Donnerstag, 10. Oktober 2013

Entschleunigung

Die Lehre der Nacht: auch auf ganz feinem weichem Sand ist eine Isomatte gut - auf Sand liegt es sich wie auf Beton.

Um 9 Uhr macht das Einwanderungsbüro auf. Daniele bedauert, daß er heute morgen keinen Kaffee servieren kann, aber ich bin eh in Eile. Um kurz nach 9 Uhr bin ich dort. Nach 20 min Wartezeit bin ich dran. Mir wird erklärt, was ich alles benötige - und ob ich so eine Einwanderungskarte hätte? Nein, genau die will ich ja haben! Aslo: eine Kopie vom Paß, ein Paßbild OHNE Brille, eine Bescheinigung der Bank, daß ich 1000 Pesos Bearbeitungsgebühr bezahlt habe und ein Schreiben, das meine Situation erklärt. Wie ich das anstellen soll? Keine Ahnung. Ich bekomme noch die Info, daß 200 m weiter in Copyshop mit Internet ist und 500 m in die andere Richtung eine Bank und vielleicht eine Fotografiermöglichkeit.

Verzweifelt suche ich den Copyshop auf, es ist 11 Uhr. Sie haben 2 Computer die besetzt sind und kein WiFi. Also zum McDonalds, der zum Glück in der gleichen Straße ist. Während sich das Internet noch verbindet, schreibe ich den Bittbrief auf englisch. Damit er ausgedruckt werden kann, sollte er vielleicht in Word oder pdf sein? Mist - das Office-Programm hängt sich auf und läßt sich nicht beenden. Also, Rechner runterfahren. Und wieder neu starten? Geht nicht! Jetzt - unter Zeitdruck - klappt natürlcih mal wieder nix; es ist wie im Büro. Ich versuche über das Handy an das Internetformular heranzukommen. Obwohl versprochen, daß ich es in deutsch ausfüllen kann, ist die Seite komplett auf spanisch. Der "english"-Knopf führt nur zur Startseite in englisch, danach ist alles wie gehabt in spanisch. Oh, mein Computer erholt sich? Nach 10maligem Neustart nebenher, scheint er es jetzt gerafft zu haben.

Einen Tisch weiter nimmt ein nicht-mexikanisch-aussehender Herr Platz und fragt mich auf englisch, ob ich mit diesem Motorrad da bin. Ist doch gut, aufzufallen. Natürlich bitte ich ihn gleich um Hilfe - gerne. Aber seine Frau kommt gleich und die ist Mexikanerin. Zusammen füllen wir das Internetformular aus - ich hätte das nie hinbekommen! Speichern als pdf auf einer SD-Karte. Den Brief speichere ich eben als Bild - auch auf SD-Karte.

Ah - ich mache einfach ein Foto von mir vor einer weißen Wand und speichere es auch - man kann ja nie wissen.
Auf zur Bank. Alles klar. Kreditkarte? Nein, nehmen sie nicht. Nur Cash. Bankräuber! Ich bekomme einen Computerausdruck als Quittung. Ein Fotogeschäft oder Fotoautomat ist nirgends zu sehen.

Zurück zum Copyshop. Alle nötigen Kopien sind schnell gemacht. Ausdrucken ist schwieriger - von meinen Laptop aus geht das nicht, nur von seinem PC. Und der hat keinen SD-Kartenleser. Zum Glück hat der junge Mann auch ein Laptop und kann die Karteninhalte auf einen USB-Stick ziehen und den an seinen PC anschließen. Kostet alles zusammen 16 Pesos. Zurück zum Büro.

Es ist ca.12 Uhr. Warten! ich erfahre einige ähnliche Geschichten. Horrorstories. Ich bin dran. Papierkontrolle - penibelst. Die Bescheinigung für 1000 Pesos und gilt nur 30 Tage. An der Grenze hätten sie es angeblich um 200 Pesos für 6 Monate ausgestelltm aber das dürfen sie hier nicht. Wo meine Einwanderungskarte wäre?  Ich habe das falsche Internetformular gewählt! Woher soll ich das wissen? Jetzt schreibe ich genau auf, wie das heißt und wo ich das finde. Und der Brief muß auf spanisch sein. Ein junger Mann nebenan, auch Kundschaft, erbarmt sich meiner; könnte Amerikaner sein. Aber heute, sagt er, wird das wohl nichts mehr. Um 13 Uhr wird geschlossen und jetzt ist 12:30.

Er übersetzt den Brief, aber ich muß ihn halt nochmal abschreiben. Zurück zum McDonalds. Brief schreiben, richtiges Formular ausfüllen. Zum Copyshop - bitte ganz schnell 2 Dateien ausdrucken! Danke! Zum Migrationsbüro - juhu, es ist 10 vor 1! Um 2 bin ich dran (ihr erinnert Euch, 2 Stunden vor Schiffablegen soll ich dort sein, es legt um 14:30 ab). Der Beamte geht erneut die Liste durch und findet noch ...was ich alles bräuchte. 'Ob ich so eine Einwanderungskarte hätte...

Ich erkläre, daß man mir angekreuzt habe, was ich benötige und das liegt alles vor! Na gut. Aber sie brauchen ein echtes Foto, ein Ausdruck glit nicht. Mein Argument, daß heute alles Fotos digital sind und ausgedruckt werden, veranlaßt ihn zur Nachfrage bei seiner Kollegin im verborgenen Hintergrund. Gefühlte Stunden später die Aussage: das Foto kann ich wieder mitnehmen, die Paßkopie genügt. Aber ich muß noch ein Interview mit seiner Kollegin über mich ergehen lassen - am Freitag!!! Warum? Das ist der Prozess. Und er dauert normalerweise 3-4 Tage... Verzweiflung! Ich bin gefangen in Mexiko! Die lassen mich hier nimmer raus. Und sie werden so viele Genehmigungen verlangen, bis all mein Geld aufgebraucht ist!

Ich zeige das Ticket und dränge, daß ich doch heute das Schiff erwischen müßte. Er fragt nochmal nach. Weitere gefühlte Sunden später bekomme ich das Sonderangebot: ich kann morgen früh um 9 Uhr (oder 1/2 h früher) kommen zum Interview. Aber heute ist Feierabend. Es ist 14 Uhr.
Immerhin habe ich jetzt schon mal eine Vorgangsnummer. Ich könnte damit im Internet nachschauen, wie weit der Prozess gediehen ist.

Zum Glück gibt es auch in der Stadt noch ein Ticketbüro für die Fähre - dort fahre ich jetzt hin. Spart mir 30 km. Ja, ich kann das Ticket nochmal umschreiben lassen, aber bitte erst, wenn alle Papiere vollständig sind. Am besten morgen (?) im Hafen. Es kostet dann 180 Pesos - was ist das schon, verbglichen mit den Regierungsgebühren!

Das war's für heute - der Tag kann jetzt beginnen. Nur - womit?
Immerhin habe ich in Erwartung einer Seefahrt heute keine Motorradstiefel und -hosen angezogen. Das ist eine enorme Erleichterung bei der Hitze. Da bis jetzt nur Lauferei - pardon Fahrerei - angesagt war, suche ich mir etwas Hübsches. Ich finde ein Restaurant am Hafen und gönne mir dort Spagetthi. Ich glaub, heute abend werde ich wieder bei Daniele nächtigen, das kenne ich schließlich schon.

Daniele begrüßt mich freundlich und wir radebrechen gegenseitig. Vermutlich versteht keiner den anderen wirklich, aber wir tun so, als ob wir uns gut unterhalten. Heute möchte ich mehr vom Wasser genießen, aber zum schwimmen ist es zu seicht und zum abkühlen zu warm; also setze ich mich ene Weile in den Pool und genieße das Plätschern. Im Mondlicht trocknet mich der Abendwind schnell - das ist noch der kühlste Part.
Eine Sternschnuppe weist mir den Weg nach Süden - morgen ist wieder ein neuer Tag...

3 Kommentare:

  1. Liebe Susanne, ich habe mir genau notiert, was ich unbedingt bei Einreise zu beachten habe, damit ich bei meiner eigenen Tour nicht ähnliches erlebe. Das braucht ja kein Mensch - auch wenn sich das recht "lustig" liest. Das hat was von Slapstick an sich. (Klar, vom warmes Sofa zu Hause aus...) alles Gute dir und vG Bärbel

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  2. hei susl ... pass bitte auf dich auf . bussi hape

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