Dienstag, 26. November 2013

Ein Kirchentag

Es hat 18 Grad, ist also "Pulloverwetter" (nicht Heizweste!). Das Päckchen, das ich gestern abgeholt habe, enthiehlt eine Halterung für mein neues Navi. Ich habe es teilweise gestern noch montiert, der Rest wird heute angeschlossen. Sieht richtig gut aus! Und das Navi hat jetzt endlich Strom.

Zipaquira ist doch nur kanpp 40 km nördlich von Bogota - kurzerhand entschließe ich mich, doch noch zur Salzkathedrale zu fahren. Auf dem Rückweg kann ich Bogota auch umfahren.
Während ich vor der Kathedrale auf Einlaß warte beobachte ich eine ebenfalls wartende Familie. Ich bewundere immer wieder, welch inniges und freundliches Verhältnis alle Familienmitglieder zueinander haben. Diese Familie hat 3 Kinder, der große Junge ist vermutlich 16 oder 17. Seine kleinen Geschwister (Schwester 12, Bruder 9) hängen wie Kletten an ihm. Und dann hängt sich der Große zum Schmusen an seine Mum.
Hier in Zipaquira wurde schon seit ewigen Zeiten Salz gewonnen - erst aus salzigen Quellen, dann im Tagebau, dann unter Tage. Mittlerweile wird die Mine in 4 Ebenen ausgebeutet! Besichtigen kann man nur die oberste Ebene. Dort wurde vor ca. 200 Jahren Salz abgebaut. In den entstandenen Gängen und Höhlen haben die Bergleute eine Kirche für ihren Schutzpatron eingerichtet. Inzwischen ist fast die ganze obere Ebene in eine Kirche umgewandelt. Entlang einiger Stationen, jeweils mit einem Kreuz versehen, kommt man schließlich zu größeren Höhlen, die mit christilichen Figuren geschmückt und in verschiedenen Farben beleuchtet sind. In manchen Räumen stehen Bänke, hier wird Gottesdienst abgehalten. In einer Seitenhöhle war Christi Geburt dargestellt - ein Anlaß, an Weihnachten zu denken. Besinnliche Momente in der Kathedrale. Auch an einen jüngst verstorbenen guten Freund muß ich denken. Jäh werde ich wieder zurückgerufen durch eine laut plappernde japanische Touristengruppe. Diese Salzkathedrale war ganz anders als ich sie mir vorgestellt habe, aber der Besuch war auf jeden Fall einen Umweg wert! Höhlen und Unterirdisches faszinieren mich!

Es ist später Vormittag, als ich mich auf den Weg nach Südwesten mache. Warm ist es geworden - also Pullover verstauen. Bereits nach wenigen Minuten erwischt mich schon wieder der Regen - ich rüste um. Die Regenhose bleibtg allerdings aus - keine Lust. Ich habe beschlossen, daß ich hinter den Wolken schon wieder Sonnenschein sehe und wenn Füße und Oberkörper trocken sind, muß das reichen! Meist haben wir derzeit eine gute Autobahn unter den Rädern. Manchmal müssen wir uns durch eine Ortschaft kämpfen, aber danach rollt es wieder 4-spurig. Als das Einzugsgebiet von Bogota hiner uns liegt und wir gerade mal wieder stolz eine Mautstelle passieren, werde ich herausgewunken. Die erste Polizeikontrolle in Kolumbien! Da bin ich Schlimmeres gewohnt. Alles ist korrekt, meine Papiere sind in Ordnung. Der nächste Mopedfahrer wird angehalten.

Um 15 Uhr bin ich gerade so mitten im schönsten Fahren. Wetter, Kurven, Kondition - alles paßt! Was schon 15 Uhr? Ach, ich hab ja noch Zeit. Ich kann nicht glauben, daß ich um diese Zeit schon an einen Schlafplatz denken muß - hab mal wieder vergessen, wie schnell das hier dunkel wird. Daher verschmähe ich auch die Hotels, die vor Ibague an der Straße liegen. In der Stadt selbst ist natürlich nicht so ohne Weiteres was zu finden, zumindest nicht an der Hauptstraße. Zum intensiv suchen habe ich keine Lust. Wird schon noch was am Ortsausgang kommen, denke ich mir. Ja, Stundenhotels! Also weiter. Kurvenreich und steil geht es in die Berge. Graue Wolken hängen in den Gipfeln. Schwertransporter, Stoßstange an Stoßstange - weit und breit kein Hotel! So langsam werde ich unruhig - da fragen wir doch mal das Navi! In 11 km soll ein Hotel zu finden sein. Tatsächlich kommt dort eine Ortschaft, die weder auf Karte noch Navi zu finden ist. Und auch das angegebene "Hotel" finde ich nach längerer Suche. An der Straße ist nur eine Tür zu sehen; dahinter führt ein schmaler Gang zur Rezeption.
Dort sitzt ein Pärchen, um die 40. Sie scheinen frisch verliebt zu sein, turteln und kichern unentwegt. Der Mann will wissen, welche Währung wir in Deutschland haben. Euro? Versteht er nicht. Nein, keine Dollar - die haben sie in Nordamerika. Euro! Ich krame einen 10 €-Schein heraus. Ein Leuchten geht über sein Gesicht. Aha! Und ob ich auch einen 1-€-Schein habe? Was ist das wert? Ich finde eine 1 €-Münze und schreibe auf, daß dies 2500 Pesos entspricht. Er möchte die Münze gerne behalten und will sie mir abkaufen - natürlich schenke ich sie ihm. Ganz stolz zeigt er sie seiner Freundin.
Mein Pass muß kopiert und zusammen mit einem Foto von mir an die Migrationsbehörde geschickt werden...ob das ein Problem wäre? Aber natürlich nicht - da ist er sichtlich erleichtert.

"Unter" mir ist eine Kirche - so eine von der Sorte, in der die Menschen in Ekstase geraten. Von außen ist das Gebäude als Kirche nicht erkennbar, innen werden die Menschen aus Lautsprechern von unsichtbaren Prdigern beschallt. Und das geht endlos so. Ich mache noch einen kleinen Ausflug in den Ort - es gibt einen hübschen Marktplatz mit einer schönen beleucheten Kirche (es ist schon dunkel!). Die Kirche wird gerade geschlossen, aber einen kurzen Blick kann ich noch hineinwerfen.

Mein Zimmer ist kaum größer als das Bett - das kenne ich schon. Aber es gibt eine Blechtüre zum Flur und nebendran ein vergittertes Milchglasfenster. Keine Vorhänge. Keine Schallisolierung. An der Rezeption unter mir läuft der Fernseher sehr laut. Straßengeräusche (SChwerlastwagen) dringen ungehindert bis zu mir. Das kann ja eine lustige Nacht werden.


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ndojtrjafxdmyzzv

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