Sonntag, 25. August 2013

Kanada - mein Jugendtraum!


Wie die Umstände einen doch beeinflussen! Tagsüber spechte ich nach Bären und bin enttäuscht, wenn ich keinen erwische, nachts liege ich wach, lausche und bin sehr froh, wenn mich keiner erwischt. Als Bär würde ich sicher auch lieber nachts durch den Wald streunen statt tags auf der Autobahn zu spazieren.
Ich habe mich gestern wohl richtig entschieden, das Zelt ist über Nacht in der Hütte getrocknet. Ich konnte noch ein Feuer im Ofen entfachen und habe dann meine Schlaflager dahinter verlegt - es war kuschelig warm und das Knistern des brennenden Holzes war herrlich. Immerhin ist die Temperatur inb der Nacht auf 6 Grad gesunken. Was heißt gesunken - tags hat es auch nicht viel mehr; na ja immerhin 10-13 Grad.
Das Wetter kommt von Nordwesten und zieht mit der gleichen Geschwindigkeit wie ich, d.h. die Wolken bleiben mir treu.
Bei Pelly Crossing gibt es eine Versorgungsstation für alles - die Lisl bekommt "Totem Oil", ich ein paar Nudeln, Chips und einen gratis Kakao. Ich hab zwar nicht ganz verstanden warum, aber er hat besonders gut geschmeckt. Da kommt doch glatt ein Tandem angeradelt - ein Pärchen in meiner Altersklasse, Engländer, die von Whitehorse her kommen. Sie wollen noch über den Top of the World Hwy. Am Tag schaffen sie so etwa 60 km. Es sieht zu lustig aus, wie die Mutti hinten drauf thront und mitradeln muß. Wir wechseln ein paar nette Worte und dann stürze ich mich wieder in die Fluten. Etwas weiter lohnt ein kurzer Stop für ein Foto auf den Yukon. Und schon wieder werde ich angesprochen...Erich (70) aus Vaihingen/Enz begrüßt mich. Mir schwätzet a bisle schwäbisch ond genieße des. Er hat eine Schreinerei bei Vancouver aber den Dialekt kein bischen verloren. Er freut sich so sehr über das Treffen, daß er unbedingt ein Foto mit mir und der Lisl haben möchte - sein Kumpel, der ihn gerade aus der Heimat besucht, natürlich auch!
In Carmacks oder Carcrossing (was von Caribou crossing kommt) muss ich mich entscheiden, ob ich über Whitehorse fahren will oder die Nebenstraße nach Watson Lake einschlage. Ich hab - wie meist - Lust auf Nebenstraße. Bis Faro soll sie asphaltiert sein, dann nicht mehr.
Genau so weit fahre ich heute auch - bis Faro, dem "bestgehüteten Geheimnis des Yukon". Die Ortschaft liegt 10 km abseits der Straße, aber aus Langeweile fahr ich einfach mal hin. Vor dem Ort ist ein öffentlicher Campingplatz (Einheitspreis 12 $ mit Plumpsklo, Bänkchen pro Zeltplatz und Feuerholz). Er liegt sehr schön direkt am See und theoretisch könnte ich mein Zelt sogar am Strand aufschlagen, obwohl dort nur "day use" zulässig ist. Aber die Ranger sind da und kündigen umfangreiche Holzfällarbeiten an, d.h. viel Lärm. Also weiter bis zum Ort, zurückkommen kann ich ja immer noch.
Das Touristenbüro erreiche ich grade mal wieder 10 min vor Schließung. Die Dame erklärt mir, was es hier zu sehen gibt und daß der Campingplatz direkt gegenüber nur 8 $ kostet. Und das inklusive heißer Dusche - das ist die ja schon alleine wert! Hier hat es seit Mittag nicht mehr geregnet und für morgen ist 40% Regenwahrscheinlichkeit angesagt, was auch immer das heißen mag. Zahlen kann ich auch erst morgen früh, wenn ich möchte; dann bekomme ich auch noch einen Kaffee, Tee oder Kakao. Sie hat einen leichten Akzent - auf meine Frage, woher sie stamme antwortet sie "aus Deutschland - Bayrischer Wald". Und drum herum gibt's plötzlich noch eine ganze Menge Deutsche. Einige wohnen ganz hier, andere nur im Sommer. Eine kurze Rundfahrt durch das Dorf zeigt mir bewohnbare und nicht mehr bewohnbare Häuser. Alle sind Bretterbauten mit einfachen Fenstern und wirken ziemlich zugig. Außerdem sind die Häuser relativ dicht aneinander gebaut - ganz anders als ich das von Alaska her kenne. Richtig attraktiv sieht das hier nicht aus.
Eine heiße Dusche und danach Nudeln mit Tomatensoße und Käse!!! Geht's mir so gut! Wer braucht schon Internet oder Handy...
Die Landschaft hier ist sicherlich herrlich - wenn man sie sehen könnte. Ein paar Schnappschüsse konnte ich dennoch landen. Es gibt tolle Ausblicke auf Flüsse und Seen und langsam beginnen auch ein paar Berge. Aber direkt neben der Straße ist einfach nur Urwald. Eigentlich schon so, wie ich mir das als Kind erträumt habe. Da ich mich aber im Laufe meines Lebens nicht zum "Gehmenschen" entwickelt habe, ist das Trapperleben hier wohl doch nichts (mehr) für mich.

http://connect.garmin.com/activity/365043387 

2 Kommentare:

  1. Hi susi, da dachte ich immer nur die Sachsen sind überall zu finden, aber die Schwaben sind ähnliche Weltenbummler !Danke für Deine unterhaltsamen Berichte und weiter gute Fahrt ! Claudi

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  2. Liebe Liesl Susi , es ist ganz schön spannend deine Reise zu verfolgen aber cool bist du wie du das alles um die Kurve kriegst und das alles ohne uns und ohne" Hornisse",hahaha!!! Gut daß dich kein Bär erwischt hat und du immer wieder trocken wirst "wow"!!!Also liebe Susn weiter hin Kopf hoch , wenn der Hals auch nanana du weßt schon. Bleib behütet !!!! Gruuß von B. R. und SHIBA

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