Dienstag, 20. August 2013

Wildnis

Es gab mal wieder Verzögerung am Morgen - 2 h - weil es natürlich grade angefangen hat zu regnen, als ich das Zelt abbauen wollte. Die freundliche Stopschildhalterin an einer Baustelle freute sich jedoch über den Regen "der ganze Sommer war so sonnig, wir brauchen den Regen". Da war ich also wieder willkommen, die Regenmacherin. Der Wetterbericht ist hier übrigens einfach und sehr leicht zu merken, denn er ist jeden Tag identisch: heute und morgen Regen, übermorgen Sonne...und täglich grüßt das Murmeltier...
Ich fuhr ein Stück zurück in den Denali-Park. Eine Straße führt etwa 20 km in den Park hinein. Weiter darf man nur mit dem Bus. Der fährt allerdings jeweils 3 h hin und zurück und kostet Minimum 33 $. Da es schon Mittag war und außerdem die tiefhängenden Wolken kaum einen Blick freigaben, genügte mir die Fahrt mit der Lisl-Biene.
Mein erster Bär! In freier Wildbahn. Allerdings so weit weg, daß man ihn nur mit dem Fernglas vernünftig beim Beeren fressen erkennen konnte. Eigentlich bin ich gar nicht so unglücklich über die große Entfernung, er war doch ziemlich groß.
Der Ausflug hat noch mehr Ausbeute ergeben, zwei Elchbullen lagen etwa 100 m neben der Straße im Heidekraut und machten ein Nickerchen. Man konnte zwar nur die Schaufeln erkennen, aber die waren ziemlich groß. Als ich 1/2 h später wieder zurückfuhr lagen sie immer noch da - ich glaube, die Ranger haben die beiden engagiert. Etwas weiter gab es noch ein kleines Versteckspiel mit einer Elchkuh, die immer wieder ein Stückchen von sich zeigte um sich dann elegant hinter einen Busch oder Baum zu verziehen.
Auf dem Weg nach Fairbanks gibt es nicht viel Interessantes zu sehen. Großenteils stehen von den Wäldern nur noch Skelette da, vermutlich haben hier Brände gewütet. Die Tannen sind schwarz, die Birken oft auf etwa 4 m Höhe abgebrochen. Aber von unten treibt schon wieder neue Vegetation nach.
So kann ich es gemütlich laufen lassen und vor mich hindösen. Gute kerzengerade Straße und kein Verkehr, nur die Lisl und ich; eigentlich könnte das ewig so weitergehen. Es ist wie atmen - es geht automatisch und eigentlich tut man dabei gar nichts. Aber wehe, man läßt es ausfallen...! Bei meinen sonstigen Reisen wäre das die Zeit zum singen und ausgelassen sein. Aber diesmal bin ich erstaunlich gleichgültig.
Eine interessante Beobachtung: man fährt hier gleichmäßig, nicht agressiv und hält ausreichenden Abstand. Dennoch kann ich gelegentlich einen kleineren Van oder Geländewagen beobachten, der extrem nah auf das vorausfahrende Wohnmobil auffährt, ohne es zu überholen. Das Rätsel löst sich später, man nimmt seinen "normalen" Wagen in Schlepptau! Think big...
Ach, eine Einladung habe ich heute bekommen: der reiselustige John, der mein Motorrad bewundert, bietet mir freie Übernachtung an, falls ich morgen noch in Fairbanks sein sollte. Er ist gerade mit seiner Familie im VW-Bus auf Tour, ein bischen Boot- und Radfahren. Aber morgen wird er wieder zu Hause sein. Er dürfte Ende 50 sein und sieht so aus, wie man sich einen echten Trapper vorstellt - wilde graue Haare und einen langen Vollbart!
In Fairbanks genieße ich einen kleinen Künstlermarkt mit Livemusik und gönne mir dann einen Abstecher Richtung Chena-River im Osten. Da es mittlerweile schon 8 Uhr abends ist, suche ich mir unterwegs einen Zeltplatz. Ist gar nicht so einfach, ein passendes gebührenfreies Plätzchen zu finden. Der Highway bietet keine Ausweich- oder Anhaltemöglichkeit, alle Straßenabzweige sind privat und führen zu Wohnhäusern. Zum ersten Mal zelte ich jetzt trotzdem alleine in der Wildnis - an einer Stelle am Fluss, wo Boote eingesetzt werden können. Ein bischen mulmnig ist mir nach dem heutigen Bärentreffen aber schon.
Übrigens an alle Kommentatoren und Facebooker: ich freue mich über Eure Beteiligung und lese alles! Bitte verzeiht mir, Petra&Thomas, Heinz, Stefan, Kirsten&Dieter, Jürgen, B&R&S, Theo, Eggord..., wenn ich Euch nicht einzeln  antworte.

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