Montag, 21. Oktober 2013

Eine für mich unlösbare Aufgabe...

...liegt vor mir. Reparieren? Organisieren? Hab ich bis jetzt immer hinbekommen. Aber wie soll die Reise weitergehen? Ich bin mitten in einem Unwettergebiet, das für die nächsten Tage so bleiben wird!
Richtung ändern und schönes Wetter suchen? Aussichtslos! Im Hotel bleiben und warten, bis es besser wird? Wie lange wohl??? Und was tun in der Zeit? Im Hotel gibt es nur Bett und spanischen Fernseher. Außerdem läuft die Zeit - ich habe ein Limit wann ich Mexiko verlassen muss und wann ich das Schiff erwischen muss. Bleibt also nur: geplante Route weiterfahren und dabei alles so dicht wie möglich einpacken.
Und die Nächte? Hotel? Da hab ich noch nie 6 h geschlafen - also keine gute Lösung. Übernachtung im Zelt? Geht auch nicht - bei 10 cm Wassertiefe. Vielleicht sollte ich das Zelt in der Hotelgarage aufschlagen?

Beim "Auschecken" sitzt der Hotelbesitzer an der Rezeption. Er hat etwas von einem Guru - ist ganz in weiß gekleidet, trägt Jesuslatschen und einen (mittel)langen Bart. Als ich ihm erkläre, daß ich heute noch krank bin, legt er seine Hände in meine und schließt die Augen eine Minute lang. Dann entläßt er mich. Alles wird gut! Was auch immer er mir mit auf den Weg gegeben hat, es kann sicher nicht schaden.

Angestupst durch eine ungwöhnliche Antwort drehen sich meine Gedanken heute wieder mal um das "warum". Warum suche ich in allem einen Sinn? Warum hinterfrage ich alles? Warum kann ich die Dinge nicht einfach akzeptieren und genießen wie sie sind? Das würde das Leben vermutlich oft viel einfacher machen. Warum mache ich alles so kompliziert? Einfache Menschen wirken ja oft so zufrieden! Auf der anderen Seite - wenn die Menschheit immer alles nur akzeptiert hätte, dann würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen und uns von Beeren ernähren. Das Rad wäre nie erfunden worden. Das in-Frage-stellen ist die Antriebsfeder für Lernen und Fortschritt. Ist die Unzufriedenheit der Preis dafür? War der Fortschritt denn immer gut? Nach welchen Kriterien soll ich denn entscheiden, wann ich "fünfe grade sein lassen" kann und wann ich die Dinge ändern muß? Ach ist das schwierig!

Käfer - ihr wißt schon, das Kultuato. Fährt hier noch in jedem Alter und Zustand herum. Für mich war das immer ein großes Auto, in dem ich mit 5 Geschwistern und Hund zusammen in Urlaub gefahren wurde. War das Auto groß! Später habe ich selbst einen gefahren - da war immer noch Platz für eine ganze Menge Kumpels. Und jetzt? Da fährt einer, besetzt mit 2 ausgewachsenen Mexikanern. Mann ist das Auto voll! Da kann doch nichts weiter reinpassen... Relativitätstheorie? Käfer x mein Alter = 1 / Größe des Autos?

Ich lasse heute das Navi den Weg bestimmen - ich hoffe, es macht seinen Job wieder gut. Ziel ist Valle de Bravo, südwestlich von Mexico City - soll schön sein dort. Es gibt hier in der Gegend eigentlich keine wirklich spannenden Ziele für mich. Und ob ich mir die Hauptstadt antun soll oder nicht, habe ich imnmer noch nicht entschieden. Vorgabe ist "kürzester Weg", was dazu führt, daß ich Nebensttraßen geführt werde, die auf meiner Karte nicht verzeichnet sind. Immerhin sind alle mehr oder weniger gut asphaltiert, also. gemütlich befahrbar. Um mich herum "liebliche" Landschaft, Ackerbau und Viehzucht. Mancherorts werden sogar schöne große Gärten gepflegt. Überall werden auf jeden Fall die Spuren des vergangenen Unwetters noch mit Schaufeln beseitigt!

Heute ist schon um 14:30 Uhr showdown. Als die ersten Tropfen fallen, kehre ich kurzerhand um und fahre zur Tankstelle. Die Lisl wird aufgetankt, die Klamotten regenfest abgedichtet, die Lenkerstulpen montiert, Foto und Navi bekommen eine besondere Verpackung. So, jetzt bin ich gewappnet. Vor mir liegt ein 2800 m hoher Paß, ein Weg führt kurvenreich darüber hinweg, der andere ist eine kostenpflichtige Autobahn. Schon vor dem Kassenhäuschen kommen mir die Sturzbäche entgegen. Ich wähle die motorradfreundlichere Bergtour und stürze mich in die Fluten. Wenn die Duschen im Hotel nur auch soviel Wasser von sich geben würden!!! Mit 40 (plusminus) kämpfen wir uns halbblind den Berg hoch. Auf der Höhe läßt der Regen nach, es gibt schön gelegene Bergdörfer und die Landschaft erinnert eher an das Voralpenland. Bergab führt die herrliche Motorradstrecke bei mäßigem bis mittelmäßigem Regen durch den Wald an einem Bach entlang. Schöne flauschige Wiesenplätzchen gibt es da - wäre doch klasse zum zelten?! "5 Tage war sie krank - jetzt spinnt sie wieder. Gott sei Dank!" Na ja, der Fahrspaß wird noch durch heftige Hustenanfälle gestört.

Ich nehme heute wieder ein Hotel - ich hab's mir selbst versprochen. Und dann muß ich das auch halten. Valle de Bravo ist anscheinend ein Touristenort. In den engen Gassen gibt es eine Menge Unterkünfte, ich mag aber nicht überall nach dem Preis fragen. Also fahre ich einfach in einen Hof der mir gefällt. 400 Pesos soll es kosten. Ne, das ist mir zuviel. Also gut, 350. Nein, mein Limit sind 300. Gut, krieg ich das Zimmer für 300! Um das Geld hab ich zwar schon Besseres gesehen, aber ich hab keine Lust auf Streß. Aber so wie es aussieht, werde ich vermutlich meinen Schlafsack rausziehen, das Zimmer ist kalt und die Decken dünn.
Aber vorher gönne ich mir noch einen Stadtbummel. Die Gassen sind voll mit Ständen, es ist Leben auf der Straße. Zufällig komme ich auch an der großen Kirche vorbei, wo gerade Gottesdienst abgehalten wird. Ein paar Minuten schaue ich in der prall gefüllten Kirche zu. Auf dem Rückweg lasse ich mir einen mexikanischen Maiskolben mit Käse und Chili schmecken. Bei einem Drink in einer kleinen Pizzeria gewinne ich natürlich neue "Freunde", die mir Trinksprüche beibringen wollen.
 
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=rrndmzuncuklubvs

Zwei Bier bitte - im Eimer!

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