Samstag, 14. September 2013

Alice im Wunderland - oder Susanne im Redwoodland

        
Heute möchte ich unbedingt das ultimative Foto beim Durchfahren eines Mammutbaumes machen. Bis zum Redwood-Park sind es noch knapp 50 km. Kalvin weiß zwar nichts von den sagenhaften Baum, aber er legt mir dringend nahe, zum Stout Grove zu fahren. Die Zeichnung, die er gestern abend gemacht hat, ist etwas verworren und klingt kompliziert, mein Navi kennt diese Sehenswürdigkeit nicht. Zusammen finden wir aber im Navi ein Sträßchen, das dort ganz in der Nähe sein müßte. Zum Abschied dankt Kalvin mir noch für den mitgebrachten Regen - Regenmacherin.
Dank Navi finde ich bis zu einem Schild, das Stout Grove als "sehenswürdige Straße" ausweist. Also ganz ehrlich - das ist untertrieben. Wir wollen gar nicht schneller fahren als erlaubt oder möglich ist - wir sind Zwerge zwischen Urwaldriesen! Und wir genießen es! Ich kann gar nicht so viel anhalten wie ich möchte - man kann doch nicht jeden Baum fotografieren? Es gibt dann noch einen kleinen Rundwanderweg, der einfach unglaublich ist. Solche riesigen hölzernen Gebilde; Knoten, Wurzelstöcke, Baumhöhlen, von innen ausgebrannte Skelette...eine Baumwarze sieht tatsächlich wie eine Indinanermaske aus! Zwei von diesen Bäumen übereinander gelegt, ein Dach drauf, und das Blockhaus wäre fertig. Oder: einen Baustamm halbiert und ausgehölt - fertig ist das Ehebett.
Alles Kommende nichts mehr gegen dieses Wunderland. Ich hatte im "echten" Park noch mehr erwartet, aber selbst der befahrbare Baum (Gebühr 3$) ist jetzt keine Sensation mehr. Obwohl der Hwy direkt durch den Nationalpark führt, ist er langweilig und unspektakulär. Gerne suche ich mir wieder "Abkürzungen" oder Alternativen. Leider enden diese oft an der Küste oder in den Bergen als Sackgasse, dennoch bieten sie ein herrliches Erlebnis. Im Wald bildet sich auf einer Küstenstraße sogar eine Moosschicht auf der Fahrbahn, ich glaube, hier trocknet die Straße nie.
Richtung Osten zum Grand Canon ist ab sofort angesagt. Natürlich wieder möglichst direkt und auf Nebenstraßen. So finde ich ein herrlich kurviges Sträßchen das in die Berge der Redwoods hinaufführt. Es ist saukalt (13 Grad) und neblig oder nieselig - nicht umsonst ist das hier ja der Regenwald. Bei einer kurzen Pause an einem Aussichtspunkt - an dem man nichts als Wolken sieht - spreche ich mit einer jungen Familie, die von der anderen Seite kommen. Sie ziehen ihrem Baby was warmes an, angeblich wäre es in Hoopa (ca. 30 km von hier) schrekcklich heiß. Hätte ich nichts dagegen.
Keine 5 min später öffnet sich der Wald, die Straße führt nun geschottert auf einem Bergkamm entlang. Auf der einen Seite Wald, auf der anderen Seite einen weiten Blick über die Berge - ich komme schlagartig aus den Wolken heraus - und schon ist es 10 Grad wärmer. So gefällt mir das: goldgelb glänzende Grashänge, einige Felsen, duftende Kiefernwälder und wunderschöne Eichen.
Etwas später freut sich die Lisl wieder über Asphalt unter den Rädern, der viele enge Kurven mitbringt. Der Weg führt uns ins Tal des Klamath River zu einem Indianerreservat.
Eigentlich möchte ich gar nicht aufhören zu fahren. Aber es ist schon 17 Uhr - wir haben 33 Grad! Das Zelt, das ich heute morgen klatschnaß eingepackt habe, ist trocken bevor es fertig aufgebaut ist. Ich lege mich ein Weilchen in den Halbschatten und lasse den lauen Wind am Körper vorbei und durch Gesicht und Haare streichen. Köstlich!
Später gehe ich ein paar hundert Meter zum Fluß hinunter um Wasser zu holen - wie bei den alten Indianern; nur daß mein Eimer nicht Marke "Hirschhaut" sondern "Ortlieb" ist...
Ich habe das Gefühl, daß wir heute zwar lange und viel gefahen, aber überhaupt nicht weit gekommen sind. Dennoch - ein Tag voller Fahrspaß!

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