Montag, 18. November 2013

Eine völlig neue Erfahrung...

...ist es für mich, mal nicht auf der Seite der Seekranken zu stehen! Aber im Einzelnen.

Um 5 Uhr beginnt die Mannschaft mit der Arbeit, um 5:30 Uhr wird der Anker gelichtet. Da ich direkt neben der Ankerkette schlafe ist die Nacht jetzt natürlich um. Es geht eine ordentliche Brise - und schon spüre ich die Seekrankheit. Gestern abend habe ich schon eine Pille genommen, jetzt gibt es die zweite. Außerdem muß der Reisekaugummi sofort helfen. Meine Taktik haut hin!
Es sind schon einige von den anderen Passagieren wach - Ludwig setzt gleich die Segel, um schneller zu sein und Sprit zu sparen. Als alle Segel gesetzt sind, erklärt Ludwig "die Show für beendet", woraufhin einige wieder in ihren Kojen verschwinden. Ich bleibe an Deck und beobachte die Wellen und den Bug, um nicht seekrank zu werden. Um 7 Uhr gibt es Frühstück - mir geht es wieder gut. Man sollte etwas essen, dann wird man nicht seekrank, ist eine Theorie, die ich jetzt auf den Prüfstand stelle. Ich suche mir den ruhigsten Platz auf dem Schiff, in der Mitte vor dem Ruder. Da habe ich auch frische Luft um die Nase. Den Platz werde ich niiiiiie mehr räumen! Ich kämpfe gegen die Seekrankheit und die Müdigkeit. Kurz vor dem Mittagessen siegt die Übelkeit - aber nur kurz. Ich kämpfe weiter mit Pille, Kaugummi und Konzentration. Und ich esse zu Mittag! Erstens ist das Essen hier wirklich jedes Mal ein Gaumenerlebnis und zweitens fühle ich mich wieder gut und die Essen-gegen-Übelkeit-Theorie muß ja schließlich verifiziert werden. Die Wellen dürften etwa 2-3 m hoch sein, unser Schiff ist glaube ich 38 m lang. Das wird ganz ordentlich geschaukelt. Ich bewege mich wirklich den ganzen Tag fast überhaupt nicht von dem Platz weg und konzentriere mich auf den Wellengang. Und ich fühle mich gut!!!!
Ich, die immer seekrank wird. Und die allen erzählt hat, daß sie die erste sein wird, die flach liegt. Mir geht es wirklich gut, solange ich meine Taktik beibehalte. Meine Mitfahrer verschwinden einer nach dem anderen, jeder hat seine eigene Taktik. Mindestens die Hälfte der Passagiere und ein Crewmitglied sind schwer seekrank. Ich nicht! Ja, es macht sogar fast ein bischen Spaß, den Wellen und dem Schiff beim Kampf zuzusehen. Die anderen tun mir leid. Besonders Pavel, den hat es ganz böse erwischt!

Ich habe für den Tag einen guten Platz gefunden. Nur, was mache ich in der Nacht? Meine Koje ist ganz vorn im Bug. Ich war einmal kurz unten, und bin sofort wieder geflohen. Bei diesen Bewegungen des Bugs, die um Einiges mehr ausschlagen als die Wellenhöhe, da fliegt man echt durch die Luft...

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