Freitag, 15. November 2013

Einschiffung

Der Wecker steht auf 6 Uhr. Da eigentlich schon alles gepackt ist bin ich schnell fertig. Bis alle fertig sind, noch gefrühstückt ist und 2 weitere Passagiere zu uns gestoßen sind, ist es dann doch halb acht. Bill hat beschlossen, daß alle abgemacht hätten "ladies first", das heißt, ich soll vorausfahren und den Weg finden. Und das, wo ich das neue Navi noch nicht kenne und auch - mangels Halter - nicht richtig sehen kann. Aber mittlerweile kenne ich mich hier schon ein wenig aus. Eine Baustelle bringt mich vom rechten Weg ab, aber das kann ich ganz gut kompesieren und auch als Vorwand nutzen. Der Verkehr ist noch nicht so dicht und so sind wir doch recht bald auf der Südautobahn. Die Gebühren sind natürlich wieder ein Problem. Schließlich kaufe ich für 8 $ eine Karte, ohne zu wissen, daß sie nur 5 $ wert ist. Ich winke die ganze Meute durch, ist mir jetzt egal, ob die Schranke zu ist. An der nächsten Station das gleiche Theater. Der Chefaufpasser versucht, in englisch zu erklären, aber ihm fehlen die Worte - es wird ihm zu dumm, er winkt uns durch.
Wir finden die Straße nach Carti leicht. Sie ist schmal, aber gut asphaltiert; sie ist erst 3 Jahre alt. Am Anfang fehlen manchmal ein paar Meter Asphalt, aber wir sind deutlich Schlimmeres gewöhnt. Hier ist er endlich - der Dschungel! Und die rote Erde. Die Straße ist der helle Wahnsinn! Affengeil!!! Dies ist wohl die einzige Achterbahn der Welt, auf der mir nicht schlecht wird! Aufwärts, Kurve, abwärts, Kurve,  Kurve, aufwärts...! Aber so steil! Geil!
Wir kommen jetzt in's autonome Kunaland - kostet pro Moped 13 $. Später noch eine Militärkontrolle, aber alles easy.

Wir sind sechs, eine viertel Stunde später kommen nochmal 5 Mopeds an. Wir parken in einer Reihe auf dem betonierten Pier. Zum Verladen muß alles Gepäck runter - es wird mit dem Schlauchboot zum 110 Jahre alten Segelschiff gebracht. Dann sind wir dran. Von Bord aus verfolge ich die Verladung: alle Mopeds bekommen 2 Seile umgebunden und kommen dann an einen Haken. Über Flaschenzug hebt Ludwig sie mit einer Hand in die Höhe. Am Pier dirigieren die Indianer die Richtung, an Bord wir die Fracht von 2 Badenixen empfangen, um dann von einem Amerikaner an die Bordwand geschoben zu werden. Dort werden die Maschinen angelehnt und festgebunden. Schön ist die Lisl geflogen. Ludwig macht Dampf - ein Gewitter zieht auf, der Wind drückt die Stahlratte (so heißt unser Segelschiff) gegen den Pier. Wo ist die karibische Sonne? Bill distanziert sich schon von mir, er möchte nicht zusammen mit der Regenmacherin naß werden.
Ruck zuck verlassen wir nun das Festland und fahren wenige Minuten, um dann zwischen einer Menge Inseln zu ankern. Die ersten Delfine schwimmen um das Schiff. Ein paar von uns besuchen die Hauptinsel - im Kunamuseum erzählt uns ein Indianer etwas über ihre Medizin, Tradition und Unabhängigkeit. Seit 1925 sind sie von Panama unabhängig. Die Bambushütten sind sehr eng nebeneinander gebaut, die Kuna lieben angeblich die Nähe und Gemeinschaft. Das muß ja auch so sein - auf engstem Raum whnen hie 3500 Menschen. In jedem Winkel findet man Hängematten, oft liegen mehrere Menschen drin. Wenn ich fotografieren will, drehen sie sich weg, wehren ab oder verlangen Geld. Dann gibta halt keine Bilder... Ich lerne, daß die Kuna das Geld nicht aus Profitsucht haben wollen, sondern aus Tradition. Die ersten (amerikanischen) Touristen haben ihnen nach dem fotografieren Geld geschenkt und so diese Tradition begründet. Ich frage, warum die Frauen den Perlenschmuck an den Beinen tragen - der SChmuck hat eine Bedeutung und soll die bösen Geister fern halten. Männer haben das nicht nötig, die müssen nicht beschützt werden weil sie ja nicht die Kinder bekommen.

Die heutige Übernachtung ist in Kunahütten organisiert. Es kostet extra, aber es gibt keine Alternative. Ein paar Betten für Touristen sind da, ich probiere selbstverständlich die Hängematte. "hangmatsutra" (in Anlehnung an Kamasutra) nennt es unser Guide. Für mich wird noch eine Luftmatratze organisiert, weil mein Mitbewohner Djin mir was Gutes tun will - Rückfalllösung. Die Hängematte stinkt nach Schweiß; meiner kommt jetzt auch noch dazu. Nach einem leckeren traditionellen Abendessen (Huhn, Fisch, frittierte Bananen, Reis & Salat) gehen alle schon gegen 9 zu Bett - es gibt nichts mehr zu tun.
Übrigens, unser  Führer und Schlauchboot-Käptn hat erklärt, daß der Wind gleich dreht und die Wolken an uns vorbeiziehen werden. Das ist immer so, hier regnet es nicht! Wir werden ein Million-Sternehotel haben. Ich glaube ihm nicht - es regnet am Abend.

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