Freitag, 18. Oktober 2013

Glück muß man haben!

Morgens ist es noch ganz schön frisch, daher lasse ich mir Zeit. Irgendwann kommt die Sonne durch die Wolken und trocknet das Zelt in Windeseile - jetzt kann's losgehen - ohne Heizweste;-)
Weiterhin begleitet uns entlang der guten Straße eine grüne Weidelandschaft. Einige große Pfützen zeugen allerdings von der doch etwas ungewöhnlichen Nässe. Die Straße läßt 100 km/h leicht zu - das gefällt der Lisl. Gleichmäßig schnurrt sie bei ca. 4000 Umdrehungen vor sich hin. So sind wir bald in Durango.
Hier möchte ich unbedingt eine Post finden, denn ich muß meiner Tochter eine Geburtstagskarte schicken. Das wird sicher ein paar Tage dauern. Da ja das Navi nicht mehr funktioniert muß ich mich durchfragen - bis zur Stadtmitte finde ich. Und die 20ste-November-Straße, an der die Post sein soll, finde ich auch. Das ist sozusagen die Hauptstraße hier. Dann werde ich hierhin und dorthin verwiesen. Sechs Blocks nach Osten soll sie sein. Dort angekommen, weiß keiner was, außer, daß sie in der anderen Richtung sein muss. Ja, ganz am anderen Ende der Straße, praktisch dort, von wo ich gekommen bin. Dort schickt man mich zurück ans andere Ende...und so geht das, bis ich die Straße bestimmt 6 mal hin- und hergefahren bin. Per Zufall finde ich auf der Karte in meinem Handy ein Briefumschlag-Symbol. Ja, das ist die Post!!! Jetzt weiß ich auch, nach welchem Symbol ich Ausschau halten muss. Die Karte wird 12-15 Tage brauchen, egal auf welche Weise sie geschickt wird. Schade, da ist der Geburtstag schon lange um.

Und was zeigt mir die schlaue App als nächstes? Einen Burger King - natürlich mit Internet! Nix wie hin. Diese App leiste ich mir für 4 € - damit kann ich wenigstens sehen, wo ich bin. Wenn sie mich auch nicht lotsen kann. Vielleicht hilft sie auch beim Suchen von Adressen oder wichtigen Einrichtungen?
Ich verbringe eine ganze Zeit in dem Schnellimbiß, Blog schreiben, Bilder hochladen, Hotel-Adressen von den nächsten Ländern suchen. Die braucht man bei der Einreise, weil man an der Grenze immer eine Adresse angeben muss. Ich muss ja nicht tatsächlich dorthin. Als ich fast fertig bin, spricht mich ein junger Vater an, ob das Motorrad dort draußen meins wäre? Die üblichen Bewunderungen und smalltalk wie in Nordamerika, nur eben auf spanisch und daher um Welten schwieriger und kürzer. Na ja, ich erfahre trotzdem, daß er eine 1200er GS BJ 2006 fährt und einen Freund in Peru hat, der demnächst mit dem Moped nach Ushuaia fährt. Er lädt mich ein, heute bei ihm zu wohnen. Aber 14 Uhr ist mir zu früh, ich möchte noch ein wenig fahren. Ein Stückchen Richtung Fresnillo. Ich soll auf keinen Fall zwischen hier und Fresnillo zelten, rät er mir. Dort wäre die Mafia sehr aktiv und es wäre sehr gefährlich. Fresnillo ist sicherer, Zacateca ist auf jeden Fall wieder sicher, sagt er. Ich bedanke mich für den Hinweis; da muß ich mich jetzt beeilen, denn das sind noch mindestens 220 km. Gegen 18 Uhr sollte ich dann dort sein - würde grade noch passen.

Kaum aus Durango draußen bedaure ich meine Entscheidung schon fast, denn vor mir wird es dunkel. Dicke Wolken hängen über den Bergen. Bei den ersten Tropfen krame ich den Regenkombi von ganz unten raus, bringe das nicht mehr dichte Navi in Sicherheit und schließe alle Schotten. Ich bleibe einigermaßen verschont, ab und zu regnet es, hauptsächlich ist aber die Straße ordentlich naß, was hinter einem LKW gar nicht angenehm ist. Erst ca. 40 km vor Fresnillo wird es rabenschwarz und fängt an zu schütten. Hilft nix - ab in die Dunkelkammer. Ich erinnere mich an unsere diesjährige Hochwasserkatastrophe - nur war ich ja da nicht mit dem Moped unterwegs.

Eigentlich habe ich mich schon seit einiger Zeit entschlossen, heute ein Zimmer zu nehmen, denn erstens ist die Gegend hier ziemlich besiedelt, also kaum Zeltmöglichkeiten und zweitens...das Wetter. Ja, ich bin ein Weichei.

Mann Leute, das ist der Wahnsinn!! Am Ortseingang von Fresnillo steht auf der gegenüberliegenden Seite ein großes Schild "Motel Oasis". Sieht gepflegt und teuer aus - schau mer mol. Ein Schild zeigt die Gebühren: 300 Pesos (18 €; im Vergleich: ein kanadischer Zeltplatz ohne alles außer Plumpsklo kostet mindestens 10 €!), das hatte ich mir als Limit gesetzt - paßt ja genau. Am Eingang gibt es nur eine Fernsprecheinrichtung die mich begrüßt. Ich verstehe nicht alles aber zum Glück taucht ein paar Meter weiter ein Zimmermädchen auf, das mir Zimmer 10 zuweist. Du fährst zwischen benummerten Garagentoren durch bis zur Nr.10. Das Tor steht offen. Die Lisl rollt in die gefließte Garage (mit elekrtisch schließendem Tor), am Ende ist eine offene Tür, die direkt in's Zimmer - was sag ich, in die Suite führt!!! Die Lisl darf also mit auf's Zimmer, sozusagen. Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, daß ich sie heute wieder mal im Regen stehen lasse getreu dem Motto "Mopeds müssen draußen bleiben". Nach kurzer Zeit kommt die Empfangsdame, ich kann mit Karte zahlen, sie haben WiFi. Ein Restaurant gibt es hier leider nicht, aber das macht mir nix. Als sie mich verläßt gießt es aus Kübeln und das Wasser strömt in die Garage - kriegt die Lisl halt etwas nasse Füße. Aber ansonsten bleiben wir trocken!
Waschbecken, funktionierendes WC und Dusche sind je in einem eigenen gefließten Raum mit Beleuchtung, die per Bewegungssensor heller wird! Die Dusche liefert richtig viel Wasser, nach kurzer Zeit wird es sogar warm, ne heiß. Sie haben außer Seife sogar Shampoo im Angebot. Und alles ohne Kakerlaken! Luxus pur! Ich mag gar nicht mehr aus der heißen Dusche raus, aber als ich mich endlich losgerissen habe, erschüttern kräftige Donnerschläge das ganze Gebäude, so daß ich Angst bekomme, es könnte einstürzen. Blitz, Donner und Sturzregen toben sich jetzt so richtig aus, Internet fällt aus, es schüttet, prasselt und poltert - was haben wir doch für ein Glück!!!

2 Kommentare:

  1. Hallo Susi,
    ich denke wirklich oft an dich, wie es dir geht usw.. Du bist wenn wir uns Wiedersehen wirklich mit allen Wassern gewaschen, du bist einfach schön verrückt. Möchte dir trockene Tage, schöne Erlebnisse, immer genügend Sprit, unfallfreie Fahrt, nette Menschen und viel Glück wünschen. Freue mich irrsinnig wenn ich dich wiedersehe und du wieder Zuhause bist.
    Liebe Grüße aus Königsmoos von deinem Bläser- und BMW-Motorradfreund Hans

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    1. Lieben Dank! Das ist eine Freude, von Dir zu hören. Das mit den trockenen Tagen muß ich noch gewaltig üben - momentan kann ich eher mit Sintfluten dienen...

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