Sonntag, 17. November 2013

Einsame Karibik-Inseln

Käpt'n Ludwig hat seinen Platz im Bug geräumt, damit wir Frauen mehr Platz haben - sehr großzügig. So habe ich eine große Matratze im Separee. Schlafen ist trotzdem schwierig, es ist sehr warm und stickig. Die Luke über meinem Bett und das Bullauge sind offen, der Ventilator läuft. In der Nacht bekomme ich vom Ventilator einen Schnupfen - ich muß ihn ausmachen. Gegen 5 Uhr poltert und kracht es an Deck, die Crew ist echt auf Zack. Es hat angefangen zu regnen, da sind sie auzfgestanden und haben alle Luken dicht gemacht. Eine frische Brise ist aufgekommen, wenn das so bleibt wird es eine rauhe Überfahrt - mir graut davor! Die Mannschaft hat allerdings nichts dagegen, für die wird es dann "ruhig".
Bei dem ganzen hin und her zwischen Hostel, Moped, Schiff, Kunahütte ist die Ordnung flöten gegangen. Jedesmal nimmt man nur einen Teil der Dinge mit - so ist z.B. meine Haarbürste verloren gegangen. Haut und Klamotten sind klebrig und feucht, man bekommt nichts wirklich trocken.

Mein Foto lag über Nacht mit einem Handy zusammen im Reisbett zum Trocknen. Er gibt keine Lebenszeichen mehr von sich, da kann ich ihn ja auch getrost mal aufschrauben. Das Wasser läuft jetzt erst recht aus. Das Display steht unter Wasser; jetzt weiß ich, aus wieviel Schichten Folien und Spiegeln es besteht. Eine Folie bleibt zum Schluß übrig. Aber auch wenn alle Folien untergebracht wären, es tut sich nichts, wenn ich den Einschalter betätige. Mausetot. Schade!

Fast die ganze Motorradmannschaft sitzt kurz nach 6 Uhr schon beim Kaffee - Frühstück gibt es gegen 7 Uhr. Umfangreich, ausführlich, lecker, Wahnsinn! Was in der Beschreibung des Trips steht, stimmt wirklich: wir haben gutes und genug zu Essen! Alles was ich in den letzten 3 Monaten an Gewicht verloren habe, wird hier in den 5 Tagen wieder drauf gefuttert werden...

Heute ist Ruhetag - schauen wir mal, was wir daraus machen.
Als erstes mache ich einen Ausflug ins "Trampolin", so nennen sie das Netz vor dem Bug. Ein interessanter Ausblick! In die Takelage wage ich mich nicht, ein paar mutige Jungs krabbeln hinauf, teilweise sogar bis in den Mastkorb.

Ein paar Schiffsimpressionen...


Gestern haben wir die einsame Insel mit der Hütte besucht - heute zieht es die meisten zur gegenüberliegenden einsamen Insel ohne Hütte. Ich schnorchle einmal ganz außen herum - bestimmt 2 Stunden. Winzige Fischlein entdecke ich, dafür muß ich mich allerdings mit der Strömung treiben lassen. Es sind die typischen Aquariumfische: gelb und lila horizontal, grau und gelb vertikal getreift, grau mit einem schwarzen falschen Auge, grün, schwarz und ganz blau. Und Seesterne gibt es hier jede Menge! Wenn ich genau hinschaue, bemerke ich, daß sie alle unterschiedliche Zeichnungen tragen. Die meisten liegen flach auf dem Boden, manche liegen in einer Mulde und haben dann ihre Finger nach oben gebogen, einer umarmt einen Stein. Als ich im großen Bogen fast um die Insel herum bin, besichtige ich sie noch ein wenig zu Fuß. Den schönen scharz-gelben Vogel, den ich vom Schiff aus gesehen habe, finde ich leider nicht. Passend zum Mittagessen bin ich zurück - da erst merke ich, daß der Aku von der Kamera schon lange leer ist.

Am Nachmittag wollen wir die weiter entfernte einsame Insel mit den "nur 2 Palmen" besuchen. Ich möchte mich gerne auf dem Rückweg auf halbem Weg an einem Riff aussetzen lassen. Statt zu zweit sind wir jetzt im Dingizu elft. Was ich auf die einsame Insel mitnehmen würde? Na, das WiFi-Passwort natürlich! Ha ha...
Rusty, un ser Chauffeur fährt gleich wieder zurück - er will uns in einer Stunde wieder abholen. Auch hier gibt es Riffe, also ist das auch ok. Die hier sind sogar viel schöner, weil sie steil abfallen. Ich finde die gleichen Fische, allerdings eine Nummer größer. Ich könnte ihnen stundenlang folgen! Natürlich sind auch die Korallen schön, aber im Wasser wirken die Farben ein wenig enttäuschend. Als ich genauer hinschaue, kann ich sooo viel Herrlichkeiten entdecken: kugelige Schwämme; Korallen, die wie Papierblätter in Wellenform aufgebaut sind; grüne und gelbe Türme, die Korallen darauf fühlen sich schleimig an; Eimerförmige dünnwandige Gebilde; und natürlich die fein verästelten Korallen. Ein Gebilde ist ziemlich groß und sieht wie ein Geweih aus. Ich bin grade einmal rumgekommen, da kommt auch schon das Taxi. Auf dem Rückweg darf jemand anders steuern, und wir geraten in's Riff, d.h. das Wasser ist so flach, daß wir den Außenbordmotor einziehen müssen. Paddeln oder staken. Jetzt will ich an dem flachen Riff nicht mehr aussteigen und fahre mit zum Schiff. So lange war ich noch nie im Wasser (außer natürlich im Regen). Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Sonne doch sehr lange geschienen hat. Es sind immer noch schwarze Woken sichtbar, aber heute kommen sie nicht ganz bis zu uns. So habe ich mir beim Schnorcheln unbemerkt einen starken Sonnenbrand zugezogen - was ich erst später an Bord so richtig bemerke. Die Crew hat mittlerweile einen Bananenkuchen gebacken, der ist noch warm - hmmm!

Auf dem Schiff wird überwiegend englisch gesprochen - die Meisten sind Amis oder Australier. Ein wenig deutsch mischen wir zwischenrein. Sobald Kuna an Bord kommen, - und das kommt mehrfach am Tag vor, fliegen spanische Fetzen durch das Sprachgemenge. Vieles verstehe ich nicht. Macht nix, so hab ich auch einigermaßen Ruhe. Nach einem tollen Abendessen (Reis mit Kokosmilch, Langusten, Backofenkartoffeln, Hühnchen, Salat) tauchen ruck zuck wieder Rumflaschen auf. Man sitzt gemütlich unterm Mastbaum. Irgendwann spielt eine Klarinette - Beifall! Sogar vom Nachbarboot - das sind die GEZ-freien Fremdhörer. Es ist gemütlich, hat was von der Abiturszeit-Romantik. Ja sogar der Mond scheint auf eine einsame Insel. Aus Hannes Musikantenkoffer taucht noch eine Rassel auf und Lisa findet eine Ukulele. Schließlich traut sich auch Arun, seine Bambusklarinette herauszuholen - die hat einen wunderbar weichen und warmen Klang! Am Schluß besteht die Combo aus 2 Klarinetten, Ukulele, Rassel, I-Phone und rumtrunkenen Tänzern. Ich genieße alles in der Hängematte.

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