Sonntag, 3. November 2013

El Salvador und Honduras

Ich habe die Nacht sogar etwas geschlafen, bin nicht überfallen worden, hbe keine Kakerlaken bemerkt und an der Lisl ist scheinbar auch noch alles dran. Vom schlafen hat mich aber nicht nur die Schwüle oder der laute Ventilator abgehalten, sondern auch mal wieder Gedanken an die (berufliche) Zukunft. Ich habe das Gefühl, als ob die Denkarbeit mein Gehirn auffrißt und ständig hungrig macht. Die Nahrung kommt aber dann nicht im Hirn, sondern an den Hüften an - sehr ungesund!

Ich bin früh auf, es ist noch nicht so viel Verkehr. Als erstes wird getankt - ja, Kreditkarten nehmen sie. Aber oh Schreck - die sind weg!!! Bar zahlen und ärgern. Nachdenken. Suchen. Puh, habe sie nur am Geldautomaten in den falschen Geldbeutel gesteckt! SChlamper! Dann war gleich gegenüber ein Burger King. Der macht soeben auf - Klasse. So gibt's zum Frühstück einen leckeren warmen Kakao für mich und einen Blog für Euch. Auf in den Kampf!

Einmal fährt ein Auto lange hinter mir her, um dann neben mir aufzuholen - ich werde während der Fahrt mit dem Handy fotografiert - Daumen nach oben! Dann eine ähnliche Situation mit einem Harleyfahrer. Wir winken uns zu und fahren eine Zeit lang nebeneinander her. Dann muß ich anhalten, weil ich am IMO noch den Tankstop eingeben muß. Der Harleyfahrer hält 20 m weiter - der will bestimmt was von mir. Stimmt. Wir reden ein wenig - er ist im Club der unabhängigen Motorradfahrer El Salvadors. Ich bekomme einen Sticker und einen Schlüsselanhänger geschenkt - bin ich jetzt Freundin salvadorianischer Motorradfahrer? Aber das Beste ist, er erklärt mir den Weg hier raus - ne, noch besser - er fährt voraus bis ich auf der richtigen Autobahn bin! 2 von den Ausfahrten hätte ich nie gefunden oder verpaßt. Danke!

Es ist weiterhin Streß, hier zu fahren. Steigungen kündigen sich schon lange vorher dadurch an, daß eine dunkelgraue Rußwolke in der Luft hängt. Und natürlich gibt es dort Elefantenrennen über alle vorhandenen Spuren mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h! Sind wir dann endlich mal vorbei, dann hängen wir keine 100 m später hinter dem nächsten Hinernis. Und das geht den ganzen Tag so - unabhängig von der Straßenart. Ich versuche einfach, alles mir Unangenehme auszublenden. So werden LKWs einfach "weggedacht" und schon bin ich dran vorbei. Fußgänger oder Hunde ignorieren wir - und es passiert nichts. Nur den Ruß kann ich leider nicht wegzaubern...

Das nächste Land ist Honduras, gegen 11 Uhr bin ich an der Grenze. Natürlich auch hier die ganzen "Helfer". Ob das weghören auch hier funktioniert? Ich habe Blickkontakt mit ein paar Grenzbeanmten in ihrem Häuschen, während rings um mich die Leute schnattern. Ich halte mir die Ohren zu, um zu zeigen, daß ich die Helfer mißachte - die Zollbeamten grinsen verständnisvoll. Angeblich sind jede Menge Kopien nötig - aber ich habe ja zum Glück vorgesorgt. Trotzdem müssen einige Dokumente, die frisch gestempelt oder neu ausgestellt sind, 2-4 mal kopiert werden. Die Beamten erklären mir alles, die Helfer wissen alles besser. 25 Ct soll ich für die Kopien bezahlen ruft mir ein Junge, der vor mir am Tresen steht, zu. Ich reagiere nicht, warte bis ich dran bin und zahle dem Kopierer 10 Ct. Und so geht's weiter. Ein Typ ist besonders anhänglich, er spricht passabel englisch und behauptet, mich gestern schon gesehen zu haben - glaub ich nicht. Er weicht nicht von meiner Seite und erzählt mir immer genau das Gleiche wie die Beamten. Ein Geldwechsler taucht im Copyshop auf. Nein, honduranisches Geld will ich nicht. Nicaraguanisches? Auch nicht, weil er meinen Kurs nicht akzeptiert.
Zur honduranischen Seite sind es ca. 4 km - ich überhole einige LKWs und Rikschas. Und da sitzt der anhängliche Helfer in einer dieser Rikschas! Empfängt mich wieder an der honduranischen Grenze. Weicht nicht von mir... Als schließlich nach wieder etwa 2 Stunden alles erledigt ist (die Lisl kostet 35 $ Steuern, ansonsten keine Gebühren), fragt er, was er jetzt von mir bekäme. Ich reagiere nicht. 2 $ will er haben. Kriegt er nicht, ich habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten. Enttäuscht und ärgerlich trollt er sich, nicht ohne vorher auf den lieben Gott zu verweisen, "der alles sieht!". Stimmt. Aber der sieht auch, daß ich nichts von dem Typ wollte...

Etwas später kommt nochmal ein Kontrollposten, die wollen die temporäre Einfuhrbescheinigung für die Lisl sehen. Und eine Kopie - die ich natürlich nicht habe. Das hat keiner gesagt, auch nicht der Helfer. Der Polizist ist gnädig und läßt mich auch ohne Kopie weiterfahren.
Heute morgen hatte ich gehofft, Honduras ohne Übernachtung zu durchqueren - aber das war wohl etwas gewagt. Die Grenzen nehmen doch ziemlich viel Zeit in Anspruch. Und von San Salvador bis zur Grenze war es doch noch ziemlich lange -  nach gut 80 km war ich sogar plötzlich in Berlin!! Ehrlich! Ich schätze mal, daß ich gegen 15 -16 Uhr an der Grenze zu Nicaragua ankäme. Eventuell schließen die sogar um 4 oder 5. Auf jeden Fall wäre ich dann bei einbrechender Dunkelheit in einem neuen Land, in dem ich mich erst noch orientieren müßte. Also beschließe ich, noch auf dieser Seite ein Hotel zu suchen. San Marcos ist die letzte Stadt vor der Grenze, dort will ich hin.
Aus der Tiefebene führt die Straße in passablem Zustand mit ein paar hübschen Kürvchen jetz in die Berge. Die Temperaturen sinken angenehm, die Luft ist klar, wenig Verkehr und vermutlich hat es bis vor Kurzem geregnet. Die Kühe hier amüsieren mich, sie haben einfach riesige Ohren, fast wie Elefantenohren.
Ab und zu erhasche ich einen Blick auf Naturschönheiten - ein See, ein reißender Fluß, ein paar Vögel, giftgrüne Berge. Wirklich genießen kann ich das leider nicht, abgesehen vom Verkehr gibt es eingentlich keine Möglichkeit, irgendwo mal anzuhalten (oder gar zu zelten) und die Natur auf mich wirken zu lassen. Das war in Nordamerika so viel einfacher!

Die Zeit läuft. Es ist schon kurz nach 3 Uhr - Polizeikontrolle. Die erste, die wirklich was kontrollieren will! Die Zollbestätigung für's Moped. Und meinen Führerschein. Kein Problem. Frage nach Hotel und San Marcos? Das wäre noch 40 km weg - Mist, das dauert mir fast zu lang. Aber mir bleibt nichts anderes übrig. Eine positive Überraschung - es sind nicht 40 sonder 14 km! Und nach 2 mal fragen finde ich sogar ein Hotel, kann in Dollar bezahlen, sie haben angeblich WiFi, die Lisl darf in den abgeschlossenen Hinterhof. Im Bad gibt es angeblich warmes Wasser. Paßt.

Jetzt ist aber die Lisl dran. Ich sprühe nochmal an allen Zündkabeln, eines sitzt ein wenig locker in der Zündspule, aber ich bekomme es nicht fester. Dann kommen noch alle Kabel unterm Lichtmaschinendeckel dran. Mehr kann ich nicht tun. Kann sein, daß Lisl Husten auch Dampflasen im Benzin sind - da weiß ich keinen Ausweg. Und nochmal an der Drehzahlmesserschraube justiert - das Ergebnis werde ich morgen sehen. Pünklich zur Dunkelheit stecke ich die letzten Teile zusammen und lasse die Lisl schlafen.
Wäsche waschen, dann bin ich dran. Aus der Dusche kommt erträglich kaltes Wasser - aber richtig viel. Da wird sogar der schwarze Rand am Hals wieder hell! Ein Stock tiefer ist das Restaurant - das Internet funktioniert nur dort - sgen sie. Aber auch dort funktioniert es nur minutenweise, dann bricht es wieder zusammen. Es nervt. Der Fernseher dröhnt nebenher. Und die Huperei auf der Straße unter mir malträtieren mein Trommelfell.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jetlecmqvtmhmtox

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