Samstag, 5. Oktober 2013

Spuren im Sand


Während die Temperaturen draußen unter -3 Grad fallen, träume ich von einem klimatisierten Hotel mit warmem Pool und einem LKW der mich zur Straße zurückbringt. Um 5 Uhr früh fahren 4 Autos vorbei - falsche Richtung. Irgendwann muß ich trotzdem aufstehen - ich packe meine Sachen sehr langsam zusammen, in der Hoffnung, daß doch noch ein Fahrzeug mit meiner Richtung auftaucht. Hilft alles nichts - ich bin auf mich selbst angewiesen.
Ich möchte es ja gerne verschweigen, aber es gehört dazu: ich habe richtig Angst vor dem Rückweg. Mit Grummeln im Bauch und Wackelpudding in den Beinen muss ich irgendwann los. Ich stelle mich auf 2 h harte Arbeit ein. Im Schritttempo und bei Bedarf "Füße unten" eiere ich wie der letzte Anfänger voran - das Herz klopft bis zum Hals. Alles was ich für das Gelände gelernt habe, wird mißachtet, mir geht es nur um die Sicherheit, die ich nicht habe. Der starke böige Seitenwind ist auch nicht gerade hilfreich! 12 bis 14 km pro Stunde - schneller traue ich mich nicht. Pfui, Susi! Die Reifen taugen im Sand maximal gar nix! Sie rutschen hoffnungslos seitlich ab in das tiefste Loch. Dort sind meine gestrigen Sturzspuren noch bestens erkennbar.
Nach knapp 1 1/2 h bin ich nach 20 km an der Asphaltstraße angekommen!!! Alles ist gut gegangen!

Ich bin an einem Tiefpunkt: warum mache ich das? Wie geht's weiter? Der schwierige Teil steht mir ja erst noch bevor. Und die von mir geplante Strecke auf der Baha hat einen 20 km offroad-Teil; keiner kann mir sagen, wie schwierig der werden wird. Soll ich umkehren und über 200 km zurückfahren?

Um kurz nach 10 Uhr die erste Militärkontrolle - diesmal wollen sie den Kleidersack sehen. Der riecht sicher nicht besonders gut, auf jeden Fall ist der Kerl sehr bald zufrieden. Keine halbe Stunde später, ich bin inzwischen auf der 5-er nach Süden angekommen, steht die nächste Kontrolle an. Sie winken mich einfach durch. Diese Straße ist perfekt! Kein Schlagloch, kerzengerade, mittlerweile herrschen 30 Grad und meine Füße sind mehr als warm - ich habe heute morgen die wärmeren Socken gewählt.

Süßlich-prafümierter unidentifizierbarer Geruch begleitet mich entlang der Küste. Zum ersten mal benutze ich meine Sonnencreme - genauso riecht das hier überall. Der Wind ist stärker geworden, Ihr könnt es an den Palmen erkennen. Er bringt einigen Sand mit sich, die Umngebung verschwindet darin. In San Felipe ist es Zeit für eine Pause. Tanken, einkaufen, Geldautomat (hab mich noch nicht an die neue Währung gewöhnt und vermutlich viel zu wenig geholt), und dann finde ich ein Restaurant direkt am Strand, das WiFi hat. Während ich dort nebenher 2 Cola trinke drücken sich die Souvenirhändler die Klinke in die Hand. Bei vielen Amerikanern sind sie erfolgreich - ich schaue zum Glück nicht mal hin. Im Meer tummeln sich Pelikane und plötzlich sehe ich einen großen schwarzen Rücken auf- und abtauchen, anscheinend kommt ein Seelöwe bis fast an den Strand.
Am Nachmittag habe ich mich ein wenig erholt und möchte noch ein kleines Stück fahren, bis Puertecitos. Ich halte nach Zeltmöglichkeiten Ausschau, aber das sieht schlecht aus. Die Strände sind mit Hotels oder Hütten zugebaut, auf der anderen Straßenseite herrscht umzäunte Sandwüste. Aus Neugier fahre ich einem Schild "Camp GGeorge" nach - ich finde einen steinigen Platz oberhalb des Strandes mit einigen Häuschen und einem Wohnwagen. Während ich noch überlege, was das sein soll, kommt die Wohnmobilbesitzerin heraus; sie erklärt mir, daß es hier in dem Sinne keine Campingplätze gibt. "Camp" heißt, daß jemand sein Land vermietet oder verpachtet und die Pächter ihre Häuser darauf bauen können. Aber in Puertecitos (den hübschen Strand kann man von hier aus sehen) hat Octavia einen Campingplatz - mit Duschen! Und angeblich billig - nur etwa 10 $. Ok, schau ich mir an.
Ich finde einen Strand mit hübschen Sonnenschirmen. Am Eingang kommt mir ein etwas heruntergekommener Mexikaner entgegen und erklärt mir, ich könne mir jeden belibigen Platz aussuchen. Es zieht sakrisch! Dusche und Toilette sind in einem Ziegelsteinbau. Kosten? 20 $! Das ist mir zuviel. Ich binb nicht sicher, ob er US-$ oder Pesos meint und ziehe 20 Pesos heraus - er lacht nur. Aber er schlägt 10 $ vor. Als ich die kurz darauf bezahlen will (habe nur einen 20er), kann er nicht wechseln und auch nicht in Pesos herausgeben. Jetzt kommt ein zweiter Typ zu Hilfe, der kann zwar besser englisch, sieht aber auch nicht viel vertrauenerweckender aus. Er kann zwar nicht helfen, schlägt aber vor, daß ich da hinten einen Wohnwagen nehmen kann, wenn es mir zu sehr windet. Das ist gut. Auch wenn der Wagen eingeschlagene Fenster, eine nicht schließende Tür, Federkernmatrazen ohne Matraze usw. hat, drin zieht es kaum. Eine genauere Untersuchung der sanitären Anlagen ergibt: es gibt 5 dunkle 1,5 qm-Räume voller Spinnweben. In zweien steht eine Kloschüssel, in den anderen dreien hängt ein Rohr von der Decke. Wasser kommt aus keinem! Und was die beiden Typen in der Nacht treiben möchte ich lieber nicht wissen - ich bin alleine am Strand; die Saison hat noch nicht begonnen.

Es ist Ebbe und das Meer ist sehr weit draußen. Aber einen kleinen Spaziergang bis zum Wasser muß ich auf jeden Fall machen! Ist das schön, wenn das warme Meerwasser um die Füße spült!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fwpytvzeeibjudau 

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