Montag, 9. September 2013

Dinosaurier im Regenwald

      
    
Der erste Campingplatz, den ich in der Nacht ansteuere entpuppt sich als Schrottplatz für Camper und Wohnwagen. Mein Navi zeigt einen weiteren Platz ca. 30 km außerhalb an.
Am Rande des kostenpflichtigen Nationalparks finde ich einen Parkplatz mit Tischen und Bänken. Damit ich nicht sofort gesehen werde verziehe ich mich hinter und unterein paar Bäume. Durch den riesigen teilweise schon entblätterten Ahorn kann ich bei angenehmen Temperaturen wieder mal einen herrlichen Sternenhimmel genießen.
Ich hab's schon geahnt, daß mein Zeltplatz nicht ganz genehmigungsfähig ist, daher stehe ich am Morgen früh auf. Mitten im Zusammenpacken kommt natürlich der Ranger, der mir kopfschüttelnd erklärt, was ich eh schon weiß: hier darf man nicht zelten. Aber das war's dann auch schon - ich tue schuldbewußt und habe die Dunkelheit als Ausrede. Er gibt mir noch einen Plan des Nationalparks, damit es mir nicht wieder passiert "aus Versehen" im Nationalpark zu zelten. Jetzt wird aber erst mal gemütlich gefrühstückt und die Aussicht genossen! Es ist schon sonderbar - aus irgendeinem unersichtlichen Grund hat sich in mein Gehirn ein Bild der Staaten eingebrannt, das weite wellige Gras- und Steppenlandschaft zeigt. Und jetzt sehe ich hier am Morgen die gleichen schneebedeckten Berge, dichten Wälder und reißenden Flüsse wie in Kanada - durch den Grenzübertritt hat sich die Landschaft nicht plötzlich verändert!
Der Olympic-Nationalpark ist riesig, teilweise führt der Highway direkt hindurch. Ein phantastisch kurvenreiches Sträßchen führt am Lake Crescent entlang, der mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser in der Morgensonne glitzert. Das macht Spaß! An einem Aussichtspunkt treffe ich Aaron & Mandy, die mit dem Motorrad aus Phoenix hier sind. Wir freuen uns gemeinsam an der wunderbaren Natur, ich bekomme noch ein paar Tips für den Grand Canon bevor jeder wieder seiner Wege fährt.
Rechterhand liegt eine Bergkette zwischen mir und dem Pazifik; es ist äußerst spannend, wie sich die Wolken darin fangen und als graue Watte-Walze vor strahlend blaumeHimmel dirket auf dem Kamm liegenbleiben. "Regenwald" ist hier ausgeschildert - wäre schon vermessen von mir, wenn ausgerechnet ich trocken hier durchkommen sollte. Prompt finde ich mich nicht mehr neben, sondern mittendrin in den Wolken; Nebelfetzen rings um mich herum, es wird ungemütlich. Zum Regenwald muß man ein Stück in den Park hineinfahren, genau dorthin, wo die Wolen am schwärzesten sind - das spar ich mir dann lieber. Gesagt, getan - und schon scheint die Sonne wieder! Allerding kann ich selbst entlang der Hauptstraße sehen, was hier mit Regenwald gemeint ist: hohe Baumriesen, große Farne, und dichtes Unterholz. Wurzelstöcke, abgebrochene Äste oder ganze umgestürzte Bäume sind dicht mit Moos bewachsen und bilden seltsame Skulpturen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich direkt die Dinosaurier hier schlemmend durchziehen. Als ich kurz darauf den Ruby-Strand besuche, glaube ich mich auf dem Saurierfriedhof wiederzufinden. Der ganze Strand ist von Treibholz mit immensen Ausmaßen übersät. Die Holzstücke bilden die seltsamsten Formen und nicht selten könnte man riesige Knochen darin erkennen. Es ist herrlich hier!
Das scheint auch die junge Frau zu finden, die mit ihrer Teekanne auf einem der Stämme sitzt, auf's Meer schaut und so was von zufrieden wirkt, daß ich sie direkt darauf ansprechen muss. Sie findet es hier ebenso schön, ist mit sich und der Welt im Reinen und genießt das Leben. Nebenbei gibt sie mir noch ein paar Tips, was ich auf meiner Reise nicht verpassen sollte.
Während ich diese Zeilen im Internetcafe schreibe brüllt aus dem Fernseher die Werbung, die Angestellte versucht  ihn ausdauernd mit ihrem Staubsauger zu übertönen. Dahin ist die Euphorie über die herrlichen Naturerlebnisse... Ein wenig kommt mir die Zivilisation am Abend dafür wieder entgegen, als ich einen regulären Campingplatz aufsuche - ich finde momentan keine schönen Alternativen. Die angeschriebenen 15 $ reduzieren sich für mich auf 10 $, die Dusche wird gratis obendrauf gelegt und ich finde ein schönes Plätzchen mit Blick auf's Meer.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vyatnksctyivpgfv 

2 Kommentare:

  1. Du bist einfach nur zu beneiden!! Was du bisher erlebt hast, reicht bei vielen fürs ganze Leben. Weiterso und alles Glück für die nächsten Etappen.
    Viele Grüße
    Heinz

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  2. Liebe Susi vielen Dank für alle deine Nachrichten die wir täglich von dir erhalten was auch nicht immer einfach ist wenn du keinen
    "Platz zum Schreiben findest !!!???. Alles ist toll und von uns garnicht richtig zu realisieren .Du bist halt ein Pfundskerl haha
    Morgen kommst du sicher nicht zum Blasen oder???? schon endschuldigt .Wir denken an dich und schicken dir ein schönes Hohes "B" rüber.Weiter alles Gute ,Bleib gesund dann freuen sich B. R. und der Hund.

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