Dienstag, 5. November 2013

Schon wieder eine Grenze geschafft!

Ich wollte mich gestern noch in's "Nachtleben" stürzen und die angekündigten Schönheiten von Leon ausfindig machen. Aber entweder finde ich nie die von Touristen bewunderten schönen Plätze, oder ich habe eine andere Vorstellung von schön. Ich vermute Letzteres.
Zum Schlafen war es die ganze Nacht einfach zu schwül. Um 6 Uhr morgens erlöst mich eine Sirene, die aber anscheinend keiner ernst nimmt. Ein paar Häuser weiter hatte ich gestern ein Bäckereischild gesehen, da hole ich mir zum Frühstück ein Schinkencroissant, eine Kirschtasche und einen Ananassaft. Für mich ein völlig ungewohntes Frühstück! Überhaupt stelle ich fest, daß sich einige Gewohnheiten bzw. mein Tagesrythmus verändert haben. Ich fahre früher los und höre auch früher mit Fahren auf. Essen wird stiefmütterlich behandelt. Daran sind sowohl die Hitze als auch die Hotel-Übernachtungen schuld. Wegen der Hitze kann ich kaum etwas Eßbares transportieren, es würde ganz schnell verderben. Tagsüber finde ich irgendwie selten etwas Geeignetes, und so wird halt erst bei Gelegenheit am Abend in der Stadt gegessen. Weil ich nicht zelte, ist morgens natürlich auch viel schneller alles eingepackt, dafür gibt es selten ein gemütiches Frühstück - die Hotels haben kein Frühstück.

Auf der schönen geraden Straße rollen wir Richtung Süden. Wir fahren so gemütlich, ich döse vor mich hin, daß ich anscheinend eine Abzweigung verpaße. Aber diese Straße führt auch nach Managua, sogar ohne Umweg; dafür soll sie nur eine "Kategorie 3" sein. Na, wenn das stimmt, dann haben die hier ja super tolle Straßen! Auf einem breiten Asphaltband geht es noch ewig geradeaus weiter - bis...ja, bis plötzlich die Idealliniensuche wieder losgeht! Wahnsinn! Ich brauche echt die ganze Straßenbreite, um einen Steg zwischen den Löchern zu finden. Irgendwann ist auch der weg, dann haben wir eine herrlich wellige und steinige, staubige Piste. Es ist ja nichts Gefährliches, aber es dauert unendlich lange, hier voranzukommen. Und irgendwann steht dann auch das Wasser in den Löchern - eine glitschige Schmiere! Zum Glück ereilt mich das Matschschicksal nur an 2 Stellen des 20 km langen Schlechtwegestücks. Wieder auf Asphalt, hält mich doch tatsächlich ein Polizieposten an! Ausweiskontrolle und Fahrzeugpapiere - fertig.
Nach einigen Kilometern treffen wir wieder auf die Hauptstraße - und damit auf die ganzen LKW-Stinker! Sand und Schmutz wird von ihnen aufgewirbelt, irgendwann liegt Rollsplit auf der Fahrbahn und ich bin dicht hinter einem Rußverteiler. Das ist wie teern und federn - pfui! Mein Gesicht ist schwarz! Als es an einem Ortsausgang dann noch den Berg hinaufgeht, der LKW runterschaltet und praktisch stehen bleibt, wird es mir zu dumm und ich überhole trotz durchgezogener Linie mal schnell. Schon beim Überholen sehe ich das Malheur - Polizeikontrolle! Und natürlich winken sie mich raus! Erwischt! Ich bin ganz schuldbewußt; im Wortschwall des jungen Polizisten kommt auch so was wie "Ticket" vor. Kann man nichts machen. Er kontrolliert alle Papiere, versichert sich bei seinen anderen Kollegen, die nebenan sitzen; ich entschuldige mein Fehlverhalten nur mit "Nase zuhalten". Fertig! Ich darf fahren - ohne Verwarnung! Wieder mal Glück gehabt.

Wir kommen jetzt an den schmalsten Teil der Landbrücke zwischen den amerikanischen Kontinenten. Und der wird noch weiter reduziert durch den riesigen Nicaraguasee. Leider sehe ich weder vom Meer noch vom See etwas - es reichen ja schon wenige Meter, um kein Wasser mehr zu sehen. Bis zum Pazifik sind es vermutlich etwa 10 k, aber der See liegt hinter wenigen dichten Bäumen versteckt. Ganz wenige Male kann ich dennoch einen Blick drauf erhaschen. Ich liebe einfach Wasser (wenn es nicht von oben aus den Wolken kommt)!

Kurz nach Mittag erreichen wir die Grenze zu Costa Rica. Auf der nicaraguischen Seite läut es ähnlich wie bekannt - die Helfer kann ich jetzt schon ganz gut abwimmeln. Stutzig werden die Zöllner bei meiner Einfuhrgenehmigung - wo denn das Original wäre? Das liegt an der Grenze bei der Einreisestation - das hat der Zöllner dort behalten. Eigentlich hätte ich das auch wissen und gestern besser aufpassen können. Ich werde von den Zöllnern in der Hierarchie nach oben durchgereicht, jeder macht einen Vermerk auf meine Kopie. Ohne Original muß ich 100 $ Zoll zahlen! Das ist ganz schön happig. Die Chefzöllnerin ist aber auch nicht dumm. Sie schreibt eine E-Mail an meine Einreisestation. Wir warten. Irgendwann kommt doch noch eine Antwort - ja, das Original liegt dort. Die Chefzöllnerin vermerkt das auf meiner Kopie. Jetzt noch abstempeln lassen von der Dame, die schaut, ob die Lisl auch tatsächlich das Ding ist, das in den Papieren beschrieben ist. Ich bekomme noch eine Marke, dann darf ich weiterfahren. Die Marke muß ich hundert Meter weiter am Kontrollposten abgeben, dann bin ich aus Nicaragua draußen.

Die Einreise nach Costa Rica ist anders. Kaum Helfer oder Geldwechsler. Aber eine Menge ordentlicher Hütten, über denen steht, was es da gibt (z.B. Kopien). Man muß hier alles selber machen und finden, man wird nicht geschickt! Im Viertelstundentakt spucken Busse Menschenmassen aus, die alle kreuz- und querlaufen. An jedem Schalter muß man erklären, in welche Richtung man unterwegs ist. Und hinter der Paßkontrolle gibt es ein Röntgengerät wie am Flughafen. Mein Tankrucksack, den ich zufällig dabei habe wird natürlich auch geröngt. Die anderen Gepäckstücke interessieren niemanden! Einen gefühlten ganzen Tag später - es sind aber wieder nur 2 Stunden - habe ich es geschafft. Alle Papiere (hoffentlich) in Ordnung, alle Stempel erhalten und alle Tickets abgegeben! Irgendwie war es diesmal ziemlich anstrengend...

Es ist kurz nach 3 Uhr nachmittags und ich bin geschafft - Zeit an die Übernachtung zu denken. Ich liebäugle schon den ganzen Tag mit campen, aber der Boden ist überall naß. Wir sind ja in den Tropen! Ich bin unentschlossen; da ist es dann ganz besonders schwierig, einen Schlafplatz zu finden. Also gut, hbe mich an Hotel gewöhnt - und ist ja auch viel einfacher mit der aus- und einpackerei. Die erste größere Ortschaft ist La Cruz. Sehr viele Fernfahrer kommen hier vorbei. Da gibt es doch sicher ein Hotel? Gleich 100 m von der Fernstraße weg in Richtung Stadtmitte strahlt ein hübsches Hotel - sieht sehr adrett aus. Für umgerechnet ca. 30 $ ist es mir aber eigentlich ein wenig zu teuer. Die freundliche Senora nennt mir ein günstigeres Hotel am anderen Ende der Stadt. Ach was, heute gönn ich mir einfach mal was! Das Hotel sieht wirklich einladend aus! Ist es auch. Alles ist sauber und riecht frisch, das Licht ist hell, die Dusche liefert richtig viel Wasse, es gibt außer Seife auch noch Shampoo und es ist schön ruhig. Die nette Senora wäscht mir sogar meine Sachen (umsonst) - was ich auf dieser Reise noch nie getan habe. Ich habe immer "Waschbeckenwäsche" für das Nötigste gemacht und in Kanada und LA haben meine Gastgeber etwas gewaschen. Mein weißes Beverly-Hills-T-Shirt riecht wieder herrlich, der Ruß vom Chepe (Zug) ist allerdings leider nicht ganz rausgegangen.
Gleich neben dem Hotel ist ein Restaurant, in dem die Fernfahrer verkehren und noch 2 Häuser weiter gibt es den Geldautomaten. Für ca. 7 € lasse ich mir einen Zwiebelrostbraten mit Pommes und Salat und 2 Fruchtsäften schmecken.

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