Freitag, 24. Januar 2014

Siegerwetter...

...haben wir heute! Die Sonne scheint, interessante Wolkengebilde ziehen über den Himmel, der dirket über uns dunkelblau ist und am Horizont ganz blaß wird. Auf der Erde zeichnen siespannende  Licht- und Schattenspiele. Der Wind läßt uns weitgehend in Ruhe.
Unterwegs lasse ich Pavel den Vortritt, schließlich ist ja auch er der erste und Gesamt-Sieger gewesen. Ich bin nur Siegerin im "Ladies Cup". Pavel ist ein sehr zuvorkommender Mensch, immer schaut er, ob er helfen kann. Er möchte ungern vorne fahren, weil er meint, dann hätte ich ständig seinen Zweitaktergestank in der Nase. Ja, ich rieche zwar das verbrannte Öl (er fährt mit dem billigsten Motoröl, das zu bekommen ist - in diesem Fall Traktoröl), aber heute finde ich das sogar angenehm. Hauptsache ich rieche überhaupt mal wieder was. In dieser Einöde und Kälte gibt es nicht viel zu riechen.

Außer natürlich heute morgen in der Bäckerei! Da habe ich ausführlich Frühstück gemacht, das gestrige nachgeholt und den Blog auf die Reise geschickt. Pavel war zwar vor mir auf, hat mich dann aber vergeblich gesucht, so hat er in der Garage an seinem Moped gebastelt. Ich habe gestern nochmal nach Geldwechsel gefragt - heute morgen um 9 Uhr sollte es möglich sein. Aber auf einmal geht nichts mehr. Nur zum offiziellen Kurs. Seltsam. Außerdem hat Pavel festgestellt, daß er jetzt 3 mal das selbe Sandwich gegessen hat und jedesmal war es teurer als beim vorigen Mal.

Die Lisl startet vernünftig, nur Zylinder 2 braucht ein paar Sekunden länger zum wach werden. Ich habe auch immer noch nicht ausgeschlafen, so klemmen wir uns hinter Pavel und seine Java und dösen vor uns hin. Ich weiß ja, daß es landschaftlich langweilig ist. Außerdem sind wir die Strecke schon mal gefahren, allerdings im strömenden Regen. Bei Sonne sieht sie schon sehr viel schöner aus. Auch der Atlantik ist heute zu sehen, er liegt spiegelglatt da.

Bis zur Grenze rollen wir ohne Pause auf Asphalt dahin. In Rio Grande fahren wir in der Nähe des Hafens vorbei, dort dringt kurzzeitig zur Abwechslung ein intensiver Fischgeruch in meine Nase. Ab der Grenze ist wieder Schotter. Auf argentinischer Seite wird schnell noch preiswert getankt - und natürlich werden wir wieder bestaunt. Heute ist viel los an der Grenze. Ausreise aus Argentinien geht wie immer problemlos, aber bei der Einreise nach Chile ist die Warteschlange endlos! Lange stehen wir in der zugigen Kälte draußen, bevor wir in's Zollhäuschen vorgerückt sind. Die Abfertigung selbst geht schnell. Dann noch die Erklärung ausgefüllt, daß ich keine landwirtschaftlichen Waren dabei habe - Wurst, Käse und Gurke habe ich vor 2 Tagen in Chile gekauft, die möchte ich nicht abgeben müssen! Ich hoffe, daß bei soviel Verkehr nicht kontrolliert wird. Aber während wir uns anziehen, taucht der Zöllner auf. Er deutet auf Pavels Tankrucksack und auf eine Seitentasche meines Tankrucksacks. Ok, kein Problem. Pavel muß noch einen Koffer öffnen, ich den Tankrucksack. Als er das Durcheinander darin sieht, lacht der gute Mann. Meine Küchenkiste bleibt verschont - Glück gehabt! So, das war die vorletzte Grenze - nur einmal müssen wir noch nach Argentinien einreisen, das wird ein Klacks werden.

Gleich hinter der Grenze beginnt der Schotter, den kenne ich ja schon. Kurz danach biegt ebenfalls geschottert die Straße nach Norden ab. Pavel fährt aber geradeaus. Schnell mal aufholen und nachfragen. Er ist die Straße schon in der Gegenrichtung gefahren und sagt, diese erste Abzweigung wäre Schotterpiste auf der ganzen Länge. Etwa 50 km weiter führt eine Straße nach Norden, die schon teilweise aspaltiert ist. Die Straßenbezeichnungen haben sich auch geändert, anscheinend hat man jetzt eine andere Route zur Hauptstraße erklärt. Eigentlich ist es sowieso egal, welche Strecke wir nehmen. Auf unserer Strecke ist heftig viel  Verkehr, auch viele LKW und Busse. In beiden Richtungen. Die Straße ist passabel aber sehr staubig. Entgegenkommende Fahrzeuge hüllen uns in undurchdringliche Staubwolken, überholen wird zum Glücksspiel.
Es ist gut, daß ich hier nicht alleine unterwegs bin. Es ist nicht gefährlich oder so, aber wenn ich mit der Lisl alleine wäre, würde ich vermutlich viel langsamer fahren und das ist eigentlich schwieriger. Die Jungs - vorgestern die Italiener, heute Pavel - zwingen mich praktisch dazu, schneller zu fahren. Ich fühle mich zwar etwas unsicher, wenn wir so über die Piste fliegen, auf der anderen Seite macht es mich auch wieder mutiger. Die Lektion ist gut.

Wir haben keinen Plan gemacht, wie weit wir heute fahren oder wie und wo wir übernachten wollen. Gegen 5 Uhr schlage ich vor, einen Zeltplatz zu suchen. Ja ok, aber erst, wenn der Asphalt anfängt - in ca. 20 km. Das ist eine gute Idee, Pavel. Direkt am Beginn der Asphaltstraße geht ein Seitenweg zu einer Estanzia (Farm) ab. Da biegen wir doch gleich mal ein. Schon nach wenigen Metern finden wir hinter einem Hügel einen wunderschönen weichen Platz. Da bleiben wir doch! Auch wenn jetzt ein kräfitger kalter Wind weht. Es gibt noch ein paar Benzingespräche, ich koche uns eine warme Suppe und mache noch einen kurzen Ausflug auf den Berg. Dabei fange ich mir jede Menge Dornen und Kletten ein! Als ich vom Berg absteige, winkt mich eine Autofahrerin heran, die von der Estanzia kommt. Ich verstehe kaum etwas von ihrem Geplapper, außer daß das mit dem campen wohl nicht so gern gesehen wird. Aber wenn wir nur übernachten ist es keine Problem. Dann verziehen wir uns zum Tagebuch schreiben in unsere Zelte - Kälte und Wind sollen mal schön draußen bleiben. Kurz darauf kommt das nächste Auto - ein junger Mann ruft uns heraus. Wir sollen bitte kein Feuer machen, ansonsten ist es kein Problem wenn wir hier zelten. Ob wir Wasser bräuchten? Aber damit sind wir ja versorgt. Auch um 9 Uhr abends steht die Sonne noch hoch am Himmel, Sonnenuntergang ist erst kurz vor 10 Uhr.
Ja, heute gibt es keine Abenteuer. Nur langweilige Fahrerei. Dafür konnte ich mich von meinen Starallüren erholen.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=iuwagcyybmansina

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