Dienstag, 4. Februar 2014

Mein hoffentlich letztes Abenteuer


Das war eine schlimme Nacht! Ich habe nur in Etappen geruht - immer wieder hat es auf dem Blechdach geprasselt und rund um mich herum geplatscht. Auf dem gesamten Tankstellengelände steht das Wasser zentimeterhoch! Von den Nachbargrundstücken sprudeln dicke Fontänen in den Straßengraben, der sich in einen Fluß verwandelt hat. Ein Hund schleicht herum - hau ab, das ist MEIN Platz! Es wird stockdunkel - der Strom ist wieder ausgefallen. Und das Notstromaggregat hat wohl keinen Sprit mehr. Ein Blitz zerreißt die Dunkelheit und sofort danach kracht es wie 2 Böllerschüsse. Das war hier! Direkt bei mir! Gruselig. Jetzt springt das Aggregat wieder an, es dröhnt in einem kleinen Häuschen neben der Garage. Immer mehr Autos und LKW sammeln sich an. Die LKW umlagern meine Garage und lassen die Motoren die ganze Nacht laufen. Die anderen gestrandeten Menschen suchen einen Unterstand und telefonieren. Es ist laut! Die Tanke scheint die sagenhafte "einsame Insel" zu sein, auf der die ganzen Schiffbrüchigen zusammenkommen. Fehlt nur eine Palme.
Dann dreht der Wind, er bläst die Wasserfontänen direkt zu mir. Die Zeltplane hält nichts ab, sie wedelt im Wind. Ich muß sie irgendwie befestigen. Meine Isomatte steht unter Wasser, der Daunenschlafsack saugt alles auf. Das ist gar nicht gut! So viel Wasser gibt es doch gar nicht! Wo kommt das alles nur her???

Als es hell wird verschwinde ich von hier. Im Moment regnet es nicht, über den Wiesen hängt der Nebel nur ziemlich tief. Die Straßenpatrouille erklärt mir, daß von den 4 Richtungen, in die man fahren könnte, nur eine befahrbar ist - zurück nach Pergamino. Und von dort aus? Nach San Pedro gibt es keine anderen Straßen; aber nach Buenos Aires kann ich von dort aus auf einer Hauptstraße fahren. Zum Glück springt die Lisl auf Anhieb an, aber natürlich läuft sie wieder mal wasserscheu nur auf 1 1/2 Zylindern. Ich muß sie auf Touren halten, unterhalb von 3000 Umdrehungen hustet sie und verschluckt sich.
Direkt ab der Tankstelle ist die Straße gesperrt. Die Fahrzeuge stauen sich kilometerlang zurück. Es gibt keine Standspur oder befestigtes Bankett, so stehen die LKW zweispurig auf der Straße. Wir müssen uns durchschlängeln. Mancher Fahrer hat se in Fahrzeug etwas auf die Seite gelenkt, auf den Grünstreifen. Der Preis dafür ist grundlos tiefer Schlamm. Die kommen hier nie mehr wieder raus! Ich sehe halbe Meter tiefe Reifenspuren; LKW, die sich gegenseitig versuchen zu befreien und große Eisenstangen als Hebel.
Der Wasserstand hat sich deutlich erhöht, von den Weidezäunen schauen teilweise nur die Pfostenspitzen heraus. Die Alleen stehen unter Wasser, wenn ich so wie die letzten 2 Tage gezeltet hätte, wäre ich fortgeschwommen! Da hab ich gestern ja nochmal wahnsinniges Glück gehabt!

Die Straße ist naß, wird aber zunehmend trockener. Frisch ist es trotzdem, so daß ich mit Pullover und Regenkombi gut gerüstet bin. Mit 70-80 km/h brummt die Lisl fast ohne zu stottern dahin. Nur anhalten (zum fotografieren) darf ich nicht, dann mag sie nicht mehr. Auf halbem Weg nach Buenos Aires gibt es an einer Esso-Tankstelle nach größeren Bemühungen tatsächlich Internet. Keine Meldung von Jeremias - vermutlich ist San Pedro total abgesoffen; mitsamt Internet. Dann muß ich halt seine Wohnung in der Stadt einfach so aufsuchen, immerhin hat er mir den Namen seines Nachbarn hinterlassen. Es wird langsam trockener.

In die Stadt hinein fahren wir fast wie nach München - mehrspurige Autobahn, zivilisierter Verkehr. Kein Stau, aber ich muß achtgeben. Die Stadtautobahn führt uns zusammen mit dem Navi mitten in's Zentrum und von dort zügig an das (vermeintliche) Ziel. Aber die Hausnummern stimmen nicht. Hier haben wir Nummer 316. Ich brauche aber 3174! Ich frage einen Passanten - der gibt sich redlich Mühe, ist aber auch überfordert. 50 m weiter (Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung) gibt es einen Polizeicontainer - der nette Kollege durchsucht den Stadtplan, fragt Kollegen und ruft sogar in der Zentrale an. Die Adresse kennt keiner. Aber die Straße geht noch lange weiter - am Hafen entlang und weiter.... Mein Navi findet allerdings zweitausend-nochetwas als höchste Hausnummer. Probieren wir's. Mittlerweile ist es sehr warm geworden - ich muß auf Sommerbetrieb umrüsten. Weitersuchen. Dort wo das Navi den Straßennamen wechselt frage ich nochmal nach. Nein, die Hausnummer kennt man nicht, und die Straße ist hier zu Ende. Schade. Da muß ein Fehler in der Adresse sein.
So, dann muß ich mir jetzt ein Hotel suchen. Ein preiswertes Hotel - immerhin werde ich dort 6 Tage bleiben (müssen). "Booking.com" hilft mal wieder. Es gibt eine ganze Menge Hotels mitten in der Stadt! Die Qual der Wahl...ich entscheide mich für "Hotel Parada" und buche dort eine Suite. Für umgerechnet 125 €! (aber für die ganzen 6 Tage...) Das Zimmer ist geräumig und hat einen Balkon! Ich muß ja auch mein ganzes Gepäck aus- und umpacken und erstmal meine Ausrüstung trocknen. Klilmaanlage gibt es nicht, aber einen Ventilator. Der brummt wie ein Flugzeug-Propeller - wenn ich ihn ausschalte wird es furchtbar schwül. Heute mach ich nix mehr! Nur noch duschen und schlafen. Morgen wird wieder gearbeitet: Gepäck sortieren, Geld besorgen, Stadt besichtigen...und Arun treffen.

Bin ich froh, daß ich die Unwetter so gut überstanden habe!!! Das hätte auch ganz anders verlaufen können! Und die Lisl lebt auch noch - jetzt schaffen wir es auch noch bis nach Hause!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tbukotbqttogoagr

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