Samstag, 18. Januar 2014

Perito Moreno Gletscher

Es ist schon ein herrlicher Platz, den wir da heute zum Zelten hatten. Die Lisl stand zwar ein Stück vom Zelt entfernt, aber dafür sicher und eben. Die Nacht war sternklar und kalt, aber mit 2 Schlafsäcken (ja, ich bin mittlerweile verfroren) konnte ich gemütlich schlafen. Im klaren Morgenlicht strahlt der See vor den Bergen im Hintergrund. Eigentlich könnte man es hier noch länger aushalten.
Da Pavel wohl noch ruht, besuche ich schon mal das Rangerhaus, um mir die geschenkte Eintrittskarte abstempeln zu lassen (das ist nötig als Beweis, daß man im Nationalpark genächtigt hat). Niemand da! Nur 2 Hunde bellen kräftig. Na gut, dann halt später, wenn ich abreise. Es ist ein schöner Spaziergang, der noch einige neue Ausblicke bietet.

Pavel reist ohne Kocher. Er ißt entweder kalt oder in seinen Unterkünften oder auf der Straße. Also gibt's heute für ihn höchstens Tee, denn Kaffee habe ich ja nicht dabei. Es ist ein gemütliches Frühstück unterm Baum. Dann wird gepackt und verabschiedet - Pavel wartet allerdings, bis die Lisl läuft, denn im Notfall hätte er schieben helfen wollen. Aber die Lisl startet heute auf den allerersten Drücker und läuft fröhlich und gleichmäßig auf beiden Zylindern! Ich glaube, sie hat vergessen, daß ihr als erstes 30 km Piste drohen. Nach 20 km biege ich links zum Gletscher ab, Pavel ist schon voraus und wollte auf der Piste bis nach Calafate fahren. Als ich einen kurzen Fotostop mache, kommt er überraschend dahergefetzt - die Piste war ihm landschaftlich zu langweilig. Wutsch, ist er vorbei - see you...!

Das mit der gestempelten Eintrittskarte funktioniert wunderbar! Wir fahren eine landschaftlich wunderschöne, kurvige Straße am Seeufer entlang Richtung Berge. Ein phantastischer Anblick ist das am frühen Morgen! Ja, hier gibt es auch Wald - Urwald. Klasse. Es ist eine Halbinsel, die bis zum Gletscher "Perito Moreno" reicht. Nach ca. 20 km ist Ende, hier muß man parken. Von da geht ein Shuttlebus den Berg hinauf zu einem Touristenzentrum. Hier wurden in den letzten Jahren eine ganze Menge Wege und Aussichtsplattformen gebaut, damit man den Gletscher möglichst nahe bestaunen kann. Es gibt auch ein Boot, das bis auf 300 m an den Gletscher heranfährt, aber die Wege hier bieten so tolle Aussichten, daß ich die Bootstour streiche. Der Gletscher fließt gegenüber der Halbinsel den Berg herunter und kalbt dann in den Lago Argentino, der genau an dieser Stelle mit dem Lago Brazo zusammenstößt. Manchmal (alle 15-20 Jahre) wandert der Gletscher bis an die Halbinsel heran und blockiert dann die Seen-Verbindung. Das Wasser frißt dann solange am Gletschereis, bis eine Brücke entsteht, die irgendwann einstürzt. Es kracht und knallt ordentlich in dem Gletscher, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Es kann noch so krache, ich sehe leider nur kleinere Eisbrocken abstürzen, obwohl die Gletscherzunge furchtbar zackig und rissig ist! Eigentlich sieht es hier aus wie ein Nagelbrett! Gestern ist wohl ein ordentliches Stück abgebrochen und hat eine große Eishöhle verschüttet - Pavel hatte das Glück und konnte alles fotografieren. Aber auch ohne daß etwas spektakuläres passiert, ist dieser Gletscher sooo beeindruckend! Auf der einen Seite interessante Zacken und Türme mit schwarzen Adern darin, auf der anderen Seite eine glatte weiße Wand, die sich in den See vorschiebt. Schätzungsweise 50 m ist die Eiswand hoch (die Gletscherdicke beträgt 700 m). Wenn ich mich recht erinnere, wandert dieser Gletscher am Tag 2 m!!! Kein Wunder, es kracht unentwegt. Ich habe viele Bilder gemacht, vermutlich immer wieder die gleichen. Aber ich liebe Gletscher! Besonders, wenn sie so phantastisch aussehen und zum Greifen nah sind.

Nach knapp 2 Stunden wird es grau, Nebel wandert über den Bergkamm von Chile her. Das Licht wird fahl und mir wird kalt, also tingle ich zurück zu meiner Lisl. Wir haben heute nicht mehr viel vor. Es gibt noch ein Eismuseum, die Lisl braucht Benzinfutter, ich frisches Wasser und dann könnte der Tag gelaufen sein. Wasser bekomme ich schon an der nächsten Brücke aus dem Gletscherfluß.

Das Eismuseum wirkt von außen interessant. Der Eintritt ist teuer (140 Pesos) und das Angebot enttäuschend. Überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Eismuseum im Yukon. Es besteht aus vielen Informationstafeln, Filmen, Bildern und Reliefdarstellungen. Man erfährt Grundsätzliches über Schnee und Eis, wie ein Gletscher entsteht und "lebt", erhält einen Überblick über die Gletscher auf dieser Welt und kann dann zum Schluß noch einen kleinen Film über den Perito Moreno Gletscher sehen. Na ja, wäre ich nicht reingegangen, hätte ich vermutlich immer das Gefühl gehabt, etwas verpaßt zu haben. Immerhin haben sie freies WiFi, so daß ich meinen täglichen Blog einfach hier hochladen kann.

So, es ist 18 Uhr, schnell noch getankt (ohne Schlange) in El Calafate und dann weiter, diesmal Richtung Osten. Kurz vor der Tankstelle gibt es noch einen Schreck in der Abendstunde. Vor einer Schwelle muß ich kurz bremsen. Die Straße ist hier naß, vermutlich von der Straßenreinigung. Die Lisl rutscht aus, das Vorderrad rutscht bestimmt einen ganzen Meter. Zum Glück fängt das Hinterrad den Ausrutscher ab - ein guter Stolperer fällt nicht! Puh! Ich bin müde, graue Wolken verstecken die Sonne und es fängt wieder an, heftig zu winden. Also suche ich sofort nach einem Zeltplatz. Kurz hinter der Stadt nutze ich die Gelegenheit, in einen Feldweg Richtung See einzubiegen. Wir fahren nicht bis zum See, aber weit genug, um ihn zu sehen.
Wenn wir nach Chile wollen, dürfen wir keine frischen Lebensmittel dabeihaben. Also gibt es ein Reste-Abendessen, die Kartoffel wird zu Chips verarbeitet. Dann Wäsche waschen, spülen, gute Nacht!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tuzvsdsrxydxupsf

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