Freitag, 4. Oktober 2013

Soy en Mexico!

Ich bin nervös. Die Grenze wird bestimmt kompliziert. Ich darf nichts vergessen. Versicherung. Paß und Fahrzeugpapiere zurechtlegen. Nochmal tanken. Meine Gedanken werden lediglich durch die starken Zanhnschmerzen gestört.
Hier ist die Grenze - "international Border" steht riesengroß angeschrieben. Davor finde ich auf Anhieb ein Versicherungsbüro. Wie lange die Versicherung gelten soll? 30 oder 40 Tage. "Dann nehmen Sie am Besten gleich ein ganzes Jahr!" 4-6 Wochen kosten ca. 130 $, ein ganzes Jahr kostet 120 $ - verrückt. Kurz vor Unterschrift stelle ich durch Zufall fest, daß diese Police nur für die Baja gilt - grade nochmal gut gegangen. Für ganz Mexico ist es natürlich teurer - mit 175 $ für ein Jahr bin ich dabei. Vielleicht sollte ich das sabbatical verlängern???
Auf zur Grenze! Mehrere Spuren führen darauf zu, bis auf 2 sind jedoch alle gesperrt. Ich nehme die "nix zu verzollen"-Spur. Kein Häuschen zu sehen, kein Mensch, der Papiere sehen will oder Fragen stellt. Stattdessen eine Ampel, die mich in einen Korridor einfahren läßt. Dort stehen 2 Kameras. Keine Ansage, ich muß nichtmal den Helm abnehmen. Stattdessen öffnet sich die Schranke vor mir, die Ampel wird grün. Keiner der sichtbaren Grenzbeamten interessiert sich für mich. Also weiter zur mexikanischen Station. Aber die kommt nicht!!! Ich bin drin!? Mitten drin?! im Gewühl, in kleinen schlampigen Läden und Werkstätten, im Staub und Gestank heruntergekommener Autos. Ich kann's nicht glauben. So einen Grenzübertritt hatte ich ja noch nie!
Die Straße verläßt die quirlige Grenzstadt und führt durch karge Hügel. "Straße des Weines" héißt sie - und tatsächlich sind nach einigen Kilometern Weinberge zu sehen. Ob bei der Trockenheit nicht eher nur Rosinen wachsen??? Aber ich sehe Straßenverkäufer mit schönen Trauben und einige Weingüter - muss also wohl funktionieren. Dazwischen Palmen und Olivenhaine.
Noch bevor ich erkenne, daß ich jetzt wieder am Meer bin, meldet mir das meine Nase - ein intensiver Fischgeruch erreicht sie. Ja, ich fahre direkt am Hafen vorbei.
In Ensenada suche ich per GPS nach McDonalds, einer sicheren Internetverfügbarkeit und lande versehentlich vor Alsfonsos Pizzeria, die auch Internet hat. Ist mir natürlich viel lieber! Als Gabe des Hauses wird vor der Pizza eine frischgebackene Semmel mit gesalzener Butter serviert - mmmmmmmmmmmmmmmh das schmeckt!!!! Krosses frisches Brot! Eigentlich bin ich schon satt!
Leider erweisen sich nicht alle Reparaturen als nachhaltig. Das größte Übel - das triefende Getriebe - besteht dummerweise weiterhin; und jetzt fällt mir nichts mehr ein, was noch helfen könnte oder was die tatsächliche Ursache sein könnte. Muß ich micht wohl daran gewöhnen, eine Ölspur durch Amerika zu hinterlassen.
Enseneda ist die erste größere Stadt. Das Leben findet auf der Straße statt, so wie das auch in Europas südlichen Ländern ist. Verkehr und Straßen sind eine Mischung aus bestem Asphalt im Wechsel mit scharfkantingen tiefen Schlaglöchern, amerikanischen Verkehrsregeln gepaart mit italienischer Fahrdisziplin! Besonders lustig sind die Stopkreuzungen an 3-spurigen Straßen von allen Seiten - wer hat da noch den Überblick? Kurvig geht's bergauf bis 1200 m. Kaum sind wir ein Stück von der Stadt entfernt, ist auch wieder sehr wenig Verkehr; wenn man vom Straßenzustand absieht, läßt es sich gut fahren.
Keine Grenzkontrolle? Das war ja schön, aber dafür ist hier die erste Militärkontrolle. Gepanzerte Fahrzeuge, bewaffnete Soldaten, ein Stopschild. Aber es geht gemütlich zu. Sie wollen in die Taschen schauen, begnügen sich aber mit meiner Küchenkiste. Der Kakao wird beschnüffelt, das Salz probiert, ich werde gefragt, ob ich Drogen oder Waffen bei mir hätte. Mein großes Jagdmesser lassen sie als "Werkzeug" durchgehen. Dann darf ich weiterfahren - keine Papiere.
Es geht über Berg und Tal und mehrfach durch verbranntes Land. Stellenweise raucht es noch. Gegen 4 Uhr nachmittags beginne ich, nach Campingmöglichkeiten Ausschau zu halten. Ein Blick auf's Navi sagt, daß hier ganz in der Nähe der Geheimtip "Mikes Sky Ranch" sein muss - ein wenig abseits der Straße. Einmal nachfragen und die Einfahrt ist gefunden.
So, und jetzt macht Susi wieder großen Blödsinn! Der Weg ist ein hartes Waschbrett und sandig, ich bin müde. Es geht einige Kilometer dahin, irgendwie scheint die Ranch immer weiter weg zu wandern statt näher zu kommen. Und schon ist es bei ca. 35 km/h passiert: in einem Sandloch liegen wir beide auf der Nase! Kein Mensch weit und breit. Zündung aus, Benzinhahn zu, abpacken, die Räder in die tiefere Spur ziehen und dann 3 mal "hau ruck". Ok, die Lisl steht wieder - der Sturzbügel hat was abbekommen, aber sonst ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Aufpacken und weiter - kann ja nicht mehr weit sein. Nach fast 2 Stunden sagt mein Navi, das hier keine Straßen kennt, sondern nur nach Luftlinie funktioniert immer noch 20 min. Der Weg ist mittlerweile abenteuerlich geworden - steile zerfurchte Auf- und Abfahrten, sandige Furten - nein, hier fahre ich bestimmt nicht mehr zurück. Bestimmt gibt es auf Mikes Farm einen Lieferwagen, der mich zurückfahren kann. Noch 6 min bis zum Ziel. Eine Ranch taucht auf "Javiers". Niemand ist da. Also weiter. Noch 2 min. Noch 3 min...was ist los?
Mikes Sky Ranch ist an mir vorbeigegangen, ohne daß sie sich gezeigt hätte! Wo ist sie? Mittlerweile ist es dunkel und ich kann die Fahrbahn nicht mehr erkennen. Kein Platz zum campen. Letzendlich parke ich die Lisl am Straßenrand und stelle mein Zelt direkt daneben auf einem kleinen Sandplatz auf. Wir sind auf 1300 m und es ist empfindlich frisch.
Diese Straße will ich wirklich nicht zurückfahren - aber weiterfahren? Ich weiß ja nicht einmal, wohin diese Straße führt. Auch nicht, was für weitere Gefahren dort auf mich lauern...
Erst mal eine Nacht drüber schlafen - falls das möglich ist. Und morgen weiter nachdenken.

2 Kommentare:

  1. jetzt wirds ja wirklich erst mal interessant, du fuehlst dich sicher wieder wie in afrika ,die kreditkarte kannst du auch jetzt wegtun speziell die tanken nehmen =nur bares
    weiterhin gute reise wir verfolgen das jeden abend am pc
    gruss peter u almuth

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    1. Wie in Afrika? Ja, geländemäßikg schon. Aber 25 Jahre älter, 25 Jahre weniger forsch und ohne physische oder moralische Unterstützung :-(

      Tanken geht noch mit Kreditkarte (bisher).

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