Samstag, 31. August 2013

...und wer baut mir heute mein Zelt auf?

      

Das frage ich mich den ganzen Tag, weil ich heute soooo müde bin. Nachts hat es mal wieder geregnet und alles ist naß oder feucht. Der ganze Morgen ist ebenso muffig wie meine Wäsche, Zelt, Schlafsack usw. Ich habe gehört, die Landschaft wäre hier nicht so aufregend - überprüfen kann ich es allerdings nicht, denn die Wolken hängen so tief, daß ich grade die Baumspitzen sehen kann. Ein feuchter Morgen. Gegen Mittag wird es wärmer, aber da es immer wieder regnet oder zumindest danach aussieht, kann ich die Regenklamotten nicht ausziehen - so wird's mir ziemlich warm.
Kein Abenteuer. Einfach ein ganz normaler Reisetag. Hier ein paar Worte, dort ein Schwätzchen, da wieder ein paar bekannte Gesichter.
Ich komme der Zivilisation wieder näher, der Verkehr nimmt zu aber das Fahren ist trotzdem noch tiefenentspannt. Dafür wird das mit dem Zeltplatz jetzt zum Problem. Es gibt keine schönen Plätzchen mehr, wenn etwas nach bezeltbar aussieht, steht schon ein Haus drauf. Ich beschließe, den nächstmöglichen Campingplatz anzulaufen. Der lockt in Moricetown mit großen Tafeln.
Man muss über den Fluß fahren - und was soll ich sagen: ein toller Anblick. Ein Canon mit wildem Wasser und noch wilderen Lachsen. Flußaufwärts ist eine Stromschnelle bzw. ein Wasserfall, dort kann ich sogar gelegntlich welche springen sehen - allerdings zum Fotografieren reicht es nicht aus. Hier ist Indianergebiet - auch der Campingplatz gehört den Indianern. Fischen dürfen auch nur die, und das nur zum Eigenverzehr. Sie dürfen aber ihren Vorrat für den Winter anlegen.
Von den Indianern habe ich heute schon etwas mehr zu sehen bekommen. Es gab ein Freiluftmuseum mit Totempfählen, das aber schon geschlossen hatte. War allerdings nicht schlimm, denn mittags habe ich etwas abseits der Hauptstraße auch schon ein altes "Indianerdorf" gesehen. Eigentlich war das nur eine Wiese mit etwa 20 Totempfählen. Die Einheimischen können zwar die dargestellten Götter erläutern, aber jeder Pfahl erzählt die Geschichte einer Familie - und die kennt nur das jeweilige Familienoberhaupt. Erklärt bekommen wir das von Indianern, die gerade einen neuen Pfahl herstellen. Es wird nur mit Messern und Schabern gearbeitet, nicht mir Schleifpapier, da hiervon die Fasern reißen. Beim Schälen verschließen sich die Poren eher und das Holz hält länger. Es wird mir erklärt, daß die Herstellung so eines Pfahls (ca. 10 m lang) etwa 5 Monate dauert, wenn ein Mensch alleine daran arbeitet. Das ist schon eine sehr langwierige Arbeit - nix für mich.

Freitag, 30. August 2013

Stewart - Hyder

Heute ist ein Tag der Gerüche: Pilze, Harz, Sumpf, frischer Asphalt, frische Rinde, verbranntes Getriebeöl, Waldbrand, Dieselabgase, glühende Bremsen, etwas Unbekanntes wie süßer Honig, Gletscher, Meer, geräucherter Lachs, frische Pommes! Die beiden letzteren lasse ich mir mittags in Hyder, das wieder in Alaska liegt und das man nur über das kanadische Stewart erreicht, schmecken. Das "Restaurant" ist ein stillgelegter Bus, schön angemalt, mit Vordach und die Sitzbänke im Freiluftbereich aufgebaut, die Küche ist drinnen. Die Köchin hat einen laaangen Zopf unter ihrer Baseballmütze, genau wie ihr Mann - das Essen schmeckt köstlich und ist ganz frisch. 
Etwas oberhalb von Hyder liegt der Fish Creek, in dem ich noch massenhaft Lachse sehen kann - viele kämpfen noch um ihr Leben oder sind schon tot. Zurück in Stewart gönne ich mir noch ein Eis, um dort das Internet nutzen zu können. 
Außerdem bekomme hier ich eigentlich alles, was ich momentan brauche um die Lisl am Leben zu halten: Feilen, Schraubensicherungsmasse, Getriebeöl und transparentes Klebeband. Am Morgen habe ich festgestellt, daß der Scheinwerfer gerissen ist; außerdem tropft Öl an der Schaltwelle aus dem Getriebe. Am Abend auf dem Campingplatz wird die Lisl dann ein wenig gepflegt - an Öl ist weder an der Hinterachse noch im Getriebe Mangel, ein bischen nachfüllen genügt. Der Scheinwerfer hat aber einen ordentlichen Schuß abbekommen. Er hat mehrere Sprünge, ist aber von außen noch heil - innen klimpern allerdings ein paar Scherben herum. So bekommt Lisls Auge jetzt Kontaktlinsen - ich überziehe den Scheinwerfer mit klarem Klebeband - fällt gar nicht auf. Schau mer mol, ob's was taugt.
Weitere Hilfe wartet in Vancouver - von Peter werde ich zu Klaus geschickt, der hat einen Schalthebel rumliegen und kann auch Simmerringe wechseln. Außerdem gibt mir Peter (Geheim-)Tips für eine schöne Anfahrt nach Vancouver, eine Einladung zu seinen Freunden Rita und Werner und natürlich auch eine zu ihm. Wir werden durchgereicht...
Auf dem Rückweg von Stewart treffe ich Scott und Patsy auf einer BMW. Wir führen ein lustiges Gespräch - Scott lobt mein Englisch (hi hi, was müssen die sonst für Leute kennen?!) - und ich bekomme Adresse und Einladung nach L.A.
Und ich habe eine neue Maßeinheit gelernt: "klicks" ist kein Maß für die Geschwindigkeit eines Computers oder Hackers, sondern die Kurzform von "kilometers".

Donnerstag, 29. August 2013

Ein Luxustag!

     
 

Die Sonne scheint! Trotzdem ist die Wäsche vom nächtlichen Regen noch naß.
Zum Einschlafen hat mich gestern das Plätschern des Wassers am Ufer begleitet. Ähnlich wie am Hooper Creek, hört es sich so vielfältig an: es plätschert, rauscht, platscht laut, gurgelt, schwallt, laut und leise, hell und dunkel. Manchmal hört es sich an, als würden sich Menschen unterhalten oder Glocken läuten. Ja, es singt und klingt sogar!
Nicht daß es in Europa keine schönen Landschaften gäbe, aber hier kannst Du faaaahren, den gaaanzen Tag! Nichts und Niemand stört Dich. Keine Ortschaft, keine Kreuzung, keine Autos, kein weiß-nicht-was-noch. Und die Landschaft bleibt! Sie geht nicht fort. Sie verändert sich, sie wird "anders schön". Ich kann genißen - den ganzen Tag. Selbst das Wetter ist Klasse - Sonne - Wolken - ein paar Tropfen.
Diese Reise beginnt anders als erwartet - entspannter. Ich wälze keine schwerwiegenden Gedanken wie sonst. Ich muss mir nichts merken, ich verpasse nichts. Ich sitze am Wasser, höre es plätschern und genieße die Sonne im Gesicht. Freudentränen.
Auch ernährungsmäßig schwelge ich heute im Luxus: zum Mittag gibt es einen leckeren Apfel und Bananenmilch. Und zum Abendessen freue ich mich auf Butter zum Brot und Leberwurst. Bisher gab's nur den Camenbert oder die Rentierlandjäger aus Seward. Als I-Tüpfelchen gibt's dann noch eine Zimtschnecke zum Nachtisch - hmmm!
Innerhalb ganz weniger Kilometer habe ich 4 rabenschwarze kleine Bären gesehen - mit goldenem Maul, abwechslend links und rechts der Straße. Die hatten heute in der Bärenschule wahrscheinlich Verkehrsunterricht und alle haben ihre Lektion gut gelernt: wenn Fahrzeuge kommen, am Straßenrand stehen bleiben. Wenn die Fahrzeuge langsam tun oder stehen bleiben - reiß aus! Etwa 1/2 h später habe ich zwei getroffen, die haben gar nicht gut aufgepaßt - die sind mitten auf der Straße stehen geblieben und haben sich umgeschaut. Allerdings habe ich da auch festgestellt, daß die "Kleinen" eigentlich ausgewachsene Schwarzbären waren, denn dies hier waren Mama und Kind; und das Kind war sehr viel kleiner!

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Mittwoch, 28. August 2013

British Columbia!

Ihr wollt sehen, wie's mir geht? Na prima natürlich!
Ja, es ist wirklich so, wie man es aus den vielen Hochglanz-Bildbänden kennt! Und man braucht die tollen Aus- und Ansichten gar nicht zu suchen. Die Lisl und ich erfahren sie uns - sie laufen uns quasi einfach über den Weg. Und nicht nur der tollen Landschaft mit Bergen, kurvig(er)en Straßen, Seen, Sümpfen, Bächen jeder Größenordnung und natürlich jeder Menge Wald, nein auch den Tieren kann man kaum entkommen. Abgesehen von den vielen Eichhörnchen und Mäusen haben sich heut am Wegesrand 3 Schwarzbären getummelt. Und ein frecher Fuchs saß einfach so mitten auf der Straße und erst als ich gewendet und angehalten hab, hat er sich langsam getrollt. So gemütlich die Tiere uns auch nehmen, bis der Foto startklar ist halten sie nicht aus.
Aber von vorn - da gibt es noch mehr zu erzählen:
Alles klar - dachte ich heute morgen noch. Aber das lag wohl eher daran, daß ich meiner Motorradbrille eine neue Scheibe gegönnt habe. Immerhin konnte ich im Freien frühstücken und das Zelt fast trocken einpacken.
Leider bin ich nicht weit gekommen - an einer Brückenbaustelle bin ich gestrandet. Es ließ sich einfach kein Gang mehr einlegen. Absteigen und nach dem Rechten schauen - der Schalthebel scheint verbogen zu sein. Aber die Lisl ist ja noch gar nicht umgefallen, also kann er auch nicht verbogen sein? Kaum fasse ich ihn an, schon habe ich ihn in der Hand - abgebrochen! Total! Was jetzt? Brückenbauer haben doch sicher ein Schweißgerät? Ja, sie wollen es versuchen. Also ausbauen und wieder hin zu den Jungs - der Schweißer behauptet aber, sein Schweißgerät wäre viel zu stark und würde alles nur verbrennen. Nach einigem Hin und Her hat der Vorbarbeiter einem Kollegen aufgetragen, das Teil zu schweißen. 1 h hat's gedauert - dann war aus zwei wieder eins. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Überflüssige Schweißpunkte entfernen. Und dann paßt der Bolzen nicht mehr in die Lagerbuchse - hat sich beim Schweißen wohl verzogen... 1 h bin ich mit Schleifpapier zu Gange - dann dreht sich's wieder. Zusammenbauen. Geht! Wenn das so weitergeht...mit den Pannen?! Ich bin doch erst am Anfang! Bei meinen bisherigen Touren wäre jetzt Halbzeit, da könnte man mit Blessuren ja noch bis nach Hause kommen.
Übrigens, beide defekten Teile sind von der Biene. Ob das nach der Transplantation eine Abstoßungsreaktion der Lisl ist???
2,5 h hat mich der Spaß aufgehalten. Zum Glück war's immer sonnig. Daher hab ich auch die Regenklamotten ausgezogen - das war nicht schlau, denn schon nach 10 min Fahrt fängt es wieder an. Aber jetzt wird alles regendicht gemacht!
Jade City ist EIN Andenkenladen! Dort findet man anscheinend jede Menge Jade, denn vor dem Haus wird der Stein gesägt und drinnen findet man tausenderlei Sachen aus Jade - teilweise auch aus anderen Steinen. Die Station hat wirklich Herz! Ich bekommen sofort alles mögliche angeboten - vom Waschraum bis zum gratis Kaffee. Weil ich keinen Kaffee mag, gibt es auch einen herrlichen Instant-Apfeltee. Und Internet! Auch das darf ich stundenlang gratis nutzen. Ständig kommen Reisende herein, die genauso nett begrüßt werden. Man hält jede Menge Schwätzchen - unter anderem sind 3 Holländer mit Bikes auf der Durchreise nach Norden. Und einige Radfahrer. Und ein deutsches Pärchen mit Camper, die ich gestern in Watson Lake belauscht hab, als sie nach einer Werkstatt gefragt haben. Wenn keine Gäste da sind, wird gearbeitet und geräumt. Als die Angestellte putzen will, fragt sie mich sogar um Erlaubnis, ob es mich nicht stört - Wahnsinn. Aber nicht nur die Menschen, auch der Laden selbst ist herrlich - Blockhaus mit verputzen Elementen, ein 70 Jahre altes Radio, jede Menge Figuren und Skulpturen, eine (echte) Katze zwischendrin...einfach heimelig.
Nach einem kräftigen Regenschauer, der das Internet weggewaschen hat, haben wir und dann noch etwas Britsch Columbia erfahren, bis wir einen schönen Platz am See gefunden haben. Nebenan steht ein großer Camper - die Männer sind zum Fischen da und es stört sie nicht, wenn ich mich dazustelle.
Ach ja, heute ist es windig und vielleicht schüttet es nicht die ganze Nacht, da ist die richtige Zeit zum Wäsche waschen.

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Dienstag, 27. August 2013

Ein langer Tag

...war das - so lang, daß fast ein bischen "übermorgen" geworden ist. Ab mittags kam nämlich die Sonne raus! 367 km hab ich zurückgelegt bis Watson Lake. Dazwischen war rein gar nichts außer Straße. Und die war geschottert. In 5 h sind mir nur 11 Autos und 6 Trucks begegnet. 3 "Baustellen" habe ich passiert. Ach - und einen Bären habe ich gesehen, bzw. die Ohren im Gebüsch am Straßenrand. Als ich näherkam ist er im Wald verschwunden und ich konnte nur noch die Zweige zittern sehen.
Überhaupt habe ich eigentlich nicht viel gesehen und auch die Sonne kaum genossen, denn es gab 2 Hinderungsgründe.
Die Straße, die ich gestern noch gemütlich mit 70 km/h befahren konnte, war heute gespickt mit Schlaglöchern - eigentlich hat es sich gar nicht gelohnt, auszuweichen. Dazwischen waren größere Steine versteckt, manchmal war die Plage und tiefem Sand und Split versteckt und vielerorts gabs Waschbrett vom Feinsten. Gelegentlich war der Untergrund so schwierig, daß sich die Lisl gar nicht mehr vernünftig dirigieren ließ. Also - Augen auf die Straße!
Das Einzige, woran ich sonst noch denken konnte, waren Lisl Wehwehchen - sie hat es mir nachgemacht und Zahnschmerzen bekommen. Am Hinterradantrieb hat sie ganz ordentlich Öl verloren. Ob wohl noch genügend drin ist zum Weiterfahren? Wo kann ich wohl den Simmerring wechseln? Wie aufwändig wird die Geschichte sein? In Watson Lake hat mich der Sdhilderwald mit weit über 75.000 Schildern daher nur kurz interessiert, danach habe ich eine Werkstatt gesucht. Hinterrad raus. Ach, momentan trielt die Lisl ja gar nicht...? Ja, der Simmerring ist undicht aber es scheint nicht so viel Öl auszulaufen, daß die Bremstrommel verölt ist - schon mal gut. Ölstand? Ja, ist gesunken, aber noch genügend drin. An 3 Tankstellen bzw. Werkstätten bekomme ich hier nirgends Getriebeöl! Da muss es wohl bis Vancouver auch so funktionieren.
Die ganze Lisl ist dick verkrustet mit Schlamm und die Entlüftung des Endantriebs ebenso. Vielleicht drückt das Öl ja nicht mehr an der falschen Stelle raus, wenn die Entlüftung wieder frei ist?
Jetzt ist nochmal Zeit für das Touristenzentrum und ein paar Infos bzw. Internet. Ja, das gibt es - 1/2 h frei - im Sportzentrum. Leider funktioniert die Anmeldung dort nicht.
Das Wetter? Morgen soll es hier und nach Süden wieder regnen, im Norden, wo ich herkomme, scheint jetzt und die ganze Woche die Sonne! Regenmacherin.
Internet gibt es nur noch auf einem Campingplatz 20 km außerhalb - aber dort bekommt man nur 1 h und darf keine Bilder oder sonstiges hochladen und auch nicht skypen - also nix. Außerdem ist der Platz potthäßlich und direkt an der Straße - dann eben zurück nach Watson Lake und dort auf den öffentlichen Campingplatz. Der hat zwar nichts außer einem Tischchen, aber er ist wenigstens sehr schön im Wald gelegen.
Heiße Quellen - die soll es hier geben. Sie liegen östlich, mein Weg führt nach Süden. Allerdings bin ich immer für so etwas zu haben. Nur 260 km einfacher Weg - das fällt leider nicht mehr in's Budget.

Montag, 26. August 2013

Bill Gates am Hooper Creek

 

"Willkommen" heißt mich mein Laptop. Empfang gibt es hier draußen natürlich nicht - aber Windows.
Ich wollte die Gegend um Faro doch noch etwas erkunden, zumal das Zelt vom morgendlichen Regen noch naß war. So habe ich was für die Kondition getan und bin zum Van Gorder Wasserfall aufgebrochen - ein Stündchen war ich unterwegs. Danach hab ich den Zeltplatz aufgeräumt, das Internet bedient, Wasser aufgefüllt und mich noch etwas herumgetrieben. Bin ins Gespräch gekommen mit 2 abenteuerlichen Österreichern mit vogelwilden Bärten (gegen die Mücken), die hier den Sommer über nach Gold schürfen. 10 $ kostet ein Claim pro Jahr und dafür muss man für 200 $ Arbeit investieren, das entspricht 5 Kubik Erde bewegen. Sie machen das von Hand und genießen die Freiheit in einem Wohnwagen. Man braucht nicht viel zum Leben - und 5 Unzen Gold haben sie schon gefunden - das genügt. Und: der allgemeine Wetterbericht gilt auch hier - übermorgen scheint die Sonne.
Mit der bepackten Lisl mache ich noch einen Abstecher zum Blind Creek, dort haben bis vor Kurzem die Lachse gelaicht und vielleicht treibt sich ja noch ein Bär herum. Bären sehe ich zwar keine, aber ich treffe einen lustigen Opa mit seinen Enkelinnen in einem kleinen Lieferwagen - der Hund sitzt auf der Pritsche. Er gibt mir Tips für die weitere Route und erklärt mir, warum die Häuser in Faro so schäbig sind - vor ca. 30 Jahren ist die ganze Stadt abgebrannt und da mussten die Häuser ganz schnell wieder aufgebaut werden.
Bis ich auf der Hauptstraße zurück bin ist es schon 15:30 Uhr - wenn das so weitergeht....
Nach ca. 60 km gibt es eine Tankstelle, allerdings muss man nach Ross River auch 10 km von der Straße abzweigen. Allerdings kommt dann keine Versorgungsmöglichkeit mehr bis Watson Lake, was noch über 300 km sind. Ross River besteht aus einem Flughafen, einem riesigen Tank mit dazugehörigem "General store". Als ich fertig getankt habe stelle ich die Lisl etwas abseits, so daß der nächste an die Zapfsäule kann. - das ist ein Truck. Die Fahrerin steigt kurz aus, um zu sehen, ob sie die Lisl platt gemacht hat - so groß ist die Zugmaschine. Ich komme mir vor wie eine Ameise.
Etwa 100 km fahre ich noch, bis kurz nach sechs. Die Schotterstraße fährt sich gut, mit 70 km/h geht es ganz gemütlich. Ab und zu komme ich um ein paar Schlaglöcher nicht drum herum und die Lisl bekommt wieder einen Schlammschwall ab. Allerdings ist es heute wenigstens von oben (fast) trocken.
Kurz vor einer Brücke über den Hooper Creek hätte ich fast eine Einfahrt übersehen. Zuerst findet sich dahinter eine kleine Wendeplatte, evt. ein Übernachtungsplatz für Trucks. Weiter unten führt der Weg bis fast ans Wasser - hier fließt der Hooper Creek in den Pelly River. Ein phantastisches Plätzchen mit Flusszugang und Feuerstelle.

Sonntag, 25. August 2013

Kanada - mein Jugendtraum!


Wie die Umstände einen doch beeinflussen! Tagsüber spechte ich nach Bären und bin enttäuscht, wenn ich keinen erwische, nachts liege ich wach, lausche und bin sehr froh, wenn mich keiner erwischt. Als Bär würde ich sicher auch lieber nachts durch den Wald streunen statt tags auf der Autobahn zu spazieren.
Ich habe mich gestern wohl richtig entschieden, das Zelt ist über Nacht in der Hütte getrocknet. Ich konnte noch ein Feuer im Ofen entfachen und habe dann meine Schlaflager dahinter verlegt - es war kuschelig warm und das Knistern des brennenden Holzes war herrlich. Immerhin ist die Temperatur inb der Nacht auf 6 Grad gesunken. Was heißt gesunken - tags hat es auch nicht viel mehr; na ja immerhin 10-13 Grad.
Das Wetter kommt von Nordwesten und zieht mit der gleichen Geschwindigkeit wie ich, d.h. die Wolken bleiben mir treu.
Bei Pelly Crossing gibt es eine Versorgungsstation für alles - die Lisl bekommt "Totem Oil", ich ein paar Nudeln, Chips und einen gratis Kakao. Ich hab zwar nicht ganz verstanden warum, aber er hat besonders gut geschmeckt. Da kommt doch glatt ein Tandem angeradelt - ein Pärchen in meiner Altersklasse, Engländer, die von Whitehorse her kommen. Sie wollen noch über den Top of the World Hwy. Am Tag schaffen sie so etwa 60 km. Es sieht zu lustig aus, wie die Mutti hinten drauf thront und mitradeln muß. Wir wechseln ein paar nette Worte und dann stürze ich mich wieder in die Fluten. Etwas weiter lohnt ein kurzer Stop für ein Foto auf den Yukon. Und schon wieder werde ich angesprochen...Erich (70) aus Vaihingen/Enz begrüßt mich. Mir schwätzet a bisle schwäbisch ond genieße des. Er hat eine Schreinerei bei Vancouver aber den Dialekt kein bischen verloren. Er freut sich so sehr über das Treffen, daß er unbedingt ein Foto mit mir und der Lisl haben möchte - sein Kumpel, der ihn gerade aus der Heimat besucht, natürlich auch!
In Carmacks oder Carcrossing (was von Caribou crossing kommt) muss ich mich entscheiden, ob ich über Whitehorse fahren will oder die Nebenstraße nach Watson Lake einschlage. Ich hab - wie meist - Lust auf Nebenstraße. Bis Faro soll sie asphaltiert sein, dann nicht mehr.
Genau so weit fahre ich heute auch - bis Faro, dem "bestgehüteten Geheimnis des Yukon". Die Ortschaft liegt 10 km abseits der Straße, aber aus Langeweile fahr ich einfach mal hin. Vor dem Ort ist ein öffentlicher Campingplatz (Einheitspreis 12 $ mit Plumpsklo, Bänkchen pro Zeltplatz und Feuerholz). Er liegt sehr schön direkt am See und theoretisch könnte ich mein Zelt sogar am Strand aufschlagen, obwohl dort nur "day use" zulässig ist. Aber die Ranger sind da und kündigen umfangreiche Holzfällarbeiten an, d.h. viel Lärm. Also weiter bis zum Ort, zurückkommen kann ich ja immer noch.
Das Touristenbüro erreiche ich grade mal wieder 10 min vor Schließung. Die Dame erklärt mir, was es hier zu sehen gibt und daß der Campingplatz direkt gegenüber nur 8 $ kostet. Und das inklusive heißer Dusche - das ist die ja schon alleine wert! Hier hat es seit Mittag nicht mehr geregnet und für morgen ist 40% Regenwahrscheinlichkeit angesagt, was auch immer das heißen mag. Zahlen kann ich auch erst morgen früh, wenn ich möchte; dann bekomme ich auch noch einen Kaffee, Tee oder Kakao. Sie hat einen leichten Akzent - auf meine Frage, woher sie stamme antwortet sie "aus Deutschland - Bayrischer Wald". Und drum herum gibt's plötzlich noch eine ganze Menge Deutsche. Einige wohnen ganz hier, andere nur im Sommer. Eine kurze Rundfahrt durch das Dorf zeigt mir bewohnbare und nicht mehr bewohnbare Häuser. Alle sind Bretterbauten mit einfachen Fenstern und wirken ziemlich zugig. Außerdem sind die Häuser relativ dicht aneinander gebaut - ganz anders als ich das von Alaska her kenne. Richtig attraktiv sieht das hier nicht aus.
Eine heiße Dusche und danach Nudeln mit Tomatensoße und Käse!!! Geht's mir so gut! Wer braucht schon Internet oder Handy...
Die Landschaft hier ist sicherlich herrlich - wenn man sie sehen könnte. Ein paar Schnappschüsse konnte ich dennoch landen. Es gibt tolle Ausblicke auf Flüsse und Seen und langsam beginnen auch ein paar Berge. Aber direkt neben der Straße ist einfach nur Urwald. Eigentlich schon so, wie ich mir das als Kind erträumt habe. Da ich mich aber im Laufe meines Lebens nicht zum "Gehmenschen" entwickelt habe, ist das Trapperleben hier wohl doch nichts (mehr) für mich.

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