Sonntag, 26. Januar 2014

Der Weg ist das Ziel

Ausschlafen! In einem gemütlichen, warmen und sauberen Bett. Dann heiß duschen! Frühstück. Carlos ist genauso eifrig wie gestern. Was uns wohl schmecken könnte? Vor lauter Eifer vergißt er die Brötchen auf dem Herd, sie brennen an - aber das kann ich ja schließlich auch. Jeder sortiert noch Bilder und wir tauschen einige aus. Dann macht Carlos noch eine Menge neuer Bilder - mit und ohne Mopeds, beim Teetrinken usw. Ich bin gespannt, ob wir welche davon bekommen. Es kommt Besuch - eine Karamik-Künstlerin. Weiterhin geht es gesellig zu, bis wir dann doch langsam aufbrechen wollen. Das Abholen der Mopeds dauert ebenfalls seine Zeit, die netten "Garageneltern" wollen auch noch mit uns reden und ein paar Bilder schießen. Aber es eilt ja nicht. Gegen Mittag sind wir dann auf der Straße.

Hier können wir nichts anderes tun als fahren. Es gibt nichts, aber auch gar nichts zum anhalten oder anschauen. Mit viel gutem Willen und Phantasie kann man der Landschaft etwas Abwechslung abgewinnen. Es ist ziemlich flach, aber ab und zu gibt es dann doch eine kleine Anhöhe oder Niederung. Dort kann es sogar passieren, daß die Straße eine Biegung macht. An manchen Steigungen gibt es eine SChleichspur - auch mal was anderes. Meist ist das Land mit ockergelben steppengrasbüscheln bewachsen, dann wechselt es zu krautigem, dunkelgrauem Buschwerk. Den Straßenrand säumt ein helles gelbgrünes Band von Blumen. Wenige Pfützen zeugen vom letzten Regen. Ein kleiner Tümpel bildet beim verdunsten eine helle Salzkruste. Aber mehr Farbenspiel ist heute wirklich nicht drin. Aber ich habe ja ganz mein Motto vergessen "Der Weg ist das Ziel" (nicht Ushuaia) - so gesehen bin ich ja auf der Zielgeraden!
Tiere? Ja, auf der heutigen Liste stehen außer den unumgänglichen Guanacos ein Fuchs und ein Gürteltier, die die Straße kreuzen, ein paar Schwarzhals-Schwäne, Flamingos und Seelöwen in der Ferne.

Nach ca. 200 km kommen wir am Monte Leon-Nationalpark vorbei. Dorthin wollte ich unbedingt einen Abstecher machen. Durch ein Gatter kann man einfach hineinfahren, auch wenn ein Schild darum bittet, sich 6 km weiter zu registrieren (was wir nicht tun). Ein Schotterweg führt die etwa 30 km nach Osten zur Küste. Es gibt eine Pinguinkolonie, aber dorthin muß man noch 2 Stunden bei mittlerem Schwierigkeitsgrad laufen - darauf hat keiner von uns mit Motorradstiefeln Lust. Wir hoffen darauf, noch eine andere Chance auf Pinguine zu bekommen. An 2 weiteren Stellen kommen wir bis an die Küste. Ja, es gibt schöne Ausblicke, aber so schrecklich umwerfend sind die auch nicht. Am Ende des Weges gibt es einen kleinen Strand und einen Campingplatz. Eigentlich ganz einladend - nach 4 Uhr nachmittags ist es auch schon. Aber Pavel rümpft die Nase. Er hat ein Problem mit Benzin, seinen Ersatzkanister hat er nicht gefüllt, der Gegenwind kostet viel Sprit und die Tankstellen sind wehr weit auseinander. Er hat jetzt kein Benzin mehr und wird vermutlich nicht bis zur nächsten Tankstelle kommen. Daher ist er unruhig. Na gut, fahren wir erst bis zur Tankstelle und sehen dann weiter. Die ist noch ca. 50 km entfernt. Bereits als wir wieder zur Hauptstraße kommen ist es soweit - Pavel packt die 2-l-Colaflasche aus und wir melken die Lisl ein wenig. Das muß jetzt reichen. Tut es auch. Im nächsten Ort erwartet uns ein breiter Fluß und kurz danach die Tankstelle. Auf der Brücke habe ich eine Abzweigung und ein Schild mit irgendwas touristischem gesehen, auf jeden Fall hat der Fluß schöne grüne Ufer. Mal schauen, ob wir dort ein Plätzchen finden. Pavel ist einverstanden, nachdem wir getankt und eingekauft haben.

Der Weg führt auf eine große Insel mitten im Fluß. Sie beherbergt einen Campingplatz und einen Bootsclub. Wir beschließen, hier zu bleiben, obwohl wir in freier Wildbahn für weniger Geld mehr Ruhe haben! Die Alternative ist heute vermutlich nur, direkt neben der Hauptstraße vor dem Zaun das Zelt aufzuschlagen. Und das ist ja auch nicht gerade romantisch. Es ist nur schade, daß Campingplätze immer als Disco und Müllhalde mißbraucht werden.

Pavel hat die Reste vom gestrigen Huhn mitgenommen. So kochen wir heute abend Suppe mit Nudeln und Huhn. Dazu werden die Tomaten und Gurke als Salat angemacht - frisches Brot von der Tanke haben wir auch. Boah - sind wir jetzt vollgestopft! Vermutlich fährt Pavel morgen früher los als ich, er will schnell nach Buenos Aires und dort noch Bekannte besuchen. Ich möchte so lange wie möglich von der Stadt fernbleiben und werde also ein wenig trödeln.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=juhqyvekuhbftoev

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