Momentan sitze ich in der BMW-Werkstatt am Südende von Vancouver. Die Lisl bekommt soeben eine Dichtheitsbehandlung - Peter hat organisiert, daß ich dort heute noch vorbeikommen darf. Ich nutze das Werkstatt-Internet und freue mich, wieder mal viele Kommentare und E-Mails von Euch bekommen zu haben!
Von gestern ist nicht viel zu erzählen - die Laakmanns sind anscheinend unterwegs um ihr 7tes oder 13tes (ich weiß nicht) Motorrad zu besorgen. Nachbar John schaut nach Haus und Hof und natürlich auch nach mir. Da ich aber wunschlos glücklich bin, verläßt er mich wieder. In herrlichem Sonnenschein genieße ich noch mein Frühstück an Laakmanns Gartentisch - dann geht's auf Richtung Vancouver und zu Peter. Es zieht bald zu und so gibt es landschaftlich nichts besonderes zu berichten. Ich streune ein wenig durch Pemberton - hat ganz hübsche alte Häuschen und Läden - und durch Whistler - ist hochmodern und neu angelegt, sieht irgendwie künstlich shön aus und ist nicht mein Ding.
Ich finde tatsächlich zu Peters Haus im "Paradiestal" und werde freundlich von Frau Almuth empfangen. Sie haben schon ein Gästezimmer für mich vorbereitet!!! Einfach Klasse! Am Abend schauen wir noch, was die Lisl alles braucht, Peter führt einige Telefonate. Dann gibt es leckeren Linseneintopf mit Saitenwürschtle und noch etwas klönen. Eine Dusche und herrlicher Schlaf.
Am Morgen ist Peter schon sehr früh unterwegs, läßt mir aber ausrichten, wo ich alles bekomme. Ich soll aber am Vormittag noch dort sein. Als ich das erfahre ist es kurz vor 10 Uhr, bis Vancouver sind es etwa 90 km - Großstadtverkehr nicht eingerechnet. Dort bekomme ich in einem Dichtungs-Spezial-Geschäft die Simmerringe, dann muss ich nochmal ca. 40 km weiter nach Süden bis zur Werkstatt. Vormittag reicht nicht mehr ganz - aber kurz nach 12 akzeptieren die Jungs auch noch. In der Zwischenzeit wird in Brackendale meine Wäsche gewaschen - ach geht's uns so gut!
Wenn alles erledigt ist, versuche ich noch, etwas von der Stadt zu sehen, was allerdings bei dem wieder regenerischen Wetter nur bedingt Spaß machen wird.
Sorry, Garmin funktioniert nicht mehr, jetzt muß ich meine Routen so anzeigen:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=lgaaqujvvukqejtl
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mccrabrgfiamslbq
Freitag, 6. September 2013
Donnerstag, 5. September 2013
Verkalkuliert - verfahren - verloren - gerettet
Die Übernachtung am Bahndamm war ok. Nur hatte ich
beim Zeltaufbau ein größeres Loch übersehen - es hat eine Weile gedauert, bis
ich die richtige Position dazu gefunden hatte - dann war's aber
richtig lustig.
Gleich am Morgen führt mich ein mittelguter Schotterweg ca. 30
km kurvenreich steil hinauf und später natürlich auch wieder hinunter Richtung
Lilloet. Auch hier sind die Auswirkungen des gestrigen Gewitters deutlich zu
sehen - umgestürzte Bäume und Auswaschungen am Boden. Aber es macht Spaß. Später führt eine Asphaltstraße durch ein enges Tal
mit tollen Ausblicken auf den Fluss, der sich hier eine steile Schlucht gegraben
hat.
In Lilloet finde ich eine Bücherei mit freiem und schnellem Internet. Das
verlockt, Bilder nach Hause zu schicken - da hab ich mich schon zum ersten Mal
vertan, denn als ich die Bücherei verlasse ist es schon 3 Uhr nachmittags. Ich
will heute noch die von Peter beschriebene Tour zu Werner und Renate machen -
allerdings sieht es auf der Karte aus, als ob das in 2-3 Stunden zu machen wäre.
Vorsichtshalber gönne ich der Lisl noch einen Schluck Sprit und mir ein Eis,
dann geht's los. Die Straße wechselt bald zu Schotter und bietet atemberaubende
und ständig wechselnde Anblicke. Ich könnte immerzu stehen bleiben und
fotografieren! Eine tolle kurvenreiche Motorradstrecke! Der Belag wechselt
allerdings ständig in allen Schattierungen zwischen gutem Asphalt bis hin zu
Schotter mit Löchern und Waschbrett - ich muss also beim Fahren gut
aufpassen. Bei Temperaturen zwischen 26 und 31 Grad schlängelt sich das
Sträßchen ein verwunschenes Tal mit senkrechten Felswänden und riesigen
Geröllfeldern entlang, bis es nach einem Staudamm am Ufer des riesigen Carpenter
Lake entlangführt.
Es ist kaum Verkehr; in einer Kurve begegnet mir
ein Truck mit Bootsanhänger, der wirklich das einzige Schlammloch auf der 70 km
langen Strecke erwischt. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als wir auf gleicher
Höhe sind. Eine Schlammflut bricht über mich herein und ich bin augenblicklich
blind. Der Schlamm dringt in den Mund und unter die Brille sowie in den Kragen.
Pfui Teufel!!!
Ich fahre bis Bralorne um dort nach dem weiteren
Weg zu fragen - aber so wie ich Peters Wegbeschreibung verstanden hatte, scheint
das nicht zu funktionieren. Es gibt keine Straße nach D'Arcy. Ja, nach Pemberton
gibt es einen Weg, das ist etwa gleichweit wie zurückzufahren. Bereits nach
wenigen Kilometern steht da ein Schild, das mitteilt, die Straße würde nicht
gewartet werden. Nach weiteren 2 km gibt es eine unbeschilderte Abzweigung - die passende Richtung ist völlig unklar, auch meinem Navi. Bald wird der Weg richtig
schlecht, da beschließe ich, umzudrehen (Gruß an
den Hasenfuß. Oder war es ein Anflug von Vernunft?). Jetzt wird es zeitlich
ziemlich eng. Mein Navi meint, um 1/2 10 Uhr könnte ich am Ziel sein - ziedmlich spät. Auf dem
Rückweg am See entlang lasse ich es richtig laufen, ohne Rücksicht auf
Schlaglöcher oder Waschbrett.
Am Staudamm geht eine Straße Richtung Seton Portage
ab, die muß ich nehmen. Wahrscheinlich hat Peter auch genau diese gemeint. 2 1/2
Stunden hat mich der Ausflug gekostet. Es ist schon gegen 6 Uhr abends,
normalerweise würde ich jetzt einen Campingplatz ansteuern. Aber es ist ja nicht
mehr weit und die Schotterstraße läßt sich gut fahren. Seton Portage ist als
solches gar nicht zu erkennen. Ein Kraftwerk und weinige km weiter 3 weit
auseinanderliegende Häuser. Kein Wegweiser. Ein alter Mann zeigt mir den Weg
über die Eisenbahn und dann "immer dem See entlang". Der Weg wird immer
abenteuerlicher - ja auch er wird nicht gewartet. Jetzt muß ich überlegen, ob
ich so kurz vor dem Ziel aufgebe, denn in der Dunkelheit kann ich hier nicht
weiterfahren. In der Dämmerung komme ich an 2 kleinen Geländefahrzeugen vorbei -
wer die wohl hier in der Wildnis stehen läßt? Kurz darauf sehe ich im
Rückspiegel Licht und möchte das Fahrzeug vorbeilassen. Cooter - so heißt der
Fahrer - fragt micht, ob ich von zu Hause ausgerissen wäre (wegen dem Gepäck)
und was ich hier oben wolle. Er beschreibt mir den weiteren Weg - kommt mir
ziemlich kompliziert vor. Aus Spaß sage ich, ich würde ihm einfach
hinterherfahren und er solle auf mich aufpassen. Letztendlich führt er, der
Indianerführer, mich den ganzen Weg nach D'Arcy, was fast nochmal eine ganze
Stunde ausmacht. Es wird dunkel und ich folge einfach nur den Rücklichtern. Der
Weg ist teilweise richtig schwierig, ausgewaschen, steinig oder sandig und führt
oft steil bergauf oder bergab. Ich vertraue einfach darauf, daß die Lisl in
keine Falle tappt. Die Motorradbrille muss ich abnehmen, weil ich in der
Dunkelheit damit zu wenig sehe, dafür treiben Staub und Fahrtwind mir jetzt die
Tränen in die Augen.
An der Tankstelle in D'Arcy erzählt Cooter, wie er mich gefunden und "gerettet" hat, er hat
dort oben auch frische Grizzlyspuren gesehen. Es wird beratschlagt, wen ich wohl
suchen könnte. Als sich das geklärt hat,bringt
Cooter mich auch noch bis zum Haus von Werner und Renate, die aber anscheinend
nicht da sind, obwohl überall Licht brennt. Es ist 1/2 10 Uhr und
stockdunkel!
Beim Zeltaufbau im Vorgarten vermisse ich den
Hammer um die Häringe einzuklopfen. Aha, das war also das seltsame Geräusch und
der Schlag an die Motorradunterseite vorhin auf der Schotterstraße.
Mittwoch, 4. September 2013
Alleine reisen...
...macht nicht einsam - nein! Zumindest nicht heutzutage. Zum Einen gibt es ja Internet und E-Mail und SMS - zumindest wenn man in zivilisierten Gebieten unterwegs ist. Und zum Anderen trifft man an den entlegensten Orten auf abenteuerlich Reisende. Und dann ist da sofort ein Band - je verrückter der Ort, umso enger die Verbindung. Schließlich gibt es ja nur wenige, die sich an solch verrückte Orte begeben. Daher werden derzeit auch die interessanten Treffen weniger, ich bin eben zurück in der Zivilisation. Immer öfter habe ich jetzt ein Handy-Netz - allerdings ist zwischen den Orten (das sind hier immerhin mehrere hundert Kilometer) immer noch Sendepause.
In Quesnel wollte ich wieder mal Internet nutzen und habe diesmal "Starbucks" ausprobiert. Leider waren alle Tische belegt. An einem Tisch hat sich ein Herr mittleren Alters ausgebreitet - da ich wenig Platz brauche, fragte ich, ob ich mich dazusetzen könne. "Na klar" war Gordons Antwort "bist Du eben mit der BMW gekommen?" Treffer! Er ist auch Motorradfahrer und hat sich vor Kurzem zum Tapetenwechsel aus Vancouver zu seiner Schwester hierher verzogen. Aber heute hat er's dort auch nicht mehr ausgehalten und ist mit dem Moped abgehauen...schon wieder 2 Gleichgesinnte. Starbucks war ein Schlag in's Wasser, die hatten gar kein WiFi; so hat mich Gordon über sein I-Phone surfen lassen - das war ja mal nobel!
Alleine reisen...
...mach frei! Frei von allen Zwängen und Gewohnheiten und dem Biorythmus der Mitreisenden (eine Gemeinsamkeit mit vielen anderen Reisenden, mit denen ich gesprochen habe). Es macht frei, sich die Zeit einzuteilen, zu fahren oder zu schauen wann und wo man will. Zu trödeln, wenn einem danach ist. Ich bin dann ganz alleine für mein Glück oder Unglück verantwortlich - kann die Schuld an mißlichen Lagen keinem anderen in die Schuhe schieben; kann niemand verantwortlich machen, wenn ich nicht glücklich bin; muss mit Unbill alleine klar kommen, kann aber auch die Freude nicht teilen.
Freiheit! In einem weiten Land!
Ach! Noch was - das Wetter! Wenn es schlecht ist kann ich ja nicht genügend darüber lamentieren. Aber sein 3 Tagen ist es soch prima und ich erzähl das nicht? Getreu dem Motto "net gschimpft isch globt gnuag". Allerdings hat mich heute ein Gewitterausläufer erwischt. Ich selbst bin nur etwas naß geworden, aber Boden und Gegend, die ich durchfahre, erzählen eine schlimme Geschichte von Struzbächen.
Ach! Noch was - das Wetter! Wenn es schlecht ist kann ich ja nicht genügend darüber lamentieren. Aber sein 3 Tagen ist es soch prima und ich erzähl das nicht? Getreu dem Motto "net gschimpft isch globt gnuag". Allerdings hat mich heute ein Gewitterausläufer erwischt. Ich selbst bin nur etwas naß geworden, aber Boden und Gegend, die ich durchfahre, erzählen eine schlimme Geschichte von Struzbächen.
Dienstag, 3. September 2013
Barkerville
Uups - plötzlich ist mein Zahnweh weg!! |
Es muss doch auch mal Tage geben, an denen es
nichts zu erzählen gibt?! Sicher, aber nicht heute - obwohl es am Vormittag so
aussieht.
Das Abenteuer "gravel road" geht gut zu Ende - ich
finde den Bobtail-Weg und er läßt sich auch ganz ordentlich fahren. Ziemlich am
Ende allerdings habe ich mich vermutlich vertan, als ich auf die Asphaltstraße
abgebogen bin, denn die hat mich dann doch noch vor Prince George auf die
Hauptstraße geführt. Aber macht nix, dann kann ich dort wenigstens mein Internet
erledigen. Und sooo groß ist die Stadt dann auch nicht.
Ab Prince George ist die Hauptverbindung in den
Süden doch recht gut befahren; die Landschaft bietet für europäische Augen
nichts Umwerfendes. Lediglich die immense Weite und dementsprechende Größe der
Wiesen und Weiden fällt auf.
Da kann ich mal meinen Gedanken freien Lauf lassen
und wieder mal über Sinn oder Unsinn des Lebens philosophieren. Auf jeden Fall
wäre das Leben sicher vertan, wenn man keine Freude daran gehabt hätte. Was ist
es, das mir persönlich Freude macht? Motorradreisen?! Und wie schaffe ich es,
das zu tun und dabei für meinen Lebensunterhalt aufzukommen? Und woran kann man
sich noch freuen, wenn das nicht mehr geht? Ob
sich alle Menschen früher oder später einmal solche Gedanken machen weiß ich
nicht, aber ich bin ziemlich sicher, daß jeder meiner Gedanken schon einmal gedachtwurde. Viele davon wurden sicher auch
ausgesprochen, manche niedergeschrieben und einige sogar zitiert.
Barkerville (auf deutsch "Kläfferdorf"?) lockt auf
einen mindestens 2-stündigen Abstecher. Ich bin aber schon ziemlich spät dran
und gönne mir unterwegs sogar noch, das historische Cotton House anzuschauen,
ein Roadhouse (also eine historische Autobahnraststätte) aus dem letzten Jahrtausend. Dort steht ein hübscher alter Mähdrescher
mit Pferdeantrieb - vielleicht etwas für die Aschbucher Bauern, wenn der Sprit
zu teuer wird? Ich halte schon Ausschau nach hübschen Campingplätzchen, aber es
ist kaum was auszumachen, an den Rastplätzen ist Campingverbot und die
offiziellen Plätze kosten hier über 20 $! Am eingang von Barkerville steht auch
etwas von 13 $ Eintritt. Das nette Mädchen an der Kasse meint aber, da jetzt
schon alle Aktivitäten beendet sind, dürfe ich umsonst rein - da lacht das Schwabenherz! . Die Häuser kann man
trotzdem besichtigen. Außerdem glaubt sie, daß ich Glück haben könnte, wenn ich
trotz Campingverbot etwas versteckt zelte.
Barkerville - hat Flair wie Fort St.James oder
Dawson City. Sicher, wenn dort Menschen in Tracht das Leben von damals vorleben,
wäre es sicher noch lustiger. In einem Juwelierladen arbeitet noch ein altes
Ehepaar. Es ist ihr eigener Laden, der Mann ist Goldschmied. Da ich mir das
Leben hier - zumindest eine Zeit lang - sehr spannend vorstelle, erkundige ich
mich nach einem Job. Ja, es werden immer Leute gesucht, die den Sommer über hier
(tagsüber) leben und arbeiten wollen. Die Löhne sind nicht horrend von 10 $
aufwärts. Es gibt hier sehr kleine Blockhäuschen, in denen steht nur ein Bett,
ein Tisch mit Stuhl und ein Ofen. Darin haben Trapper oder Goldsucher bis in die
60er Jahre gelebt! Und hier ist sie wieder die Frage: hatten die Freude am
Leben? Was tut man an den Abenden
Wenige km zurück nutze ich dann doch so einen
kleinen Parkplatz. Es gibt einen kleinen Wiesenweg zum Seeufer, dorthin verziehe
ich mich. An einem Baum steht eine Warnung vor Bärenaktivitäten. "Meist geht der Bär dem Menschen aus
dem Weg" steht auf Seite 15 im Einmaleins
für Bärenbegegnungen. Das hört sich ja gut an. Dann folgen jede Menge
Hinweise und auf Seite 22 steht dann "...der Bär will Sie fressen. Geben Sie
nicht auf! Sie kämpfen um Ihr Leben!" Zum Glück sind meine Bärenbegegnungen
bislang selten über Schritt eins hinausgegangen und ich hoffe, das bleibt auch
heute so.
Montag, 2. September 2013
Fort-Leben
Ist das ein herrlicher Platz am See!!! Der
Platzwächter hat mir freundlicherweise Kleinholz gebracht, damit ich ein Feuer
machen kann. Ich sitze lange dort und schaue in die Flammen. Gegen 10 Uhr wird
es ruhig, die Kinder verschwinden in den Campern. Als kurz danach auch endlich
Nachbars Generator ausgeht, ist die Ruhe perfekt. Der See liegt ganz still da,
ab und zu kann man Fische springen hören. Da der Mond noch nicht aufgegangen
ist, zeigt sich ein prächtiger Sternenhimmel. Den genieße ich auch noch, nachdem
ich mich ins Zelt verzogen habe - es ist so herrlich, daß ich das Zelt einfach
offen lasse.
Am Morgen weckt mch die Sonne, die über den See zu
mir hereinscheint. Langsam erwacht das Leben wieder - als erste paddeln die
Kinder auf den See. Schade, daß ich nur diese eine Nacht bleibe...
In Vanderhoof überlege ich, ob ich den Abstecher
nach Fort St.James machen soll - sind doch immerhin einfach ca. 60 km. Ich
entscheide mich dafür und bin darüber sehr froh. Das Fort ist überwiegend im
Originalszustand und man bekommt alles erklärt. Es ist herrlich am Seeufer
gelegen, enthält große Wiesen, einen schönen Nutzgarten und einen kleinen
Hühnerhof. Jeden Morgen müssen die Hühner ein Wettrennen
absolvieren.
Während der Mittagspause sind die einzelnen Häuser
geschlossen, aber daür zeigt eine Indianerin, wie traditionell Leder hergestellt
wird. Das ist total interessant! Z.B. wird die Haut lange geschabt, um Weichheit
und die samtige Oberfläche zu erhalten; dabei wird sie öfters mit Mehl
eingepudert. Ganz zum Schluss muss sie noch geräuchert werden, damit sie den
braunen Farbton erhält. Und natürlich gibt es noch hunderte von weiteren
Arbeitsgängen zwischendrin - vor allem mit viel wässern, trocknen, ölen,
strecken...
Im Lagerhaus könnte ich in Shoppingrausch geraten!
Was da alles liegt: Fallen, kistenweise Munition, Seile, Mehlsäcke, Pelze von
allen Tieren in allen Farben, Öl, Tee...einfach alles und so schön verpackt! Das
Tier, das ich bei Faro gesehen habe, könnte ein Vielfraß gewesen sein, wenn ich
die hier hängenden Felle so anschaue. Sei jedoch selten, daß man die zu Geischt
bekommt und darüber könne man froh sein, erklärt mir die Angestellte. Denn
Vielfraße sind sehr aggresiv und können sogar Bären töten.
Das war aber nur das Lagerhaus. Es gibt auch einen
Laden - der ist genauso herrlich. Gusseiserne Töpfe und Teekannen, jede Menge
Whiskey, Lederstiefel mit genz weicher Ledersohle und genagelte Stiefel -
einfach Klasse. Im Wohnhaus wurde bereits für mich gedeckt - es gibt gleich Tee
mit Keksen, die aus der Küche duften. Och - ist doch nur für eine angemeldete
Gesellschaft. Dafür lerne ich noch etwas über die verschiedenen
Blockhausbauweisen - "Red River" oder "Duff lock". Beim Bau des Forts waren sie
auch schon so schlau, daßgleich hölzerne Gehsteige von einem Gebäude zum
nächsten angelegt wurden. So konnte man trocken und sauber spazieren gehen.
Bis Anfang der 50er Jahre war das Fort noch in
Betrieb; das zeigt sich an vielen Gebrauchsgegenständen. Nostalgie! Ich könnte
hier bleiben und nehme im büffelfellgefütterten Sessel Platz. Eigentlich ist es
phänomenal, was sich in noch nicht mal einem Menschenleben so verändert! Ob das
alles zum Guten war?
Zum Schluss gibt es jetzt doch noch ein kleines
Abenteuer. Nach dem einsamen Leben im Fort habe ich so gar keine Lust auf Stadt
und möchte Prince George gerne vermeiden. Auf meiner Karte finden sich sogar 2
Straßen, die das ermöglichen - die erste habe ich schon mal nicht gefunden. Es
geht eine Schotterstraße Richtung SO durch ein Indianerreservat (das heißt
richtig "land of the first nations"!). Was denen da als Gebiet zugesprochen
wurde ist ja wirklich winzig im Vergleich zu dem riesigen Land - auch wenn es
ein schönes Fleckchen ist. Die Straße, die laut Karte hier am Stony Creek nach
Süden abzweigt, führt mich bestimmt 20 km um den See herum, um dann kurz vor dem
Ende als Sackgasse zu enden. Also zurück - vielleicht war's doch erst die
nächste Abzweigung? Ja, die sieht gut aus, führt in die richtige Richtung, ist
in sehr gutem Zustand, ab und zu berfahren - die muss richtig sein. Irgendwann
ist am Finger Lake sogar ein Campingplatz eingezeichnet - den steure ich an. Der
Besitzer empfiehlt mir, die Karte wegzuwerfen, da stünde nur Schrott drauf. Nein
die Straße führt nicht nach Quensel oder zum Highway - ich muss den ganzen Weg
zurück nach Vanderhoof und auf dem Highway durch Prince George. Außer, ich würde
den "Bobtail" nehmen, der führt zwar auch wieder nach Norden, mündet aber kurz
südlich von Prince George im Hwy. Es gibt auf diesem Weg viele Abzweigungen, man
könnte sich verfahren und der Zustand ist nicht ganz so gut wie auf der Straße
die ich gekommen bin, aber ich sollte es ruhig versuchen.
Obwohl der Campingplatz sehr schön liegt und Dusche
und WiFi im Preis enthalten sind, sind mir 25 $ dann doch zuviel. Ich bekomme
noch ein paar Tips für kostenlose Zeltplätze und den nächstgelegenen davon nutze
ich - bin ganz schön müde!
http://connect.garmin.com/activity/369593117
http://connect.garmin.com/activity/369593117
Sonntag, 1. September 2013
Houston! Wir haben kein Problem!
Die Haut an den Fingern brennt wie mit Nadeln gestochen, das rechte Daumengelenk ziept und ein Knie tut höllisch weh - keine Ahnung von was das alles kommen könnte. Aber warum soll's mir besser gehen als der Lisl - altes Eisen eben!
Am Campingplatzbüro steht ein Schild "come back later to pay" - aber das steht immer da wenn ich vorbeischaue. Hab auch nichts dagegen, wenn dieser Luxusplatz (mit fließend Wasser, WC und vor allem heißer Dusche!) oberhalb des Lachsflusses gratis ist.
Mittlerweile hat sich der Rythmus gefunden, alle Dinge haben ihren Stammplatz - zumindest meistens - und jeder Handgriff sitzt. Trotzdem ist es selten vor 11 Uhr, bis ich aufbreche und alles gepackt habe. Ich genieße ja die Trödelei! Die Lisl und ich fallen fast überall auf, egal ob auf dem Campingplatz, bei McDonalds (Internet) oder an irgendeiner fotogenen Haltestelle. Wir werden von Einheimischen und Deutschen angesprochen - woher, wohin, was der Transport gekostet hat, man würde selbst gerne so eine Tour machen, man(n) hat selbst ein Motorrad zu Hause, "eine Frau alleine..." und vieles mehr.
Kurz vor Schmithers gibt es eine Abzeigung zu den "Twin Falls", die ich mir gerne anschauen möchte. Ich beiße die Zähne zusammen und nehmen den Fußweg in Angriff - ist ja nur ca. 1 km. Vielleicht tut das dem Knie ja gut?
Smithers - ist auf der Landkarte genauso eingezeichnet wie alle vorherigen Ortschaften. Die bestehen üblicherweise aus 1bis 5 "Häusern", das sind irgendwelche Gebäude, vom Blockhaus bis zur Garage. Meist kann ich gar nicht unterscheiden, ob das jetzt eine Werkstatt mit 20 Fahrzeugen, einen Müllhalde oder ein Privatgrundstück sein soll. Nach etwa 5 Grundstücken frage ich mich also, ob das jetzt Smithers gewesen ist. Doch da taucht plötzlich eine Ampel auf - was hept eine? Unzählige! D.h. etwa 6 davon. Und es gibt tatsächlich so etwas wie einen Stadtkern mit allen möglichen Geschäften, Restaurants, Hotels und sonstigen Einrichtungen. Es werden die diversesten Sportmöglichkeiten angeboten von Golf über Fischen bis hin zum Surfen oder Skilaufen. Scheint hier "St.Moritz BC" zu sein.
Die Straße führt nun durch ein weites Tal, einige Wiesen werden schon bewirtschaftet und gelegentlich weiden Pferde oder Rinder. Es gibt immer noch viel Wald und einige Berge, aber die Landschaft ist nicht mehr so spektakulär. Die riesigen rollenden Häuser sind seltener geworden, dafür sieht man deutlich mehr PKWs und natürlich Harleys! Bei 25 Grad und weiß-blauem Himmel ist es herrlich zu fahren.
Am Nachmittag genieße ich die Sonne auf einer Böschung. Unter mir liegt erst die Eisenbahn, dann ein kleiner See, dessen Oberfläche ganz grün ist und dahinter riesig breit der blaue klare Fraser River. Hier gibt es seltsame Schmetterlinge, die ihren Namen verdient haben- wenn sie fliegen schmettert das so ähnlich, wie wenn man an den Fahrradspeichen Bierdeckel knattern läßt. Den Abend genieße ich auf einem Campingplatz direkt am Fraser Lake. Hier herrscht buntes Treiben beim Grillen und Bootfahren - mit und ohne Motor. Ab und zu höre ich auf der anderen Seeseite ein dumpfes Grollen, das sind Züge. Ich habe über 110 Waggons gezählt!
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