Dienstag, 24. Dezember 2013

Im nächsten Land wird es besser. Ganz bestimmt!

Der Schlafsack war eine gute Idee - alles andere hat gemüffelt! Um den Blog hochzuladen habe ich einen sündhaft teuren Datenpass bei der Telekom gekauft - es hat nicht funktioniert!
In der Nacht gab es wieder ein heftiges Gewitter, das jetzt wohl auch die Wasserversorgung lahm gelegt hat; jedenfalls gibt es am Morgen kein Wasser. Ach nein, um 1/2 9 Uhr wird erst die Pumpe für das ganze Dorf angestellt. Die Ausgrabungsstätte finde ich schnell, aber es ist noch geschlossen - wer weiß, wann die aufmachen. Eigentlich wollte ich nur in Puma Punku die angeblich extrem glatten Steine sehen, die dort verwendet wurden. Ähnlich wie in Machu Picchu aber noch glatter. Puma Punku scheinen nur 2 GEbäude zu sein, die mit einem Maschendrahtzaun abgegrenzt sind. Fotografiere ich eben aus der Ferne und stelle mir die Steine vor.

Auf dem Erdweg zu den Ruinen ist es noch naß, die Lisl muß auch mal durch eine Pfütze fahren. Jetzt zeigt sie mir, wie ungern sie das mag mit diesen Reifen. Mehrfach rutscht sie aus, zum Glück nur leicht. Aber damit ist klar, daß ich nicht die Abkürzung um La Paz herum nehmen kann. Ich stelle mich geistig auf die Stadt ein. Obwohl wir gar nicht bis nach La Paz hineinfahren, sondern gleich ein den ersten Vororten nach Süden abbiegen, brauchen wir zwei geschlagene Stunden bis wir durch sind!
Hier in den Vororten laufen einige Urbanisierungsprojekte. Bislang sieht man aber nur schrecklich viele halbhohe Ziegelmauern aus denen noch Armiereisen kragen. Mopeds sind kaum zu sehen und die Tuktuks sond vollständig verschwunden.
Die Straßen sind innerorts immer besonders abenteuerlich bis gar nicht da. Hier sind sie teilweise "schön" gepflastert, bilden aber eine Achterbahn sondersgleichen. Die Mulden sind halbe Meter tief und wir können meist nur im Schritttempo fahren. Manchmal fehlen auch Pflastersteine. Die Anzahl der Fahrspuren einer Straße richtet sich nach der Breite der Fahrzeuge - soviel wie geht, fahren nebeneinander. An den Ampeln staut es sich. Danach ist seltsamerweise oft freie Fahrt - bis zur nächsten Ampel. Und dann geht gar nichts mehr voran. Mitten auf der Autobahn ist Krämermarkt! Und eine Baustelle, die 3 Spuren auf eine reduziert. Die Polizei steht da, damit sie halt da ist. Nach über einer Stunde fängt es an zu regnen. Bei dem Tempo ist das ja nicht schlimm, denke ich; zumal ich sowieso keine Chance habe, irgendwo anzuhalten und meine Regensachen anzuziehen. Es schüttet! Ich bin schon naß. Da finde ich doch eine Lücke zwischen den LKWs auf dem Standstreifen der Gegenrichtung. Ihr glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, im strömenden Regen den Regenkombi ordentlich anzuziehen - mit all seinen Reißverschlüssen und klammen Fingern. Die Handschuhe sind schon in der Pfütze gelandet.

Endlich draußen! Ups - tanken? Mir ist aber auch keine Tankstelle aufgefallen. Wer weiß, wann jetzt wieder eine kommt. Aber da haben wir Glück -schon sichte ich eine. Der Tankrucksack will heute wieder gar nicht runtergehen, der Reißverschluß macht schon lange Zicken. Es geht nicht! Ruhig bleiben, Susi, nicht agressiv werden, das hilft nicht. ABer ruhig bleiben hat auch nicht geholfen, der Reißverschluß ist futsch. Keine Ahnung, wie ich den Tankrucksack jetzt befestigen soll.
Der Tankwart hält die Zapfpistole in den Tank, nichts tut sich. Oh, da ist ihm leider gerade eben der Sprit ausgegangen! Jetzt mache ich mir Sorgen. In 7 km soll wieder eine Tankstelle sein, das beruhigt mich. Die hat ein Schild draußen stehen "kein Sprit". Die nächste? Der Tankwart kehrt und schüttelt den Kopf. Noch eine Tankstelle weiter (mittlerweile sicher schon 40 km) verläßt eben ein Auto vor mir unverrichteter Dinge die Station. Wenn in der nächsten größeren Ortschaft kein Benzin vorhanden ist, dann campe ich dort an der Tankstelle so lange, bis der Tanklaster da war! Patacamaya kommt und damit auch eine Tankstelle. Und eine lange Schlange wartender Autos. Ich bekomme trotzdem noch Benzin - und sogar voll! Glück gehabt.

Auf einer extrem unebenen und welligen Asphaltstraße geht es nach Süden. Etwa die Hälfte der Strecke ist jedoch Baustelle und wir fahren auf einer erdigen Umleitung. Mit Pfützen natürlich. Ich habe beschlossen, bis Oruro zu fahren. Den Salar de Uyuni werde ich sicher nicht fahren können, er steht sicher unter Wasser. Außerdem ist die Straße, die daran vorbeiführt (um wenigstens einen Blick darauf zu werfen) eine "unbefestigte Nebenstrecke". Das ist mir zu riskant. Ich möchte etwas nördlich davon Richtung Chile abbiegen. Die Straße ist eine "befestigte aber nicht asphaltierte Fernstraße" - das sollte doch zu machen sein. Außerdem führt sie an einem etwas kleineren Salzsee vorbei, vielleicht finde ich da noch eine Fotobeute.

Es fängt wieder an zu regnen. Stark. Sturzbäche fließen in den zentimetertiefen Spurrillen entlang. Die Straße ist wegen der vielen Baustellen voller Erde - es ist glitschig. Die LKWs gischten mich zu, ich sehe kaum etwas. Die Stiefel fühlen sich an, als ob sie jetzt Wasser durchlassen würden?! Vor mir wird es schwarz und schwärzer! Die Lisl schüttelt sich "nein nein, hier fahr ich nicht weiter" will sie mir sagen. Einem Impuls folgend drehe ich nun auf halber Strecke um und halte mich Richtung Sonne. Zurück nach Patacamaya und dann nach Westen. Salar de Uyuni ade. Es schmerzt! Die Enttäuschung ballt sich in meinem Hals zu einem Kloß. Da helfen auch vernünftige Argumente oder Trostpflästerchen nichts. Ich muß mich zwingen, das was ich gerade erleben wahrzunehmen und zu genießen...

Es ist eine superschöne gerade Asphaltstraße, fast kein Verkehr, blauer Himmel mit ein paar Wolken und grüne Weite! Fast keine bettelnden Kinder, die mir sogar zornig ihre Mützen zwischen die Räder geworfen haben. Und die Landschaft wird abwechslungsreicher. Sanfte Hügel, dann rote Klippen. Roter Sand und Lehm, große flache Pfützen. Im Rückspiegel mahnen die dunklen Wolken "weiter, Du hast die richtige Entscheidung getroffen". Hier kann ich die Anfänge eines Grand Canon erleben: schmale Bachbetten mit harten senkrechten Kanten, mehr oder weniger tief. Eigentlich ist es recht spannend hier! Rings um uns herum sind dunkle Wolken, links über den Bergen blitzt und donnert es. Fahren wir drum herum? Mist, nicht geschafft. Die Ausläufer erwischen uns doch. Hinter dem Grau sehe ich schon wieder Blau, also durchhalten! Natürlich wird genau im dicksten Regen die Straße schlecht und der Verkehr nimmt zu und ein kräftiger Seitenwind plagt uns... Aber auch das überstehen wir heute.

Gegen 17 Uhr ist auf der Karte eine größere Ortschaft eingezeichnet. Bestimmt gibt es da ein Hotel. Es kommt eine Abzweigung.
Noch 8 km nebenraus soll die Ortschaft sein. Wie die wohl aussieht - nach meinen bisherigen Erfahrungen? Ein großes Schild "Hostal Kory Wara" - aber kein großes Hostal zu sehen. Ich fahre bis zum Marktplatz über Lehmhügel und Pfützen. Eine "Pension", die noch kärglicher anmutet als mein gestriges Hotel. Wir eiern noch ein wenig weiter und fragen nochmal. Hostel Kory Wara am Ortseingang wird mir empfohlen. Also gut - ich halte weiter Ausschau danach. Leicht zu übersehen und sieht geschlossen aus. Aber ich bleibe hartnäckig und finde um die Ecke eine Tür. Nach viel Rufen kommt auch jemand. Überraschung! Das Hostal ist (für hiesige Verhältnisse) sehr hübsch angelegt und eingerichtet. Ein Baby-Alpaka wohnt im Hof, das bekommt jetzt Gesellschaft von der Lisl. Angeblich gibt es warmes Wasser, auf jeden Fall habe ich ein eigenes Bad mit funktionierender Toilette. Frühstück ist im Preis von 45 BOL (4,50 €) eingeschlossen, Internet gibt es natürlich nicht!!! Da müßt ihr halt noch eine Weile warten. Es gibt einen hübschen Aufenthalts- und Essraum, der von der Nachmittagssonne schön angewärmt ist. Dort bekomme ich für 15 Bol ein hervorragendes Abendessen (Spiegelei, Fleisch, Reis, Pommes, Tomate mit Zwieblen) und einen feinen Zimttee. Der 9-jährige Xavier leistet mir Gesellschaft und wir unterhalten uns ein bischen. Als ich ins Bett gehe, gewittert und regnet es endlich mal wieder...

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gdivhpfjqsxsltyb

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