Sonntag, 29. Dezember 2013

Die Wüste Atacama


Ich fahre als erstes in den Ort, um Frühstück und Internet zu bekommen. Beides zusammen finde ich aber nirgends, und so mache ich mich trotzig und ärgerlich auf den Weg. Ich möchte nicht zurückfahren und habe mir deshalb den kürzeren Weg durch die Wüste ausgesucht. Ein wenig mulmig ist mir schon, denn die Straße ist als "nicht asphaltiert" markiert. Und das kann alles Möglich heißen! Ich glaube, ich bin zum Hasenfuß geworden. Getankt habe ich in der letzten größeren Stadt; hier gibt es kein Benzin, aber bis Baquedano müßte es leicht reichen. Außerdem bin ich dann wieder auf einer Hauptstraße.
Von dem berühmten Alma-Observatorium ist nichts zu sehen. Zum einen muß ich höllisch auf die Straße aufpassen (Baustelle mit ganz schlimmem Waschbrett) und zum anderen ist nur ein Schrankenhäuschen zu sehen. Das Observatorium ist sicher weit weg von der Straße und man darf gar nicht hinfahren.
Kurz vor der Abzweigung nach Westen sticht mir ein Laden in's Auge - stimmt, Trinkwasser brauche ich noch - die Wüste liegt vor mir. Dummerweise passe ich nicht genau auf und erwische "mit Kohlensäure". Auf der schlechten Piste wird es ordentlich geschüttelt und beim Öffnen habe ich das kostbare Naß dann überall, nur nicht dort, wo ich es haben will.... Ein Einheimischer erklärt mir noch den genauen Pistenverlauf, aus den Ausführungen über den Straßenzustand werde ich nicht viel schlauer.

Eine breite und gute Schotterstraße führt hinein in die Wüste Atacama. Und dann laut Karte durch den Salar de Atacama. Bis zur ersten Kreuzung ist alles klar. Dann soll ich nach rechts abbiegen, sagte der Einheimische. Ich zögere. Aber Navi und Karte sind sich in der nächsten halben Stunde einig - ich fahre genau die richtige Route. Der Untergrund ist festgefahren, kein Sand oder Kies obenauf. Ja, Schlaglöcher gibt es schon manchmal. 50-60 gibt die Straße her, und ich fühle mich dabei sicher. Ab und zu werde ich überholt von einem Geländewagen oder sogar einem Laster. Da werde ich dann auch mutiger. Bis zu 90 Sachen traue ich uns manchmal zu!

Salar! Wenn auch nicht der berühmte Uyuni, dann doch immerhin der Atacama! Wie sieht das eigentlich aus, so ein Salzsee? Wir halten an und ich gehe ein paar Meter hinein. Eine riesige Fläche sieht aus wie frisch geackerters Land. Aber die Schollen sind steinhart! Da gibt Nichts nach! Zelten? Ausgeschlossen! Die Brocken sind erdbraun, aber innen kann man das weiße Salz sehen. Phantastische schroffe Formen, tropfsteinartige Gebilde und scharfe Zacken; daran scheitert sicher jeder Reifen! Wenn ich die Steine mit dem Fuß anstoße klingt es hohl, wenn sie zerbrechen, dann mit einem Klang wie Porzellan. Und wenn ich still bin, höre ich es klirren und knistern - die ganze Zeit. Scheint so, als ob beim Trocknen immer irgendwo etwas reißt. Das ist lustig!

Vor mir tauchen Salzberge auf - und ein Kontrollpunkt. Das muß eine Salzmine sein, so wie mir gestern erklärt wurde. Hier wird die Durchfahrt kontrolliert. Aber nein, der Aufpasser will mich nicht weiterlassen. Ich wäre verkehrt! Das kann gar nicht sein! Lange Diskussionen anhand von Karte und Navi, aber schließlich muß ich ihm glauben, daß ich zu früh abgebogen bin. 30 km zurückfahren. Und dann auf die richtige Piste. Aha, jetzt ist auch ab und zu Atofagasta angeschrieben - dann bin ich ja richtig.
Es zieht sich dahin. Wir fahren und fahren... Die Fahrbahn ändert sich. Jetzt haben wir einen weißen Weg unter den Rädern - ein feines Salzgranulat liegt zentimeterdick auf der Fahrbahn - Achtung Rutschgefahr! Zum Glück hält dieser Zustand nur an, bis wir an der Saline vorbei sind, danach gibt es wieder die "schöne" feste Piste. Dann sind wir durch den Salar durch und fahren "ganz normale" Wüste. Wie man es dort erwartet, findet sich natürlich auch bald Sand und feiner Kies auf der Piste. Uff, das ist gar nicht gut! Die Reifen aus Quito sind dafür gar nicht geeignet. Die Lisl hat keinerlei Seitenführung mehr und wir eiern ganz schön rum. Langsam machen - dafür sicher sein. Ich hoffe, daß der Untergrund bald wieder fester wird. Hoffentlich ist die Piste nach Ushuaia nicht auch so...vielleicht sollte ich auch vorsichtshalber noch einen Satz neuer Reifen aufziehen. Muß später mal schauen, wo dafür ein geeigneter Ort ist.
Die Piste wird bald wieder fester, ich glaube fast, sie ist oder war mal asphaltiert? So genau kann man das nicht feststellen. Auf jeden Fall staubt es nicht (bei Überholern oder Gegenverkehr), dafür ist es ziemlich holprig. Wir fahren und fahren...zügig. Trotzdem ist kein Ende in Sicht. So langsam mache ich mir Sorgen um den Sprit! Das Hirn schläft schon. Langweilige Wüste. Langweilige Straße. Wann sind wir endlich da?

Mein Körper ist geschunden: die Kiefer- und Nackenmuskeln schmerzen, davon auch der Kopf. Der Rücken ist steif, das Sitzfleisch durchgesessen. Die Augen sind trocken und verkrustet, die Ohren schmerzen vom Höhenunterschied. Der Hals fühlt sich auch nicht besser an. An den Händen bilden sich neue Blasen. Ich werde nach dem Wüstentrip in der kommenden Ortschaft übernachten! Aus den geschätzten gut 200 km sind schon weit über 300 geworden! Zuversichtlich fahre ich in das schon seit 180 km angekündigte Baquedano hinein. Eine öffentliche Toilette. Eine Schule. Lehmhäuser. Keine Tankstelle! Ein großer Parkplatz - und ein kleiner Laden. Wenigstens zu trinken bekomme ich hier etwas. 1 l kalter Ananassaft und die trockene, zwei Tage alte Semmel sind das erste, was ich heute zu mir nehme (außer ein wenig Wasser). Danach sind ein paar Lebensgeister zurückgekommen - da werde ich die letzte Stunde bis Antofagasta auch noch absitzen können!

Die Strecke macht es uns leicht - eine 4-spurige einwandfreie und wenig befahrerne Autobahn führt dorthin. Wir können es einfach laufen lassen. Einmal treffen wir auf dem Standstreifen 2 kolumbinanische Motorradfahrer auf dem Weg nach Ushuaia - wer weiß, wann wir uns wieder sehen. 10 km vor dem Ziel ziehen sich graue Wolken zusammen, aber außer daß sie die Luft ordentlich kühlen, sind sie zum Glück harmlos.

 Ich möchte unbedingt heute noch Internet haben! Die Suche nach dem nächsten Schlafplatz richtet sich danach. Die Schwabenrechnung sieht so aus: mobile Datennutzung für E-Mails und Blog hochladen kostet ca. 50 (+/- 10) €! Ich kaufe mir für 20-30 € Internet ohne Begrenzung und bekomme Bett, Dusche und vielleicht auch Frühstück noch umsonst dazu. Das führt zu dem Ergebnis: mittelteures Hotel (mit WIFI)!
Soweit die Theorie. In Antofagasta sieht die Realität ganz anders aus. Meine 2 Navi-Quellen führen mich in edle Hotels direkt an der Küste - schöne Strandpromenade direkt vor der Tür. Schrecklich teuer - klar! In der Stadtmitte gäbe es günstigere Hotels - ich klappere bestimmt 5 bis 8 davon ab. Preis 20-30 € (umgerechnet), entweder kein Frühstück (nicht so schlimm) oder kein Internet oder kein Lisl-Parkplatz. Manche davon schaue ich mir trotzdem auch von innen an - schrecklich! Da war mein billigstes Loch bisher besser! Und wenn vor der Haustür schon mutwillig zerstörte oder verbrannte Autos herumstehen, dann ist mir ganz und gar nicht wohl. Letztendlich lande ich im Holiday Inn für ca. 70 €. Dekadent! Wenn schon, denn schon: ich genieße die heiße Dusche, die Wasser für den GANZEN Körper spendet, wasche meine Wäsche in HEISSEM Wasser (auch das schwarze T-shirt erzeugt schwarzes Waschwasser!) und temperiere das Zimmer ganz nach meinen Wünschen. Eine Straße weiter wird mir ein peruanisches Restaurant empfohlen - nein, keine Straßenküche. Das Essen ist frisch zubereitet und richtig heiß! Luxusssss! Gereinigt und gefüttert geht es mir schon viel besser.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=lqkvwzlkngnjsphs

2 Kommentare:

  1. Wau, was für eine Landschaft - das hätte ich in Chile überhaupt nicht vermutet ... Weiter gute Fahrt ! Lg. Claudi

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    1. Hallo liebe Susi , mal auf diesem Wege !!! Alles klar , alles super , auch bei uns !!! Du bst einfach unschlagbar ,alles erdenklich Gute . Bleib gesund und behütet Herzliche Grüße von Rainer ,Brigitte und Shiba .

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