Dienstag, 19. November 2013

Überfahrt nach Kolumbien

"Geschlafen" habe ich auf dem Oberdeck - unterm Tisch. Der Platz war ziemlich in der Mitte des Schiffes, an der frischen Luft und trocken. Mein Schlaf hat allerdings nur von kurz nach 10 bis halb 2 gedauert. Ab 2 Uhr hat Ludwig Wache. Als erste Aktion refft er das Hauptsegel, der Wind ist zu stark geworden, die See ist es rauh. Ich muß mich wieder "konzentrieren" und leiste Ludwig Gesellschaft. Er schätzt die Windstärke auf 6 bis 7, die Wellen werden jetzt 4-5 m hoch sein. Das Schiff schwankt in aller Richtungen, nach vorn, nach hinten, nach rechts, nach links und natürlich auch im Kreis herum! Wenn eine Welle den Bug anhebt, verdeckt dieser sogar den Vollmond. Im Wellental schaufelt die Stahlratte richtig viel Wasser an Deck. Rings um uns herum herrscht Wetterleuchten. Die letzte Überfahrt war so ruhig wie nie (behauptet der Käpt'n) - aber jetzt bin ja ich an Bord, die Regenmacherin!


Und dann reißt ein Vorsegel. Vor wenigen Minuten ist Joel an Deck gekommen, der kann gleich helfen, das Segel einzuholen. Das gelingt aber nicht ganz, denn ein paar Seile haben sich verfangen. Ohne die beiden Segel wird unser Schiff noch instabiler und schaukelt noch mehr. Es schwankt extrem bedenklich von einer Seite auf die andere - jetzt hab ich doch ziemlich Angst, daß wir kentern könnten. Aber Ludwig, der Spruchbeutel, bleibt ruhig. Kurz vor Sonnenaufgang ist wohl die schlimmste Zeit. Ich hoffe, daß die Sonne den Wind vertreibt - wenn auch mit etwas Verzögerung, habe ich damit recht. Puh - das war eine Nacht! Ich habe gezittert und gekämpft und gewonnen!!!

Heute morgen kommen noch weniger Leute aus den Kojen gekrochen. Die wenigen, die sich an Bord wagen werden aber belohnt, ein Schwarm Delfine begleitet uns eine bestimmt eine viertel Stunde lang. Es scheint ein großer Schwarm kleiner Tiere zu sein, ca. 30 cm lang. Nur wenige große Delfine, schätzungsweise 1 m, kann ich ausfindig machen.

Unmerklich sind die Wellen zurückgegangen und als wir in Landnähe kommen, ist das Wasser ganz ruhig und glatt. Zeitlich sind wir ganz schön in Verzug geraten, der Gegenwind hat Zeit gekostet. Außerdem scheint die Einspritzpumpe manchmal hängenzubleiben und kurz vor der Hafeneinfahrt in Cartagena ist der Autopilot (aus den 60er Jahren) ausgefallen. Bei solchen Sachen kann der Ludwig auf einmal ganz schnell springen! Mittagessen auf dem Schiff war ursprünglich nicht mehr geplant, aber es ist schon 13 Uhr, als wir in den Hafen einlaufen. Da werden wir dann doch noch mit sehr schmackhaften Nudeln mit verschiedenen Soßen verwöhnt. Die Mopeds sind ausgepackt und haben noch eine Süßwasserduschen bekommen.


Die Crew hat alle unsere Papiere und sie vorab schon mal nach Cartagena gefaxt. Trotzdem müssen wir alle persönlich zur Migrationsbehörde. Dauert eine gute Stunde. Den Zoll schaffen wir heute nicht mehr, der hat schon zu. Also schnell vom Schiff das Nötigste für die Nacht holen und mit dem Taxi in ein Hostel bringen lassen. Halt, vorher noch Geld am Automaten abheben. Bei so vielen Leuten (24) ist das alles ein wenig chaotisch - plötzlich sind alle irgendwohin verschwunden. Wir finden uns aber irgendwie am Hostel Amba wieder, das uns empfohlen wurde. Morgen früh um 7 Uhr sollen wir am Pier sein, da werden die Motorräder ausgeladen.

Heute abend bin ich sehr müde - und gespannt, wie die Lisl die Fahrt überlebt hat.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Lieber Kommentator,
wenn Du kein Konto hast oder angeben möchtest, dann wähle bitte "anonym" oder "Name/URL" (Du mußt keine URL angeben):