Montag, 2. September 2013

Fort-Leben

Ist das ein herrlicher Platz am See!!! Der Platzwächter hat mir freundlicherweise Kleinholz gebracht, damit ich ein Feuer machen kann. Ich sitze lange dort und schaue in die Flammen. Gegen 10 Uhr wird es ruhig, die Kinder verschwinden in den Campern. Als kurz danach auch endlich Nachbars Generator ausgeht, ist die Ruhe perfekt. Der See liegt ganz still da, ab und zu kann man Fische springen hören. Da der Mond noch nicht aufgegangen ist, zeigt sich ein prächtiger Sternenhimmel. Den genieße ich auch noch, nachdem ich mich ins Zelt verzogen habe - es ist so herrlich, daß ich das Zelt einfach offen lasse.
Am Morgen weckt mch die Sonne, die über den See zu mir hereinscheint. Langsam erwacht das Leben wieder - als erste paddeln die Kinder auf den See. Schade, daß ich nur diese eine Nacht bleibe...
In Vanderhoof überlege ich, ob ich den Abstecher nach Fort St.James machen soll - sind doch immerhin einfach ca. 60 km. Ich entscheide mich dafür und bin darüber sehr froh. Das Fort ist überwiegend im Originalszustand und man bekommt alles erklärt. Es ist herrlich am Seeufer gelegen, enthält große Wiesen, einen schönen Nutzgarten und einen kleinen Hühnerhof. Jeden Morgen müssen die Hühner ein Wettrennen absolvieren.
Während der Mittagspause sind die einzelnen Häuser geschlossen, aber daür zeigt eine Indianerin, wie traditionell Leder hergestellt wird. Das ist total interessant! Z.B. wird die Haut lange geschabt, um Weichheit und die samtige Oberfläche zu erhalten; dabei wird sie öfters mit Mehl eingepudert. Ganz zum Schluss muss sie noch geräuchert werden, damit sie den braunen Farbton erhält. Und natürlich gibt es noch hunderte von weiteren Arbeitsgängen zwischendrin - vor allem mit viel wässern, trocknen, ölen, strecken...
Im Lagerhaus könnte ich in Shoppingrausch geraten! Was da alles liegt: Fallen, kistenweise Munition, Seile, Mehlsäcke, Pelze von allen Tieren in allen Farben, Öl, Tee...einfach alles und so schön verpackt! Das Tier, das ich bei Faro gesehen habe, könnte ein Vielfraß gewesen sein, wenn ich die hier hängenden Felle so anschaue. Sei jedoch selten, daß man die zu Geischt bekommt und darüber könne man froh sein, erklärt mir die Angestellte. Denn Vielfraße sind sehr aggresiv und können sogar Bären töten.
Das war aber nur das Lagerhaus. Es gibt auch einen Laden - der ist genauso herrlich. Gusseiserne Töpfe und Teekannen, jede Menge Whiskey, Lederstiefel mit genz weicher Ledersohle und genagelte Stiefel - einfach Klasse. Im Wohnhaus wurde bereits für mich gedeckt - es gibt gleich Tee mit Keksen, die aus der Küche duften. Och - ist doch nur für eine angemeldete Gesellschaft. Dafür lerne ich noch etwas über die verschiedenen Blockhausbauweisen - "Red River" oder "Duff lock". Beim Bau des Forts waren sie auch schon so schlau, daßgleich hölzerne Gehsteige von einem Gebäude zum nächsten angelegt wurden. So konnte man trocken und sauber spazieren gehen.
Bis Anfang der 50er Jahre war das Fort noch in Betrieb; das zeigt sich an vielen Gebrauchsgegenständen. Nostalgie! Ich könnte hier bleiben und nehme im büffelfellgefütterten Sessel Platz. Eigentlich ist es phänomenal, was sich in noch nicht mal einem Menschenleben so verändert! Ob das alles zum Guten war?
Zum Schluss gibt es jetzt doch noch ein kleines Abenteuer. Nach dem einsamen Leben im Fort habe ich so gar keine Lust auf Stadt und möchte Prince George gerne vermeiden. Auf meiner Karte finden sich sogar 2 Straßen, die das ermöglichen - die erste habe ich schon mal nicht gefunden. Es geht eine Schotterstraße Richtung SO durch ein Indianerreservat (das heißt richtig "land of the first nations"!). Was denen da als Gebiet zugesprochen wurde ist ja wirklich winzig im Vergleich zu dem riesigen Land - auch wenn es ein schönes Fleckchen ist. Die Straße, die laut Karte hier am Stony Creek nach Süden abzweigt, führt mich bestimmt 20 km um den See herum, um dann kurz vor dem Ende als Sackgasse zu enden. Also zurück - vielleicht war's doch erst die nächste Abzweigung? Ja, die sieht gut aus, führt in die richtige Richtung, ist in sehr gutem Zustand, ab und zu berfahren - die muss richtig sein. Irgendwann ist am Finger Lake sogar ein Campingplatz eingezeichnet - den steure ich an. Der Besitzer empfiehlt mir, die Karte wegzuwerfen, da stünde nur Schrott drauf. Nein die Straße führt nicht nach Quensel oder zum Highway - ich muss den ganzen Weg zurück nach Vanderhoof und auf dem Highway durch Prince George. Außer, ich würde den "Bobtail" nehmen, der führt zwar auch wieder nach Norden, mündet aber kurz südlich von Prince George im Hwy. Es gibt auf diesem Weg viele Abzweigungen, man könnte sich verfahren und der Zustand ist nicht ganz so gut wie auf der Straße die ich gekommen bin, aber ich sollte es ruhig versuchen.
Obwohl der Campingplatz sehr schön liegt und Dusche und WiFi im Preis enthalten sind, sind mir 25 $ dann doch zuviel. Ich bekomme noch ein paar Tips für kostenlose Zeltplätze und den nächstgelegenen davon nutze ich - bin ganz schön müde!

http://connect.garmin.com/activity/369593117

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