponchos. Meine Lisl meldet mir 11 Grad! Ihr ist das wohl auch zu kalt, ohne Poncho, sie mag heute mal wieder nicht so richtig anspringen. Solange sie noch kalt ist, läuft sie auch nicht richtig rund. Aber vielleicht ist sie ja nur höhenkrank?

Wir fahren nach El Angel. Ich wollte dorthin eine Nebenstraße nehmen, aber die scheint es nicht zu geben. Weiter südlich zweigt nochmal eine Straße dahin ab, die ist jedoch ein Umweg. Die Entscheidung, ob ich dennoch dorthin fahren soll, wird mir abgenommen, die Hauptstraße ist gesperrt und die Umleitung führt sowieso über El Angel. Ein nettes kleines Städtchen. Ich fahre einmal bis zum Marktplatz; die Kirche ist gerade aus. Ich halte davor an, um ein paar Fotos zu machen. Auf der anderen Straßenseite parken ein paar Taxis, deren Fahrer alle sofort neugierig herüberkommen und mich ausquetschen. Sie haben mich alle mit Handschlag begrüßt und so verabschieden wir uns auch wieder.

Kolumbien endete in schroffen kegeligen Bergen mit engen Schluchten. Hier ist die Landschaft etwas lieblicher. Wunderschön!!! Klare Luft und Sonnenschein! So könnte ich ewig reisen! Auf einer ca. 3000 m hochen Hochebene erfahren wir sanfte Bergkuppen zwischen noch höheren Bergketten und Vulkangipfeln. Viel Ackerbau und Weideland. Aber, was ist das? Interessante Wolkenformation? Nein, ein schneebedeckter Berggipfel in der Ferne! Und das in der Nähe des Äquators? Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich habe mir den Äquator ganz heiß, mit fast nackten Indianern, viel Moskitos und einem Mahnmal vorgestellt. Die Realität sieht total anders aus: mein Navi zeigt 1 Grad Süd an, also muß der Äquator wohl schon hinter mir liegen? Das gibt's nicht. Ich fahre zurück...irgendwo mitten in einer Kurve zwischen zwei Felsen werden mir die 0 Grad angezeigt. Keine Markierung auf der Straße, kein Pfosten, nichts. Dabei soll hier doch ein Informationszentrum sein? Wir haben 11:04 Uhr, nicht mal 30 Grad und starken Gegenwind. Den Wind kann ich erklären: das ist der Fahrtwind der Erde, die dreht sich hier ja am schnellsten! Ich bin ganz schön enttäuscht! Am Abend erfahre ich, daß das Äquator-Infozentrum an der Alternativstrecke liegt (die ich wohl übersehen habe), aber ohnehin nicht genau am Äquator.

Als nächste Stadt liegt Otavalo am Weg. Dort soll es einen schönen Indianermarkt geben, daher fahre ich in die Stadt rein und nicht außen herum. Aber heute ist Sonntag, da gibt es wohl keinen Markt. Nur Indianer, die gibt es trotzdem. Sie haben sich schön gemacht. Die Frauen und Mädchen haben feine Gewänder an, selbst die Kleinsten tragen weiße Kleidchen - leider gelingt mir kein Foto davon.
Mir fällt auf, daß es eine ganze Menge großer bunter Skulpturen gibt, in fast jeder Ortschaft. Diese zeigen willkürliche freudige Szenen aus dem Leben. Die gefallen mir, sie sind so natürlich und nicht so verkünstelt!

Kurz nach 1 Uhr bin ich in Quito. Weiter will ich heute nicht, ich habe gestern schon ein Hostel gebucht. Dieses ist schnell gefunden (dank Sonntag ist kaum Verkehr) und entpuppt sich als kleines Juwel. In einem alten gut gepflegten Kolonialhaus mit Parkettboden versteckt sich hinter einem eisernen Tor ein sehr familiärer Betrieb. Sehr freundliche Gastleute, ein hübsches Wohnzimmer, eine kleine Küche. Mein Zimmer liegt in einem separaten Gebäude im Garten, Bad teile ich mir mit ein paar anderen Zimmern. Und das Ganze für unter 20 $ in bester Lage in der Großstadt!

Zum Abendessen bin ich mit Amanda und Kobus verabredet, sie verbringen heute ihren letzten Abend hier in Quito. Die Zeit bis dahin nutze ich, indem ich mich per Taxi erst zum BMW-Händler (mein Navi findet die Adresse nicht) und dann in die historische Altstadt bringen lasse. Dort streune ich ein wenig umher und genieße den ausklingenden Tag. Es war ein großes Fest hier und jetzt sind die Leute müde und gehen langsam nach Hause. Genau richtig für mich: kein Gedränge, kein Krawall, trotzdem fröhliche Menschen. Ein, zwei Kirchen schaue ich kurz von innen an, aber Kirchen sind irgendwie immer und überall gleich; ist nicht mein Ding. Da freue ich mich viel mehr über ein fröhliches Wiedersehen und schönes Abendessen mit den Holländern (Elma & Fred sind anderweitig unterwegs, die beiden Paare müssen sich ab und zu etwas Freiraum verschaffen).




http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nzuotframfiksyes

Sonntag, 1. Dezember 2013

Ecuador

Alles ist gepackt und abfahrtbereit. Startknopf. Orgel orgel - nix geht! Ich bin stinksauer! Was ist des denn diesmal wieder??? Es bleibt mir nichts anderes übrig - ausziehen, abpacken, Zündkerzen anschauen. Die sind etwas rußig aber trocken. Also kein Sprit? Ja, Tank ist leer, war aber noch nicht auf Reserve. Außerdem läuft der Sprit - das kann es also nicht sein. Zündfunke? Zumindest rechts ist keiner da! Gestern war der Tank runter - vielleicht ist da irgendwas passiert? Also, wohl oder übel muß ich Tankrucksack und Tank abbauen, wobei nebenher eine junge Dame irgendeine Unterhaltung über mein Kartenmaterial mit mir führen will. Sie steht einfach immer im Weg, also ignoriere ich sie einfach. Ein bischen an den Zündspulkablen gewackelt - ein Zündkabel ist anscheinend herausgerutscht. Test? Rennt! Allso alles wieder zusmmenbauen, aufsitzen (schmutzige Hände) und Tankstelle besuchen. Hier und heute geht nur Bargeld, also verbrauche ich mein letztes Bares. Ich will ja heute noch nach Ecuador, da paßt das ganz gut. In Ecuador sind wieder mal US-$ das offizielle Zahlungsmittel.

Für die Internetarbeiten finde ich bald ein hübsches Restaurant und gönne mir dort einen warmen Kakao. Natürlich einen echten!!! Als ich das Laptop auspacke, krabbeln zig Minispinnen heraus. Ja, was ist das denn??? Wenn ich sie wegblase kommen neue aus den Tasten und den Bildschirmgelenken. Irgendwo scheint da ein Nest zu sein! In der Laptop-Hülle sind keine Viecher zu sehen.

Wo sind eigentlich die anderen? Ich hatte gestern eine Rundfrage gestartet und heute erfahren, wo die Reisegenossen von der Stahlratte sind. Sie sind alle hinter mir, genießen mehrere Tage in Medellin oder Bogota. Die Holländer haben eine Mammuttour hingelegt und sind mir um einiges voraus, bleiben aber dafür 3 Tage in Quito. Was mache ich anders? Mache ich was falsch? Oder haben wir einfach unterschiedliche Reisestile? Habe ich überhaupt einen Reisestil? Wenn ja, dann hat er sich seit Nordamerika ordentlich geändert.

Heute ist Samstag, da kriegt die Dieselschlange nix zu fressen - sie ist löchrig. Die Fahrt durch die Berge und phantastischen Schluchten ist ein Genuß! Einfach mal wieder nur fahren... Die Sonne scheint, blauer Himmel und angenehme Temperaturen unter 30 Grad. So könnte es einfach bleiben. Die kurvige Straße macht aus den 30 km Luftlinie etwa 120 Fahrt - bis wir in Ipiales, der Grenzstadt zu Ecuador, ankommen. Sie liegt auf 3000 m und erwartet mich mit einem kräftigen Gewitter. Alles dicht machen und bei strömendem Regen an die Grenze. Zum Glück sind sie hier gut organisiert und haben ordentliche Häuser, in denen die Büros untergebracht sind. Es herrscht kaum Publikumsverkehr und da ich die Prozedzur ja mittlerweile gut genug kenne, finde ich auch gleich die richtigen Anlaufstellen. Alles geht flüssig - nur die Dame, die mir für Ecuador eine Versicherung ausstellen soll, scheint keine Lust zu haben. Ihre Tochter präsentiert ihr nebenher ihre Klamotteneinkäufe und Mama muß alles bestaunen und kommentieren. Aber irgendwann habe ich auch diesen Schein. An der Zollstelle sind zwei Kolumbianer vor mir. Sie fahren neue BMW-GS und tragen das Original-BMW-Outfit. Sie schließen mich gleich in ihre Zollformalitäten ein. Eine Kopie muß ich noch  nachmachen - kein Problem. Der Zöllner wartet.

Die Kolumbianer haben beschlossen, zusammen mit mir weiter zu fahren. Einer von ihnen muß ganz bald tanken. Sie wollen heute noch bis Quito (250 km) - es ist kurz nach 3 Uhr nachmittags. Oder sie suchen vorher nach einem Hotel...sie sind genauso planlos wie ich. Eigentlich noch schlimmer, sie wollen bis Ushuaia und wieder zurück nach Kolumbien -in 8 Wochen! Na, ob das klappt??? Ich wollte die Beiden vorausfahren lassen und an der Tankstelle wieder einholen, aber sie warten auf mich. Und dann muß ich kurzfristig vorfahren weil mein Navi den Weg am Besten kennt. Schon liegt eine Tankstelle am Weg - mit langen Schlangen. Nach einiger Recherche die Erkenntnis: hier kriegst Du keinen Sprit, wenn Du kein ecuadorianisches Kennzeichen hast. Zumindest nicht, wenn Du ein kolumbianisches hast. Soweit ich weiß, sind sich die beiden Länder nicht besonders grün. Mein Navi soll die nächsten Tankstellen suchen. Es gibt zwar welche, aber anscheinend ohne Sprit (für Kolumbien). An der dritten Tanke beschließen die beiden, zum Tanken nach Kolumbien zurückzufahren! Schade. Man sieht sich (vielleicht).

Es ist 4 Uhr, aber hier in Tulcan mag ich irgendwie nicht bleiben. Ich hoffe einfach, daß mal wieder ein hübsches Hotel am Weg liegt. Hoffentlich verschätze ich mich nicht wieder. Ich habe Glück und schon bald kommen wir nach Julio Anrade, einer überschaubaren Ortschaft. Von der Hauptstraße aus sieht man die Türme einer hübschen Kirche, also biege ich einfach mal ab und kreuze ein wenig durch den Ort. Was für ein Glück! Ein Hostel-Schild winkt. Es sieht adrett und sauber aus, kostet nur 15 $, hat WiFi und die Lisl bekommt 300 m weiter einen überdachten Parkplatz. Mein Zimmer liegt im 2.Stock, ist geräumig und hat 2 große (!) Fenster ins Freie!
Im Ort gibt es eine Fiesta - d.h. es ist eine Bühne aufgebaut, auf der jugendliche Bands rocken. Hauptsache laut! Und es muß englisch klingen! Musikalität ist nicht gefragt. Arme Ohren! Wenn ich die Fenster schließe, kann ich immer noch mitfeiern, aber bei erträglicher Lautstärke. Und im Kalten; Heizungen kennen sie hier nicht (fast am Äquator) aber auf immer noch 3000 m Höhe haben wir tagsüber nur 20 Grad.


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