Mittwoch, 22. Januar 2014

Die Antarktis läßt grüßen

Vor 4 Uhr nachts bin ich nicht eingeschlafen. Um 6:30 klingelt schon wieder der Wecker. Schnell fertig machen, die Lisl abholen - sie parkt ein ganzes Stück entfernt und ich muß erst den Schlüssel holen. Dann gibt es ein fürstliches Frühstück. Auch die Lisl bekommt noch ihren Kaffee und dann ab zur Fähre. Um 8 Uhr soll ich da sein, es wird 8:15 Uhr. Die Italiener fehlen noch. Eine lange Schlange steht an der Kasse an, ich muß mich trotz Reservierung einreihen. An der Logistik können die hier noch etwas arbeiten, gestern waren wir ganz alleine, durften aber noch nicht bezahlen. Nach 10 min tauchen Matteo und Roberto auf - Roberto hat verschlafen. Nach weiteren 10 min werden plötzlich alle Passagiere mit Fahrzeug und Reservierung an einen zweiten Schalter gerufen - die Fähre kann nicht beladen werden, wenn wir noch in der Schlange stehen.

Ein schmaler Bereich an einer Seite der Fähre ist geschlossen und mit Sitzen ausgestattet - alles voll belegt. Irgendwie bekommen wir aber doch noch 3 Plätze - Roberto legt sich gleich wieder schlafen. Draußen ist es kalt und windig, daher bleiben Matteo und ich auch unter Deck. Knapp 3 Stunden dauert die Überfahrt, zu sehen gibt es nichts Besonderes.Meer und flaches weites Land, wie meist.

10 vor 12 sind wir auf der Piste - Provenir besteht aus ein paar Wellblechcontainern, deren Fenster verloren gegangen sind. Ab hier haben wir 150 km Piste. Ist ganz gut, daß ich Begleitung habe. Aber wir müssen uns ranhalten, die sind eigentlich ein bischen schneller als wir und ich möchte ungern Bremser sein. Die Piste ist breit und ganz ordentlich. Ab und zu Waschbrett. Später tauchen ein paar große Löcher auf, es wird etwas hügelig und der Weg schängelt sich dazwischen hindurch. Das sieht richtig nett aus! Aber dafür wird es auch steinig oder sandig, also etwas schwieriger zu fahren. Gestern hat es geregnet, es sind teilweise Seen auf der Fahrbahn, wir müssen also "Wasserdurchfahrten" absolvieren. Nicht ganz harmlos, denn die Löcher können tief oder steinig sein, das Wasser ist trüb und undurchsichtig. Die beiden machen ziemlch viele Fotos, auch von der Lisl und mir, ich habe kaum Zeit zum Anhalten und Fotografieren. Vielleicht kann ich ja ein paar Fotos bekommen?
Als die Beiden ein Stück voraus sind, möchte ich die Gelegenheit für eine Pinkelpause nutzen und fahre an den Straßenrand -Mist, er Kies ist hier extrem tief, wir rutschen ein ganzes Stück weg. Grade nochmal halten können, dann kämpft sich die Lisl mühsam aus dem Kiesbett. Wieder auf festem Untergrund stelle ich fest, daß der hintere linke Blinker abgebrochen ist. Er baumelt noch am Kabel. Mein Schäufelchen ist auch weg. Vermutlich ist sie herausgehüpft und hat den Blinker abgeschlagen. Mist. Aber kein Weltuntergang.
Nach 2 1/2 Stunden kommen wir an der Grenze an und damit am Ende der Schotterpiste. Der Wind hat uns zum Glück in Frieden gelassen. Wir waren schnell! Die Grenze geht auch ziemlich zügig. Italien will heute noch bis nach Ushuaia - das sind nochmal 300 km! Aber guter Asphalt und gerade Straße - müßte gut zu machen sein.

Wieder mal "denkste"! Es wird grau und fängt an zu nieseln. Matteo hält zum Glück frühzeitig an, um die Regenklamotten anzuziehen. Vorsichtshalber mache ich alles dicht, vor uns ist es sehr schwarz. Es wird kälter. Und nässer. Der Atlantik liegt direkt neben der Straße, aber wir können ihn kaum sehen. Nebel und Regen. Ich dachte, nur der Pazifik wäre so kalt?

Der Regen schmerzt im Gesicht! Beim Tankstopp montiere ich daher meinen selbstgebauten Nasenschutz - macht die Sache etwas besser. Trotzdem dringt der Regen durch die Motorradbrille, sie beschlägt von innen. Es wird noch kälter. Nur noch 1 Grad haben wir!!! Brrrr. Ich halte mal kurz an, um den Nasenschutz zurechtzurücken, Roberto hält ebenfalls. Und auf einmal legt sich die Lisl schlafen - sie geht aus. Und springt nicht mehr an. Wirklich nicht mehr! Orgel orgel - nichts! Das kenn ich ja schon - Mexiko, Panama... Und jetzt? Wütend haue ich mit der Faust auf die Sitzbank - der Bezug ist so kalt und spröde, daß er reißt. Shon wieder Mist. Wenigstens ist moralische Unterstützung durch Roberto vor Ort. Er raucht erstmal Eine im strömenden Regen. Dann rätselt er alle Möglichkeiten durch, die wir schon kennen. Na gut, ihm zuliebe schaue ich, ob Sprit in den Vergasern ist - natürlich! Und kein Wasser oder Dreck. Da sich wirklich gar nichts tut, vermute ich die Zündspule. Aus Erfahrung warte ich eine Zeitlang - sie müßte dann trocknen. Tatsächlich, als Matteo zurückkommt um uns zu suchen, springt die Lisl grade an! Nicht mehr ausgehen lassen! Und immer schön auf Drehzahl halten - lieber im kleineren Gang fahren. Auch wenn's mehr Sprit kostet. Ab und zu hustet sie unterwegs - ich werde nicht mehr anhalten! Es hat knapp über Frost und gießt! Es ist ekelhaft - aber es ist Sommer!

Mittlerweile habe ich beschlossen (und die beiden Jungs schließen sich an), daß ich heute nicht mehr bis Ushuaia fahren, sondern in Tolhuin - etwa 100 km vorher - übernachten werde. Wir kommen um halb 8 Uhr dort an. Es gießt weiterhin. Immerhin sind die Temperaturen auf fast 3 Grad gestiegen. Eine Mail von Pavel aus Ushuaia klärt uns über heftigen Schneefall dort auf. Wir bleiben hier! Ebenfalls von Pavel weiß ich von der Möglichkeit, in einer Bäckerei zu übernachten. Moped- und Fahrradfahrer gratis!!! Es ist eine riesige Bäckerei mit großem Angebot, hier irgendwo im Nirgendwo! Mit WiFi. Es dauert eine Zeitlang, der Chef ist beschäftigt. Aber wir können wirklich umsonst hier bleiben. Es scheint einen Schlafsaal zu geben und einen trockenen Platz für die Mopeds. Bis es soweit ist, daß wir unsere Plätze aufsuchen können, sitzen wir im warmen Cafe und testen alle Backwaren durch. Matteo macht nebenher einen Geldwechsel klar - für einen Superkurs von 12:1!

Erst um halb zehn erfahren wir, wo alles ist. Organisieren sollen wir uns selber, das ist ja kein Thema. Ich muß die Lisl den Berg hochschieben (Matteo hilft!), dann kann ich sie ein Stückchen rollen lassen. In der Garage müssen wir erst einige Mopeds und Fahrräder umstellen, um Platz zu bekommen. Schlafen können wir im Fitnessraum zwischen den ganzen Foltergeräten. Es liegen sogar 2 Matrazen herum. Insgesamt schlafen hier heute 5 Leute. Eine Toilette mit Dusche gibt es im anderen Gebäude, dort ist der eigentliche Schlafraum mit 2 Stockwerkbetten - aber die sind schon alle belegt. Lustig. Ich bereite noch die Reparaturen für morgen vor - die Ersatzzündspule wird dick mit Dichtungsmasse eingeschmiert - und dann falle ich todmüde auf die Matratze.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yydqkozhskptbvlh

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