Samstag, 25. Januar 2014

Kein Abenteuer?

Als ich um halb neun Uhr wach werde, hüpft Pavel dick angezogen auf der Wiese herum. Er hat schon alles gepackt und ist startbereit. Es ist saukalt (5 Grad), die ganze Nacht hat ein kalter Wind durch's Zelt geblasen. Deshalb habe ich auch gefroren und bin erst gegen 6 Uhr morgens eingeschlafen. Dann muß ich micht ja jetzt auch beeilen? Ohne Waschen oder frühstücken mal wieder. Aber in Cerro Sombrero nach 5 km wollte Pavel ja einen Kaffee trinken.

Wieder mal denkste - Pavel fährt einfach vorbei. Auf meine Nachfrage später erinnert er sich gar nicht daran, das gewollt zu haben.
Heute überqueren wir die Magellanstraße mit der Fähre und verlassen damit die Insel "Tierra del Fuego". Feuerland, auf dem man kein Feuer machen darf. In der nächsten Ortschaft haut Pavel seine restlichen chilenischen Kröten auf den Kopf, wir kaufen in einem kleinen Laden Brot, Tomaten und etwas Süßes ein. Ich habe noch ziemlich viel chilenische Pesos, die werde ich in Argentinien irgendwie umtauschen müssen. Der Grenzübertritt ist diesmal etwas chaotisch, eine ewig lange Schlange steht an und man winkt uns an einen anderen Schalter. Den hätten wir aber erst später besuchen sollen, Schlater 1 fehlt uns jetzt. Machen wir halt später. Dann ist beim Zoll der Computer ausgefallen - erst nach einiger Zeit beschließen sie, auf Handbetrieb umzustellen. Es scheint schwierig, die richtigen Formulare zu finden und sie auch richtig auszustellen, die Frau Zöllner kann das gar nicht, der Kollege braucht dafür eine Vorlage. Pnigelig genau legt er ein Kohlepapier auf den Durchslag, dann verschreibt er sich und muß einen neuen Formularsatz aufsetzen. Na ja, auch das geht vorüber und wir haben jetzt die letzte Grenze passiert.

Es gibt nichts zu sehen, langweilige Gras-Pampa mit ein paar Schafen. Pavel eiert ein wenig auf der Straße, meine Lisl juckt der Seitenwind kaum. Er ist heute nicht allzu heftig, wir können ihn ganz gut verdauen. 2 langbeinige Füchse queren unseren Weg. Kein Abenteuer weit und breit!

In Rio Galleghos tanken wir und nutzen das dort verfügbare WiFi ausführlich. Ich bekomme eine ganze Menge Anfragen von den "Stahlratte-Kumpels", wie denn die Straßenverhältnisse wären. Sie haben anscheinend alle die Nase voll von Pisten. Wer hätte das gedacht? Wir waren am Anfang alle so heiß auf dirtroads und haben uns über die Abwege gefreut. Aber die Schaden an den Mopeds nehmen zu, jeder hat so seine Erfahrungen gemacht mittlerweile.
Pavel bucht nun seinen Rückflug - zusammen mit mir; gleicher Tag, gleiche Maschine. Er bekommt eine Einladung hier in der Stadt und klärt, ob er mich auch mitbringen darf. Ja, bei Carlos sind wir alle beide eingeladen - im Haus schlafen ist doch besser als im Zelt! Auf geht's!
Aber beim losfahren verhält sich die Lisl sehr sonderbar. Irgendwie blockiert etwas. Kein Bordstein? Nein. Zurückschieben - geht ein Stück, dann blockiert wieder etwas. Pavel gibt unverständliche Zeichen, ich steige ab und schaue nach. Ein dicker Stein liegt vor dem Hinterreifen. Der soll die Lisl am losfahren gehindert haben? Na gut. ABer nach 20 m schon wieder, seltsame Geräusche und wiederkehrender Widerstand lassen mich anhalten. Pavel meint, es wäre vielleicht eine Feder der hinteren Bremse gebrochen - ich sollte doch langsam bis zu Carlos (6 km) weiterfahren. Nein, das mache ich nicht. Ich will erst wissen, was los ist. Auf dem Bürgersteig baue ich das Hinterrad aus, da kommt mir ein Stück Metall entgegen. Es ist ein Speichennippel. Eine Speiche ist gebrochen! Anscheinend hat sich der große Stein zwischen Kardantunnel und Rad verklemmt und eine Speiche zerstört. Aber wie der Stein während unserer Pause dahingekommen ist, ist mir ein Rätsel! Böse Menschen? Zauberhand? Also doch ein Abenteuer!
Ohne Hindernisse in der Bremstrommel fahren wir nun bis zu Carlos. Er hat eine hübsche kleine Wohnung und ist furchtbar eifrig bemüht, uns zu bewirten. Alles gleichzeitig - Bier, Essen bestellen, fotografieren, Garage organisieren. Dabei geht dann gar nichts voran. So verdrücke ich mich wieder nach draußen, baue das Hinterrad erneut aus und ersetze die Speiche. Dazu muß ich die Luft rauslassen, Carlos fährt mich mit dem Auto zur Tankstelle, um das Rad wieder aufzupumpen. Einbau - fertig! Lisl sollte jetzt wieder fit sein. Sie darf zusammen mit Pavels Java 5 Häuser weiter im Garten vom Herrn Doktor sicher ruhen!

Carlos erzählt aus seinem Leben und scheint sich zu freuen, daß er Gesellschaft hat. Er besorgt ein großes Essen für uns - wow! Ich bekomme das Bett im Gästezimmer, Pavel eine Matratze im Wohnzimmer. Geht es mir heute wieder gut!

Route? Is heut mal wieder net...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gmjffdnbcjgjinta

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