Donnerstag, 22. August 2013

Romantik

 
Romantisch war mein Schlafplätzchen hinter Knottys Mülltonnen ja nicht, aber so herrlich trocken mit Sand unter und Wellblech über mir. Als Luxuszugabe hatte ich sogar noch Tisch und Bank unter meinem Dach. Ich hab gut geschlafen und sogar der Hund hat irgendwann Ruhe gegeben, das Zelt ist trocken und Jacke, Helm und Handschuhe werden beim Fahren vollends trocknen - es scheint nämlich die Sonne! So macht das Fahren Spaß! So hab ich mir auch Alaska immer vorgestellt: lange kerzengerade Straßen, rechts und links fast immer Bäume, machmal etwas Sumpflandschaft. Gelegentlich ein Bach oder ein breiter sandiger flacher Fluß. Fahren! Lange, ungehindert, gemütlich aber zügig - Freude pur. An einer schönen Stelle über dem weitläufigen Tanana River schieße ich ein paar Fotos. Als ich wieder zusammenpacke, hält eine kleine Honda neben mir. Die Beifahrerin springt ab und begrüßt mich gleich aufs herzlichste. Melissa heißt sie, wohnt in England, ist aber Malaysierin wie ihr Fahrer. Wir wechseln ein paar Worte und ich bekomme eine Adresse in der Nähe von Vancouver - Peter ist Deutscher und soll rund ums Motorrad alles organisieren können; gut zu wissen. Trotz Sonne ist es ziemlich frisch, ich habe die Temperaturen wohl überschätzt. An "Rikas old roadhose" kann man sich anschauen, wie eine Truckerstation (inklusive uraltem kaputtem Truck) vor etwa 80 Jahren ausgesehen hat. Und ein schönes Plätzchen am Fluss hatte sich die Rika damals ausgesucht! Es steht dort ein großes Holzhaus und mehrere kleine Blockhütten für alles Mögliche: Vieh, Kühlhaus, Zollstation, Fährmannshütte... Aber ganz ehrlich, ich denke, das war sehr viel Arbeit, alles so toll hinzubekommen, da haben wir das bei uns zu Hause doch gemütlicher. So ein wildes Trapperleben hört sich romatisch an, aber in echt geht es sicher ordentlich an die Substanz. Ich gönne mir ein Sandwich, genieße die Romantik und tanke noch etwas Wärme in der Sonne. Stunden später fahre ich fast an Dot Lake vorbei, bemerke aber gerade noch, daß es an diesem Parkplatz was zu sehen geben muss. Keine Menschenseele weit und breit, kein Auto oder Wohnmobil. Eine kleine Kirche steht hier am See. Sie ist offen und ich gönne mir einen Blick in das zweckmäßig aber wenig schmuckvoll eingerichtete Kirchlein. Nebenan liegt der kleine Dot lake, ein herrlicher mittelgroßer See - bestimmt phantastisch zum Schwimmen, wenn es nicht so kalt wäre. Ich packe jetzt doch den dicken Pullover aus und schaue mich noch etwas um. Jemand hat wohl vor langer Zeit einen Metallstuhl einsam am Ufer stehen lassen, da steht er heute noch und wartet auf Gäste. Die begegnen mir auch - Schwoben (!). Sie sind schätzungsweise Ende Sechzig - vermutlich Ehepaar mit Schwägerin - und mit dem Wohnmobil auf einer geführten Tour unterwegs. Was es nicht alles gibt. Tok ist die nächste größere Ortschaft. Aber außer einer (oder 2?) Tankstellen, einem Besucherzentrum und 2-3 Andenkenläden findet man hier nichts. Oder doch: luxuriöse Campingplätze für die Wohnmobile; da will ich aber nicht hin. Etwas außerhalb findet sich das "Naherholungsgebiet". Dort darf man für 15 $ im Wald am Flussufer zelten. Das kann ich auch billiger haben, bin ich der Meinung - und was soll ich sagen? Kurz darauf finde ich einen neu angelgten Parkplatz mit Toilettenhäuschen neben dem Highway - direkt am Fluß. Eigentlich ist das hier ein Platz zum Boote einsetzen, aber die Wiese oberhalb des Steinufers ruft danach, bezeltet zu werden! Ein herrliches Plätzchen! Es ist kaum Verkehr und so habe ich meine Ruhe. So lange, bis jemand harsch an meinem Zelt rüttelt. Ich erschrecke ordentlich, ich habe ja niemand kommen hören. Aber mein Rufen hat den Schüttler wohl auch erschreckt und die Krähe fliegt gleich weiter - so ein Viech.... http://connect.garmin.com/activity/363835919

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