Samstag, 25. Januar 2014

Kein Abenteuer?

Als ich um halb neun Uhr wach werde, hüpft Pavel dick angezogen auf der Wiese herum. Er hat schon alles gepackt und ist startbereit. Es ist saukalt (5 Grad), die ganze Nacht hat ein kalter Wind durch's Zelt geblasen. Deshalb habe ich auch gefroren und bin erst gegen 6 Uhr morgens eingeschlafen. Dann muß ich micht ja jetzt auch beeilen? Ohne Waschen oder frühstücken mal wieder. Aber in Cerro Sombrero nach 5 km wollte Pavel ja einen Kaffee trinken.

Wieder mal denkste - Pavel fährt einfach vorbei. Auf meine Nachfrage später erinnert er sich gar nicht daran, das gewollt zu haben.
Heute überqueren wir die Magellanstraße mit der Fähre und verlassen damit die Insel "Tierra del Fuego". Feuerland, auf dem man kein Feuer machen darf. In der nächsten Ortschaft haut Pavel seine restlichen chilenischen Kröten auf den Kopf, wir kaufen in einem kleinen Laden Brot, Tomaten und etwas Süßes ein. Ich habe noch ziemlich viel chilenische Pesos, die werde ich in Argentinien irgendwie umtauschen müssen. Der Grenzübertritt ist diesmal etwas chaotisch, eine ewig lange Schlange steht an und man winkt uns an einen anderen Schalter. Den hätten wir aber erst später besuchen sollen, Schlater 1 fehlt uns jetzt. Machen wir halt später. Dann ist beim Zoll der Computer ausgefallen - erst nach einiger Zeit beschließen sie, auf Handbetrieb umzustellen. Es scheint schwierig, die richtigen Formulare zu finden und sie auch richtig auszustellen, die Frau Zöllner kann das gar nicht, der Kollege braucht dafür eine Vorlage. Pnigelig genau legt er ein Kohlepapier auf den Durchslag, dann verschreibt er sich und muß einen neuen Formularsatz aufsetzen. Na ja, auch das geht vorüber und wir haben jetzt die letzte Grenze passiert.

Es gibt nichts zu sehen, langweilige Gras-Pampa mit ein paar Schafen. Pavel eiert ein wenig auf der Straße, meine Lisl juckt der Seitenwind kaum. Er ist heute nicht allzu heftig, wir können ihn ganz gut verdauen. 2 langbeinige Füchse queren unseren Weg. Kein Abenteuer weit und breit!

In Rio Galleghos tanken wir und nutzen das dort verfügbare WiFi ausführlich. Ich bekomme eine ganze Menge Anfragen von den "Stahlratte-Kumpels", wie denn die Straßenverhältnisse wären. Sie haben anscheinend alle die Nase voll von Pisten. Wer hätte das gedacht? Wir waren am Anfang alle so heiß auf dirtroads und haben uns über die Abwege gefreut. Aber die Schaden an den Mopeds nehmen zu, jeder hat so seine Erfahrungen gemacht mittlerweile.
Pavel bucht nun seinen Rückflug - zusammen mit mir; gleicher Tag, gleiche Maschine. Er bekommt eine Einladung hier in der Stadt und klärt, ob er mich auch mitbringen darf. Ja, bei Carlos sind wir alle beide eingeladen - im Haus schlafen ist doch besser als im Zelt! Auf geht's!
Aber beim losfahren verhält sich die Lisl sehr sonderbar. Irgendwie blockiert etwas. Kein Bordstein? Nein. Zurückschieben - geht ein Stück, dann blockiert wieder etwas. Pavel gibt unverständliche Zeichen, ich steige ab und schaue nach. Ein dicker Stein liegt vor dem Hinterreifen. Der soll die Lisl am losfahren gehindert haben? Na gut. ABer nach 20 m schon wieder, seltsame Geräusche und wiederkehrender Widerstand lassen mich anhalten. Pavel meint, es wäre vielleicht eine Feder der hinteren Bremse gebrochen - ich sollte doch langsam bis zu Carlos (6 km) weiterfahren. Nein, das mache ich nicht. Ich will erst wissen, was los ist. Auf dem Bürgersteig baue ich das Hinterrad aus, da kommt mir ein Stück Metall entgegen. Es ist ein Speichennippel. Eine Speiche ist gebrochen! Anscheinend hat sich der große Stein zwischen Kardantunnel und Rad verklemmt und eine Speiche zerstört. Aber wie der Stein während unserer Pause dahingekommen ist, ist mir ein Rätsel! Böse Menschen? Zauberhand? Also doch ein Abenteuer!
Ohne Hindernisse in der Bremstrommel fahren wir nun bis zu Carlos. Er hat eine hübsche kleine Wohnung und ist furchtbar eifrig bemüht, uns zu bewirten. Alles gleichzeitig - Bier, Essen bestellen, fotografieren, Garage organisieren. Dabei geht dann gar nichts voran. So verdrücke ich mich wieder nach draußen, baue das Hinterrad erneut aus und ersetze die Speiche. Dazu muß ich die Luft rauslassen, Carlos fährt mich mit dem Auto zur Tankstelle, um das Rad wieder aufzupumpen. Einbau - fertig! Lisl sollte jetzt wieder fit sein. Sie darf zusammen mit Pavels Java 5 Häuser weiter im Garten vom Herrn Doktor sicher ruhen!

Carlos erzählt aus seinem Leben und scheint sich zu freuen, daß er Gesellschaft hat. Er besorgt ein großes Essen für uns - wow! Ich bekomme das Bett im Gästezimmer, Pavel eine Matratze im Wohnzimmer. Geht es mir heute wieder gut!

Route? Is heut mal wieder net...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gmjffdnbcjgjinta

Freitag, 24. Januar 2014

Siegerwetter...

...haben wir heute! Die Sonne scheint, interessante Wolkengebilde ziehen über den Himmel, der dirket über uns dunkelblau ist und am Horizont ganz blaß wird. Auf der Erde zeichnen siespannende  Licht- und Schattenspiele. Der Wind läßt uns weitgehend in Ruhe.
Unterwegs lasse ich Pavel den Vortritt, schließlich ist ja auch er der erste und Gesamt-Sieger gewesen. Ich bin nur Siegerin im "Ladies Cup". Pavel ist ein sehr zuvorkommender Mensch, immer schaut er, ob er helfen kann. Er möchte ungern vorne fahren, weil er meint, dann hätte ich ständig seinen Zweitaktergestank in der Nase. Ja, ich rieche zwar das verbrannte Öl (er fährt mit dem billigsten Motoröl, das zu bekommen ist - in diesem Fall Traktoröl), aber heute finde ich das sogar angenehm. Hauptsache ich rieche überhaupt mal wieder was. In dieser Einöde und Kälte gibt es nicht viel zu riechen.

Außer natürlich heute morgen in der Bäckerei! Da habe ich ausführlich Frühstück gemacht, das gestrige nachgeholt und den Blog auf die Reise geschickt. Pavel war zwar vor mir auf, hat mich dann aber vergeblich gesucht, so hat er in der Garage an seinem Moped gebastelt. Ich habe gestern nochmal nach Geldwechsel gefragt - heute morgen um 9 Uhr sollte es möglich sein. Aber auf einmal geht nichts mehr. Nur zum offiziellen Kurs. Seltsam. Außerdem hat Pavel festgestellt, daß er jetzt 3 mal das selbe Sandwich gegessen hat und jedesmal war es teurer als beim vorigen Mal.

Die Lisl startet vernünftig, nur Zylinder 2 braucht ein paar Sekunden länger zum wach werden. Ich habe auch immer noch nicht ausgeschlafen, so klemmen wir uns hinter Pavel und seine Java und dösen vor uns hin. Ich weiß ja, daß es landschaftlich langweilig ist. Außerdem sind wir die Strecke schon mal gefahren, allerdings im strömenden Regen. Bei Sonne sieht sie schon sehr viel schöner aus. Auch der Atlantik ist heute zu sehen, er liegt spiegelglatt da.

Bis zur Grenze rollen wir ohne Pause auf Asphalt dahin. In Rio Grande fahren wir in der Nähe des Hafens vorbei, dort dringt kurzzeitig zur Abwechslung ein intensiver Fischgeruch in meine Nase. Ab der Grenze ist wieder Schotter. Auf argentinischer Seite wird schnell noch preiswert getankt - und natürlich werden wir wieder bestaunt. Heute ist viel los an der Grenze. Ausreise aus Argentinien geht wie immer problemlos, aber bei der Einreise nach Chile ist die Warteschlange endlos! Lange stehen wir in der zugigen Kälte draußen, bevor wir in's Zollhäuschen vorgerückt sind. Die Abfertigung selbst geht schnell. Dann noch die Erklärung ausgefüllt, daß ich keine landwirtschaftlichen Waren dabei habe - Wurst, Käse und Gurke habe ich vor 2 Tagen in Chile gekauft, die möchte ich nicht abgeben müssen! Ich hoffe, daß bei soviel Verkehr nicht kontrolliert wird. Aber während wir uns anziehen, taucht der Zöllner auf. Er deutet auf Pavels Tankrucksack und auf eine Seitentasche meines Tankrucksacks. Ok, kein Problem. Pavel muß noch einen Koffer öffnen, ich den Tankrucksack. Als er das Durcheinander darin sieht, lacht der gute Mann. Meine Küchenkiste bleibt verschont - Glück gehabt! So, das war die vorletzte Grenze - nur einmal müssen wir noch nach Argentinien einreisen, das wird ein Klacks werden.

Gleich hinter der Grenze beginnt der Schotter, den kenne ich ja schon. Kurz danach biegt ebenfalls geschottert die Straße nach Norden ab. Pavel fährt aber geradeaus. Schnell mal aufholen und nachfragen. Er ist die Straße schon in der Gegenrichtung gefahren und sagt, diese erste Abzweigung wäre Schotterpiste auf der ganzen Länge. Etwa 50 km weiter führt eine Straße nach Norden, die schon teilweise aspaltiert ist. Die Straßenbezeichnungen haben sich auch geändert, anscheinend hat man jetzt eine andere Route zur Hauptstraße erklärt. Eigentlich ist es sowieso egal, welche Strecke wir nehmen. Auf unserer Strecke ist heftig viel  Verkehr, auch viele LKW und Busse. In beiden Richtungen. Die Straße ist passabel aber sehr staubig. Entgegenkommende Fahrzeuge hüllen uns in undurchdringliche Staubwolken, überholen wird zum Glücksspiel.
Es ist gut, daß ich hier nicht alleine unterwegs bin. Es ist nicht gefährlich oder so, aber wenn ich mit der Lisl alleine wäre, würde ich vermutlich viel langsamer fahren und das ist eigentlich schwieriger. Die Jungs - vorgestern die Italiener, heute Pavel - zwingen mich praktisch dazu, schneller zu fahren. Ich fühle mich zwar etwas unsicher, wenn wir so über die Piste fliegen, auf der anderen Seite macht es mich auch wieder mutiger. Die Lektion ist gut.

Wir haben keinen Plan gemacht, wie weit wir heute fahren oder wie und wo wir übernachten wollen. Gegen 5 Uhr schlage ich vor, einen Zeltplatz zu suchen. Ja ok, aber erst, wenn der Asphalt anfängt - in ca. 20 km. Das ist eine gute Idee, Pavel. Direkt am Beginn der Asphaltstraße geht ein Seitenweg zu einer Estanzia (Farm) ab. Da biegen wir doch gleich mal ein. Schon nach wenigen Metern finden wir hinter einem Hügel einen wunderschönen weichen Platz. Da bleiben wir doch! Auch wenn jetzt ein kräfitger kalter Wind weht. Es gibt noch ein paar Benzingespräche, ich koche uns eine warme Suppe und mache noch einen kurzen Ausflug auf den Berg. Dabei fange ich mir jede Menge Dornen und Kletten ein! Als ich vom Berg absteige, winkt mich eine Autofahrerin heran, die von der Estanzia kommt. Ich verstehe kaum etwas von ihrem Geplapper, außer daß das mit dem campen wohl nicht so gern gesehen wird. Aber wenn wir nur übernachten ist es keine Problem. Dann verziehen wir uns zum Tagebuch schreiben in unsere Zelte - Kälte und Wind sollen mal schön draußen bleiben. Kurz darauf kommt das nächste Auto - ein junger Mann ruft uns heraus. Wir sollen bitte kein Feuer machen, ansonsten ist es kein Problem wenn wir hier zelten. Ob wir Wasser bräuchten? Aber damit sind wir ja versorgt. Auch um 9 Uhr abends steht die Sonne noch hoch am Himmel, Sonnenuntergang ist erst kurz vor 10 Uhr.
Ja, heute gibt es keine Abenteuer. Nur langweilige Fahrerei. Dafür konnte ich mich von meinen Starallüren erholen.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=iuwagcyybmansina

Donnerstag, 23. Januar 2014

Stars am Ende der Welt

Um halb sieben wache ich auf. Ein wenig überlege ich, dann stehe ich auf, die Lisl richten. Die Italiener wollen früh losfahren - zu früh für mich. Roberto schnarcht noch selig als ich in die Garage gehe. Zündspule, Blackbox und Regeler tausche ich. Läuft alles ziemlich reibungslos, kein Ärger, kein Gefluche. Nebenher ein paar Worte mit einem irischen Mopedfahrer, der gerade aufbricht. Zündkerzen? Sehen gut aus, sind nur naß. Also kurz trocknen und wieder einschrauben. Die Batterie ist ja total leer, also versuche ich einmal den Kickstarter. Das gibts ja gar nicht!!! Die Lisl zuckelt! Noch einmal mit dem E-Starter versucht und sie läuft! Juhuuu! Ich will sie nicht mehr ausmachen. Sie soll warmlaufen und die Batterie laden. Matteo kruschtelt an seiner Maschine herum und wirft einen bewundernden Blick auf die fröhliche Lisl. Ich packe das Werkzeug ein, Roberto taucht auf. Eben noch im Schlafsack, jetzt schon startbereit mit Zigarette im Mundwinkel. Frühstück! Ja, ich komm gleich nach, wenn ich soweit bin. Eben als ich den letzten Gurt am Gepäck festziehe tauchen sie fertig gefrühstückt auf. Ich bin noch nicht gewaschen und habe nichts gegessen. Aber weil die Lisl so schnell wieder gelaufen ist, kann ich noch ein wenig mit den Italienern zusammen fahren - wenn ich mich beeile. Ja, sie nehmen mich nochmal mit!

Es sind nur knapp 100 km bis Ushuaia, kein Regen mehr! Aber dort hat es gestern geschneit - die Bäume in den Bergen sind weiß. Im Morgenlicht sieht das so herrlich aus! Bei Temperaturen um 4 Grad habe ich in den Kurven etwas Angst wegen Eis, aber es geht alles gut. Wir machen nur wenige Fotostops, Roberto will schnell nach Hause zu seiner Familie. Morgens kurz vor 10 haben wir das berühmte Stadttor erreicht!!! Alle Mopeds bekommen ein Bussi! Nach den ersten Fotoshootings gratuliert mir Matteo. Dann auch Roberto. Wozu? Daß ich es geschafft habe! Aber das ist doch nichts Besonderes? Doch! "Du bist eine Heldin" behaupten sie. Na ja, ich weiß nicht....

Wir fahren noch zusammen zur Tankstelle und trinken etwas. Dann müssen wir Abschied nehmen. Er ist sehr herzlich und schmerzt mal wieder. Ich muß eine Träne verdrücken. Ciao - see you soon in good old Germany! Matteo möchte in Aschbuch gerne ein kühles Bier, ein Steak und Kartoffeln.
Was mache ich jetzt? Ok, zuerst nach Pavel schauen, er ist vielleicht noch hier auf dem Zeltplatz? Ja - zumindest sein Zelt steht noch da. Er ist mit dem Moped unterwegs. Ich hinterlasse ihm eine Nachricht und dann fahre ich nach Lapataia. Das ist nun wirklich das Ende der Welt. Der südlichste Punkt, den man anfahren kann, hier beginnt die Ruta 3 mit km 0! Was es da zu sehen gibt? Ich weiß nicht, vermutlich gar nichts....ich fahr trotzdem hin.

Die Straße ist nicht asphaltiert, 20 km weit. Das Gebiet ist Nationalpark und kostet 110 Pesos Eintritt. Zugegeben, die Landschaft ist mal wieder phantastisch! Allein das ist es schon wert, hierhergekommen zu sein. 2 von den schönen abenteuerlichen Brücken dürfen wir noch überqueren vor wir an einer Wendeplatte vor dem endgültigen Aus stehen. Ein Holzsteg führt noch ein Stück in die Bucht hinein - natürlich muß ich mir das anschauen. Mit vielen anderen Toruisten teile ich mir die Einsamkeit. Einem älteren Ehepaar biete ich an, sie zu fotografieren, im Umkehrschluß tun sie das auch mit mir. Wir kommen in's Gespräch und sie erfahren von der Lisl und mir. Die Gesichter werden immer länger und der Mund bleibt offen. Ganz bewundernd erzählen sie die Geschichte ihren Reisegefährten, ich muß weitererzählen und Fragen beantworten. Dann gehe ich zum nächsten Ausblick. Als ich den Rundgang beendet habe und wieder zu meiner Lisl komme, stehen bestimmt 20 Menschen ehrfurchtsvoll und im gebührenden Abstand vor ihr. Applaus empfängt mich! Mich? Wirklich? Ja, ich bin gemeint. Warum? Weil ich eine Heldin bin! So ist zumindest die Antwort. Ich verstehe das gar nicht. Ich bin doch nur gefahren, so wie sonst auch. Von Norden nach Süden. Ich hatte Angst, war verzweifelt und gar nicht mutig - wie soll ich da eine Heldin sein? Aber die Leute bestehen darauf. Und sie wollen die Lisl fotografieren. Und mich - vor dem Schild "Ende der Straße". Oder doch besser uns beide - vor dem SChild. Also parke ich die Lisl um. Die Reiseleiterin fragt, ob wohl alle fotografieren dürften? Aber sicher! Und dann wird geknipst! Aus allen Ecken, von weit und von fern. Wir sind bestimmt auf 1500 Bildern verewigt! Mutige trauen sich näher - bis jemand fragt, ob er mit auf's Bild dürfte? Aber natürlich! Und dann stehen sie Schlange, jeder will mit der Lisl und mir fotografiert werden. Es ist ein sehr sonderbares Gefühl. Und es berührt mich ganz tief! So müssen sich Stars fühlen. Als wir auf dem Rückweg sind, muß ich das erstmal verdauen! Das ganze Wasser, das ich gestern im Regen getankt habe, verdrückt sich jetzt als Tränen aus den Augenwinkeln. Ich möchte gerne an einem schönen Platz wieder zur Ruhe kommen. Erst jetzt wird mir bewußt, daß wir anscheinend etwas ganz Besonderes geschafft haben! Zumindst in den Augen anderer Menschen. Vom Gipfel (Top of the world Highway) bis zum Ende der Welt (Fin del mundo) sind wir gereist! Ich biege in eine Seitenstraße ab, die zu einem Fluß führt - hoffentlich ein schöner Platz. Der Blick, der sich plötzlich auftut ist wirklich phantastisch - im Sonnenschein! Ideal um die Seele baumeln zu lassen.

Aber dafür ist keine Zeit, denn mitten im Bild steht...Pavel! Ha ha, nicht gesucht und doch gefunden!
Wir beratschlagen, was als Nächstes anliegt. Da es hier schon seit Tagen schlechtes Wetter ist, heute die Sonne scheint und morgen wieder Regen angesagt ist, möchte ich eigentlich nicht hierbleiben und den (kleinen) Garibaldi-Pass heute noch hinter mich bringen - also zurück nach Tolhuin. Pavel hat den Campingplatz für heute schon bezahlt, läßt sich aber überreden, mit zurückzukommen. Er bekommt sogar sein Geld wieder zurück. Zwei Fototermine und tanken sind noch angesagt, dann geht's zurück in die Berge. Seit 2 Stunden hat es zugezogen, in Ushuaia regnet es und die Berge liegen im dichten Nebel. Pavel möchte lieber warten, vielleicht verziehen sich die Wolken ja? Es ist schon halb 5 und ich bin ziemlich unruhig. Ich möchte baldmöglichst das Wetter hinter mir lassen können, also fahren wir halt. Auf in den Kampf gegen den Regen! Wow, haben wir ein Glück - hinter der nächsten Kurve strahlt blauer Himmel durch ein Wolkenloch! Aujf der ganzen Rückfahrt sind ein paar Stellen naß, ein paar Tropfen bekommen wir ab, aber eigentlich haben wir trocken. Und Sonnenschein. Ein paar schöne Bilder sind schon noch drin - dann "schneebedeckte Berge ade!".

Die Bäckerei hat uns wieder - heute unter besseren Umständen. Rechtzeitig, bei Sonnenschein und mit heilem fahrbarem Untersatz.
Als ich jetzt den Blog schreiben will, sind alle Bilder von gestern und heute nicht mehr auffindbar!!! Im Foto sind sie zu sehen, aber ich kann sie nicht auf den Computer laden, der findet sie nicht! Mann!!! Ich brauch die! Ausgerechnet die Bilder vom Sieg! Es dauert 3 Stunden, dann habe ich es geschafft - habe alle Bilder kopieren können! Was für ein Glück! Ich bin todmüde.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ozpmgauhtkurfsfo

Mittwoch, 22. Januar 2014

Die Antarktis läßt grüßen

Vor 4 Uhr nachts bin ich nicht eingeschlafen. Um 6:30 klingelt schon wieder der Wecker. Schnell fertig machen, die Lisl abholen - sie parkt ein ganzes Stück entfernt und ich muß erst den Schlüssel holen. Dann gibt es ein fürstliches Frühstück. Auch die Lisl bekommt noch ihren Kaffee und dann ab zur Fähre. Um 8 Uhr soll ich da sein, es wird 8:15 Uhr. Die Italiener fehlen noch. Eine lange Schlange steht an der Kasse an, ich muß mich trotz Reservierung einreihen. An der Logistik können die hier noch etwas arbeiten, gestern waren wir ganz alleine, durften aber noch nicht bezahlen. Nach 10 min tauchen Matteo und Roberto auf - Roberto hat verschlafen. Nach weiteren 10 min werden plötzlich alle Passagiere mit Fahrzeug und Reservierung an einen zweiten Schalter gerufen - die Fähre kann nicht beladen werden, wenn wir noch in der Schlange stehen.

Ein schmaler Bereich an einer Seite der Fähre ist geschlossen und mit Sitzen ausgestattet - alles voll belegt. Irgendwie bekommen wir aber doch noch 3 Plätze - Roberto legt sich gleich wieder schlafen. Draußen ist es kalt und windig, daher bleiben Matteo und ich auch unter Deck. Knapp 3 Stunden dauert die Überfahrt, zu sehen gibt es nichts Besonderes.Meer und flaches weites Land, wie meist.

10 vor 12 sind wir auf der Piste - Provenir besteht aus ein paar Wellblechcontainern, deren Fenster verloren gegangen sind. Ab hier haben wir 150 km Piste. Ist ganz gut, daß ich Begleitung habe. Aber wir müssen uns ranhalten, die sind eigentlich ein bischen schneller als wir und ich möchte ungern Bremser sein. Die Piste ist breit und ganz ordentlich. Ab und zu Waschbrett. Später tauchen ein paar große Löcher auf, es wird etwas hügelig und der Weg schängelt sich dazwischen hindurch. Das sieht richtig nett aus! Aber dafür wird es auch steinig oder sandig, also etwas schwieriger zu fahren. Gestern hat es geregnet, es sind teilweise Seen auf der Fahrbahn, wir müssen also "Wasserdurchfahrten" absolvieren. Nicht ganz harmlos, denn die Löcher können tief oder steinig sein, das Wasser ist trüb und undurchsichtig. Die beiden machen ziemlch viele Fotos, auch von der Lisl und mir, ich habe kaum Zeit zum Anhalten und Fotografieren. Vielleicht kann ich ja ein paar Fotos bekommen?
Als die Beiden ein Stück voraus sind, möchte ich die Gelegenheit für eine Pinkelpause nutzen und fahre an den Straßenrand -Mist, er Kies ist hier extrem tief, wir rutschen ein ganzes Stück weg. Grade nochmal halten können, dann kämpft sich die Lisl mühsam aus dem Kiesbett. Wieder auf festem Untergrund stelle ich fest, daß der hintere linke Blinker abgebrochen ist. Er baumelt noch am Kabel. Mein Schäufelchen ist auch weg. Vermutlich ist sie herausgehüpft und hat den Blinker abgeschlagen. Mist. Aber kein Weltuntergang.
Nach 2 1/2 Stunden kommen wir an der Grenze an und damit am Ende der Schotterpiste. Der Wind hat uns zum Glück in Frieden gelassen. Wir waren schnell! Die Grenze geht auch ziemlich zügig. Italien will heute noch bis nach Ushuaia - das sind nochmal 300 km! Aber guter Asphalt und gerade Straße - müßte gut zu machen sein.

Wieder mal "denkste"! Es wird grau und fängt an zu nieseln. Matteo hält zum Glück frühzeitig an, um die Regenklamotten anzuziehen. Vorsichtshalber mache ich alles dicht, vor uns ist es sehr schwarz. Es wird kälter. Und nässer. Der Atlantik liegt direkt neben der Straße, aber wir können ihn kaum sehen. Nebel und Regen. Ich dachte, nur der Pazifik wäre so kalt?

Der Regen schmerzt im Gesicht! Beim Tankstopp montiere ich daher meinen selbstgebauten Nasenschutz - macht die Sache etwas besser. Trotzdem dringt der Regen durch die Motorradbrille, sie beschlägt von innen. Es wird noch kälter. Nur noch 1 Grad haben wir!!! Brrrr. Ich halte mal kurz an, um den Nasenschutz zurechtzurücken, Roberto hält ebenfalls. Und auf einmal legt sich die Lisl schlafen - sie geht aus. Und springt nicht mehr an. Wirklich nicht mehr! Orgel orgel - nichts! Das kenn ich ja schon - Mexiko, Panama... Und jetzt? Wütend haue ich mit der Faust auf die Sitzbank - der Bezug ist so kalt und spröde, daß er reißt. Shon wieder Mist. Wenigstens ist moralische Unterstützung durch Roberto vor Ort. Er raucht erstmal Eine im strömenden Regen. Dann rätselt er alle Möglichkeiten durch, die wir schon kennen. Na gut, ihm zuliebe schaue ich, ob Sprit in den Vergasern ist - natürlich! Und kein Wasser oder Dreck. Da sich wirklich gar nichts tut, vermute ich die Zündspule. Aus Erfahrung warte ich eine Zeitlang - sie müßte dann trocknen. Tatsächlich, als Matteo zurückkommt um uns zu suchen, springt die Lisl grade an! Nicht mehr ausgehen lassen! Und immer schön auf Drehzahl halten - lieber im kleineren Gang fahren. Auch wenn's mehr Sprit kostet. Ab und zu hustet sie unterwegs - ich werde nicht mehr anhalten! Es hat knapp über Frost und gießt! Es ist ekelhaft - aber es ist Sommer!

Mittlerweile habe ich beschlossen (und die beiden Jungs schließen sich an), daß ich heute nicht mehr bis Ushuaia fahren, sondern in Tolhuin - etwa 100 km vorher - übernachten werde. Wir kommen um halb 8 Uhr dort an. Es gießt weiterhin. Immerhin sind die Temperaturen auf fast 3 Grad gestiegen. Eine Mail von Pavel aus Ushuaia klärt uns über heftigen Schneefall dort auf. Wir bleiben hier! Ebenfalls von Pavel weiß ich von der Möglichkeit, in einer Bäckerei zu übernachten. Moped- und Fahrradfahrer gratis!!! Es ist eine riesige Bäckerei mit großem Angebot, hier irgendwo im Nirgendwo! Mit WiFi. Es dauert eine Zeitlang, der Chef ist beschäftigt. Aber wir können wirklich umsonst hier bleiben. Es scheint einen Schlafsaal zu geben und einen trockenen Platz für die Mopeds. Bis es soweit ist, daß wir unsere Plätze aufsuchen können, sitzen wir im warmen Cafe und testen alle Backwaren durch. Matteo macht nebenher einen Geldwechsel klar - für einen Superkurs von 12:1!

Erst um halb zehn erfahren wir, wo alles ist. Organisieren sollen wir uns selber, das ist ja kein Thema. Ich muß die Lisl den Berg hochschieben (Matteo hilft!), dann kann ich sie ein Stückchen rollen lassen. In der Garage müssen wir erst einige Mopeds und Fahrräder umstellen, um Platz zu bekommen. Schlafen können wir im Fitnessraum zwischen den ganzen Foltergeräten. Es liegen sogar 2 Matrazen herum. Insgesamt schlafen hier heute 5 Leute. Eine Toilette mit Dusche gibt es im anderen Gebäude, dort ist der eigentliche Schlafraum mit 2 Stockwerkbetten - aber die sind schon alle belegt. Lustig. Ich bereite noch die Reparaturen für morgen vor - die Ersatzzündspule wird dick mit Dichtungsmasse eingeschmiert - und dann falle ich todmüde auf die Matratze.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yydqkozhskptbvlh

Dienstag, 21. Januar 2014

Punta Arenas



Es gießt. Ich bin die letzte am Frühstückstisch, die anderen sind schon fleißig. Aber ich habe ja auch nichts zu tun außer ein Ticket zu besorgen und das Hotel zu wechseln. Bei dem Wetter mag man überhaupt nichts anschauen oder unternehmen.
Die Hotelbesitzerin bietet an, mich mitsamt Gepäck zum anderen Hotel zu fahren, die Lisl darf an ihrem Platz bleiben. Das ist ein nettes Angebot, das ich gerne annehme. Beim Einsteigen in den Bus schlage ich mir den Kopf so hart am Autodach an, daß es bis auf das Genick durchschlägt und ich die Unfallfolgen vom letzten Jahr wieder spüre! Wow. Hat man einmal keinen Helm auf...

Mein neues Hotel "Bustamante" ist ein wenig preiswerter und hat ein herrliches Flair, was man dem Haus von außen aber nicht ansieht. Es ist liebevoll ausgestattet und dekoriert mit Haushaltsgegenständen aus den 50ern.
Ich besorge mir noch ein paar US-Dollar als Nachschub für Argentinien. Dort muß man schwarz tauschen, ansonsten ist Argentinien einfach zu teuer.

Wir (die Italiener und ich) haben locker vereinbart, daß wir das nächste Stück gemeinsam fahren wollen, zumindest die Fähre nehmen wir gemeinsam. Dann können wir auch gemeinsam das Ticket kaufen und uns das Taxi teilen. Ich warte. Und warte. Ja wo sind sie denn, die Italiener??? Die Wartezeit nutze ich, um den Rest der Reise abzuschätzen und den Rücktransport für die Lisl zu organisieren. Ich werde wohl etwas früher als gebucht nach Hause kommen, muß also auch meinen Flug noch umbuchen. Das wird noch etwas spannend, ob das alles so klappt wie ich mir das vorstelle - aber bisher war ja immer alles anders...
Endlich tauchen die Beiden auf. Wir wollen "gleich" los. Daraus wird eine ganze Stunde und dann kommt nur Matteo mit. Roberto muß mal wieder schlafen. Wir bekommen noch kein Ticket, das gibt es erst morgen früh, aber eine Reservierung haben wir.
So, der Tag ist fast um. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wird ständig etwas wärmer. Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. Wir verabreden uns noch zum Abendessen.

Viel gibt es nicht zu sehen. Aber sie haben einen netten Park, einige hübsche Denkmäler und wenn man genau hinschaut auch schöne alte Häuser. Ich möchte noch ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage kaufen, aber ich finde nur Klamottenläden! Wo sind die Supermärkte oder Lebensmittelläden? Ich muß 3 mal fragen, bevor ich 5 Blocks weiter tatsächlich einen Supermarkt finde. Alles paletti. Außer an der Kasse. Ich glaube, der Ehrgeiz der Dame in mittleren Jahre ist es, den Rekord "die wenigsten Kunden pro Tag" aufzustellen. Sie kann so umständlich und langsam sein, und dabei wirkt sie so geschäftig! Für 3 Kunden mit wenigen Artikeln braucht sie bestimmt 10 Minuten! Als bei meinen Einkäufen dann auch ein Problem auftaucht, verzichte ich einfach auf die schwierigen Orangen.
Die Lisl habe ich den ganzen Tag nicht besucht - ob sie mir das morgen übel nimmt?

Zurück in's Hostal Art Nouveau. Gerd und Rudi warten schon: ob wir wohl gemeinsam essen gehen? Roberto wird gerade geweckt. Wir lassen uns ein Restaurant empfehlen - es ist hübsch dort, gibt leckeres und trotzdem edles und erschwingliches Essen. Und wir haben Spaß. Viel Spaß. Sehr viel Spaß! Das Sprachengewirr ist herrlich. Roberto spricht außer italienisch und spanisch noch sehr gut englisch, Matteo tut sich mit englisch schwer. Roberto übersetzt, es gibt italienische Dialoge. Gerd tut sich auch ein bischen schwer mit englisch, da springt Rudi ein. Das zweite Lager tauscht sich im Zweifelsfall auf deutsch aus. Insgesamt einigen wir uns mehr oder weniger aber auf englisch. Es macht so viel Spaß, daß wir uns unbedingt wiedersehen wollen. In der Mitte zwischen Oldenburg und Italen bzw. Kanada. Wo die Mitte ist? In Aschbuch natürlich!!!

Montag, 20. Januar 2014

Regen in Patagonien

Der Wind hat über Nacht Regenwolken mitgebracht. Die Torres sind wolkenverhangen, nix ist mit Morgenlicht auf den Türmen! Schade. Gut, daß ich gestern schon hergekommen bin, so konnte ich doch schöne Fotos machen. Das Wetter spart mir den Eintrittspreis in den Nationalpark - der wird jetzt gestrichen.
Ich ärgere mich immer noch über das teuere Abendessen, das nicht satt gemacht hat. Und über den Preis für den Platz, der keines seiner Versprechen gehalten hat. Umso mehr, als ich kaum 2 km weiter an einem See einen herrlichen Platz sehe, an dem ein Wohnmobil vermutlich übernachtet hat. Aber ich kann's nicht ändern, jetzt ist es halt mal so. Ich habe die gleiche warme Kleidung an wie gestern - bis ich auf der Straße bin schiwtze ich schon. Zurück aus dem Park geht's über die Piste, auch da ist mir schön warm. 30 km können ganz schön lange sein, wenn sie nur Waschbrettpiste sind! Die beiden Italiener kommen mir mal wieder entgegen - ein fröhlicher Gruß! Auf der Aspahltstraße nach Puerto Natales bläst ein kräftiger Wind und jetzt bereue ich nicht mehr, den warmen Pulli anzuhaben. Je länger wir fahren, umso kälter wird es und ich fange sogar an zu frieren. Bis auf 5 Grad kühlt es ab. Und dann beginnt es zu regnen! Ich habe zwar schon alle Regensachen an, aber der Tankrucksack braucht jetzt auch seine Haube.

Kurz vor Puerto Natales gibt es die Höhle des Milodon zu sehen - 8 km Piste führen dorthin. Im strömenden Regen kommen wir dort an. Ein Fußmarsch von 500 m sorgt auch nicht gerade für eine trockene Frisur. In der geräumigen offenen Höhle kann ich etwas trocknen und mich in Milodons Armen warmkuscheln.

Am Ortseingang von Puerto Natales mag die Lisl nicht mehr. Sie hustet und spuckt, wie ich es schon kenne. Jetzt reicht's aber mal, das bischen Regen kann doch nicht soooo schlimm sein! Stotternd suchen wir eine Tankstelle. Die hat sogar WiFi. Aber leider ist das Cafe geschlossen. So stottern wir weiter durch den Ort - Sonntag früher Nachmittag - alles ist geschlossen! Ein einziges Restaurant hat geöffnet, das hat kein WiFi. Also nehmen wir den nächsten Abschnitt unter die Räder.

Bis Punta Arenas sind es etwa 250 km. Kaum sind wir "on the road" läuft die Lisl wieder rund! Es ist langweilig, die Straße ist kerzengerade, Nebel und Wolken rundherum, keine schöner Anblick. Fast schlafe ich manchmal ein. Kräftiger kalter Seitenwind oder Böen wecken mich dann allerdings wieder auf. Zeitweise kann sich die Sonne durchsetzen, sie wirft dann Wolkenschatten auf die Erde. Mit denen können wir um die Wette fahren. Stellenweise überraschen mich bunte Blumenwiesen - jede Menge Lupinen und Margariten blühen hier! Wie die wohl in diese Einöde kommen? Ein bunter Farbtupfer im regenerischen Grau.

Überraschung - kurz vor Punta Arenas wird die Straße 4-spurig. Großspurig. Der Ort ist ja auch groß. Begrüßt werden wir mit einem weitläufigen Industriegebiet. Dann geht es auf einer breiten Allee in die Stadt hinein. Es ist (immer noch) Sonntag, die Stadt ist fast leergefegt. Auf dem Mittelstreifen der Alle tummeln sich ab und zu ein paar junge Leute, mehr ist nicht zu sehen. Ein Hotel. Ja, ich habe beschlossen, bei dem Wetter und den Umständen hier wieder ein Zimmer zu nehmen. Natürlich ist mir dieses Hotel viel zu teuer, aber ich bekomme den Hinweis, wo sich die günstigen Hostals befinden. Schon sichte ich eines - davor stehen 2 Motorräder. Sofort sind wir im Gespräch - Roberto aus Italien und ich. Später kommt sein Kumpel Matteo hinzu, zwei Deutsche wären auch hier... Dauert nicht lange und Gerd und Rudi tauchen ebenfalls auf, sie haben Reifenprobleme zu lösen. Es ergibt sich so, daß ich einfach hier einchecke, ohne groß nach irgendetwas zu fragen. Der Preis ist hoch (65 €) und ich kann nur diese Nacht bleiben - ausgebucht. Ich muß aber zwei mal übernachten, von Roberto habe ich erfahren, daß die Fähre nach Porvenir zwar täglich geht, aber nicht Montags! Treffer! Na ja, dann muß ich mir halt einen Tag lang den Ort anschauen. Und ein Ticket für die Fähre besorgen. Und ein anderes Hotel.

Jetzt wird erstmal diese Hotel ausgenutzt und ausführlich und heiß geduscht - war anscheinend dringend nötig, wenn ich mir das Abwasser so anschaue... Im Gemeinschaftsraum sitzen immer ein paar von uns zusammen und reden Benzin. Die beiden Deutschen kommen aus Ushuaia, die beiden Italiener werden mit mir auf der Fähre sein, sie wollen ebenfalls an's Ende der Welt. Straßenzustände, Reifenhändler, Werkstätten, gute Restaurants, billige Hotels, Reisedauer und Reisegrund - alle Themen sind dran. Wir beschließen, gemeinsam essen zu gehen und lassen uns an der Rezeption ein Restaurant empfehlen. Ja, die Empfehlung war gut!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=dlofdmltzkoloycd

Sonntag, 19. Januar 2014

Die Torres del Paine...

...sind heute mein Ziel. Die Nacht war wieder mal ziemlich windig, aber dafür gibt es am Morgen keine Wolken mehr. Ich bleibe heute lange liegen und warte, bis die Sonne wärmt. Die Lisl darf noch etwas länger schlafen. Als sie dann auch raus muß, springt sie freudig an! Was ist denn mit der los? Die hat wohl ihren Stolz entdeckt und will auf eigenen Reifen bis nach Hause reiten?! Hoffentlich bleibt sie dabei...

Die Fahrt geht nach Esperanza. Eigentlich zweigt schon 70 km früher eine Straße nach Süden ab, aber ich habe mehrfach gehört, das wäre eine schlechte Piste. Außerdem ist danach die Benzinversorgung für eine längere Strecke nicht gesichert. Also werde ich in Esperanza tanken und dann zurück nach Westen fahren - ein Umweg von ca. 90 km. Gute Asphaltstraße, die Landschaft bietet keine neuen Überraschungen. Ab und zu begegenen uns Motorradfahrer oder wir werden von welchen überholt. Im Vergleich zu den vergangenen 3 Monaten ist das hier regelrecht überfüllt! Es bläst ein eisiger Wind, manchmal von hinten, oft von der Seite. Trotz Winterpullover wird mir kalt, ich muß wohl den Überanzug rauskramen. An der Tanke - so lange wird durchgehalten!

An der Tankstelle gibt es eine kleine Schlange, aber viele Mopedfahrer. Die beiden Italiener von gestern sind auch da - sie sind in Begleitung von 2 Brasilianern. Die wollen unbedingt jeder ein Foto mit mir! Als Andenken. Wofür? Für 1 Wort an der Tankstelle??? Vielleicht wollen sie stolz darauf sein, die alleinreisende alte Panamericana-Fahrerin getroffen zu haben?
Gegenüber ist ein Hotel mit Restaurant und Internet. Die Beratschlagung ergibt aber erneut die "Anti-Wind-Taktik": jetzt fahren, am Nachmittag wird der Wind zu stark. Also fällt das Internet erstmal flach. Die Italiener wollen heute nach Puerto Natales; als sie meine Strecke kennen, beschließen sie kurzerhand, die Grenze gemeinsam mit mir zu passieren und erst danach abzubiegen. Sie warten bis ich fertig bin - Überanzug an, Lenkerstulpen montiert. Alles gegen die Kälte. Jetzt ist mir kuschelig warm! Und dann zischen sie los. Nach nur wenigen Kilometern geben sie ordentlich Gas, wir rasen nicht hinterher. Wir sind zwei alte Ladies, die heil vorankommen, etwas von der Landschaft genießen und fotografieren wollen. Zum Beispiel den kleinen See, der am Rand eine Salzkruste hat und bei genauerem Hinsehen von Flamingso bevölkert ist. Außerdem muß ich den Windschild vom Helm wieder abmontieren, der Wind beutelt meinen Kopf zu heftig. Die Lisl stemmt sich tapfer gegen den Wind und kämpft gleichmäßig auf beiden Zylindern.

Auf die chilenische Seite hinüber führt eine kurze Schotterstraße. Argentinien verlassen ist so einfach - 2 Schalter nebeneinander, je ein Beamter und nur ich als Kundschaft. Ratz fatz - fertig! An der chilenischen Station treffe ich die Italiener wieder. "Der Wind war so stark, da mußten wir so schnell fahren und konnten auch nicht stehen bleiben. Entschuldigung." He he, netter Versuch!
Das kurze Stück bis zur nächsten Station verzichte ich auf die Ohrenstöpsel - ein Wahnsinn, wie laut es auf einmal ist!!! Selbst mit meinen allerbesten super-duper-Ohrenstöpseln höre ich den Wind ja pfeifen.
In Chile sind sie doch immer so genau...als ich ankomme ist wohl gerade ein Bus eingetroffen. Eine lange Schlange Touristen steht an. Als ich dran bin, findet der Beamte die Lisl schon im Computer, was die Angelegenheit ein wenig verkürzt. Diesmal wird kein Gepäck untersucht und ich muß auch nur eine Erklärung abgeben, daß ich keine landwirtschaftlichen Artikel einführe. Nun müssen wir warten, bis der Zöllner den Papierkram für die anderen Reisenden fertig hat, dann erst kann er nämlich herauskommen und die Schranke öffnen.
Ein Laden für Andenken, Geldwechsel, Cafe und alles Mögliche ist gleich nebenan. Freies WiFi - aber es funktioniert nicht. Dann gibt's halt heute kein Internet. Ab in Richtung Torres, zum Nationalpark. Da steht was von 90 km! Ich dachte, es wären nur 50? Aber die Schotterstraße ist breit und gut. Zumindest vorerst. Die Sonne strahlt und kleine weiße Wölkchen lockern den blauen Himmel auf. Es ist viel Verkehr, ständig werden wir eingestaubt. Die Staubwolken sind dicht und bleiben lange in der Luft. Wir müssen ziemlich blind durchtauchen. Der Straßenzustand wird schlechter, die vielen großen Omnibusse donnern über alles drüber, so wird das Waschbrett immer heftiger. Manchmal bremst es uns bis zum Stand herunter. Dennoch lohnt sich die Fahrt. Wir umrunden die Torres zur Hälfte; es gibt herrliche Sichten auf die Berggipfel. Mit Steppe im Vordergrund, mit See, mit Fluß und mit Wasserfall.

Hier am Wasserfall gefällt es mir am Besten, es steht nur ein einziges Auto da, das auch gleich wieder abfährt - und es ist Zeltzeit. Ich überlege eben und studiere die Karte, da entlkädt ein Bus seine Touristengruppe. Der Fahrer interessiert sich für die Lisl und unsere Herkunft. Auf englisch können wir ein paar Worte wechseln - der kennt sich hier sicher aus. Tut er auch. Alle Campingplätze, die in meiner Broschüre aufgeführt sind, sind nur zu Fuß für Backpacker erreichbar. Gut daß ich das weiß! Also bleibe ich am Besten hier. Das darf ich aber nicht, erklärt mir der Fahrer. Angeblich sind wir schon im Nationalpark (obwohl die Rangerstation erst später kommt) und da würden mich die Ranger später verjagen. Aber ganz in der Nähe gibt es eine Farm, die auch einen kleinen Campingplatz hat. Ok, da fahre ich hin. Sieht ziemlich einsam aus, aber als ich reinkomme, sind zwei lange Tische bereits gedeckt. Für die Touristenbusse. Wir müssen in großem Bogen auf eine Schafweide hinunterfahren - ein Windschutz ist aufgebaut. Eine feine, kurzgegraste Wiese (mit Schafböppel) ist heute für 5350 CLP (7,30 €) unsere Heimat. Am Fuße der Torres!
Das versprochene heiße Wasser gibt es natürlich nicht, eigentlich gibt es überhaupt kein Wasser, der Hahn trocknet nach Kurzem ein. Dafür gehe ich hinauf in's Restaurant; nicht kochen heute! Es gibt Gemüsesuppe, dann einen kleinen Linseneintopf und zum Nachtisch einen halben Pfirsich auf Joghurt. Eigentlich bin ich nicht satt geworden. Strom für's Laptop gibt es ab halb neun Uhr. Ob ich morgen durch den Park zurückfahre oder die gleiche Strecke nehme, muß ich mir noch überlegen.

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