Samstag, 5. Oktober 2013

Spuren im Sand


Während die Temperaturen draußen unter -3 Grad fallen, träume ich von einem klimatisierten Hotel mit warmem Pool und einem LKW der mich zur Straße zurückbringt. Um 5 Uhr früh fahren 4 Autos vorbei - falsche Richtung. Irgendwann muß ich trotzdem aufstehen - ich packe meine Sachen sehr langsam zusammen, in der Hoffnung, daß doch noch ein Fahrzeug mit meiner Richtung auftaucht. Hilft alles nichts - ich bin auf mich selbst angewiesen.
Ich möchte es ja gerne verschweigen, aber es gehört dazu: ich habe richtig Angst vor dem Rückweg. Mit Grummeln im Bauch und Wackelpudding in den Beinen muss ich irgendwann los. Ich stelle mich auf 2 h harte Arbeit ein. Im Schritttempo und bei Bedarf "Füße unten" eiere ich wie der letzte Anfänger voran - das Herz klopft bis zum Hals. Alles was ich für das Gelände gelernt habe, wird mißachtet, mir geht es nur um die Sicherheit, die ich nicht habe. Der starke böige Seitenwind ist auch nicht gerade hilfreich! 12 bis 14 km pro Stunde - schneller traue ich mich nicht. Pfui, Susi! Die Reifen taugen im Sand maximal gar nix! Sie rutschen hoffnungslos seitlich ab in das tiefste Loch. Dort sind meine gestrigen Sturzspuren noch bestens erkennbar.
Nach knapp 1 1/2 h bin ich nach 20 km an der Asphaltstraße angekommen!!! Alles ist gut gegangen!

Ich bin an einem Tiefpunkt: warum mache ich das? Wie geht's weiter? Der schwierige Teil steht mir ja erst noch bevor. Und die von mir geplante Strecke auf der Baha hat einen 20 km offroad-Teil; keiner kann mir sagen, wie schwierig der werden wird. Soll ich umkehren und über 200 km zurückfahren?

Um kurz nach 10 Uhr die erste Militärkontrolle - diesmal wollen sie den Kleidersack sehen. Der riecht sicher nicht besonders gut, auf jeden Fall ist der Kerl sehr bald zufrieden. Keine halbe Stunde später, ich bin inzwischen auf der 5-er nach Süden angekommen, steht die nächste Kontrolle an. Sie winken mich einfach durch. Diese Straße ist perfekt! Kein Schlagloch, kerzengerade, mittlerweile herrschen 30 Grad und meine Füße sind mehr als warm - ich habe heute morgen die wärmeren Socken gewählt.

Süßlich-prafümierter unidentifizierbarer Geruch begleitet mich entlang der Küste. Zum ersten mal benutze ich meine Sonnencreme - genauso riecht das hier überall. Der Wind ist stärker geworden, Ihr könnt es an den Palmen erkennen. Er bringt einigen Sand mit sich, die Umngebung verschwindet darin. In San Felipe ist es Zeit für eine Pause. Tanken, einkaufen, Geldautomat (hab mich noch nicht an die neue Währung gewöhnt und vermutlich viel zu wenig geholt), und dann finde ich ein Restaurant direkt am Strand, das WiFi hat. Während ich dort nebenher 2 Cola trinke drücken sich die Souvenirhändler die Klinke in die Hand. Bei vielen Amerikanern sind sie erfolgreich - ich schaue zum Glück nicht mal hin. Im Meer tummeln sich Pelikane und plötzlich sehe ich einen großen schwarzen Rücken auf- und abtauchen, anscheinend kommt ein Seelöwe bis fast an den Strand.
Am Nachmittag habe ich mich ein wenig erholt und möchte noch ein kleines Stück fahren, bis Puertecitos. Ich halte nach Zeltmöglichkeiten Ausschau, aber das sieht schlecht aus. Die Strände sind mit Hotels oder Hütten zugebaut, auf der anderen Straßenseite herrscht umzäunte Sandwüste. Aus Neugier fahre ich einem Schild "Camp GGeorge" nach - ich finde einen steinigen Platz oberhalb des Strandes mit einigen Häuschen und einem Wohnwagen. Während ich noch überlege, was das sein soll, kommt die Wohnmobilbesitzerin heraus; sie erklärt mir, daß es hier in dem Sinne keine Campingplätze gibt. "Camp" heißt, daß jemand sein Land vermietet oder verpachtet und die Pächter ihre Häuser darauf bauen können. Aber in Puertecitos (den hübschen Strand kann man von hier aus sehen) hat Octavia einen Campingplatz - mit Duschen! Und angeblich billig - nur etwa 10 $. Ok, schau ich mir an.
Ich finde einen Strand mit hübschen Sonnenschirmen. Am Eingang kommt mir ein etwas heruntergekommener Mexikaner entgegen und erklärt mir, ich könne mir jeden belibigen Platz aussuchen. Es zieht sakrisch! Dusche und Toilette sind in einem Ziegelsteinbau. Kosten? 20 $! Das ist mir zuviel. Ich binb nicht sicher, ob er US-$ oder Pesos meint und ziehe 20 Pesos heraus - er lacht nur. Aber er schlägt 10 $ vor. Als ich die kurz darauf bezahlen will (habe nur einen 20er), kann er nicht wechseln und auch nicht in Pesos herausgeben. Jetzt kommt ein zweiter Typ zu Hilfe, der kann zwar besser englisch, sieht aber auch nicht viel vertrauenerweckender aus. Er kann zwar nicht helfen, schlägt aber vor, daß ich da hinten einen Wohnwagen nehmen kann, wenn es mir zu sehr windet. Das ist gut. Auch wenn der Wagen eingeschlagene Fenster, eine nicht schließende Tür, Federkernmatrazen ohne Matraze usw. hat, drin zieht es kaum. Eine genauere Untersuchung der sanitären Anlagen ergibt: es gibt 5 dunkle 1,5 qm-Räume voller Spinnweben. In zweien steht eine Kloschüssel, in den anderen dreien hängt ein Rohr von der Decke. Wasser kommt aus keinem! Und was die beiden Typen in der Nacht treiben möchte ich lieber nicht wissen - ich bin alleine am Strand; die Saison hat noch nicht begonnen.

Es ist Ebbe und das Meer ist sehr weit draußen. Aber einen kleinen Spaziergang bis zum Wasser muß ich auf jeden Fall machen! Ist das schön, wenn das warme Meerwasser um die Füße spült!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fwpytvzeeibjudau 

Freitag, 4. Oktober 2013

Soy en Mexico!

Ich bin nervös. Die Grenze wird bestimmt kompliziert. Ich darf nichts vergessen. Versicherung. Paß und Fahrzeugpapiere zurechtlegen. Nochmal tanken. Meine Gedanken werden lediglich durch die starken Zanhnschmerzen gestört.
Hier ist die Grenze - "international Border" steht riesengroß angeschrieben. Davor finde ich auf Anhieb ein Versicherungsbüro. Wie lange die Versicherung gelten soll? 30 oder 40 Tage. "Dann nehmen Sie am Besten gleich ein ganzes Jahr!" 4-6 Wochen kosten ca. 130 $, ein ganzes Jahr kostet 120 $ - verrückt. Kurz vor Unterschrift stelle ich durch Zufall fest, daß diese Police nur für die Baja gilt - grade nochmal gut gegangen. Für ganz Mexico ist es natürlich teurer - mit 175 $ für ein Jahr bin ich dabei. Vielleicht sollte ich das sabbatical verlängern???
Auf zur Grenze! Mehrere Spuren führen darauf zu, bis auf 2 sind jedoch alle gesperrt. Ich nehme die "nix zu verzollen"-Spur. Kein Häuschen zu sehen, kein Mensch, der Papiere sehen will oder Fragen stellt. Stattdessen eine Ampel, die mich in einen Korridor einfahren läßt. Dort stehen 2 Kameras. Keine Ansage, ich muß nichtmal den Helm abnehmen. Stattdessen öffnet sich die Schranke vor mir, die Ampel wird grün. Keiner der sichtbaren Grenzbeamten interessiert sich für mich. Also weiter zur mexikanischen Station. Aber die kommt nicht!!! Ich bin drin!? Mitten drin?! im Gewühl, in kleinen schlampigen Läden und Werkstätten, im Staub und Gestank heruntergekommener Autos. Ich kann's nicht glauben. So einen Grenzübertritt hatte ich ja noch nie!
Die Straße verläßt die quirlige Grenzstadt und führt durch karge Hügel. "Straße des Weines" héißt sie - und tatsächlich sind nach einigen Kilometern Weinberge zu sehen. Ob bei der Trockenheit nicht eher nur Rosinen wachsen??? Aber ich sehe Straßenverkäufer mit schönen Trauben und einige Weingüter - muss also wohl funktionieren. Dazwischen Palmen und Olivenhaine.
Noch bevor ich erkenne, daß ich jetzt wieder am Meer bin, meldet mir das meine Nase - ein intensiver Fischgeruch erreicht sie. Ja, ich fahre direkt am Hafen vorbei.
In Ensenada suche ich per GPS nach McDonalds, einer sicheren Internetverfügbarkeit und lande versehentlich vor Alsfonsos Pizzeria, die auch Internet hat. Ist mir natürlich viel lieber! Als Gabe des Hauses wird vor der Pizza eine frischgebackene Semmel mit gesalzener Butter serviert - mmmmmmmmmmmmmmmh das schmeckt!!!! Krosses frisches Brot! Eigentlich bin ich schon satt!
Leider erweisen sich nicht alle Reparaturen als nachhaltig. Das größte Übel - das triefende Getriebe - besteht dummerweise weiterhin; und jetzt fällt mir nichts mehr ein, was noch helfen könnte oder was die tatsächliche Ursache sein könnte. Muß ich micht wohl daran gewöhnen, eine Ölspur durch Amerika zu hinterlassen.
Enseneda ist die erste größere Stadt. Das Leben findet auf der Straße statt, so wie das auch in Europas südlichen Ländern ist. Verkehr und Straßen sind eine Mischung aus bestem Asphalt im Wechsel mit scharfkantingen tiefen Schlaglöchern, amerikanischen Verkehrsregeln gepaart mit italienischer Fahrdisziplin! Besonders lustig sind die Stopkreuzungen an 3-spurigen Straßen von allen Seiten - wer hat da noch den Überblick? Kurvig geht's bergauf bis 1200 m. Kaum sind wir ein Stück von der Stadt entfernt, ist auch wieder sehr wenig Verkehr; wenn man vom Straßenzustand absieht, läßt es sich gut fahren.
Keine Grenzkontrolle? Das war ja schön, aber dafür ist hier die erste Militärkontrolle. Gepanzerte Fahrzeuge, bewaffnete Soldaten, ein Stopschild. Aber es geht gemütlich zu. Sie wollen in die Taschen schauen, begnügen sich aber mit meiner Küchenkiste. Der Kakao wird beschnüffelt, das Salz probiert, ich werde gefragt, ob ich Drogen oder Waffen bei mir hätte. Mein großes Jagdmesser lassen sie als "Werkzeug" durchgehen. Dann darf ich weiterfahren - keine Papiere.
Es geht über Berg und Tal und mehrfach durch verbranntes Land. Stellenweise raucht es noch. Gegen 4 Uhr nachmittags beginne ich, nach Campingmöglichkeiten Ausschau zu halten. Ein Blick auf's Navi sagt, daß hier ganz in der Nähe der Geheimtip "Mikes Sky Ranch" sein muss - ein wenig abseits der Straße. Einmal nachfragen und die Einfahrt ist gefunden.
So, und jetzt macht Susi wieder großen Blödsinn! Der Weg ist ein hartes Waschbrett und sandig, ich bin müde. Es geht einige Kilometer dahin, irgendwie scheint die Ranch immer weiter weg zu wandern statt näher zu kommen. Und schon ist es bei ca. 35 km/h passiert: in einem Sandloch liegen wir beide auf der Nase! Kein Mensch weit und breit. Zündung aus, Benzinhahn zu, abpacken, die Räder in die tiefere Spur ziehen und dann 3 mal "hau ruck". Ok, die Lisl steht wieder - der Sturzbügel hat was abbekommen, aber sonst ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Aufpacken und weiter - kann ja nicht mehr weit sein. Nach fast 2 Stunden sagt mein Navi, das hier keine Straßen kennt, sondern nur nach Luftlinie funktioniert immer noch 20 min. Der Weg ist mittlerweile abenteuerlich geworden - steile zerfurchte Auf- und Abfahrten, sandige Furten - nein, hier fahre ich bestimmt nicht mehr zurück. Bestimmt gibt es auf Mikes Farm einen Lieferwagen, der mich zurückfahren kann. Noch 6 min bis zum Ziel. Eine Ranch taucht auf "Javiers". Niemand ist da. Also weiter. Noch 2 min. Noch 3 min...was ist los?
Mikes Sky Ranch ist an mir vorbeigegangen, ohne daß sie sich gezeigt hätte! Wo ist sie? Mittlerweile ist es dunkel und ich kann die Fahrbahn nicht mehr erkennen. Kein Platz zum campen. Letzendlich parke ich die Lisl am Straßenrand und stelle mein Zelt direkt daneben auf einem kleinen Sandplatz auf. Wir sind auf 1300 m und es ist empfindlich frisch.
Diese Straße will ich wirklich nicht zurückfahren - aber weiterfahren? Ich weiß ja nicht einmal, wohin diese Straße führt. Auch nicht, was für weitere Gefahren dort auf mich lauern...
Erst mal eine Nacht drüber schlafen - falls das möglich ist. Und morgen weiter nachdenken.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Abschied nehmen ist schwer!

Sehr schwer! Besonders von so lieben Menschen wie Sandee und Scott. Bei meiner Abfahrt so gegen 11 Uhr - da ist der Verkehr am erträglichsten - machen wir noch ein paar Fotos und dann wird ganz herzlich verabschiedet. Es tut weh. Tränen fließen. Die beiden versprechen, uns in Deutschland mal zu besuchen. Ich hoffe, sie machen das wahr! Thanks so much Sandee and Scott!!!
Sowohl das Einpacken, als auch die Fahrt und das abendliche Auspacken und Zelt aufbauen gehen heute nicht flüssig von der Hand - der Rythmus ist gestört.
Die Hosen sitzen wieder fester - entweder wurde ich so gut gefüttert oder sie ist bei der Wäsche etwas eingegangen oder Beides. Die alte Isomatte kommt jetzt endgültig in den Müll - ich konnte mich bisher nicht von ihr trennen, aber die Reparatur war erfolglos. Die Lisl steht geschniegelt und gebügelt in den Strartlöchern. Scott findet beim Blick über die Werkbank eine Messerhülle, die keiner von uns kennt. Da fällt mir ein, daß ich ja ein scharfes Klappmesser gefunden habe, das da rein passen könnte und gebe es Scott. Scheint ihn zu freuen; wenigstens eine Klitze-Kleinigkeit, die ich zurückgeben kann.
Mein Tatendrang ist heute nicht so immens - da passen die vollgestopften Freeways zur Trauerstimmung. Mein Navi führt mich zuverlässig und ziemlich streßfrei durch alle Brückenlabyrinthe. Zu sehen gibt es nichts Besonderes - so werden einfach nur Kilometer gemacht. Ich möchte heute bis zur Grenze kommen. In San Onofre gibt es einen schönen Suferstrand; ich mache dort ein paar Minuten Pause auf den Klippen und genieße Sonne, Meer und Ausblick. In Oceanside verlasse ich den Freeway ebenfalls kurz um eine Strand-Boulevad-Fahrt zu genießen. Mir fällt ein, daß ich ja noch Bargeld mitnehmen wollte - zum Tauschen und möglicherweise muß man die Karibik-Kreuzfahrt auch bar bezahlen. Also plündere ich die Geldmaschinen um alles was sie hergeben.
Jetzt wo ich mich einigermaßen an die amerikanischen Verkehrsregeln gewähnt hab, verlasse ich das Land. Eine Regelung hat mir hier sehr gut gefallen, das sind die Stopstraßen, die es häfig an Kreuzungen oder Abzweigungen gibt. Dort müssen ALLE Fahrzeuge, egal woher sie kommen, anhalten! Dann wird weitergefahren, egal wohin, nach dem Prinzip: wer zuerst kommt, fährt zuerst! Eine sehr einfache Regelung, die wunderbar funktioniert und extrem kurze Wartezeiten verursacht.
Dazu paßt vielleicht ein kleines Resümee zur amerikanischen Historie - keine Angst, es gibt keine ellenlangen Vorträge. Das mag ich überhaupt nicht!!! Aber was ich schon die ganze Zeit spüre, versuche ich mal so auszudrücken. Alles was als "historisch" ausgewiesen ist, dürfte so etwa 150 Jahre alt sein. Weiter zurück wird kaum etwas erwähnt. Auch in den Ortschaften, die so etwas wie Flair zeigen, sieht man nur den Wild-West-Stil der Auswanderer und Siedler. Genau so scheint auch heute noch die Mentalität zu sein - einfach ein schnell gebautes Haus irgendwo hinstellen und schon hat man seinen Wohnsitz. So zerstreut und hingeworfen wirken auf jeden Fall die meisten Ortschaften.
Das heutige "Abenteuer" ist lediglich ein "teurer Abend". Ich bin schon so nahe an der Grenze, daß überall Polizeiposten stehen, alle Ländereien eingezäunt sind und Hubschrauber patroullieren. Hier kann ich nicht wild zelten - es gibt nur einen einzigen Zeltplatz in der Nähe. Er sieht schon exklusiv aus, daher erwarte ich keinen günstigen Preis. Die 32 $ sind im Vergleich zu San Francisco dagegen überraschend. Ja, Duschen, Strom und WiFi sind inklusive! Die Freude wird allerdings schnell getrübt, denn der Strom schafft noch nicht mal, meine 5 W-Zeltbeleuchtung ordentlich leuchten  zu lassen (da hol ich ihn mir doch lieber von der frisch geladenen Lisl) und das Internet kriecht im Schneckentempo und ist auf 30 min begrenzt! Der Campingplatz ist riesig, völlig ungemütlich und schrecklich laut - ich freue mich auf den nächsten Freiheitsplatz. Im Zelt neben mir telefoniert eine Frau ständig und laut und 2 Wohnmobile weiter gibt es einen Kläffer, der seit 2 h unentwegt bellt - daß der nicht schon lange heiser ist?!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fnetptesdcxlwwsg 

Mittwoch, 2. Oktober 2013

LA II

Sandee und Scott müssen arbeiten. Ich nutze die Zeit für alle Dinge, die getan werden müssen. Zum Beispiel: ein passendes Schiff in der Karibik finden, das mich nach Südamerika bringen kann. Meine Fotos und Filme sichern und versandbereit machen, ebenso alle Dinge, die ich auf der weiteren Reise nicht unbedingt benötige zusammenstellen - die werde ich nach Hause schicken - spart Platz und Gewicht. Dann schaue ich mir die defekte Isomatte an - im Karpfenteich, was die armen Viecher ziemlich verstört! Nach ewig langer Suche finde ich tatsächlich ein Löchlein - um es markieren zu können muß ich einen Stift holen. Bei der erneuten Suche finde ich es ewig nicht, obwohl ich genau weiß, wo es ist. So klein ist das Loch! Ok, es wird repariert - die Hoffnung steigt. Leider zeigt die abendliche Kontrolle, daß die Matte immer noch Luft verliert, ich werde sie also schweren Herzens entsorgen müssen.
 
Dann kommt Scott nach Hause, bringt den geschweißten Sturzbügel mit und nimmt mich mit zum BMW-Händler - die Teile sind da. Bremsbeläge haben sie leider nicht. Ab sofort ist Schrauber-Alarm. Ich brauche viele Stunden, bis alles wieder zusammengebaut ist - nun müssen wir nur noch den Hinterreifen wieder mit Luft voll bekommen. Der Reifenhändler ist für amerikanisch Verhältnisse "um die Ecke", mir kommt es vor, wie das andere Ende der Stadt! Warum der Reifen platt ist bleibt ein Rätsel - wir bauen einen neuen Schlauch ein und hoffen, daß er länger hält. Eingebaut ist das Hinterrad in wenigen Minuten. Beim Reifenhändler gab's zwar Bremsbeläge, aber nicht die Passenden - die reserviert mir Scott beim BMW-Händler in Long Beach für morgen. Mein Navi sagt, das sind fast 40 Meilen!!! Immerhin liegt der Händler eh am Weg.
 
Schnell schnell - Hände waschen und duschen; das Werkzeug und alles was ich sonst noch in Haus und Hof verstreut habe bleibt einfach liegen, packen muß ich morgen. Wir gehen nämlich zusammen mit Sandees Dad und einer Nichte in's Kino - ein Film über Niki Lauda und James Hunt - natürlich in 3D und Dolby sorround. Aber der Clou sind die Kinosessel, die Vibration und Kurvenverhalten der Rennwagen wiedergeben (sollen).
 
So, morgen geht's weiter - bis zur mexikanischen Grenze. Wenn alles gut geht. Immerhin hat die Lisl eine Generalsanierung erhalten!

Dienstag, 1. Oktober 2013

Susi goes Hollywood

Heute und morgen ist Ruhe angesagt. Zumindest was die Kilometer-Leistung angeht. Die Lisl braucht etwas Pflege...
Auf Scotts Anweisung putze ich tatsächlich meine Lisl - ich glaube, so sauber war sie noch nie. Noch nichtmal Fritz hat es geschafft, daß ich irgendwann das Moped putze!
Sandee und Scott gehen arbeiten, mir gehört die Garage und Werkstatt.
  • Der linke Sturzbügel muß geschweißt werden, da der Seitenständer ihn zu stark belastet hat. Die Demontage erfordert einige zusätzliche Arbeiten (Demontage Tank, Ölkühler, Motorabdekchung), so daß die Lisl schon nur noch halb dasteht. Beim Zerlegen tauchen natürlich weitere Schäden auf, die aber behoben werden können - die Achse des Seitenständers ist total verrostet und nicht geschmiert.
  • Die Batterie benötigt eine Nachladung, allerdings muß ich warten, bis Scott zurückkommt und mir das Gerät heraussucht.
  • Am Getriebe kann ich noch nichts machen, die Teile liegen noch in Scotts Geschäft - diese Arbeit kommt morgen dran.
  • Der linke Gabelholm muß ausgebaut werden - dafür müssen auch Tachosensor und Blinker weg. Bevor ich die Gabel zerlegen kann, kommt Scott nach Hause und erklärt mir den Plan für den Nachmittag - LA besichtigen.
  • Die Bremsbeläge auszutauschen ist ein Klacks - aber sie hatten's auch bitter nötig - die waren schon bis auf das Trägerblech abgenutzt. Mal sehen, ob ich morgen Ersatz dafür bekomme?
  • Als ich die Lisl ein Stück rückwärts schiebe, höre ich ein Pfeifen und die ganze Luft entweicht aus dem Hinterrad. Sieht so aus, als ob das Ventil vom Schlauch abgerissen wäre - aber wie kann das passieren? Wurde doch vor 4 Tagen erst für teures Geld neu montiert?! Das ist so ärgerlich!!!
Kurz nach Mittag kommen Scott und Sandee nach Hause - jetzt ist sightseeing angesagt. Scott kutschiert uns durch Canyons und Berge nach Malibu zum Mittagessen im Strandrestaurant. Danach haben wir einen kleinen Spaziergang mit Hund entlang der St.Monica Bay. In Beverly Hills werden weltberühmte Cupcakes bei Sprinkles eingekauft und Scott kauft mir als Andenken noch ein T-shirt. Sandee ist ganz außer sich, daß es heute Cupcakes gibt - sie liebt sie! Genau zum Sonnenuntergang schlängeln wir uns durch die Hollywood Hills bis ganz hinauf um das unvermeidliche "Hollywood-Foto" zu machen. Ja, das mußte sein. Ich musste selbst an all diesen berühmten Orten gewesen sein, um festzustellen, daß es nichts anderes ist, als eine normale Großstadt, ein normaler Strand... Eigentlich kann ich gar nichts dazu sagen - es gibt nichts zu sagen. Außer vielleicht - oben in den Hollywood Hills stehen schon ein paar schöne Häuser (dazwischen allerdings auch einfachere und heruntergekommene) und auf der Straße davor die Statussymbole: 2 Porsche.... Die Berge sind wahnsinnig steil, die Straße dazwischen wahnsinnig eng und kurvenreich. Keine Swimmingpools mit Poolboys. Enttäuschend.

Montag, 30. September 2013

Erwischt

...haben sie mich heut! Kurz vor 5 Uhr morgens ruft es "Sheriff's office" - wollen natürlich wissen, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich will - und ob ich alleine bin. Vor allem aber interessiert sie, ob der große LKW-Anhänger vor dem Motel mir gehört? Eine lustige Vorstellung: die Lisl zieht einen Sattelauflieger - ha ha ha. Na gut, wenn das nicht meiner ist, soll ich noch eine gute Nacht haben - übrigens ist hier kein Campingplatz. Das war's.
Zum Frühstück habe ich Gesellschaft von Krähen und Möwen, aber die sollen warten, bis ich fertig bin. In der Ferne höre ich Seehunde. On the road again flüchtet ein Fuchs vor mir, Rehe grasen einträchtig mit Kühen auf der Weide. Und dann ist auf einmal ein Strand voller Seelöwen direkt an der Straße! Sie besiedeln den ganzen Strand und sind wohl áuch noch etwas müde - auf jeden Fall ist hier kein großes Geschrei. Vielleicht liegt es ja auch daran, daß für jeden genügend Platz ist?
Heute muß ich eine größere Strecke zurücklegen, außerdem gibt es außer High- und Freeway eigentlich keine Alternativen. Die Landschaft bietet auch kaum Neues, so ist heute ein "Transfertag". Wir dösen (oder düsen) also bei mehr oder weniger starkem Verkehr Richtung LA. Unterwegs begegnet uns eine "Telephone Road" und eine "Timber Lane" - die nehmen wir aber nicht, denn auf dem Holzweg bin ich auch so oft genug. Oft führt die Straße direkt an der Küste entlang, gelegentlich sind aber auch ein paar Berge dazwischen. Als Motorradfahrer spürt man dabei die 4 Grad Unterschied zwischen heiß und kühl sofort - aber genau deshalb fahren wir ja Moped!
Hearst Castle wollte ich mir eigentlich anschauen. Ich komme bis zum Besucherzentrum, von wo man in der Ferne das Schloß sehen kann. Schon morgens um 9 Uhr ist der Parkplatz voll und man muß mit einer geführten kostenpflichtigen Bustour zum Schloß. Nein, das mag ich nicht.
Santa Barbara - ein bekannter Name. Was ich mir davon erwartet habe, weiß ich nicht wirklich. Um es kurz zu machen, ich würde sagen "das kalifornische Nizza" - na ja, wer's mag... Wir zockeln die Strandpromenade entlang, es scheint eine Verantaltung stattzufinden. Könnte ein Beach-Ball-Turnier sein. Etwas weiter draußen ist die Promenade voller Künstlerstände, hauptsächlich Maler, aber auch ein paar Töpfer und andere hübsche Dinge. Wir lassen sie links (nein rechts) liegen.
Bei Andrews werde ich schon erwartet und komme gerade rechtzeitig zum Grillen - Naran und Jennifer sind auch da. Sandee und Scott freuen sich wirklich, mich zu sehen! Ich werde köstlich bekocht und auch meine Wäsche ist ruck-zuck erledigt. Morgen werde ich gezwungen, die Lisl zu putzen, bevor ich daran schrauben darf!
PS: die Lisl wurde morgens vor dem Cafe (beim bloggen) schon wieder bewundert und von allen Seiten fotografiert - von Phil, dem Koch.

Sonntag, 29. September 2013

Hwy No 1


Es ist gutgegangen - keiner wollte irgendetwas von mir und ich hatte eine schöne ruhige sternklare Nacht. Etwas kalt... Armer Petrus! Er kann's mir wohl nie recht machen. Zu heiß, zu kalt, zu naß, zu trocken, zu...aber eigentlich hab ich nur nicht die richtige Kleidungskombination getroffen. Sommerjacke und Pullover? Oder kein Pullover und Regenjacke drüber?
Am Morgen lassen wir uns treiben - als erstes müssen wir ja den Freeway um Santa Cruz vermeiden. Also halten wir uns an der Küste, wo es geht. Auf diese Weise erfahren wir die schönsten Strände. Ein Teil der Küste scheint Surferparadies zu sein - wenn sie im Wasser auf ihren Brettern sitzen oder liegen, sehen sie aus wie die Seehunde, man könnte meinen, sie strecken auch nur die Nase aus dem Wasser. An Land machen sie einfach nur einen guten Eindruck - hier laufen so viele hübsche Menschen rum - gutaussehende Jungs und Mädels. Wir trödeln die Strandpromenade entlang und streifen das Vergnügungsviertel, das sich durch eine riesige Achterbahn unübersehbar macht. Wir sehen hübsche und weniger hübsche Häuschen, kommen durch ein Nobelviertel, finden aber auch direkt am Strand so was wie ein Containerdorf. Die Straße bleibt aber nicht immer direkt am Wasser sondern verläuft parallel dazu - immerhin kann man immer wieder an einen Stichstraße einen Blick auf's Meer erhaschen.  Bis wir an Santa Cruz vorbei sind, hat es Stunden gedauert. Irgendwann komme ich nicht mehr um den Hwy herum, aber in Monterey biege ich wieder ab. Hier gibts einen schönen Hafen und eine nette Oberstadt zu sehen. Im Hafen können wir bis ganz raus fahren, wo hordenweise Angler stehen. Auf halbem Weg am Pier riecht es verlockend nach gegrilltem Fisch. Als ich in das hübsche kleine Restaurant gehen will, schließen sie gerade.
Zwischen Santa Cruz und Monterey erstreckt sich ziemlich flaches Land, die Berge sind nach Osten ausgewichen. Die Erde ist ganz dunkel und fein - irgendwann riecht es nach frischen Kartoffeln. Ja, hier werden sie gerade geerntet! Für Interessierte: die Traktoren fahren hier auf Raupen-Riemen! Auf riesigen grünen Feldern zu beiden Seiten der Straße scheinen viele Menschen etwas zu ernten. Das muß ich mir aus der Nähe anschauen: Erdbeeren!!! Und wie Große! Da muß ich mir doch "für gleich" zwei stibizen - mmmh!
Irgendwann bekomme ich eine äußerst interessante Duftmischung in die Nase, es dauert ein Weilchen, bis ich identifiziert habe: Erdbeeren, Kartoffeln und Krabben!
Ein Blick auf die Uhr und auf die Route - oh Schreck. Der Tag ist schon fast vorbei und ich hab erst ein Drittel der Strecke hinter mir. Jetzt müssen wir unsere Trödelei halt büßen. Die Straße ist noch ein ganzes Stück äußerst stark befahren - aber bietet halt auch wunderschöne Ausblicke. Eigentlich müsste man alle 5 min anhalten und fotografieren...viele tun das auch, daher geht es nicht wirklich zügig voran. Hinzu kommt, daß die Straße herrlich kurvig ist, aber einen extrem welligen Belag hat. Lisls Federung hat ordentlich zu tun. Bei längeren Bodenwellen oder großen Löchern federt sie so stark ein, daß der neue Hinterreifen am Schutzblech streift - mal schauen, wer der Stärkere ist. Ich glaube, der Reifen gewinnt - das Schutzblech ist schon ziemlich angeschliffen!
Noch ein Wort zu meiner Lisl - ich hatte schon ganzh schön viele Sorgen mit ihr. Soviel Schwierigkeiten hat sie mir sonst noch nie bereitet, auch wenn die Touren ähnlich lang waren. Na gut, jetzt haben wir schon 13 Tkm in Amerika zurückgelegt, aber trotzdem; der Anlasser fängt an, komische Sachen zu machen und die Bremsbeläge vorn scheinen total runter zu sein - nach so kurzer Zeit!? Meine Lisl-Biene scheint halt auch noch an den Spätfolgen des Unfalls zu leiden. Ich muß sie ein bischen mehr betüdeln!
Halt - ich muß noch etwas zur Landschaft sagen...
Die meiste Zeit führt die Straße an der Küste entlang. Anfangs säumen bewachsene Dünen, manchmal überdeckt durch wandernde Sanddünen den Weg. Dann kommen wir in den Wald. Stellenweise fahren wir durch dichtbewaldete Schluchten, die selbst am hellen Tag fast stockdunkel sind! Und plötzlich glänzt das Meer wieder hundert Meter unter uns. Ganz schön abwechslungsreich!
Eigentlich bietet die Küste aber nicht wirklich viel Neues gegenüber der weiter nördlich Erlebten. Gut - die Temperaturen sind viel angenehmer, die Sonne scheint kontinuierlich und die Vegetation ist mediterran - aber ansonsten: Meer, Sand, Felsen, Wald...
Unser Ziel für heute schaffen wir nicht ganz, aber wir haben gegen Abend doch noch ziemlich aufgeholt. Noch bei Tageslicht entdecke ich ein Motel direkt an der Küste - aber es ist verlassen. Ein großer Parkplatz davor und eine weite Fläche dahinter locken zum Bleiben. Das Camping-Verbotsschild übersehe ich geflissentlich!