Freitag, 6. Dezember 2013

Banos

Heute ist so ein Tag, an dem ich nicht aufstehen möchte. Wieder Motorradfahren! Gar keine Lust habe ich darauf, die mittlerweile deutlich zu groß gewordenen Hosen und die schwere Jacke anzuziehen. Aber man tut es dann doch.

Erstes Ziel ist der Bauernmarkt in Saquisili. Dazu muß ich knapp 15 km zurückfahren. Ich bin noch früh dran und der Markt wird gerade erst aufgebaut. Was ich vorfinde ähnelt unserem Bauern- oder Krämermarkt. Viele Stände mit Klamotten, Hüten, Werkzeug. Der Hutstand hat es mir besonders angetan. Eine junge Indianerin probiert einen schwarzen Hut aus. Aus Neugier frage ich nach dem Preis. 70 $. Als ich anmerke, daß dies doch recht teuer ist, bekomme ich die Antwort "der ist ja auch made in Germany"! Verrückte Welt. Ansonsten gibt es hier keine großen Überraschungen; ich kann mich halt etwas unter die Menschen mischen und deren Anblick genießen. Vor der Bank ist eine ewig lange Schlange, alle warten brav, bis sie an der Reihe sind.
Wie ich feststelle, ist Donnerstag überhaupt Markttag. Etwas später fahre ich an einem Gemüse- und Viehmarkt vorbei.

Banos möchte ich unbedingt sehen, eigentlich wollte ich dort übernachten, aber heute bin ich dafür wohl zu früh dran. Laut Karte sind es ca. 80 km, die Panamericana ist eine 3-spurige Autobahn. Aber was geschieht? Mein Navi führt mich auf eine Nebenstrecke. Dabei werde ich fast noch von einem Pickup auf der linken Spur abgeschossen, der eine Ausfahrt früher aus dem Kreisel will und mich einfach ignoriert. Irgendwie habe ich das schon geahnt und kann gerade noch bremsen. Kurz darauf noch ein ähnliches Erlebnis im gleichen Ort - dann habe ich eine Zeitlang Kniezittern. Als am Ortsausgang mein Navi auf eine grob gepflasterte Straße weist, bin ich sehr skeptisch. Ein Einheimischer erklärt mir, daß ich da schon fahren kann, aber es geht auch anders. Nach dem Pflaster käme wieder Asphalt. Ok, probieren wir's.

Abenteuerlich kurvt der Weg einen Steilhang hinunter. Das grobe Pflaster besteht aus großen Kieselsteinen, Sand und Löchern. In den engen Serpentinen kann ich nur im Schritttempo fuhrwerken. Tatsächlich folgt nach einigen Kilometern eine Abzweigung auf eine schmale Asphaltstraße - ich bin erleichtert. Und schon nach der nächsten Brücke weitet sie sich und wir dürfen auf einer breiten neuen Straße dahinkurven. Mein Navi scheint genau zu wissen, wohin es will. Ich verlasse mich voll darauf, ohne es wäre ich hier verloren; auf meiner Karte ist überhaupt keine Straße verzeichnet. Es scheint eine Menge ordentlicher Straßen hier zu geben. Ich komme mir vor, wie wenn ich zu Hause eine Nebenstraßentour unternehme. Landschaftlich gibt es keine besonderen Highlights, es ist einfach ein "Fahrtag".

Banos liegt am Fuße eines Vulkans und besitzt heiße Quellen. Es soll eine Backpacker-Hochburg sein. Mein Navi leitet mich zu den warmen Quellen mitten durch die Stadt. Dort spielt gerade eine Liveband - ich filme sie mal. Plötzlich klopft mir jemand auf die Schulter - parke ich falsch? Nein, es ist Arun (vom Schiff)! Überraschung! Ich dachte, er wäre schon weitergefahren. Er wohnt in einem Hostel hier um die Ecke, André ist auch da aber er wohnt in einem anderen Hostel. Andrés Hostel ist noch billiger (8 $) und bei ihm funktioniert das Internet. Kurzerhand beschließe ich (12 Uhr), auch hier zu bleiben - ist ja wohl keine Frage, welches Hostel ich wähle! Großes helles Zimmer zum Garten mit eigenem Bad, super Internet, Lisl parkt im Garten.

Hunger? Ich entscheide mich für Stadtmitte, Arun wollte um die Ecke nach etwas schauen. Als ich dann in der Stadt unschlüssig vor einem Restaurant stehe, ist Arun schon wieder da - gehen wir halt gemeinsam rein.

Am Nachmittag will ich noch auskundschaften, was man hier sehen muss. Das sind natürlich die heißen Quellen und ein Wasserfall. Wie immer ist alles anders als ich mir das erträume. Vom Hostel aus bis zum Wasserfall sind es nur wenige hundert Meter und am Fuß des Wasserfalls ist die Thermalquelle. Der Wasserfall ist hoch und schmal - aber ich liebe Wasserfälle ja immer. Die Thermalquelle muß man sich wie ein öffentliches Freibad vorstellen, in dem es 3 Becken mit unterschiedlichen Temperaturen  gibt. Das Wasser ist gelb-grau-trüb aber es riecht nicht nach Schwefel.

Am Wochenende wird hier wohl ein Gründungsfest gefeiert. Daher gibt es schon einige Livebands in der Stadt bzw. Kinder oder Kapellen, die für den Umzug üben. Das ist mir ja lieber, als die Vorführung selbst. Allenthalben wird geputzt und dampfgestrahlt. Zebrastreifen und Bordsteinkanten erhalten einen neuen weißen Anstrich, Dachziegel werden frisch getüncht und auf dem Festplatz werden Bodengemälde fertiggestellt. Mein Hostel besteht aus 2 Häusern - am ersten gibt es ein farbenprächtiges Wandgemälde und am zweiten wird gerade daran gearbeitet. Michaela aus Würzburg verdient sich bereits seit 9 Jahren so ihren Lebensunterhalt. Ihre Handschrift kann man hier an vielen Wänden wiederfinden.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zknlkluoofdxmbyy

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