Sonntag, 19. Januar 2014

Die Torres del Paine...

...sind heute mein Ziel. Die Nacht war wieder mal ziemlich windig, aber dafür gibt es am Morgen keine Wolken mehr. Ich bleibe heute lange liegen und warte, bis die Sonne wärmt. Die Lisl darf noch etwas länger schlafen. Als sie dann auch raus muß, springt sie freudig an! Was ist denn mit der los? Die hat wohl ihren Stolz entdeckt und will auf eigenen Reifen bis nach Hause reiten?! Hoffentlich bleibt sie dabei...

Die Fahrt geht nach Esperanza. Eigentlich zweigt schon 70 km früher eine Straße nach Süden ab, aber ich habe mehrfach gehört, das wäre eine schlechte Piste. Außerdem ist danach die Benzinversorgung für eine längere Strecke nicht gesichert. Also werde ich in Esperanza tanken und dann zurück nach Westen fahren - ein Umweg von ca. 90 km. Gute Asphaltstraße, die Landschaft bietet keine neuen Überraschungen. Ab und zu begegenen uns Motorradfahrer oder wir werden von welchen überholt. Im Vergleich zu den vergangenen 3 Monaten ist das hier regelrecht überfüllt! Es bläst ein eisiger Wind, manchmal von hinten, oft von der Seite. Trotz Winterpullover wird mir kalt, ich muß wohl den Überanzug rauskramen. An der Tanke - so lange wird durchgehalten!

An der Tankstelle gibt es eine kleine Schlange, aber viele Mopedfahrer. Die beiden Italiener von gestern sind auch da - sie sind in Begleitung von 2 Brasilianern. Die wollen unbedingt jeder ein Foto mit mir! Als Andenken. Wofür? Für 1 Wort an der Tankstelle??? Vielleicht wollen sie stolz darauf sein, die alleinreisende alte Panamericana-Fahrerin getroffen zu haben?
Gegenüber ist ein Hotel mit Restaurant und Internet. Die Beratschlagung ergibt aber erneut die "Anti-Wind-Taktik": jetzt fahren, am Nachmittag wird der Wind zu stark. Also fällt das Internet erstmal flach. Die Italiener wollen heute nach Puerto Natales; als sie meine Strecke kennen, beschließen sie kurzerhand, die Grenze gemeinsam mit mir zu passieren und erst danach abzubiegen. Sie warten bis ich fertig bin - Überanzug an, Lenkerstulpen montiert. Alles gegen die Kälte. Jetzt ist mir kuschelig warm! Und dann zischen sie los. Nach nur wenigen Kilometern geben sie ordentlich Gas, wir rasen nicht hinterher. Wir sind zwei alte Ladies, die heil vorankommen, etwas von der Landschaft genießen und fotografieren wollen. Zum Beispiel den kleinen See, der am Rand eine Salzkruste hat und bei genauerem Hinsehen von Flamingso bevölkert ist. Außerdem muß ich den Windschild vom Helm wieder abmontieren, der Wind beutelt meinen Kopf zu heftig. Die Lisl stemmt sich tapfer gegen den Wind und kämpft gleichmäßig auf beiden Zylindern.

Auf die chilenische Seite hinüber führt eine kurze Schotterstraße. Argentinien verlassen ist so einfach - 2 Schalter nebeneinander, je ein Beamter und nur ich als Kundschaft. Ratz fatz - fertig! An der chilenischen Station treffe ich die Italiener wieder. "Der Wind war so stark, da mußten wir so schnell fahren und konnten auch nicht stehen bleiben. Entschuldigung." He he, netter Versuch!
Das kurze Stück bis zur nächsten Station verzichte ich auf die Ohrenstöpsel - ein Wahnsinn, wie laut es auf einmal ist!!! Selbst mit meinen allerbesten super-duper-Ohrenstöpseln höre ich den Wind ja pfeifen.
In Chile sind sie doch immer so genau...als ich ankomme ist wohl gerade ein Bus eingetroffen. Eine lange Schlange Touristen steht an. Als ich dran bin, findet der Beamte die Lisl schon im Computer, was die Angelegenheit ein wenig verkürzt. Diesmal wird kein Gepäck untersucht und ich muß auch nur eine Erklärung abgeben, daß ich keine landwirtschaftlichen Artikel einführe. Nun müssen wir warten, bis der Zöllner den Papierkram für die anderen Reisenden fertig hat, dann erst kann er nämlich herauskommen und die Schranke öffnen.
Ein Laden für Andenken, Geldwechsel, Cafe und alles Mögliche ist gleich nebenan. Freies WiFi - aber es funktioniert nicht. Dann gibt's halt heute kein Internet. Ab in Richtung Torres, zum Nationalpark. Da steht was von 90 km! Ich dachte, es wären nur 50? Aber die Schotterstraße ist breit und gut. Zumindest vorerst. Die Sonne strahlt und kleine weiße Wölkchen lockern den blauen Himmel auf. Es ist viel Verkehr, ständig werden wir eingestaubt. Die Staubwolken sind dicht und bleiben lange in der Luft. Wir müssen ziemlich blind durchtauchen. Der Straßenzustand wird schlechter, die vielen großen Omnibusse donnern über alles drüber, so wird das Waschbrett immer heftiger. Manchmal bremst es uns bis zum Stand herunter. Dennoch lohnt sich die Fahrt. Wir umrunden die Torres zur Hälfte; es gibt herrliche Sichten auf die Berggipfel. Mit Steppe im Vordergrund, mit See, mit Fluß und mit Wasserfall.

Hier am Wasserfall gefällt es mir am Besten, es steht nur ein einziges Auto da, das auch gleich wieder abfährt - und es ist Zeltzeit. Ich überlege eben und studiere die Karte, da entlkädt ein Bus seine Touristengruppe. Der Fahrer interessiert sich für die Lisl und unsere Herkunft. Auf englisch können wir ein paar Worte wechseln - der kennt sich hier sicher aus. Tut er auch. Alle Campingplätze, die in meiner Broschüre aufgeführt sind, sind nur zu Fuß für Backpacker erreichbar. Gut daß ich das weiß! Also bleibe ich am Besten hier. Das darf ich aber nicht, erklärt mir der Fahrer. Angeblich sind wir schon im Nationalpark (obwohl die Rangerstation erst später kommt) und da würden mich die Ranger später verjagen. Aber ganz in der Nähe gibt es eine Farm, die auch einen kleinen Campingplatz hat. Ok, da fahre ich hin. Sieht ziemlich einsam aus, aber als ich reinkomme, sind zwei lange Tische bereits gedeckt. Für die Touristenbusse. Wir müssen in großem Bogen auf eine Schafweide hinunterfahren - ein Windschutz ist aufgebaut. Eine feine, kurzgegraste Wiese (mit Schafböppel) ist heute für 5350 CLP (7,30 €) unsere Heimat. Am Fuße der Torres!
Das versprochene heiße Wasser gibt es natürlich nicht, eigentlich gibt es überhaupt kein Wasser, der Hahn trocknet nach Kurzem ein. Dafür gehe ich hinauf in's Restaurant; nicht kochen heute! Es gibt Gemüsesuppe, dann einen kleinen Linseneintopf und zum Nachtisch einen halben Pfirsich auf Joghurt. Eigentlich bin ich nicht satt geworden. Strom für's Laptop gibt es ab halb neun Uhr. Ob ich morgen durch den Park zurückfahre oder die gleiche Strecke nehme, muß ich mir noch überlegen.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ykvpzgawglcfgdch

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