Donnerstag, 19. September 2013

Glück gehabt

Wheeler Peak

Das erste und vermutlich einzige Highlight gibt es gleich am Morgen. Bei frostigen 11 Grad klettern wir zum Wheeler Peak auf 3000 m hoch. Herrlich klare Luft, die Birken haben sich in rotgoldene Christbäume verwandelt und es gibt phantastische Ausblicke auf das Great Basin.
Dann steuern wir unser nächstes Ziel "Mesa Arch" an, ob wir es hete noch erreichen ist fraglich. Die Karte zeigt eine kleine Straße durch die Wüste und auch mein Navi schlägt mir diese Route vor - einverstanden. Wir werden in Utah mit einer nagelneuen Asphaltstraße begrüßt, die allerdings schon bald in eine Schotterstraße übergeht. Auch recht - hatten wir ja in Yukon schon einige. Aber diese hier sieht wirklich nicht viel befahren aus und außerdem ist hier Wüste - mir ist etwas mulmig. Als mir na  1/2 h 4 Enduristen begegnen bin ich etwas beruhigt. Bis plötzlich der Untergrund tief und weich wird. Die Lisl schlackert wie verrückt mit den Ohren - ich habe sie nicht mehr unter Kontrolle und sehe mich schon auf der Nase liegen! Da hat uns der San fest im Griff, die Lisl stoppt und ich habe beide Füße fest auf dem Boden - Glück gehabt, puh!!! Mit weichen Knien und deutlich vorsichtiger geht's weiter bis zur nächsten Abzweigung. Geplant war "Black rock", was noch 38 Meilen wären und dann mitten in der Wüste liegt, alternativ wird angeboten, 18 Mielen zum nächsten Hwy zu fahren. Nach dem Erlebnis klüger geworden, gebe ich nach und ziehe Richtung Hwy.
Hinter einer der nächsten Hügel liegt auf einmal ein See vor uns - oder ist es eine Fata Morgana? Sieht auf jeden Fall sandig und gefährlich aus; aber was hilft's, da müssen wir jetzt durch. Zum Glück erweist sich die Angst als unbegründet, die Straße bleibt fest geschottert, neben uns ersreckt sich Sandwüste, die allerdings teilweise von Wasser bedeckt ist - ein Gelegeneheits-See. Sieht interessant aus und riecht seltsamerweise sogar etwas fischig.
Wieder zurück auf Asphalt auf dem Hwy 21 geht es nach Osten bis Beaver, von wo aus mich das Navi unbedingt auf die Interstate 70 locken will - ich mag aber nicht. Jetzt wird erst mal Mittagspause gemacht und das Internet bedient. 2 Harleyfahrer schleichen um mein Moped. Nach ein paar Worten fachsimple ich mit der Beifahrerin über den besten Weg in's Canonland. Ja, es gibt eine Alternative, auf meiner Karte nicht als niedrigste Kategorie eingezeichnet - den Hwy 153, den sind sie vor 4 Jahren schon mal gefahren. Erwartungsfroh machen wir uns auf den Weg, Hinweise erklären, daß der Paß offen ist und täglich Schnee geräumt wird. Aber sicher nicht heute... Für den Wildbach neben mir habe ich kaum Augen, die peilen nämlich immer die nächste Kurve an - Klasse. Allerdings wird der Spaß etwas dadurch getrübt, daß die Lisl in den Kurven häufig über die Kanten ihrer auf kerzengeraden Straßen abgefahrenen Sohlen kippt.
Kurz hinter dem Skigebiet hört der Asphalt unerwartet auf und geht in eine mehr oder weniger schlechte Schotterstraße über. Große Steine, Auswaschungen und viel Waschbrett. Auf über 3000 m fahren wir längere Zeit über die Hochebene. Hier grasen gesunde, fette Rinder; ab und zu kreuzt ein Reh meinen Weg. Gerade als ich mich auf der steilen Bergabfahrt freue, daß hier nicht so viel Verkehr ist und ich die Fahrbahn ausnützen kann, kommt mir ein Jeep entgegengedonnert - die Jungs schreien etwas Unverständliches, aber freundlich hat das nicht geklungen. Kurz vor Kingston beginnt der Asphalt wieder und nach Kingston fahren wir durch den Kingston Canon. Sicher nicht so berühmt wie der Grand Canon, aber die Felsen sehen großartig aus und lassen schon ahnen, was wir in den nächsten Tagen noch mehr sehen wollen.
Also, in Nevada hätte ich nicht um ein Stück Land gekämpft - diese Wüste; hier in Utah schon!
An der nächsten Abzweigung liegt ein See, das Otter Creek Reservoir. Da such ich nach einem hübschen Plätzchen. Hab's schon fast gefunden und möchte noch 100 m weiter fahren, da stolpert die Lisl über einen spitzen Stein und legt sich auf die Seite. Na gut, dann bleiben wir halt hier - der weitere Weg wäre sicher nicht gut für uns gewesen. Auf die Beine bekomme ich die Lisl allerdings erst, nachdem ich sie total abgepackt habe. Passiert ist anscheinend nichts, aber beim genauen Hinsehen  sehe ich Öl an der Vorderradgabel. Die genauere Diagnose lautet: Gabeldichtung links defekt. Also mit den Öldichtringen haben wir's diesmal!!!

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