Donnerstag, 19. Dezember 2013

Machu Picchu


Kommt auf die Eroberungsliste! Kann abgehakt werden. Warum fährt man dahin? Was ist das Besondere? Man wird sehen....
Zuallererst muß ich einen Geburtstagsglückwunsch nach Hause schicken - heute feiert Fritz!

Es ist schon hart, um 4 Uhr aufzustehen. Aber ich bin ja nicht die Einzige, im Hostel rumort es. Am Bahnhof muß ich eine halbe Stunde warten - wie geplant. Pünktlich mit sonnenaufgang setzt sich der Zug in Bewegung. Die Berge um mich herum sind furchtbar steil und hoch, die Gipfel oder SChluchten oft noch in Nebel gehüllt. Unser Zug hat auch im Dach Fenster, so daß ich bis zu den Berggipfeln hochschauen kann. Das erste Morgenlicht taucht die kahlen Gipfel in ein herrliches Rot. Je näher wir Machupicchu kommen, umso dichter wird der Nebel leider. Im Zug wird ein kleines Frühstück serviert, Kaffee oder Tee und ein Muffin. Tee bitte - es ist Coca-Tee!! Na dann Prost! Ein wenig Zucker nehme ich dazu, da sagt die Senora neben mir, der würde den Geschmack verderben. Der Tee schmeckt nicht besonders, ein bischen wie abgestandener Kamillentee; stohig. Wirkung? Merke ich keine.

Endstation ist Aguas Calientes oder auch Pueblo Machupicchu genannt. Hier muß ich mir zuerst eine Eintrittskarte für die ......vergessene Stadt kaufen. Die gibt es am Marktplatz. Ich habe mich recht schnell dorthin durchgefragt und habe nur einen Kunden vor mir. Hinter mir bildet sich ganz schnell eine lange Schlange - Glück gehabt. Dann muß ich die Busstation und deren Ticketverkauf suchen. Hier bin ich nicht ganz so schnell. Bei jedem Ticketkauf und auch beim Benutzen der Tickets muß man anscheinend immer den Paß vorzeigen - das wußte ich nicht. Zum Glück akzeptieren sie auch den Personalausweis. Die Busse fahren, wenn sie voll sind, das ist durchschnittlich alle 10 min. Bis zur Stadt hinauf fahren wir ca. 20 min über eine staubige Serpentinenstraße. Um sieben Uhr morgens bin ich oben; am Eingang kann ich noch einen Lageplan erhaschen.

Typisch für mich, ich renne nicht dem Hauptstrom hinterher sondern schlage mich auf die Seite. Eigentlich habe ich keinen Plan, wie ich das Areal erkunden will. Ich kraxle einfach erstmal nach oben. War wohl gar nicht so übel, denn von hier hat man einen herrlichen Überblick über die Stadt mit den beiden bekannten Gipfeln im Hintergrund. Und tatsächlich, die Sonne kämpft sich durch die Wolken - ein sehr schönes Licht! Wo ich schon mal hier oben bin, da geht ein Weg zur Inkabrücke. Den schlage ich ein; nach einiger Zeit kommt eine Kontrollstation (nein, nicht schon wieder zahlen), an der man sich ein- und später wieder austragen muß. Nach 20 min Fußmarsch und Genuß von herrlichen Ausblicken über das Urubambatal kehre ich um. Die Brücke habe ich noch nicht erobert, aber ich weiß ja auch nicht, wie weit die noch weg ist. Der Weg scheint gefährlich an der Felswand entlang zu verlaufen und auf einem Bild in meinem Lageplan sieht die Brücke nicht besonders aufregend aus. Also nutze ich die Zeit lieber, um die Ruinenstadt kennenzulernen.

Die Ruinen selbst sprechen erst einmal nicht mit mir. Ich finde, sie sind eigentlich nichts so Besonderes. Sie sind ja erst 500 Jahre alt - bei uns in Europa ist das gar nichts. Ist ja auch erst 10 mal so alt wie ich. Ein Atemzug in der Menschheitsgeschichte. Aber was ist dann das Außergewöhnliche? Es ist wohl eher der Ort, an dem diese Stadt erbaut wurde. Wie kann man nur auf den Gedanken kommen, in so einer gottverlassenen und schwer zugänglichen Gegend eine Stadt zu bauen? Es gibt keine natürlichen Gegebenheiten, die Menschen dazu veranlassen würden, sich hier niederzulassen.

Ab und zu lausche ich einem der vielen Reiseführer, in spanisch oder englisch; je nachdem, was seine Kundschaft versteht. So kann ich wengistens ein kleines bischen lernen. Interessant ist der Tempel. Im Gegensatz zu den anderen Häusern ist er aus quaderförmig behauenen Granitsteinen erbaut; und die sitzen wirklich so dicht und glatt aufeinander, daß kein Grashälmchen dazwischen wächst. Anscheinend bewegt sich die Erde aber auch hier oben, mitten in der Wand ist ein Knick, die Hälfte des Tempels hängt etwas schief. Die normalen Häuser sind aus unbehauenen Steinen erbaut - allerdings doppelwandig. D.h. 2 Reihen Steine und dazwischen Inkabeton (eine Mischung aus 3 verschiedenen Erden und Wasser)! Äußerst spannend ist die Sakristei des Tempels. Hier gibt es in den Wänden Einlassungen, vielleicht um etwas abzustellen??? Nein, viel spannender! Wenn man in die Nische hineinspricht, kann man es im ganzen Raum hören. Es wirkt wie ein Mikrofon, nur ganz ohne Strom und Lautsprecher. Davon sollten unsere modernen Kirchen etwas lernen! Die Akustik wird von den Kristallen im Granit erzeugt, erlausche ich. Auf jeden Fall ist es faszinierend!
An der nächsten Ecke wird gerade über die Kokaplanze gesprochen. Sie soll alles Mögliche heilen. Soll gut sein gegen Diabetes, Gastritis, Krebs....ich glaube, da muß ich mir für das Alter noch einen größeren Vorrat zulegen!

Gegen halb 10 Uhr (es ist schon lange ziemlich warm) bin ich etwas müde - also mache ich eine Brunch-Pause. Ich bin mittlerweile sowieso am anderen Ende der Stadt angekommen, und ab hier geht's nur mit einem anderen Ticket weiter auf den Berg. Im Schatten setze ich mich auf einen Felsen und mache mich über mein Vesper her. Kurz darauf setzt sich auf den nächsten Felsen ein älteres Paar, sie haben die gleiche Idee. Willst Du heute jemand kennenlernen, mußt Du nicht mehr rauchen, es gnügt, ein schweizer Taschenmesser zu besitzen! Die Beiden versuchen vergeblich, eine Käsepackung zu öffnen. Ich kann es nicht mehr mit ansehen, zücke die Schere und biete meine Hilfe an. Und schon sind wir im schönsten Gespräch. Debra ist pensioniert, lebt hier in Arequipa auf 200 qm und unterrichtet englisch an der Universität. Dale lebt noch in Kalifornien und bereitet sich auf die Pension vor. Falls ich nach Arequipa komme, bin ich eingeladen! Dale "zieht seinen Hut vor mir" (ich versteh gar nicht, warum) und findet mich "inspirierend". Auf jeden Fall sind es nette Leute, die ich übrigens am Ausgang nochmal treffe.

Irgendwie ist jetzt "die Luft raus". Meine Hosenbeine muß ich schon hochbinden, weil die Hose oben rutscht und dann die Beine zu lang werden. Ich schaue mir zwar den Rest der Stadt auch noch an, aber deutlich lustloser. Es ist bedeckt, das Licht ist bei Weitem nicht mehr so schön wie heute früh. Bin ich froh, daß ich die Stöcke dabei habe! Bergauf und bergab sind sie mir eine große Hilfe; auch, oder insbesondere, auf den Stufen. Ob ich in der Broschüre nicht gelesen hätte, daß man keine Stöcke mitbringen darf? Fragt Debra. Nein, ich hatte keine Broschüre... Allerdings hat mich einer der vielen unauffäligen Angestellten gebeten, die Gummipuffer aufzustecken, damit die Steine nicht zerstört werden (einen habe ich leider schon verloren). Die Stufen! Es gibt unendlich viele davon. Und die sind so unterschiedlich. Meist sind es große aufgeschichtete Steine, manchmal auch in den Fels gehauene Stufen. Aber sie sind sooo unterschiedlich in der Höhe. Und sie sind seeehr hoch. Ich frage mich, wie die Inkas diese Stufen bewältigt haben?! Schließlich reichen mir die heutigen Indianer nur bis zur Schulter! Ob die damals auch noch kleiner waren? Neben mir taucht eine Familie mit kleinen Kindern auf. Jetzt stelle ich mir vor, wie damals die ganz kleinen Kinder in der Stadt gespielt haben - die müssen ja Klettermaxen gewesen sein, wenn sie diese Stufen gemeistert haben!

In Aguas Calientes möchte ich den nächsten Zug nehmen, der geht in gut 1/2 Stunde und fährt 1 1/2 Stunden. Das paßt sehr gut. Allerdings ist das der "Luxuszug" (heute morgen war es der Backpacker-Service), d.h. er ist etwas teurer - was soll's. Der Zug besteht nur aus 2 Waggons und die sind nur sehr spärlich besetzt; also viiiiel Platz! Es gibt wieder Essen und Trinken (etwas mehr als heute morgen) und natürlich nehme ich wieder einen Coca-Tee zum Inka-Kola. Ich habe einen schönen Ausblick auf den Urumbafluß, der ist furchtbar wasserreich, trüb-braun und stürzt sich schäumend über riesige Felsen. Ganz versunken bin ich. Da plötzlich tanzt ein Clown durch den Waggon und macht die Leute an. Er tanzt und vordert die Ladies auch dazu auf. Eine Animation! Das Zugpersonal klatscht dazu. Auf einmal höre ich bewundernde Pfiffe. Der Mittelgang wird zum Catwalk - die beiden hübschesten Zugbegleiter(in) zeigen eine Modenschau: peruanische Pullover, Ponchos, Schals und Mäntel. Nett! Aber natürlich wollen sie die Sachen verkaufen - am Ende der Modenschau rollt der Verkaufswagen durch's Abteil. Besonder teuer - ein Schal kostet z.B. fast zehn mal so viel, wie vorgestern in Chalhuanca!
Meine Regenjacke habe ich den ganzen Tag umsonst geschleppt. Aber hätte ich sie nicht dabei gehabt, wer weiß... Der ganze Spaß hat mich ca. 140 € gekostet - Einheimische zahlen überall die Hälfte. Ach das Museum! Das habe ich jetzt ganz vergessen! Aber eigentlich fehlt es mir nicht - ich bin zu müde.

Zurück im Hostel. Ausruhen, Schuhe aus. Sachen zusammensuchen und die Packordnung für morgen wieder herstellen. Oh, da sind ja die Kokablätter, sollen die nicht gut gegen alles sein? Wenn ich ein Blatt kaue hilft das vielleicht gegen Zahnschmerzen? Schmeckt nach nix. Ich merk auch nix. Aber Stunden später bin ich ziemlich fit...
Und dann möchte ich doch noch ein Andenken kaufen, das ich gestern gesehen habe. Eine Nacht drüber schlafen - und ich habe mich dafür entschieden. Aber der Laden ist geschlossen! Sehr schade. Die Besitzer sind nach Cusco gefahren. Ob sie morgen früh wohl da sind?
Ich streune noch etwas weiter und stolpere über ein "Kakao-Museum"! Das schau ich mir an. Eigentlich ist es ein kleiner Laden, der nebenan etwas über die Entstehung von Schokolade erläutert. Und dann ist da noch ein Trakt, eine kleine Küche. Da "stinkt es schrecklich" nach Schokolade - das ist gefährlich für mich! Die stellen tatsächlich selbst aus den Kakaobohnen Schokolade her. Im Laden darf ich dann noch einige interessante Dinge probieren: eine geröstete Kakaobohne (bitter, mit wenig Kakaogeschmack), einen Kakao-Tee (schmeckt ähnlich), ein Tröpfchen selbstgemachte Vollmilchschokolade und einen Sesam-Schokolade-Riegel (furchtbar lecker!). Schnell weg hier!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ufbakdbbspmaqyps

1 Kommentar:

  1. hei susl .... hab lieben dank für deine elektronische karte von macchu picchu . da würde ich wie gesagt mal gerne hin ... !!! wünsche dir alles alles liebe und gute für die weiterfahrt .. hoffentlich problemlos und unfallfrei . liebknutsch hape

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