Samstag, 11. Januar 2014

Ein Schraubertag in Patagonien

Der Morgen begrüßt mich kalt aber sonnig. Ich habe heute nicht viel vor, daher gehe ich es langsam an. Die Lisl springt vernünftig an, aber läuft irgednwie unrund. Die Batteriespannung ist im Keller, die Ladekontrolle geht erst nach vielen km aus. Bis Bariloche ist es etwa eine Stunde, die wir an herrlichen Seeufern entlangfahren dürfen. In der Stadt suche ich mir dann wieder mein Wifi...

Nach der Internetpause springt die Lisl zwar an, läuft aber nur auf einem Zylinder. Ein wenig Vergaserspielen hilft leider nichts, so muß ich am Ortsausgang anhalten und größere Einstellarbeiten vornehmen. Einmal Vergasergrundeinstellung. Kerzen raus und reinigen. Mehr kann ich jetzt nicht machen - sie muß einfach wieder funktionieren! Das tut sie auch - ein wenig zumindest. Immer wieder hustet sie, als ob sie keinen Sprit bekäme. Aber die Vergaser sind voll und sauber. Bitte Lisl, bis El Bolson fährst Du noch...den ganzen Weg lausche ich auf die Motorgeräusche und beobachte die Ladespannung. Ich grüble und grüble, was meiner Lisl noch fehlen könnte und wo und wie ich ihr noch helfen könnte. Aber der Geistesblitz fehlt.

Herrliche Landschaft ist das hier - ich genieße sie leider nicht genug, weil ich in Gedanken bin. Vieles erinnert an Nordamerika: Berge, Wälder, Seen und Flüße. Allerdings herrscht, zumindest heute, sehr viel schöneres Wetter. Auch die anderen Verkehrsteilnehmer achten unsere Rechte. An besonders schönen Stellen gibt es Haltestellen zum fotografieren oder sogar Picknickplätze. Und Campingverbote! Die Ortschaften haben Touristeninformationsstellen, manche Häuser sind in Blockbauweise erstellt. Preislich? Ziemlich teuer alles, selbst wenn man zu einem guten Kurs getauscht hat. Wie gesagt, vieles erinnnert an den hohen Norden.

Claudia und Klaus wohnen gut versteckt, aber sie haben mir eine sehr gute Wegbeschreibung gegeben. Ich finbde den Feldweg und auch das Grundstück auf Anhieb. Klaus hört mich kommen und öffnet das Tor. Ein wunderschönes Plätzchen zum leben haben die Beiden da gefunden! Auf einer Schafweide am Fluß finde ich ein nettes Zeltplätzchen. Zelt aufstellen und die Lisl ganz abpacken. Als erstes wird jetzt geschraubt. Heute Nacht bekommt die Lisl Saft - Klaus hat ein Batterieladegerät. Aber zuerst sind die Vergaser dran, schauen, ob ich sie noch besser synchronisieren kann. Dann wird der Regler getauscht und die kohlen der Lichtmaschine. Das ist etwas diffizil, denn sie sind angelötet und Klaus' Lötkolben wird nicht warm genut. Da muß ich mit dem Benzinkocher etwas nachhelfen. Alles gelingt mir ziemlich gut, ich bin stolz auf mich! Normalerweise wären bestimmt ein paar Schrauben dabei rund geworden oder die Lötstellen halten nicht oder sonst etwas geht schief. Alles wieder zusammenbauen und die Lisl im Schuppen an das Ladegerät hängen. Ob meine Bemühungen etwas gebracht haben, wird sich allerdings erst morgen zeigen.

Heute abend wird gegrillt - da darf ich mitmachen. Es gibt Rindersteaks und "Erik", ein Lamm. Dazu Kartoffeln, Zaziki und Salat - so läßt es sich gut leben! Plötzlich sind eine ganze Menge Leute da - keine Ahnung, wo die auf einmal herkommen. Eine  Familie aus USA zeltet neben dem Grillplatz und 3 freiwillige Jungs aus Deutschland sind da - sie helfen in der Waldorfschule. Claudias Schwester mit ihrer Familie ist ebenfalls zu Besuch. So ist der riesige Tisch schon fast zu klein...es ist gemütlich und familiär.


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Freitag, 10. Januar 2014

Ich hasse Regenklamotten!

Der Morgen beginnt kalt und windig. Schwarze Wolken sind im Anmarsch, also will ich nicht lange trödeln. Als halb fertig gepackt ist, laden mich "Nachbars" (ein deutsches Ehepaar mit großem Mercedes-Truck) zum zweiten Frühstück ein. Es sind nette Leute vom Bodensee und so sage ich nicht "nein". Wir quatschen noch gemütlich, ich höre neue Horrorstories über den schrecklichen Wind in Patagonien; dann wird es Zeit. Weit kommen wir nicht, die Ortschaft ist nur ca. 7 km entfernt. Als erstes: Internet. Gibt es frei am Marktplatz. Wie sich herausstellt allerdings mit affenartiger Geschwindigkeit, es dauert geschlagene 2 Stunden, den Blog hochzuladen - und für die Bilder muß ich dabei noch einen Kusntgriff an wenden!!!
Gegenüber habe ich das Touristenbüro entdeckt, vielleicht können die mir ein Wechselbüro nennen? Als ich drin bin, erschrecke ich, eine lange SChlange steht an und nichts geht voran. Nicht mit mir. Im Restaurant nebenan frage ich einfach mal. Die schicken mich nach einiger Beratschlagung in das große Restaurant gegenüber. Der Kassier muß erst Papi fragen, aber dann wird mir gewechselt. Kein Superkurs, aber ok (9 Pesos für 1 US$). Was noch? Ach, tanken. Die nächste Schlange. Als "meine" Schlange nach 5 Minuten warten in die andere umgeleitet wird, mag ich nicht mehr. Auf der Toilette das gleiche Bild. Ich hau ab! Bis zur nächsten Stadt reicht mein Sprit noch. Mist - einkaufen hab ich vergessen. Na ja, dann gibt's halt Suppe heut abend. Jetzt stellen sich die Waschbrettschäden heraus: Blinker funktionieren nicht (ich vermute, das Blinkerrelais hat sich gelockert) aber was mir Sorge bereitet ist die Batterieladung. Die Kontrolllampe will lange nicht ausgehen, der Imo bleibt mangels Spannung dunkel. Irgendwann ist sprunghaft Spannung da. Das muß ich im Auge behalten!
Die nächsten 3 Tankstellen sind noch mehr überfüllt - was ist hier los? Eine neue Erfahrung? Das kenne ich nur von Rumänien oder Algerien. An der vierten Tankstelle stelle ich mich dann doch an. Zum Glück geht es ziemlich zügig voran. Luft und Toilette bekomme ich auch prompt. So, jetzt kann's losgehen. Es ist schon halb vier...

Vor mir liegt die 7-Seen-Route. Ein Stück weit soll sie noch asphaltiert sein, dann Piste. Zustand: schlecht. In San Martin de los Andes geht es los. Die Ortschaft ist eine Touristenhochburg, sieht aus wie St.Moritz und hat sogar ganz stolz ein österreichisches Skicenter. Und ein Seeufer. Es ist kalt und der Wind schaukelt die Boote ganz schön hin und her. Er bläst "zum Sammeln" für die Wolken. Die sollen wohl gegen mich in den Regen ziehen?
Die Straße führt schön kuzrvenreich am See entlang in die Höhe. Vor mir hängen graue Regenwolken, als es anfängt zu nieseln Krame ich halt die Regenjacke heraus und verpacke den Tankrucksack mit der empfindlichen Elektronik. Ich hasse Regeklamotten! Die Hose spare ich mir, es nieselt ja nur. Die ziehe ich frühestens an, wenn die Straße naß ist. Sehr bald ist es so weit. Ich hasse Regeklamotten! Aber jetzt kommen auch noch die Lenkerstulpen (für trockene und warme Finger) dran. Und die neue, noch klare Motorradbrille aus Valparaiso. So, Regentropfen, jetzt könnt ihr kommen!!! Ha, sie ziehen sich zurück! Aber die Viecher sind fies! Am nächsten Paß warten sie im Hinterhalt auf mich und greifen jetzt richtig an! Asphaltende - Baustelle? Ich wähne mich noch auf dem guten Stück - aber da hab ich mich wohl getäuscht. Schlagloch an Schlagloch, randvoll mit braunem Schlammwasser gefüllt! Reisegeschwindigkeit 30. Immerhin kein Waschbrett. Aber wir sind ja erst am Anfang. Das kommt schon noch. Eigentlich ist es wurst, ob Schlagloch oder Waschbrett, das Geschüttel ist das Gleiche! 7 Seen? Die verbergen sich in Nebel und Regen. Ich habe 7000 Seen - mitten auf der Straße! Nach gut 20 km ist der Spuk vorbei und auch der Regen. Mistding! Schöne Landschaft, die ich nicht genießen konnte! Wer hat behauptet, daß es hier nie regene würde? Der Kerl fährt momentan die Rallye "Paris-Dakar" hier mit - ich hoffe, daß er gerade ein kräftiges Schlammbad nimmt!
Auf der naßen Piste hat die Lisl einmal gehustet. Aber jetzt, auf dem schönen trockenen Asphalt fängt sie an Zicken zu machen - Aussetzer. Besonders, wenn sie nach schönen langen Kurven von unten heraus beschleunigen soll. Was hat sie denn schon wieder, die Gute?

Überall treiben sich Heerscharen von Backpackern herum - riesige Rucksäcke tragen sie alle. Viele sitzen oder stehen am Straßenrand. Was treiben die hier? Auf welchen Bus warten sie? Die ganzen kommenden Ortschaften zeigen das gleiche "Skigebiets-Outfit" wie San Martin. Argentinische Alpen sind das wohl. Immerhin läuft mir auf diese Weise noch ein Supermarkt über den Weg - jetzt wird Abendessen eingekauft. Nächstes mal muß ich besser auf die Preise aufpassen! Da waren ein paar teure Dinge dabei. So, jetzt ein hübsches Plätzchen und ein warmes Zelt, dann bin ich zufrieden. Ein Stück außerhalb ist bald ein Campingplatz angeschrieben - die wollenb 70 Pesos haben? Das ist mir zuviel, auch wenn es im Nationalpark ist! Ich fahre weiter. Ein Waldweg zum See, schade bin vorbei. Noch ein Campingplatzschild - aber nein, ich drehe nochmal um und schaue mir den Waldweg an. Ja, hier bleib ich (gratis). Ein feinsandiger Platz im Wald mit Seeblick. Kann es irgendwo schöner sein?

Morgen habe ich nur eine kurze Tour (gut 100 km), ich möchte Claudia und Klaus besuchen und kennenlernen, deutsche Weltreisende, die ein Buch darüber geschrieben haben und hier hängen geblieben sind.


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Donnerstag, 9. Januar 2014

Heil bleiben

Das Zelt stand halb in einer Kuhle und so bin ich die ganze Nacht den Berg hinuntergerollt. Aber es ist auch am Morgen, totzt Kälte immer noch ein wunderschönes Plätzchen! Vorsichtshalber bitte ich die Lisl heute mal ganz freundlich - da überlegt sie es sich schon beim zweiten Mal. Etwas ruppig, aber sie läuft!

Nach 2 km kommt die Ortschaft - ein Supermarkt ist angeschrieben aber kein Campingplatz. An der etwas verwirrenden Abzweigung nach Osten ist Baustelle, ein Stopschild aber kein "Taferlwärter" zu sehen. So fahre ich mal langsam weiter. Da bemerke ich ein Stück entfernt einen telefonierenden Mann, der mir winkt. Ich winke zurück! Er winkt heftiger, da bleibe ich vorsichtshalber mal stehen. Er kommt herüber und erklärt mir, daß die Gebäude hier Zoll und Migrationsbehörde sind - oh, die brauch ich natürlich! Freundlich und rasch wird alles erledigt und wir dürfen wieder auf die schreckliche Schotter-Waschbrettpiste. Nach 7 km ist der Campingplatz erneut ausgeschrieben, er scheint in einem trockenen tiefen Tal abseits zu liegen. Da haben wir es gestern doch richtig gemacht!

Tapfer köämpfen wir weiter, noch etliche Kilometer. Ein großes Schild verabschiedet uns aus Chile und zugleich nehmen wir die letzte Bodenwelle - herrlicher Asphalt empfängt uns in Argentinien. Aber keine Grenzer...also rollen wir fröhlich dahin. Ein herrlicher Ausblick auf Seen und Berge begleitet uns. Bis zur nächsten Abzweigung ist es nicht allzu weit. Dort weist uns ein Straßenschild den Weg zum Zoll - liegt zum Glück in unserer Richtung - noch 4 km.
Es ist wenig los, die Formalitäten gehen ihren gewohnten Gang; erst Migrationsbehörde, dann Zoll. Der junge Zöllner scheint noch in der Ausbildung zu sein, der ältere Kollege muß ihm ab und zu helfen. Als alles fertig ist und ausgedruckt werden soll, mag der Drucker nicht. Er spuckt tonnenweise Papier mit kryptischen Zeichen aus. Nach 3 vergeblichen Versuchen steigt man auf Handbetrieb um, im Schrank liegt ein Formular, das jetzt erneut ausgefüllt werden muß. Kein Problem, es eilt ja nicht. Keine Gebühren - keine Kopien! Ein kurzer Blick auf mein Gepäck und einer in die Fresskiste, dann dürfen wir weiterfahren. Ab jetzt wieder auf Piste...

Die Variante heißt heute: breit, Waschbrett in allen Ausprägungen, feiner Sand. Maximal 30 traue ich mir zu, wenn ich ganz mutig bin auch mal 40! Immerhin sind wir damit doppelt so schnell wie auf chilenischer Seite.
Waschbrett! Meistens klappt das mit 40 km/h ganz gut. Aber dann kommt manchmal ein Abschnitt mit extremen Wellenbergen und -tälern. Schneller? Geht nicht, die Lisl findet keinen Grip! Langsamer? Werden wir von alleine, wenn wir es nur rollen lassen. Aber das ist sooo schrecklich! Alles wird durchgeschüttelt und gerüttelt! Der Nacken und die Hände verkrampfen, der Kopf fängt an zu schmerzen. Die Zähne klappern - im Mund oder im Getriebe. Meine Zanhschmerzen sind heute mal wieder heftiger spürbar. Im Hals kratzen Trockenheit und Staub. Lisls Cockpit wackelt ohne Ende - sie verliert heute betsimmt einige Schrauben!
Mit der Zeit kristallisieren sich die 40 als Optimum heraus - schnell genug, um nicht jede Bodenwelle durchschlagen zu lassen und langsam genug, um die Ausrutscher abzufangen. Autos, besonders die Pickups, fetzen an uns vorbei, die lassen's gscheit krachen! Kunststück, die müssen ja auch nicht mit dem Gleichgewicht kämpfen! Trotzdem ist es ein Eiertanz - die Angst vor einem Sturz ist als ständiger Begleiter aufgestiegen. Wir fahren schließlich keine Rallye und müssen keinen Rekord brechen. Wir müssen nur heil bleiben! Und voran kommen. Und vielleicht ein wenig von der herrlichen Landschaft mitbekommen? Wir folgen sehr lange dem Rio Alumine einem herrlich klaren Fluß. Dann müssen wir aber über einen kleinen Paß klettern. Der Untergrund wird felsig und steinig - klettern ist genau der richtige Ausdruck! Die Lisl muß im zweiten Gang gechickt über die Steine kraxeln - sie macht das sehr gut! Ab Punkt 14 Uhr begleitet uns auch der tägliche Wind wieder.
Übrigens - Landschaft gibt es hier jede Menge. Phantastische! Menschen wohl auch, aber die zeigen sich nicht. Sind in den Häusern oder Autos versteckt. Arbeiten.

Insekten! Es  gibt hier riesige Viecher - Hummeln und Fliegen! Und die sind ganz bunt - rot und gelb. Sie sehen sehr gefährlich aus, fast wie Mutanten aus einem Scince fiction. Ob sie beißen oder stechen weiß ich nicht, aber ich will es auch gar nicht ausprobieren.
Eigentlich müßte ich mir jetzt auch mal argentinisches Geld besorgen. Bisher habe ich aber nur eine einzige Bank gesehen, und die hat gerade niemand hereingelassen (zum Geldautomaten), weil es wohl elektrische Probleme gab.

Junin de los Andes - sollte eigentlich ein Transitpunkt sein. Aber es ist schon nach 16 Uhr, ich bin ein wenig erschöpft und es sieht schön aus hier.  Und am Ortseingang ist ein Campingplatz angeschrieben. Den schau ich mir gleich mal an. Es geht noch 3 km auf Piste ein Tal entlang. Ich habe keine Lust mehr - hier bleibe ich. Eine schöne baumbestandene Wiese direkt am plätschernden Chimehuin. Kein elektrischer Strom, kein Internet; Dusche gegen Aufpreis. Da ich noch keine Pesos habe, kann ich in Dollar zahlen - der gute Mann verrechnet sich anscheinend gerne zu seinen Gunsten. Aber wir werden uns schon einig. Ganz stolz zeigt er mir die sanitären Einrichtungen: 1 Toilette! Allerdings mit Waschbecken UND Spiegel! Und sie ist die ganze Nacht geöffnet - darauf ist der Typ sehr stolz! Ich weiß zwar nicht, für was ich jetzt die 50 Pesos (5,50 €) bezahlen soll, aber das wußte ich bei manchem (teureren) Campingplatz in Nordamerika auch nicht. Auf jeden Fall ist es schön hier!

Eine Dose Mais - eiserne Ration - hat sich entschieden, heute gegessen zu werden; sie hat sich geöffnet und das Gemüsewasser im Topcase verteilt. Da ich noch ein paar verderbliche Dinge (Gemüse und Würstchen) für heute habe, wird das wohl wieder mal ein Schlemmermahl!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=cssuivrkxqtkwuzx

Mittwoch, 8. Januar 2014

Pisten


Es wird frisch gegen Morgen und das Zelt ist voller Tau, ich muß auf die Sonne warten und alles trocknen.
Der Tag beginnt mit Piste. Zwar schmal aber ganz ordentlich. Trotzdem anstrengend. Bis Traiguen geht es dann zügig über feine Sträßchen dahin. Um diese Zeit - am späten Vormittag - hat dort noch kein Restaurant offen, also ist die Suche nach Internet besonders schwierig. Mein "Internetfinder" (das Handy) muß lange suchen, dann parke ich die Lisl vor einem Modegeschäft. Hier ist der Empfang am Besten. Da mein Laptop-Akku kaputt ist, hänge ich das Teil direkt an die Lisl, so geht's auch. Sieht bestimmt lustig aus: parkendes Moped, Fahrer sitzt drauf und hackt!
Bis Curacautin im Westen fährt es sich gemütlich - eigentlich recht hübsch, aber es ist einfach zu europäisch. Das ist nichts, was mich begeistert. So schweifen die Gedanken ab. Nach Hause. Zu den Freunden. Wie es denen wohl geht? Von einigen, die sonst oft von sich hören lassen, habe ich schon lange keine Botschaft mehr bekommen. Vergessen haben sie mich bestimmt nicht, aber vielleicht haben sie Sorgen oder es geht ihnen nicht gut? Ich weiß es nicht. Ich mache mir Gedanken um sie...
In Curacautin wird eingekauft - in einem kleinen Supermarkt. 2 Autos voller Polizeibeamter stehen vor der Tür, die kaufen auch alle ein. Der Nationalpark liegt vor mir und dann soll es nach Argentinien gehen - wer weiß, wann es wieder einen Laden gibt.
Ich weiß ja, daß vor mir Piste liegt. Aber die Straße beginnt mit gemütlichem Asphalt. Zu früh gefreut! Böses Waschbrett und grober SChotter ärgern uns. Es geht langsam voran! Nach einer gefühlten Ewigkeit versperrt eine Schranke den Weg. Hier beginnt der Nationalpark. Ein Wärter und ein Häuschen. Ich parke die Lisl, schnappe meinen Geldbeutel und gehe hinein. Der freundliche Herr hat ein dickes Registrierbuch auf dem Tisch liegen. Er will wissen, ob ich irgendwelche Ausflüge im Park vorhabe oder nur durchfahren will. Letzteres! Dann ist alles ok, ich kann fahren. Nix zahlen? Und wie wird die Piste sein? Oh, die wird noch viel schlechter, sagt er. Ohje, mir wird mulmig. Wir fahren schön vorsichtig und langsam, noch einen Gang langsamer als vorhin. Aber ich empfinde die Piste gar nicht als so schlimm - die Steilstücke liegen mir mehr als der tiefe Schotter. Auf halbem Weg ändert sich der Untergrund und es wird sandig. Das mag ich gar nicht! Ich glaube, seit der Bahija California habe ich eine Sandphobie. Die Lisl rutscht auch ein paar mal aus, aber bei der geringen Geschwindigkeit kann ich sie zum Glück abfangen.
Die Landschaft ist ja phantastisch - wir fahren durch Araucarienwälder (siehe Bild) und umrunden einen schneebedeckten Kegelvulkan (Llaima). Der ist noch ziemlich aktiv. Große Landstriche sind von Lava oder Asche bedeckt, außerdem gibt es Warnschilder über vulkanische Aktivitäten. Die Gefahr ist als gering eingestuft, dafür ist die Waldbrandgefahr sehr hoch. Diese Araucarien sind lustig. Sie haben keine Blätter oder Nadeln, sonder so was Ähnliches wie Kakteenblätter, aber keine Stacheln. Von Ferne sehen sie wie Nadelbäume aus - gäbe bestimmt lustige Christbäume! Aber auch viele Leichen davon stehen sowohl mitten im Wald als auch in den beiden kristallblauen Bergseen, die wir passieren.
Allzuviel schwärmen kann ich aber nicht, die Piste verlangt höchste Konzentration. Bis zur nächsten Ortschaft sind es 60 km - das dauert! Es gibt ein kurzes Asphaltstück, dann beginnt so etwas wie eine Baustelle. Die endet nur nicht mehr... Also eines können die Chilenen ganz bestimmt nicht: Pisten bauen! Überall bitterböses Waschbrett. Das wird aber nicht etwa ausgebügelt, sondern es wird etwa 1/2 Meter grober Schotter darauf geworfen. nicht gewalzt. Die Autos werden es schon fest fahren. Mopeds sind darin verloren, wir graben uns ein wie an einem Kiesstrand. Und die Autos? Die sorgen dafür, daß die Wellentäler noch tiefer und die Schotterberge noch höher werden! Wenn das jetzt Standard wird, dann werden wir Ushuaia wohl nie mehr erreichen! Immer mal wieder sieht es so aus, als ob nach einer Brücke Asphalt beginnt, aber jedesmal ist es eine Täuschung. In den Bergen gibt es noch eine besondere Tücke: Steilstücke beginnen meist mit einer scharfen Kurve mit losem Untergrund. Dann kommt sofort heftiges Waschbrett, um etwas weiter oben in riesige Schlaglöcher überzugehen. Die Lisl hat praktisch keinen Grip! Irgendwie schafft sie es aber anscheinend doch, denn wir kommen voran.
Ich bin naßgeschwitzt. Vor langer Zeit hat ein Schild angekündigt, daß es in Icalma, an der Grenze, einen Campingplatz gibt. Ich freue mich schon auf eine heiße Dusche! Aber mein Navi kennt diesen Ort gar nicht. Und ich bekomme so meine Zweifel, ob ich dort überhaupt irgendetwas vorfinden werde. Hier gibt es ein paar schöne Fleckchen....lüstern schaue ich mich schon immer mal wieder um. Und dann entscheide ich mich - hier bleiben wir. Am See! Ein paar Häuser gibt es hier und da - mitten drin ist ein schönes Plätzchen direkt am Ufer. Wir müssen eine Böschung hinunterfahren - ich hoffe ja nur, daß die Lisl morgen früh brav anspringt. Den Berg bekomme ich sie nicht hinauf! Ich habe ein ungutes Gefühl!
Die Dusche muß ich mir halt jetzt selbst bauen, das Seewasser ist wärmer als es aussieht. Zum Haare waschen ist es ok - ich muß es nichtmal anwärmen. Die Wäsche ist auch noch schnell dran, solange die Sonne noch da ist. Ein kräftiger, lauer Wind hilft, sie schnell trocknen zu lassen.

Dienstag, 7. Januar 2014

Nicht so schön


In der Nacht konnte ich den sternklaren Himmel genießen, da ich mir das Überzelt gespart hatte. Es wird erst gegen Morgen leicht kühl, aber da kann ich ja tiefer in den Schlafsack krabbeln. Die Lisl springt heute mal gut an und darf lange warm laufen, sie soll Strom für das Laptop produzieren. Aber das mag wohl keinen "Kuhstrom"?
 
Meine schöne kleine Nebenstraße nach Canete entpuppt sich als halbfertige Autobahn, an der überall noch heftig gebaut wird. Sie führt auch nicht, wie erwartet schön am Meer entlang, sondern mitten durch Industriegebiete. Pfui! Lediglich eine kurze Nase voll Heuduft erfreut mich ein wenig.
Die "berühmte" Hand? Ja, die sehe ich. In der Gegenrichtung der Autobahn ist ein Monument, aber es beeindruckt mich nicht sehr. Außerdem kann bzw. darf man auf der Autobahn nicht anhalten, also gibt's nicht einmal das obligatorische Foto.
In Concepcion brennt es mal wieder; diesmal ist es wohl ein Reifenlager (dem Gestank und Qualm nach), die Feuerwehr ist schon vor Ort.

In Concepcion versuche ich auch, das Chaos mit Laptop und Internet hinzubekommen - ein "McCafe" hat ja wohl Internet. Auf jeden Fall schon mal eine Steckdose zum Laden des leeren Laptop-Akkus. Aber der lädt nicht, da hilft aller Strom nix. Internet geht auch nicht - auf Nachfrage wird das wohl noch den ganzen Tag dauern. Was mach ich jetzt??? Mit dem allerletzten Strom aus dem Akku kann ich in einem anderen Cafe in der Mall noch kurz den Blog hochladen, dann ist Feierabend. Wenn das so weitergeht und in Argentinien ebenso schwer Internet zu bekommen ist, dann ist das Ende des Blogs absehbar.
 
Die Baustellen sorgen in Verbindung mit viel Schwerlastverkehr und jeder Menge Baustellenfahrzeugen für dichte Sand- und Staubwolken; gespickt mit Split, den die Reifen aufwirbeln. Der heftige Wind aus Süden tut ein Übriges und sorgt dafür, daß die ganze Mischung gut durchgewirbelt wird und lange in der Luft bleibt. Eine dicke Sandkruste verklebt mir die Augen, ich kann sie nur zukneifen und aus kleinen Schlitzen hervorlugen. Der Wind rüttelt am Helm, trotz Ohrenstöpsel wirkt unsere Geschwindigkeit immens, auch wenn wir nur 70 fahren! Es wird frisch, ich fange schon an zu frieren, da dürfen wir in's Landesinnere abbiegen. Wie erwartet, wird es bald deutlch wärmer. Ein großer See lockt zum Bleiben, aber er bietet nicht, was ich suche. Also fahren wir noch ein Stückchen, demnächst folgt ein Stück Neben-Neben-Straße. Da wird sich sicher was finden lassen!
 
Ein großes Schild kündet vom "Ende der Asphaltstraße"- es beginnt ein schönes breites Asphaltband. Jetzt muß ich mir aber dringend ein Zeltplätzchen suchen; nur, genau ab jetzt herrscht Baustellenbetrieb. Ein paar Kilometer müssen wir noch über die Trasse fahren, der Rest wird gerade asphaltiert. Hier finde ich kein Plätzchen. Bei nächster Gelegenheit fahre ich einfach mal einen Sandweg hinein, es geht über eine kleine Brücke und dann an ein paar Höfen vorbei. Eine schöne Wiese! Das ist der Sportplatz. Aber damit habe ich ja schon gute Erfahrungen gemacht (in Georgien), also queren wir den Platz und finden dahinter tatsächlich am Bach hinter ein paar Büschen ein kleines Plätzchen. Es ist etwas bewachsen und staubt daher nicht einmal.
 
Ich habe das Gefühl, viel gefahren zu sein, bin aber gar nicht weit vorangekommen. Ich habe mir viel mehr gewünscht! Na ja, langsam aber stetig kommen wir trotzdem voran. Weil es uns hier nicht besonders gefällt, wollen wir Richtung Argentinien und auf der anderen Grenzseite weiter Richtung Süden tingeln. Lassen wir uns überraschen! Drei Ziele liegen noch vor mir, die ich unbedingt sehen möchte: der Perito Moreno Gletscher, "Frääänk" und Ushuaia. Dann kann es nach Hause gehen....

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hvvhbsyegarbcevx

Montag, 6. Januar 2014

Von Allem ein bischen

Als ich die Augen öffne, fällt mein erster Blick auf den Schatten, den die Lisl auf das Zelt wirft - ist das nicht ein phantastischern Anblick?
Bis ich alles zusammengepackt und gefrühstückt habe und den Hund wieder los geworden bin, der sich in der Nacht zu meinem Zelt gelegt hat, hat das Wetter zugezogen - kalt und neblig ist es geworden. Das mag die Lisl anscheinend auch nicht, denn sie will mal wieder überhaupt nicht anspringen. Sie startet ein paar mal kurz, geht aber gleich wieder aus. Ich muß sie heftig streicheln und bitten, bis sie sich auf den letzten Batteriedrücker dann doch zu laufen bequemt.
Den Vormittag cruisen wir auf kurvigen Asphaltsträßchen durch die Küstenberge. Das Meer ist meist weiter draußen und auch, wenn die Straße direkt an der Küste verläuft, liegen zwischen uns und dem Meer oft noch Priele oder kleine Seen. Die sind deutlcih wärmer als der Pazifik und die Menschen baden häufig darin. So auch am Strand von Quivolgo, einer kleinen Bucht. Der Tümpel scheint relativ tief zu sein, viele Schwimmer und Kanuten tummeln sich darin. Zuerst vermute ich, daß der Teich aus heißen Quellen gespeist wird, weil Nebelschwaden darüber schweben, dann aber schließe ich, daß der Nebel vom Pazifik kommt und sich über das ganze GEbiet legt. In den Bergen und Wäldern kann ich die gleichen Nebelschwaden beobachten. So plötzlich wie sie gekommen sind, verschwinden sie aber auch und die Sonne wärmt wieder.
In Constitucion bin ich leider absolut vergeblich auf der Suche nach WIFI, bestimmt 5 mal umkreise ich den Marktplatz. Ich falle schon auf. Beim letzten Mal bleibt das Fahrzeug vor mir mitten auf der Kreuzung stehen und kann sich nicht entscheiden, ob es links oder rechts abbiegen soll. Ich fahre rechts vorbei und hupe kurz, damit es mich nicht übersieht. 20 m weiter wartet die Polizei...uups. Hoffentlich geht es gnädig aus. Ich gebe mich völlig unschuldig und zeige freundlich die geforderten Papiere. Der Polizist kontrolliert akribisch den Führerschein, wedet ihn bestimmt 6 mal um zu schauen, ob ich auch wirklich ein Motorrad fahren darf. Dann will er noch mein Visum sehen und weist mich darauf hin, daß ich nur bis zum 24. in Chile bleiben darf. Alles ok? Ja! Er grinst und wünscht mir gute Fahrt.
Es duftet wieder herrlich - ich liebe das! Bis mir Brandgeruch in die Nase steigt. Auf beiden Seiten der Straße qualmt es, der Boden ist verbrannt, noch etlöiche Brandnester glimmen vor sich hin. Kein Aufpasser weit und breit, die Straße daref befahren werden. Die Eukalyptusbäume scheinen fast unversehrt, lediglich die Blätter scheinen etwas mitgenommen und vertrocknet zu sein. Ob Eukalyptusholz wohl nicht brennt? Alles andere ist verbrannt!
Plötzlich und ohne Vorwarnung endet der Asphalt oben auf eine Kuppe - wir müssen ordentlich in die Eisen steigen! Eine breite Piste liegt vor uns. Ein bischen Schotter, ein bischen Sand, ein bischen Waschbrett, ein paar Schlaglöcher, einige Steilpas sagen...zu schaffen macht mir eine Serpentine, in der alles zusammenkommt. Ach, und zwei abenteuerliche kleine Brücken.Die Piste führt weiterhin durch Wälder, die Bäume werfen ihre Halbschatten über die Straße. Das macht mir das Lesen der Fahrbahn unmöglich, die Lisl muß also klaglos schlucken, was ihr unter die Räder kommt.
Nach 10 km schon ist die Piste vorbei und wir genießen wieder ruhigen Asphalt. Bis Tome an der Küste sind es noch ca. 40 km, eigentlich nicht weit, aber ich bin müde. Ich glaube, auch reisemüde. Es macht mir nicht mehr richtig Freude. Wir biegen bei der nächsten Möglichkeit von der Hauptstraße ab und finden neben einer Ortschaft einen hübschen Platz im Kiefernwald. Scheint ein Holzplatz zu sein. Ich muß den Untergrund ein wenig "kehren", damit ich nicht auf Steinen und Ästen schlafen muß.

Sonntag, 5. Januar 2014

Mal wieder ein Abenteuer?

Ich bin zwar früh auf, aber ich kann noch nicht aufbrechen, die Brötchen kommen erst nach 9 Uhr! Also geht es halt gemütlich los, gegen 11 Uhr sind wir dann unterwegs. Santa Cruz im Valle Colchagua soll eine schöne Tour sein. Ich lasse das Navi walten. Es findet schöne, asphaltierte Nebenstraßen durch die Weinberge. Irgendwie fühlt es sich heimisch an, eben wie Toscana. Es ist nicht mehr aufgesetzt, wie im Norden, es ist echt. Kein Streß. Herrliche Düfte nach Eukalyptus, Pininnadeln und frischem Stroh. Und nach Brand! Ein Stoppelacker brennt in der Ferne, aber der Brand scheint außer Kontrolle zu sein. Menschen starren, die Feuerwehr begegnet mir aber erst sehr viel später. Weil die Straßen so schön sind, beschließe ich, weiterhin auf ihnen zu cruisen. Ein Stückchen davon gehört laut meiner Karte allerdings einer niedrigeren Kategorie an - aber die Karte stimmt sowieso gar nicht. Santa Cruz haben wir bald erreicht und nun geht's weiter, wieder Richtung Küste. Bei Putu soll es schöne Dünen geben.
Die Ortschaften sind ordentlich ausgeschildert. Wir geraten auf ein wunderschönes kleines Aspahltsträßchen durch Eukalyptuswälder. Dummerweise endet es schon bald, bzw. geht in eine Piste über. Das wäre ja eigentlich nicht so schlimm, aber das hier ist bitterböses Waschbrett! Und ganz feiner Sand. Zuerst bin ich mutig und jage die Lisl über der kritischen Geschwindigkeit über die Wellen, das heißt, wir fahren maximal 50. Da kommt sie aber in dem feinen Sand heftig ins Trudeln; also runter mit der Geschwindigkeit - unter 20. Es ist ein schreckliches Geschüttel, armes Material. Und das soll jetzt 45 km so weiter gehen? Ohje! Das hat sich wohl auch die Zwiebel gedacht, die ich zu den Tomaten gekauft habe, und ist davongehüpft. In der Mittagspause (um 4 Uhr) war sie auf jeden Fall nicht mehr da... Schade, auf das Käsebrötchen wollte ich eine Tomate und ein Stückchen Zwiebel tun. EINE Tomate??? Ich habe zwei gekauft - aber eine ist schon so groß wie die ganze Semmel!
Die Piste führt in die Berge, wunderschöne Wälder, und bietet immer wieder herrliche Ausblicke. An einer besonders schönen Stelle über einem Binnensee mache ich meine Pause. Auf der anderen Seite des Bergrückens muß der Pazifik sein, aber er ist noch zu weit weg.
Frisch gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg. Anscheinend habe ich vergessen, den Benzinhahn zu öffnen - und wo fällt der Lisl das ein? Natürlich mitten am schwierigsten Steilhang!
Die Beschilderung hat aufgehört, mein Navi zeigt eine Abzweigung - die gibt es auch. Beide Pisten sind breit und sehen befahren aus. Bisher sind mir ständig Autos begegnet. Ich folge dem Navi und biege scharf ab. Die Piste wird jetzt tiefsandig, hat aber lange nicht mehr so viel Waschbrett. Na ja, Richtung Dünen ist ja auch Sand zu erwarten. Die Piste  führt steil nach unten, wird steinig und schwierig. Langsam! Sie weicht vom Kurs ab - kommt zurück, weicht wieder ab... Noch eine Abzweigung - das Navi ist ratlos. Die grobe Richtung stimmt nicht mehr, also zurück und eine andere Richtung versuchen. Auch hier geht es bald in die falsche Richtung. Noch ein Versuch - eine frisch geräumte Piste scheint jetzt weiterzuführen. Steil und steiler, dann grasbewachsen. Sieht nicht so aus, als ob hier viele Fahrzeuge fahren würden. Eigentlich überhaupt keine mehr - schon seit langem! Oh oh, jetzt wird mir mulmig! Noch eine Kurve nehmen wir! Und noch eine? Am Gegenhang scheint die Piste wieder breit, eben und befahren zu sein - also bis dahin fahr ich noch! In der nächsten Kehre scheuchen wir eine Herde Wildpferde an der Tränke auf. Es sind wohl die einzigen Pistenbenutzer außer mir! So, jetzt drehe ich endgültig um! Und ich bleibe dabei, mindestens bis zu der Abzweigung, wo das Navi eingegriffen hat. Gerüche? Ja sicher, mein Angstschweiß. Aber es geht alles gut. Kaum bin ich wieder auf der bösen Waschbrettpiste, begegnet mir auch schon das nächste Auto. Vorsichtshalber frage ich nach dem Weg. Ja, ich bin richtig, es sind nur noch 8 km bis Llico! Ich schätze mal, ich bin mindestens 10 km umhergeirrt. Die Lisl und ich sind ganz rot eingestaubt.
Von Llico bis Iloca ist jedes Fleckchen zugebaut oder eingezäunt. Jede Menge kleine Hotels, Restaurants, Fischmärkte - scheint eine richtige Touristenmeile zu sein. Da kann ich nicht bleiben. Ich will wieder die Freiheit und Gesetzlosigkeit der Wüste haben! Aber einen Saft trinken, Internet erledigen und wieder Kraft und Mut schöpfen, das kann ich hier schon. Danach lassen wir es einfach rollen. Neue Düfte - nach Blumen! Süßlich. Bis ein kleiner Weg zum Strand abgeht. Schwarzer Sand und schöne Dünen gibt es hier. Und das Beste: es steht dran, dies sei ein freier, städtischer Campingplatz! Na, das laß ich mir nicht zweimal sagen - rein und Zelt aufgestellt. Hinter einem Kieselwall in etwa 200 m Entferngung grollt der Pazifik. 2 Reiter kommen vorbei, es scheint kein Vergnügungs- sondern ein Übungsritt zu sein. Zumindest das eine Pferd ist total nervös und muß immer mal wieder zur Raison gebracht werden. Na Platz ist hier ja genug!